zimmer sind Büsten aus Marmor und Alabaster, die Welttheile vorstellend; jede hat 3000. Gulden gekostet.
In der Kapelle ist der Fußboden aus Marmor, Ja- spis, und Porphyr; ein Altar von schwarzem Ebenholz mit silbernen Basreliefs, die Geschichten aus dem Alten Testamente vorstellen: ein Kästchen mit Karneolen und Türkissen ganz besetzt, die Fensterthüren sind von Fels- krystallen mit eingeschnittenen Figuren, und überall sieht man eine Menge geschmolzenes Gold, woran die Arbeit unendlich, aber mit vielem Geschmack gemacht ist: un- zähliche Edelsteine; grosse orientalische Perlen; Bluts- tropfen Christi auf einem Stein; ein Finger von Pe- trus; die Hand von Johannes dem Täufer; antike Steine; viel durchbrochene Arbeit; die Kreuzigung Chri- sti in einer Kapsel von Holz geschnitten: Ein Kästchen woran 22. Pfund Gold sind, die Basreliefs daran stel- len das Paradies vor und sind von geschmolzenem Golde, alle Säulen daran sind gegossenes Gold; ein Nepo- mukknochen, auf einem Stativ von Brillanten; noch so ein Träger, der auf eine Million geschätzt wird. Am Antikenkästchen sitzen viele grosse und kleine Antiken, Säulen von Krystall auf Postementen von Lasurstein, darinnen etliche unschuldige Kinder, die Herodes umge- bracht, liegen sollen. Eine Monstranz, daran 23. Pfund arabisches Gold sind, von herrlicher Arbeit, und unbegreiflich schönem Schmelzwerk. Inwendig soll ein Stück von der Dornenkrone seyn, die unser Erlöser tra- gen muste, auch von dem Schwamm, aus dem er die letzte Erquickung trank; Dinge, auf die freilich kein Ver- nünftiger achtet: aber die Architektur, den richtigen Ge- schmack, die schöne Erfindung, die leichte Komposition,
die
C 4
zimmer ſind Buͤſten aus Marmor und Alabaſter, die Welttheile vorſtellend; jede hat 3000. Gulden gekoſtet.
In der Kapelle iſt der Fußboden aus Marmor, Ja- ſpis, und Porphyr; ein Altar von ſchwarzem Ebenholz mit ſilbernen Basreliefs, die Geſchichten aus dem Alten Teſtamente vorſtellen: ein Kaͤſtchen mit Karneolen und Tuͤrkiſſen ganz beſetzt, die Fenſterthuͤren ſind von Fels- kryſtallen mit eingeſchnittenen Figuren, und uͤberall ſieht man eine Menge geſchmolzenes Gold, woran die Arbeit unendlich, aber mit vielem Geſchmack gemacht iſt: un- zaͤhliche Edelſteine; groſſe orientaliſche Perlen; Bluts- tropfen Chriſti auf einem Stein; ein Finger von Pe- trus; die Hand von Johannes dem Taͤufer; antike Steine; viel durchbrochene Arbeit; die Kreuzigung Chri- ſti in einer Kapſel von Holz geſchnitten: Ein Kaͤſtchen woran 22. Pfund Gold ſind, die Basreliefs daran ſtel- len das Paradies vor und ſind von geſchmolzenem Golde, alle Saͤulen daran ſind gegoſſenes Gold; ein Nepo- mukknochen, auf einem Stativ von Brillanten; noch ſo ein Traͤger, der auf eine Million geſchaͤtzt wird. Am Antikenkaͤſtchen ſitzen viele groſſe und kleine Antiken, Saͤulen von Kryſtall auf Poſtementen von Laſurſtein, darinnen etliche unſchuldige Kinder, die Herodes umge- bracht, liegen ſollen. Eine Monſtranz, daran 23. Pfund arabiſches Gold ſind, von herrlicher Arbeit, und unbegreiflich ſchoͤnem Schmelzwerk. Inwendig ſoll ein Stuͤck von der Dornenkrone ſeyn, die unſer Erloͤſer tra- gen muſte, auch von dem Schwamm, aus dem er die letzte Erquickung trank; Dinge, auf die freilich kein Ver- nuͤnftiger achtet: aber die Architektur, den richtigen Ge- ſchmack, die ſchoͤne Erfindung, die leichte Kompoſition,
die
C 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0077"n="39"/><hirendition="#fr">zimmer</hi>ſind Buͤſten aus Marmor und Alabaſter, die<lb/>
Welttheile vorſtellend; jede hat 3000. Gulden gekoſtet.</p><lb/><p>In der <hirendition="#fr">Kapelle</hi> iſt der Fußboden aus Marmor, Ja-<lb/>ſpis, und Porphyr; ein <hirendition="#fr">Altar</hi> von ſchwarzem Ebenholz<lb/>
