Im ganzen Hause hängen runde Glaslampen, wo- ein man das Oel auf den Boden gießt, der Tocht schwimmt auf einem blechernen Dreifus, diese machen sehr helle.
Auch ist eine eigene Kirche da; die kleinern gehen oben, die grössern unten hinein. In dieser Kirche sind schöne alte gemahlte Fenster.
Die Leute essen des Tags 7. Speisen, fast zuviel! Ihr Frühstück und Abendbrod ist ein Viertel von Ei- nem Laibbrod für jeden. Wer seinen Wein nicht trinkt, dem wird er am Sonnabend bezahlt. Im Speisesaal hängen eine Menge Generale an den Wänden abgebil- det, zur Ermunterung!
In jeder Klasse der obern Schulen steht ein billard, damit sie sich im Winter vergnügen können.
Im Hause tragen die Eleven die leinenen Kittel, welche die ganze Armee hat, sonst haben sie eine asch- graue Montur.
Man inokulirt die Jüngern jetzt im Hause selber. In der Stadt ist eine Apotheke für die Akademie, aber im Hause selber ist noch eine kleine für den Nothfall, und alle chirurgische Instrumente.
Im Rangirsaal ist das ganze Kaiserliche Haus abgemahlt.
Man hat viele Famulirbuben, die trommeln, pfei- fen, frisiren müssen, auch diese werden unterrichtet, und werden hernach meistens Unteroffiziere.
Kein Unteroffizier darf hier den Kadets im Ge- ringsten etwas befehlen, oder nur einwenden. Sie wer- den alle Fähndriche, Lieutenants etc. Man sagt auch zu allen Sie, zu den Kleinsten wie zu den Grösten.
Wer
Im ganzen Hauſe haͤngen runde Glaslampen, wo- ein man das Oel auf den Boden gießt, der Tocht ſchwimmt auf einem blechernen Dreifus, dieſe machen ſehr helle.
Auch iſt eine eigene Kirche da; die kleinern gehen oben, die groͤſſern unten hinein. In dieſer Kirche ſind ſchoͤne alte gemahlte Fenſter.
Die Leute eſſen des Tags 7. Speiſen, faſt zuviel! Ihr Fruͤhſtuͤck und Abendbrod iſt ein Viertel von Ei- nem Laibbrod fuͤr jeden. Wer ſeinen Wein nicht trinkt, dem wird er am Sonnabend bezahlt. Im Speiſeſaal haͤngen eine Menge Generale an den Waͤnden abgebil- det, zur Ermunterung!
In jeder Klaſſe der obern Schulen ſteht ein billard, damit ſie ſich im Winter vergnuͤgen koͤnnen.
Im Hauſe tragen die Eleven die leinenen Kittel, welche die ganze Armee hat, ſonſt haben ſie eine aſch- graue Montur.
Man inokulirt die Juͤngern jetzt im Hauſe ſelber. In der Stadt iſt eine Apotheke fuͤr die Akademie, aber im Hauſe ſelber iſt noch eine kleine fuͤr den Nothfall, und alle chirurgiſche Inſtrumente.
Im Rangirſaal iſt das ganze Kaiſerliche Haus abgemahlt.
Man hat viele Famulirbuben, die trommeln, pfei- fen, friſiren muͤſſen, auch dieſe werden unterrichtet, und werden hernach meiſtens Unteroffiziere.
Kein Unteroffizier darf hier den Kadets im Ge- ringſten etwas befehlen, oder nur einwenden. Sie wer- den alle Faͤhndriche, Lieutenants ꝛc. Man ſagt auch zu allen Sie, zu den Kleinſten wie zu den Groͤſten.
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Im ganzen Hauſe haͤngen runde Glaslampen, wo-
ein man das Oel auf den Boden gießt, der Tocht ſchwimmt
auf einem blechernen Dreifus, dieſe machen ſehr helle.
Auch iſt eine eigene Kirche da; die kleinern gehen
oben, die groͤſſern unten hinein. In dieſer Kirche ſind
ſchoͤne alte gemahlte Fenſter.
Die Leute eſſen des Tags 7. Speiſen, faſt zuviel!
Ihr Fruͤhſtuͤck und Abendbrod iſt ein Viertel von Ei-
nem Laibbrod fuͤr jeden. Wer ſeinen Wein nicht trinkt,
dem wird er am Sonnabend bezahlt. Im Speiſeſaal
haͤngen eine Menge Generale an den Waͤnden abgebil-
det, zur Ermunterung!
In jeder Klaſſe der obern Schulen ſteht ein billard,
damit ſie ſich im Winter vergnuͤgen koͤnnen.
Im Hauſe tragen die Eleven die leinenen Kittel,
welche die ganze Armee hat, ſonſt haben ſie eine aſch-
graue Montur.
Man inokulirt die Juͤngern jetzt im Hauſe ſelber.
In der Stadt iſt eine Apotheke fuͤr die Akademie, aber
im Hauſe ſelber iſt noch eine kleine fuͤr den Nothfall, und
alle chirurgiſche Inſtrumente.
Im Rangirſaal iſt das ganze Kaiſerliche Haus
abgemahlt.
Man hat viele Famulirbuben, die trommeln, pfei-
fen, friſiren muͤſſen, auch dieſe werden unterrichtet, und
werden hernach meiſtens Unteroffiziere.
Kein Unteroffizier darf hier den Kadets im Ge-
ringſten etwas befehlen, oder nur einwenden. Sie wer-
den alle Faͤhndriche, Lieutenants ꝛc. Man ſagt auch
zu allen Sie, zu den Kleinſten wie zu den Groͤſten.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/648>, abgerufen am 29.11.2024.
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