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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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sche Mikroskop, wobei wir die schwächste und stärkste
Vergrösserung an einem Mückenflügel probirten. Die
Eier bläst Herr Steiner in der Mitte aus, füllt sie mit
Sand und beigemischter Kleie aus, und verklebt oben die
Oefnung. Zuverlässig würden die Freunde der Natur
aus der Sammlung dieses vortreflichen Mannes viel
Schönes erfahren, wenn er meine Bitte Statt finden las-
sen, seine liebenswürdige Bescheidenheit überwinden, und
uns seine Beobachtungen mittheilen wollte. In seiner
Bibliothek stehen die besten Exegeten, Ascetiker, Mora-
listen und Prediger neben den neusten und lehrreichsten
Schriften der Naturkündiger. Wie ehrwürdig würde
die Klasse der Prediger überall werden, wenn sich unsre
jungen Kandidaten so einen edlen und auf eine wahrhaf-
tig weise und brauchbare Art geschäftigen Mann zum
Muster nehmen, und nebst dem Studium der Religion
auch die Offenbarungen Gottes in seiner Natur nicht ver-
säumen, oder irgend einen andern Zweig der Gelehrsam-
keit sich zur Beschäftigung, und zur Empfehlung wählen
wollten, wie z. B. Hr. Diak. Hörner an der Kreuzkir-
che, der die gelehrte Geschichte von Schwaben bearbei-
tet, und den ich auch hier aus Dankbarkeit und Hochach-
tung nennen muß! Aber leider! sind wir mit einer Men-
ge Kandidaten und Prediger versehen, die ihren Dienst
wie ein Handwerk ansehen, die dazu nöthige Geschicklich-
keit sich nicht einmal mit dem Eifer, womit mancher
Künstler und Professionist lernt und wandert, erwerben,
und wenn sie dann einmal eine Pfarre und eine Frau ha-
ben, die Güter der Kirche, die gewis manchem im Ueber-
flus gegeben sind, in Unthätigkeit verzehren, und weil sie
an der wahren Gelehrsamkeit keinen Geschmack finden,
zuletzt Bauern und Zehendknechte werden. Verzeihen

Sie
Zweiter Theil. C

ſche Mikroſkop, wobei wir die ſchwaͤchſte und ſtaͤrkſte
Vergroͤſſerung an einem Muͤckenfluͤgel probirten. Die
Eier blaͤſt Herr Steiner in der Mitte aus, fuͤllt ſie mit
Sand und beigemiſchter Kleie aus, und verklebt oben die
Oefnung. Zuverlaͤſſig wuͤrden die Freunde der Natur
aus der Sammlung dieſes vortreflichen Mannes viel
Schoͤnes erfahren, wenn er meine Bitte Statt finden laſ-
ſen, ſeine liebenswuͤrdige Beſcheidenheit uͤberwinden, und
uns ſeine Beobachtungen mittheilen wollte. In ſeiner
Bibliothek ſtehen die beſten Exegeten, Aſcetiker, Mora-
liſten und Prediger neben den neuſten und lehrreichſten
Schriften der Naturkuͤndiger. Wie ehrwuͤrdig wuͤrde
die Klaſſe der Prediger uͤberall werden, wenn ſich unſre
jungen Kandidaten ſo einen edlen und auf eine wahrhaf-
tig weiſe und brauchbare Art geſchaͤftigen Mann zum
Muſter nehmen, und nebſt dem Studium der Religion
auch die Offenbarungen Gottes in ſeiner Natur nicht ver-
ſaͤumen, oder irgend einen andern Zweig der Gelehrſam-
keit ſich zur Beſchaͤftigung, und zur Empfehlung waͤhlen
wollten, wie z. B. Hr. Diak. Hoͤrner an der Kreuzkir-
che, der die gelehrte Geſchichte von Schwaben bearbei-
tet, und den ich auch hier aus Dankbarkeit und Hochach-
tung nennen muß! Aber leider! ſind wir mit einer Men-
ge Kandidaten und Prediger verſehen, die ihren Dienſt
wie ein Handwerk anſehen, die dazu noͤthige Geſchicklich-
keit ſich nicht einmal mit dem Eifer, womit mancher
Kuͤnſtler und Profeſſioniſt lernt und wandert, erwerben,
und wenn ſie dann einmal eine Pfarre und eine Frau ha-
ben, die Guͤter der Kirche, die gewis manchem im Ueber-
flus gegeben ſind, in Unthaͤtigkeit verzehren, und weil ſie
an der wahren Gelehrſamkeit keinen Geſchmack finden,
zuletzt Bauern und Zehendknechte werden. Verzeihen

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[33/0071] ſche Mikroſkop, wobei wir die ſchwaͤchſte und ſtaͤrkſte Vergroͤſſerung an einem Muͤckenfluͤgel probirten. Die Eier blaͤſt Herr Steiner in der Mitte aus, fuͤllt ſie mit Sand und beigemiſchter Kleie aus, und verklebt oben die Oefnung. Zuverlaͤſſig wuͤrden die Freunde der Natur aus der Sammlung dieſes vortreflichen Mannes viel Schoͤnes erfahren, wenn er meine Bitte Statt finden laſ- ſen, ſeine liebenswuͤrdige Beſcheidenheit uͤberwinden, und uns ſeine Beobachtungen mittheilen wollte. In ſeiner Bibliothek ſtehen die beſten Exegeten, Aſcetiker, Mora- liſten und Prediger neben den neuſten und lehrreichſten Schriften der Naturkuͤndiger. Wie ehrwuͤrdig wuͤrde die Klaſſe der Prediger uͤberall werden, wenn ſich unſre jungen Kandidaten ſo einen edlen und auf eine wahrhaf- tig weiſe und brauchbare Art geſchaͤftigen Mann zum Muſter nehmen, und nebſt dem Studium der Religion auch die Offenbarungen Gottes in ſeiner Natur nicht ver- ſaͤumen, oder irgend einen andern Zweig der Gelehrſam- keit ſich zur Beſchaͤftigung, und zur Empfehlung waͤhlen wollten, wie z. B. Hr. Diak. Hoͤrner an der Kreuzkir- che, der die gelehrte Geſchichte von Schwaben bearbei- tet, und den ich auch hier aus Dankbarkeit und Hochach- tung nennen muß! Aber leider! ſind wir mit einer Men- ge Kandidaten und Prediger verſehen, die ihren Dienſt wie ein Handwerk anſehen, die dazu noͤthige Geſchicklich- keit ſich nicht einmal mit dem Eifer, womit mancher Kuͤnſtler und Profeſſioniſt lernt und wandert, erwerben, und wenn ſie dann einmal eine Pfarre und eine Frau ha- ben, die Guͤter der Kirche, die gewis manchem im Ueber- flus gegeben ſind, in Unthaͤtigkeit verzehren, und weil ſie an der wahren Gelehrſamkeit keinen Geſchmack finden, zuletzt Bauern und Zehendknechte werden. Verzeihen Sie Zweiter Theil. C

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/71>, abgerufen am 21.11.2024.