mit ſilbernen Basreliefs, die Geſchichten aus dem Alten<lb/>
Teſtamente vorſtellen: ein <hirendition="#fr">Kaͤſtchen</hi> mit Karneolen und<lb/>
Tuͤrkiſſen ganz beſetzt, die Fenſterthuͤren ſind von Fels-<lb/>
kryſtallen mit eingeſchnittenen Figuren, und uͤberall ſieht<lb/>
man eine Menge geſchmolzenes Gold, woran die Arbeit<lb/>
unendlich, aber mit vielem Geſchmack gemacht iſt: un-<lb/>
zaͤhliche <hirendition="#fr">Edelſteine;</hi> groſſe orientaliſche <hirendition="#fr">Perlen;</hi> Bluts-<lb/>
tropfen <hirendition="#fr">Chriſti</hi> auf einem Stein; ein Finger von <hirendition="#fr">Pe-<lb/>
trus;</hi> die Hand von <hirendition="#fr">Johannes</hi> dem Taͤufer; <hirendition="#fr">antike</hi><lb/>
Steine; viel durchbrochene Arbeit; die Kreuzigung <hirendition="#fr">Chri-<lb/>ſti</hi> in einer Kapſel von Holz geſchnitten: Ein <hirendition="#fr">Kaͤſtchen</hi><lb/>
woran 22. Pfund Gold ſind, die Basreliefs daran ſtel-<lb/>
len das Paradies vor und ſind von geſchmolzenem Golde,<lb/>
alle Saͤulen daran ſind gegoſſenes Gold; ein <hirendition="#fr">Nepo-<lb/>
mukknochen,</hi> auf einem Stativ von Brillanten; noch<lb/>ſo ein Traͤger, der auf eine Million geſchaͤtzt wird. Am<lb/><hirendition="#fr">Antikenkaͤſtchen</hi>ſitzen viele groſſe und kleine Antiken,<lb/>
Saͤulen von Kryſtall auf Poſtementen von Laſurſtein,<lb/>
darinnen etliche unſchuldige Kinder, die <hirendition="#fr">Herodes</hi> umge-<lb/>
bracht, liegen ſollen. Eine <hirendition="#fr">Monſtranz,</hi> daran 23.<lb/>
Pfund arabiſches Gold ſind, von herrlicher Arbeit, und<lb/>
unbegreiflich ſchoͤnem Schmelzwerk. Inwendig ſoll ein<lb/>
Stuͤck von der Dornenkrone ſeyn, die unſer Erloͤſer tra-<lb/>
gen muſte, auch von dem Schwamm, aus dem er die<lb/>
letzte Erquickung trank; Dinge, auf die freilich kein Ver-<lb/>
nuͤnftiger achtet: aber die Architektur, den richtigen Ge-<lb/>ſchmack, die ſchoͤne Erfindung, die leichte Kompoſition,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[39/0077]
zimmer ſind Buͤſten aus Marmor und Alabaſter, die
Welttheile vorſtellend; jede hat 3000. Gulden gekoſtet.
In der Kapelle iſt der Fußboden aus Marmor, Ja-
ſpis, und Porphyr; ein Altar von ſchwarzem Ebenholz
mit ſilbernen Basreliefs, die Geſchichten aus dem Alten
Teſtamente vorſtellen: ein Kaͤſtchen mit Karneolen und
Tuͤrkiſſen ganz beſetzt, die Fenſterthuͤren ſind von Fels-
kryſtallen mit eingeſchnittenen Figuren, und uͤberall ſieht
man eine Menge geſchmolzenes Gold, woran die Arbeit
unendlich, aber mit vielem Geſchmack gemacht iſt: un-
zaͤhliche Edelſteine; groſſe orientaliſche Perlen; Bluts-
tropfen Chriſti auf einem Stein; ein Finger von Pe-
trus; die Hand von Johannes dem Taͤufer; antike
Steine; viel durchbrochene Arbeit; die Kreuzigung Chri-
ſti in einer Kapſel von Holz geſchnitten: Ein Kaͤſtchen
woran 22. Pfund Gold ſind, die Basreliefs daran ſtel-
len das Paradies vor und ſind von geſchmolzenem Golde,
alle Saͤulen daran ſind gegoſſenes Gold; ein Nepo-
mukknochen, auf einem Stativ von Brillanten; noch
ſo ein Traͤger, der auf eine Million geſchaͤtzt wird. Am
Antikenkaͤſtchen ſitzen viele groſſe und kleine Antiken,
Saͤulen von Kryſtall auf Poſtementen von Laſurſtein,
darinnen etliche unſchuldige Kinder, die Herodes umge-
bracht, liegen ſollen. Eine Monſtranz, daran 23.
Pfund arabiſches Gold ſind, von herrlicher Arbeit, und
unbegreiflich ſchoͤnem Schmelzwerk. Inwendig ſoll ein
Stuͤck von der Dornenkrone ſeyn, die unſer Erloͤſer tra-
gen muſte, auch von dem Schwamm, aus dem er die
letzte Erquickung trank; Dinge, auf die freilich kein Ver-
nuͤnftiger achtet: aber die Architektur, den richtigen Ge-
ſchmack, die ſchoͤne Erfindung, die leichte Kompoſition,
die
C 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/77>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.