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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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bei er mir folgendes sagte. Der vornehmsten Reichshof-
rathsfamilie, und der Kaufmannsfamilie kostet ihr Platz
in der Kirche jährlich nicht mehr, als einige Dukaten
am Neujahr an den Prediger. Die Dänische und
Schwedische Höfe würden freilich gern etwas zu einem
Bethause beitragen: aber jene Bequemlichkeit mache,
daß die Evangelischen so mit ihren Anstalten zaudern.
Es wären einige reiche Wittwen da, die etwas verma-
chen könnten, aber sie hätten Familie etc. -- Auch seine
Beichtkinder könnten es bei dem allgemeinen Ton der
Stadt nicht recht begreifen, daß er nicht täglich in die
Komödie gehe, immer schmause und spiele etc. -- Er
meint, zum Bethause und zu den nöthigen Fonds wür-
den wohl 15000. Thaler erfordert werden, aber man könn-
te dabei sehr viel auf Hamburg rechnen. Die beiden
protestantischen Prediger hier sind in kranken Tagen
und arbeitsamen Zeiten ohne alle Hülfe. Jetzt war der
einzige Kandidat Hr. Reismann aus Franken hier,
den man aber nicht gern hörte. Hr. Suck schont ihn,
damit er ihn in seinem Kurmonat August substituiren kan,
wo er mit einem Kavalier auf ein Landgut nahe bei Schön-
brunn
geht. Hr. Chemnitz hat das elende Nürn-
berg
er Gesangbuch in der Dänischen Kirche eingeführt.
Er hätte zu seiner Zeit schon einige bessere Sammlungen
haben können.

Den Abend brachte ich bei Hrn. General von Fries
zu. Seine Fr. Gemahlin war seither an der Kolik schreck-
lich krank gewesen, doch war sie nun wieder munter. Sein
holländisches Quispedoor auf dem Tische, wenn es gleich
von Silber zu seyn scheint, war eben nicht appetitlich.
Wir sprachen von Presburg und von den dortigen Ver-

fassungen.
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bei er mir folgendes ſagte. Der vornehmſten Reichshof-
rathsfamilie, und der Kaufmannsfamilie koſtet ihr Platz
in der Kirche jaͤhrlich nicht mehr, als einige Dukaten
am Neujahr an den Prediger. Die Daͤniſche und
Schwediſche Hoͤfe wuͤrden freilich gern etwas zu einem
Bethauſe beitragen: aber jene Bequemlichkeit mache,
daß die Evangeliſchen ſo mit ihren Anſtalten zaudern.
Es waͤren einige reiche Wittwen da, die etwas verma-
chen koͤnnten, aber ſie haͤtten Familie ꝛc. — Auch ſeine
Beichtkinder koͤnnten es bei dem allgemeinen Ton der
Stadt nicht recht begreifen, daß er nicht taͤglich in die
Komoͤdie gehe, immer ſchmauſe und ſpiele ꝛc. — Er
meint, zum Bethauſe und zu den noͤthigen Fonds wuͤr-
den wohl 15000. Thaler erfordert werden, aber man koͤnn-
te dabei ſehr viel auf Hamburg rechnen. Die beiden
proteſtantiſchen Prediger hier ſind in kranken Tagen
und arbeitſamen Zeiten ohne alle Huͤlfe. Jetzt war der
einzige Kandidat Hr. Reismann aus Franken hier,
den man aber nicht gern hoͤrte. Hr. Suck ſchont ihn,
damit er ihn in ſeinem Kurmonat Auguſt ſubſtituiren kan,
wo er mit einem Kavalier auf ein Landgut nahe bei Schoͤn-
brunn
geht. Hr. Chemnitz hat das elende Nuͤrn-
berg
er Geſangbuch in der Daͤniſchen Kirche eingefuͤhrt.
Er haͤtte zu ſeiner Zeit ſchon einige beſſere Sammlungen
haben koͤnnen.

Den Abend brachte ich bei Hrn. General von Fries
zu. Seine Fr. Gemahlin war ſeither an der Kolik ſchreck-
lich krank geweſen, doch war ſie nun wieder munter. Sein
hollaͤndiſches Quispedoor auf dem Tiſche, wenn es gleich
von Silber zu ſeyn ſcheint, war eben nicht appetitlich.
Wir ſprachen von Presburg und von den dortigen Ver-

faſſungen.
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[535/0573] bei er mir folgendes ſagte. Der vornehmſten Reichshof- rathsfamilie, und der Kaufmannsfamilie koſtet ihr Platz in der Kirche jaͤhrlich nicht mehr, als einige Dukaten am Neujahr an den Prediger. Die Daͤniſche und Schwediſche Hoͤfe wuͤrden freilich gern etwas zu einem Bethauſe beitragen: aber jene Bequemlichkeit mache, daß die Evangeliſchen ſo mit ihren Anſtalten zaudern. Es waͤren einige reiche Wittwen da, die etwas verma- chen koͤnnten, aber ſie haͤtten Familie ꝛc. — Auch ſeine Beichtkinder koͤnnten es bei dem allgemeinen Ton der Stadt nicht recht begreifen, daß er nicht taͤglich in die Komoͤdie gehe, immer ſchmauſe und ſpiele ꝛc. — Er meint, zum Bethauſe und zu den noͤthigen Fonds wuͤr- den wohl 15000. Thaler erfordert werden, aber man koͤnn- te dabei ſehr viel auf Hamburg rechnen. Die beiden proteſtantiſchen Prediger hier ſind in kranken Tagen und arbeitſamen Zeiten ohne alle Huͤlfe. Jetzt war der einzige Kandidat Hr. Reismann aus Franken hier, den man aber nicht gern hoͤrte. Hr. Suck ſchont ihn, damit er ihn in ſeinem Kurmonat Auguſt ſubſtituiren kan, wo er mit einem Kavalier auf ein Landgut nahe bei Schoͤn- brunn geht. Hr. Chemnitz hat das elende Nuͤrn- berger Geſangbuch in der Daͤniſchen Kirche eingefuͤhrt. Er haͤtte zu ſeiner Zeit ſchon einige beſſere Sammlungen haben koͤnnen. Den Abend brachte ich bei Hrn. General von Fries zu. Seine Fr. Gemahlin war ſeither an der Kolik ſchreck- lich krank geweſen, doch war ſie nun wieder munter. Sein hollaͤndiſches Quispedoor auf dem Tiſche, wenn es gleich von Silber zu ſeyn ſcheint, war eben nicht appetitlich. Wir ſprachen von Presburg und von den dortigen Ver- faſſungen. L l 4

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/573>, abgerufen am 26.11.2024.