dige Exemplare. Eins kostet 300. Gulden. Ich blät- terte in dem noch einzig übrigen Exemplare, das Hr. von Jacquin hatte. Eine Tillandsia auf andern Bäumen ist gar schön ausgemalt.
Er hat sich übrigens auf seinen vorjährigen Reisen in Amerika sehr wohl erhalten, ist munter, gesprächig, sobald man mit ihm von seiner Wissenschaft spricht, und weit affabler als Hr. von Born. Er bat mich noch einmal zu kommen, weil sein Sohn ein kleines Natura- lienkabinet hätte, das ich sehen sollte. Man spricht hier, als wenn er nach Rußland gehen wollte, so gros ist sein Misvergnügen über die hiesigen Umstände. Guter Mann, du bist nicht der Einzige in Deutschland! --
Den 1sten Mai.
Dieser Monat fing mit einer empfindlichen Kälte an. Am frühen Morgen war auf dem Lande Eis, das Wagen trug, das frühe Obst und die Weinberge hatten sehr gelitten *). In der Stadt war die Luft unausstehlich rauh, alles hustete, viele bekamen das Fieber wieder, man fing von neuem an einzuheitzen, und ging mit Pel- zen und Müffen wieder herum.
Ich brachte einen Theil des Vormittags beim Däni- schen Hrn. Ges. Prediger Eckhof zu, wo wir über die Verfassung der Gesandschaftskapelle etc. etc. sprachen, wo-
bei
*) Der Schaden der Kälte in den Weinbergen war im Grunde ein Vortheil für die Gutsherren. Seither fragte niemand nach Wein und die Keller lagen voll. Seither war kein Preis in Wein, jetzt zog er auf ein- mahl an.
dige Exemplare. Eins koſtet 300. Gulden. Ich blaͤt- terte in dem noch einzig uͤbrigen Exemplare, das Hr. von Jacquin hatte. Eine Tillandſia auf andern Baͤumen iſt gar ſchoͤn ausgemalt.
Er hat ſich uͤbrigens auf ſeinen vorjaͤhrigen Reiſen in Amerika ſehr wohl erhalten, iſt munter, geſpraͤchig, ſobald man mit ihm von ſeiner Wiſſenſchaft ſpricht, und weit affabler als Hr. von Born. Er bat mich noch einmal zu kommen, weil ſein Sohn ein kleines Natura- lienkabinet haͤtte, das ich ſehen ſollte. Man ſpricht hier, als wenn er nach Rußland gehen wollte, ſo gros iſt ſein Misvergnuͤgen uͤber die hieſigen Umſtaͤnde. Guter Mann, du biſt nicht der Einzige in Deutſchland! —
Den 1ſten Mai.
Dieſer Monat fing mit einer empfindlichen Kaͤlte an. Am fruͤhen Morgen war auf dem Lande Eis, das Wagen trug, das fruͤhe Obſt und die Weinberge hatten ſehr gelitten *). In der Stadt war die Luft unausſtehlich rauh, alles huſtete, viele bekamen das Fieber wieder, man fing von neuem an einzuheitzen, und ging mit Pel- zen und Muͤffen wieder herum.
Ich brachte einen Theil des Vormittags beim Daͤni- ſchen Hrn. Geſ. Prediger Eckhof zu, wo wir uͤber die Verfaſſung der Geſandſchaftskapelle ꝛc. ꝛc. ſprachen, wo-
bei
*) Der Schaden der Kaͤlte in den Weinbergen war im Grunde ein Vortheil fuͤr die Gutsherren. Seither fragte niemand nach Wein und die Keller lagen voll. Seither war kein Preis in Wein, jetzt zog er auf ein- mahl an.
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dige Exemplare. Eins koſtet 300. Gulden. Ich blaͤt-
terte in dem noch einzig uͤbrigen Exemplare, das Hr.
von Jacquin hatte. Eine Tillandſia auf andern
Baͤumen iſt gar ſchoͤn ausgemalt.
Er hat ſich uͤbrigens auf ſeinen vorjaͤhrigen Reiſen
in Amerika ſehr wohl erhalten, iſt munter, geſpraͤchig,
ſobald man mit ihm von ſeiner Wiſſenſchaft ſpricht, und
weit affabler als Hr. von Born. Er bat mich noch
einmal zu kommen, weil ſein Sohn ein kleines Natura-
lienkabinet haͤtte, das ich ſehen ſollte. Man ſpricht
hier, als wenn er nach Rußland gehen wollte, ſo gros
iſt ſein Misvergnuͤgen uͤber die hieſigen Umſtaͤnde. Guter
Mann, du biſt nicht der Einzige in Deutſchland! —
Den 1ſten Mai.
Dieſer Monat fing mit einer empfindlichen Kaͤlte
an. Am fruͤhen Morgen war auf dem Lande Eis, das
Wagen trug, das fruͤhe Obſt und die Weinberge hatten
ſehr gelitten *). In der Stadt war die Luft unausſtehlich
rauh, alles huſtete, viele bekamen das Fieber wieder,
man fing von neuem an einzuheitzen, und ging mit Pel-
zen und Muͤffen wieder herum.
Ich brachte einen Theil des Vormittags beim Daͤni-
ſchen Hrn. Geſ. Prediger Eckhof zu, wo wir uͤber die
Verfaſſung der Geſandſchaftskapelle ꝛc. ꝛc. ſprachen, wo-
bei
*) Der Schaden der Kaͤlte in den Weinbergen war im
Grunde ein Vortheil fuͤr die Gutsherren. Seither
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/572>, abgerufen am 26.11.2024.
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