Licht in die untern zu bringen, weil zu beiden Seiten Gastzimmer, Säle, Küchen, Traiteurswohnungen etc. sind, in der Decke von Zeit zu Zeit einige Roste ange- bracht, wodurch aber die Hellung nicht sehr vermehrt wird.
Die Avenüe dazu ist schön, aber Karl der 6te hatte den Geschmack, es nicht auf die kleine angenehme Höhe, sondern mitten in ein Loch ins Thal zu bauen. Man kömmt also von kleinen Bergen herab, und im Garten laufen einige Alleen den Berg hinauf. In einer von diesen sieht man auch das Lustschloß Gloriette.
In den Zimmern selber ist nichts besonders zu se- hen. Die Münchener sind meines Erachtens schöner.
Im Garten sieht man künstlich über einander geleg- te Ruinen mit Wasserfällen, -- einen Obelisk, den der Kaiser und seine verstorbene Mutter, nach der In- schrift, errichten lassen: man hat Hieroglyphen einge- hauen; besonders hoch ist er nicht: oben schmückt ihn ei- ne goldene Kugel. -- Eine Menagerie, die aber nicht mehr viel bedeutet. Das Vornehmste ist noch ein Ele- phant, der sehr jung aus Holland hieher gekommen, schnell gros gewachsen, aber ganz braun ist. Wir konn- ten ihn, wegen der Menge der Leute, nur durch das Git- ter in seinem Hofe herum spatzieren sehen, und seinen Wärter, den ich wegen der Fütterung sprechen wollte, fand ich nicht. Einer unter dem gemeinen Volke, der dem andern das Fressen des Thiers erklären wollte, sagte zu ihm: "Schauts, er hat halter sein Maul unterm "Hahls!!" Die andern Thiere sind arabische Schaafe, kleine Ziegen, Dammhirsche aus Amerika, einige Was- servögel etc. Die herrliche Voliere, die Franz der 1te
unter-
Licht in die untern zu bringen, weil zu beiden Seiten Gaſtzimmer, Saͤle, Kuͤchen, Traiteurswohnungen ꝛc. ſind, in der Decke von Zeit zu Zeit einige Roſte ange- bracht, wodurch aber die Hellung nicht ſehr vermehrt wird.
Die Avenuͤe dazu iſt ſchoͤn, aber Karl der 6te hatte den Geſchmack, es nicht auf die kleine angenehme Hoͤhe, ſondern mitten in ein Loch ins Thal zu bauen. Man koͤmmt alſo von kleinen Bergen herab, und im Garten laufen einige Alleen den Berg hinauf. In einer von dieſen ſieht man auch das Luſtſchloß Gloriette.
In den Zimmern ſelber iſt nichts beſonders zu ſe- hen. Die Muͤnchener ſind meines Erachtens ſchoͤner.
Im Garten ſieht man kuͤnſtlich uͤber einander geleg- te Ruinen mit Waſſerfaͤllen, — einen Obeliſk, den der Kaiſer und ſeine verſtorbene Mutter, nach der In- ſchrift, errichten laſſen: man hat Hieroglyphen einge- hauen; beſonders hoch iſt er nicht: oben ſchmuͤckt ihn ei- ne goldene Kugel. — Eine Menagerie, die aber nicht mehr viel bedeutet. Das Vornehmſte iſt noch ein Ele- phant, der ſehr jung aus Holland hieher gekommen, ſchnell gros gewachſen, aber ganz braun iſt. Wir konn- ten ihn, wegen der Menge der Leute, nur durch das Git- ter in ſeinem Hofe herum ſpatzieren ſehen, und ſeinen Waͤrter, den ich wegen der Fuͤtterung ſprechen wollte, fand ich nicht. Einer unter dem gemeinen Volke, der dem andern das Freſſen des Thiers erklaͤren wollte, ſagte zu ihm: „Schauts, er hat halter ſein Maul unterm „Hahls!!“ Die andern Thiere ſind arabiſche Schaafe, kleine Ziegen, Dammhirſche aus Amerika, einige Waſ- ſervoͤgel ꝛc. Die herrliche Voliere, die Franz der 1te
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bracht, wodurch aber die Hellung nicht ſehr vermehrt wird.
Die Avenuͤe dazu iſt ſchoͤn, aber Karl der 6te
hatte den Geſchmack, es nicht auf die kleine angenehme
Hoͤhe, ſondern mitten in ein Loch ins Thal zu bauen.
Man koͤmmt alſo von kleinen Bergen herab, und im
Garten laufen einige Alleen den Berg hinauf. In einer
von dieſen ſieht man auch das Luſtſchloß Gloriette.
In den Zimmern ſelber iſt nichts beſonders zu ſe-
hen. Die Muͤnchener ſind meines Erachtens ſchoͤner.
Im Garten ſieht man kuͤnſtlich uͤber einander geleg-
te Ruinen mit Waſſerfaͤllen, — einen Obeliſk, den
der Kaiſer und ſeine verſtorbene Mutter, nach der In-
ſchrift, errichten laſſen: man hat Hieroglyphen einge-
hauen; beſonders hoch iſt er nicht: oben ſchmuͤckt ihn ei-
ne goldene Kugel. — Eine Menagerie, die aber nicht
mehr viel bedeutet. Das Vornehmſte iſt noch ein Ele-
phant, der ſehr jung aus Holland hieher gekommen,
ſchnell gros gewachſen, aber ganz braun iſt. Wir konn-
ten ihn, wegen der Menge der Leute, nur durch das Git-
ter in ſeinem Hofe herum ſpatzieren ſehen, und ſeinen
Waͤrter, den ich wegen der Fuͤtterung ſprechen wollte,
fand ich nicht. Einer unter dem gemeinen Volke, der
dem andern das Freſſen des Thiers erklaͤren wollte, ſagte
zu ihm: „Schauts, er hat halter ſein Maul unterm
„Hahls!!“ Die andern Thiere ſind arabiſche Schaafe,
kleine Ziegen, Dammhirſche aus Amerika, einige Waſ-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/588>, abgerufen am 27.11.2024.
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