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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Darauf fuhr ich auf das Landgut des Hrn. v Stock-
maier
in Nußdorf. Der Weg dahin ist nur eine hal-
be Stunde vom Thor, und man bekommt weder am
Morgen noch am Abend die Sonne ins Gesicht. An dem
Dorfe haben 9. Herrschaften Antheil und jede hat ihren ei-
genen Richter da. Hrn. von Stockmaier gehören von
seiner Frau her nur 18. Häuser. Aus dem Edelmänni-
schen ehemals verfallenen Hofe hat er ein sehr bequemes
Landhaus gemacht.

Man sieht vorne den Garten, das Dorf, die Do-
nau,
den Wald, und über die Donau die Brücke nach
Böhmen vor sich. Aus manchem Zimmer überschaut
man einen Theil der Stadt, und hat immer die Mün-
ster- oder Stephanskirche im Gesicht. Neben dem
Schlafzimmer ist durch ein Oratorium für die katholische
Frau v. Stockmaier, eine Verbindung mit der Kirche
im Orte gemacht worden, die surprenant ist. Ueber-
haupt steht das Haus am Berge, und in die alte gothi-
sche Form, die es hatte, ist so viel Geschmack hineinge-
bracht worden, als möglich. Wo vorher Heuböden wa-
ren, da sind jetzt Arbeitszimmer. Ringsum liegen viele
Güter, und noch kürzlich wurde für 2000. Gulden viel
gekauft. In der Kelter ist die Einrichtung so gemacht,
daß die Weinlese aus dem Berge in die Trotte fließt.
Neben dem Keller ist ein Obstkeller, wo das schönste
Obst auf Repositorien, nicht auf Hurden liegt. Der fern-
dige hiesige Wein war schon sehr hell, feurig, und doch
war die Gährung noch nicht ganz vorbei.

Man

Darauf fuhr ich auf das Landgut des Hrn. v Stock-
maier
in Nußdorf. Der Weg dahin iſt nur eine hal-
be Stunde vom Thor, und man bekommt weder am
Morgen noch am Abend die Sonne ins Geſicht. An dem
Dorfe haben 9. Herrſchaften Antheil und jede hat ihren ei-
genen Richter da. Hrn. von Stockmaier gehoͤren von
ſeiner Frau her nur 18. Haͤuſer. Aus dem Edelmaͤnni-
ſchen ehemals verfallenen Hofe hat er ein ſehr bequemes
Landhaus gemacht.

Man ſieht vorne den Garten, das Dorf, die Do-
nau,
den Wald, und uͤber die Donau die Bruͤcke nach
Boͤhmen vor ſich. Aus manchem Zimmer uͤberſchaut
man einen Theil der Stadt, und hat immer die Muͤn-
ſter- oder Stephanskirche im Geſicht. Neben dem
Schlafzimmer iſt durch ein Oratorium fuͤr die katholiſche
Frau v. Stockmaier, eine Verbindung mit der Kirche
im Orte gemacht worden, die ſurprenant iſt. Ueber-
haupt ſteht das Haus am Berge, und in die alte gothi-
ſche Form, die es hatte, iſt ſo viel Geſchmack hineinge-
bracht worden, als moͤglich. Wo vorher Heuboͤden wa-
ren, da ſind jetzt Arbeitszimmer. Ringsum liegen viele
Guͤter, und noch kuͤrzlich wurde fuͤr 2000. Gulden viel
gekauft. In der Kelter iſt die Einrichtung ſo gemacht,
daß die Weinleſe aus dem Berge in die Trotte fließt.
Neben dem Keller iſt ein Obſtkeller, wo das ſchoͤnſte
Obſt auf Repoſitorien, nicht auf Hurden liegt. Der fern-
dige hieſige Wein war ſchon ſehr hell, feurig, und doch
war die Gaͤhrung noch nicht ganz vorbei.

Man
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[494/0532] Darauf fuhr ich auf das Landgut des Hrn. v Stock- maier in Nußdorf. Der Weg dahin iſt nur eine hal- be Stunde vom Thor, und man bekommt weder am Morgen noch am Abend die Sonne ins Geſicht. An dem Dorfe haben 9. Herrſchaften Antheil und jede hat ihren ei- genen Richter da. Hrn. von Stockmaier gehoͤren von ſeiner Frau her nur 18. Haͤuſer. Aus dem Edelmaͤnni- ſchen ehemals verfallenen Hofe hat er ein ſehr bequemes Landhaus gemacht. Man ſieht vorne den Garten, das Dorf, die Do- nau, den Wald, und uͤber die Donau die Bruͤcke nach Boͤhmen vor ſich. Aus manchem Zimmer uͤberſchaut man einen Theil der Stadt, und hat immer die Muͤn- ſter- oder Stephanskirche im Geſicht. Neben dem Schlafzimmer iſt durch ein Oratorium fuͤr die katholiſche Frau v. Stockmaier, eine Verbindung mit der Kirche im Orte gemacht worden, die ſurprenant iſt. Ueber- haupt ſteht das Haus am Berge, und in die alte gothi- ſche Form, die es hatte, iſt ſo viel Geſchmack hineinge- bracht worden, als moͤglich. Wo vorher Heuboͤden wa- ren, da ſind jetzt Arbeitszimmer. Ringsum liegen viele Guͤter, und noch kuͤrzlich wurde fuͤr 2000. Gulden viel gekauft. In der Kelter iſt die Einrichtung ſo gemacht, daß die Weinleſe aus dem Berge in die Trotte fließt. Neben dem Keller iſt ein Obſtkeller, wo das ſchoͤnſte Obſt auf Repoſitorien, nicht auf Hurden liegt. Der fern- dige hieſige Wein war ſchon ſehr hell, feurig, und doch war die Gaͤhrung noch nicht ganz vorbei. Man

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/532>, abgerufen am 24.11.2024.