Man erzählte heute, daß gestern beim letzten Se- gen des Pabsts*) um 3. Uhr eine alte Frau, die vom Knien nicht gleich wieder aufstehen konnte, niedergedrückt und todt getreten worden sei, und es fand sich wahr.
Hr. von Hayfeldt schätzte die letzte Fete, die der französische Botschafter wegen der Geburt des Dauphins gab, auf 14000. Gulden. Mehr als 1000. Bouteillen Champagnerwein wurden dabei getrunken oder gestoh- len. Er lies zwar alles kommen, muste aber Mauth, Zoll etc. bezahlen, denn die Gesandten haben diese Frei- heit verlohren, weil die Leute des vorigen französischen Botschafters sie misbrauchten, mehr, als sie brauchten, kommen liessen, und damit handelten.
Bemerkungen.
In vielen hiesigen Gassen lassen sich viele Zimmer gar nicht durchlüften, wenn man auch am frühen Morgen die obern Fenster öfnet, weil die Gassen zu eng sind.
Ein Zimmer einer einzelnen Person, wo ihr Bett und alles beisammen ist, kan ohne Aufwartung jährlich 100, und an einem guten Theile der Stadt 120, 130. Kaisergulden kosten.
Jeder-
*) Ein Mädchen, das des Pabsts Segen haben wollte, kam nach vielen Stunden heim, und sagte: Es wäre endlich Einer herausgekommen, der hätte immer mit der Hand gewinkt, daß es Nichts sei, daß sie heute umsonst warteten. -- Und das war die Gesti- kulation des Pabsts!
Man erzaͤhlte heute, daß geſtern beim letzten Se- gen des Pabſts*) um 3. Uhr eine alte Frau, die vom Knien nicht gleich wieder aufſtehen konnte, niedergedruͤckt und todt getreten worden ſei, und es fand ſich wahr.
Hr. von Hayfeldt ſchaͤtzte die letzte Fete, die der franzoͤſiſche Botſchafter wegen der Geburt des Dauphins gab, auf 14000. Gulden. Mehr als 1000. Bouteillen Champagnerwein wurden dabei getrunken oder geſtoh- len. Er lies zwar alles kommen, muſte aber Mauth, Zoll ꝛc. bezahlen, denn die Geſandten haben dieſe Frei- heit verlohren, weil die Leute des vorigen franzoͤſiſchen Botſchafters ſie misbrauchten, mehr, als ſie brauchten, kommen lieſſen, und damit handelten.
Bemerkungen.
In vielen hieſigen Gaſſen laſſen ſich viele Zimmer gar nicht durchluͤften, wenn man auch am fruͤhen Morgen die obern Fenſter oͤfnet, weil die Gaſſen zu eng ſind.
Ein Zimmer einer einzelnen Perſon, wo ihr Bett und alles beiſammen iſt, kan ohne Aufwartung jaͤhrlich 100, und an einem guten Theile der Stadt 120, 130. Kaiſergulden koſten.
Jeder-
*) Ein Maͤdchen, das des Pabſts Segen haben wollte, kam nach vielen Stunden heim, und ſagte: Es waͤre endlich Einer herausgekommen, der haͤtte immer mit der Hand gewinkt, daß es Nichts ſei, daß ſie heute umſonſt warteten. — Und das war die Geſti- kulation des Pabſts!
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Man erzaͤhlte heute, daß geſtern beim letzten Se-
gen des Pabſts *) um 3. Uhr eine alte Frau, die vom
Knien nicht gleich wieder aufſtehen konnte, niedergedruͤckt
und todt getreten worden ſei, und es fand ſich wahr.
Hr. von Hayfeldt ſchaͤtzte die letzte Fete, die der
franzoͤſiſche Botſchafter wegen der Geburt des Dauphins
gab, auf 14000. Gulden. Mehr als 1000. Bouteillen
Champagnerwein wurden dabei getrunken oder geſtoh-
len. Er lies zwar alles kommen, muſte aber Mauth,
Zoll ꝛc. bezahlen, denn die Geſandten haben dieſe Frei-
heit verlohren, weil die Leute des vorigen franzoͤſiſchen
Botſchafters ſie misbrauchten, mehr, als ſie brauchten,
kommen lieſſen, und damit handelten.
Bemerkungen.
In vielen hieſigen Gaſſen laſſen ſich viele Zimmer
gar nicht durchluͤften, wenn man auch am fruͤhen
Morgen die obern Fenſter oͤfnet, weil die Gaſſen zu eng
ſind.
Ein Zimmer einer einzelnen Perſon, wo ihr Bett
und alles beiſammen iſt, kan ohne Aufwartung jaͤhrlich
100, und an einem guten Theile der Stadt 120, 130.
Kaiſergulden koſten.
Jeder-
*) Ein Maͤdchen, das des Pabſts Segen haben wollte,
kam nach vielen Stunden heim, und ſagte: Es waͤre
endlich Einer herausgekommen, der haͤtte immer
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heute umſonſt warteten. — Und das war die Geſti-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/533>, abgerufen am 24.11.2024.
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