Saal die vorigen Churfürsten zu Pferde. Thierstücke, z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man den Pelz, die Wolle greifen könne. Sandrart's zwölf Monatsstücke. Ebendesselben Jäger mit Hasen auf dem Rücken. Als dies Stück ankam, sprang ein Hund an dem Hasen hinauf. -- So natürlich ist alles. Ein Herkules von Spagnoletto. Ein Mosaikenkabi- net. Gemälde von einem noch lebenden Dörner. Die Drehbank des verstorbenen Churfürsten. Ein Stück von Quintin Messis, der in Antwerpen erst ein Schmidt war. Christi Ausführung von Alb. Dü- rer, unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade- ler's Kupferstich, den ich in Paris im Cab. d'Estam- pes du Roi sah. Von Teniers ein Markt in einer niederländischen Stadt. Es sind gewis über tausend Figuren darauf, Köpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa- gen, Karren, Chaisen etc. und alles so leuchtend, so deut- lich, so sichtlich, so kennbar! Von Tintoret eine Ma- ria, wie sie unter dem Kreuze weint, da ist das Wühlen und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm- lich ausgedrückt. Von Alb. Dürer zwei Apostel mit einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im grossen Styl, und doch in der Nähe so glatt gemahlt, als wenn die Stücke geschliffen wären! Unter vielen Fa- miliengemälden hängen zwei Bataillenstücke, die mit unendlicher Mühsamkeit gemacht sind. Auch ein Cur- tiusse devovens von 1540. Bären von Domi- nicus Nollet. Tod und Gericht von Frank, wo alle Künste und Wissenschaften gestürzt da liegen. Ein Bergstück von Schönefeld. Bildnisse französischer Könige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto
Veen
Saal die vorigen Churfuͤrſten zu Pferde. Thierſtuͤcke, z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man den Pelz, die Wolle greifen koͤnne. Sandrart’s zwoͤlf Monatsſtuͤcke. Ebendeſſelben Jaͤger mit Haſen auf dem Ruͤcken. Als dies Stuͤck ankam, ſprang ein Hund an dem Haſen hinauf. — So natuͤrlich iſt alles. Ein Herkules von Spagnoletto. Ein Moſaikenkabi- net. Gemaͤlde von einem noch lebenden Doͤrner. Die Drehbank des verſtorbenen Churfuͤrſten. Ein Stuͤck von Quintin Meſſis, der in Antwerpen erſt ein Schmidt war. Chriſti Ausfuͤhrung von Alb. Duͤ- rer, unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade- ler’s Kupferſtich, den ich in Paris im Cab. d’Eſtam- pes du Roi ſah. Von Teniers ein Markt in einer niederlaͤndiſchen Stadt. Es ſind gewis uͤber tauſend Figuren darauf, Koͤpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa- gen, Karren, Chaiſen ꝛc. und alles ſo leuchtend, ſo deut- lich, ſo ſichtlich, ſo kennbar! Von Tintoret eine Ma- ria, wie ſie unter dem Kreuze weint, da iſt das Wuͤhlen und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm- lich ausgedruͤckt. Von Alb. Duͤrer zwei Apoſtel mit einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im groſſen Styl, und doch in der Naͤhe ſo glatt gemahlt, als wenn die Stuͤcke geſchliffen waͤren! Unter vielen Fa- miliengemaͤlden haͤngen zwei Bataillenſtuͤcke, die mit unendlicher Muͤhſamkeit gemacht ſind. Auch ein Cur- tiusſe devovens von 1540. Baͤren von Domi- nicus Nollet. Tod und Gericht von Frank, wo alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften geſtuͤrzt da liegen. Ein Bergſtuͤck von Schoͤnefeld. Bildniſſe franzoͤſiſcher Koͤnige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto
Veen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0085"n="47"/>
Saal die vorigen Churfuͤrſten zu Pferde. <hirendition="#fr">Thierſtuͤcke,</hi><lb/>
z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man<lb/>
den Pelz, die Wolle greifen koͤnne. <hirendition="#fr">Sandrart</hi>’s zwoͤlf<lb/>
Monatsſtuͤcke. Ebendeſſelben Jaͤger mit Haſen auf dem<lb/>
Ruͤcken. Als dies Stuͤck ankam, ſprang ein Hund an<lb/>
dem Haſen hinauf. — So natuͤrlich iſt alles. Ein<lb/><hirendition="#fr">Herkules</hi> von <hirendition="#fr">Spagnoletto.</hi> Ein <hirendition="#fr">Moſaikenkabi-<lb/>
net.</hi> Gemaͤlde von einem noch lebenden <hirendition="#fr">Doͤrner.</hi> Die<lb/><hirendition="#fr">Drehbank</hi> des verſtorbenen Churfuͤrſten. Ein Stuͤck<lb/>
von <hirendition="#fr">Quintin Meſſis,</hi> der in <hirendition="#fr">Antwerpen</hi> erſt ein<lb/><hirendition="#fr">Schmidt</hi> war. <hirendition="#fr">Chriſti</hi> Ausfuͤhrung von <hirendition="#fr">Alb. Duͤ-<lb/>
rer,</hi> unvergleichlich kolorirt, und das Original zu <hirendition="#fr">Sade-<lb/>
ler’s</hi> Kupferſtich, den ich in <hirendition="#fr">Paris</hi> im <hirendition="#aq">Cab. d’Eſtam-<lb/>
pes du Roi</hi>ſah. Von <hirendition="#fr">Teniers</hi> ein Markt in einer<lb/>
niederlaͤndiſchen Stadt. Es ſind gewis uͤber tauſend<lb/>
Figuren darauf, Koͤpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa-<lb/>
gen, Karren, Chaiſen ꝛc. und alles ſo leuchtend, ſo deut-<lb/>
lich, ſo ſichtlich, ſo kennbar! Von <hirendition="#fr">Tintoret</hi> eine <hirendition="#fr">Ma-<lb/>
ria,</hi> wie ſie unter dem Kreuze weint, da iſt das Wuͤhlen<lb/>
und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm-<lb/>
lich ausgedruͤckt. Von <hirendition="#fr">Alb. Duͤrer</hi> zwei Apoſtel mit<lb/>
einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im<lb/>
groſſen Styl, und doch in der Naͤhe ſo glatt gemahlt,<lb/>
als wenn die Stuͤcke geſchliffen waͤren! Unter vielen Fa-<lb/>
miliengemaͤlden haͤngen zwei <hirendition="#fr">Bataillenſtuͤcke,</hi> die mit<lb/>
unendlicher Muͤhſamkeit gemacht ſind. Auch ein <hirendition="#fr">Cur-<lb/>
tius</hi><hirendition="#aq">ſe devovens</hi> von 1540. <hirendition="#fr">Baͤren</hi> von <hirendition="#fr">Domi-<lb/>
nicus Nollet. Tod</hi> und <hirendition="#fr">Gericht</hi> von <hirendition="#fr">Frank,</hi> wo<lb/>
alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften geſtuͤrzt da liegen. Ein<lb/>
Bergſtuͤck von <hirendition="#fr">Schoͤnefeld.</hi> Bildniſſe franzoͤſiſcher<lb/>
Koͤnige von <hirendition="#fr">Rigaud.</hi> Vieles von <hirendition="#fr">Holbein, Otto</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Veen</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0085]
Saal die vorigen Churfuͤrſten zu Pferde. Thierſtuͤcke,
z. B. ein Wolf mit einer Ziege; ein Schaaf, wo man
den Pelz, die Wolle greifen koͤnne. Sandrart’s zwoͤlf
Monatsſtuͤcke. Ebendeſſelben Jaͤger mit Haſen auf dem
Ruͤcken. Als dies Stuͤck ankam, ſprang ein Hund an
dem Haſen hinauf. — So natuͤrlich iſt alles. Ein
Herkules von Spagnoletto. Ein Moſaikenkabi-
net. Gemaͤlde von einem noch lebenden Doͤrner. Die
Drehbank des verſtorbenen Churfuͤrſten. Ein Stuͤck
von Quintin Meſſis, der in Antwerpen erſt ein
Schmidt war. Chriſti Ausfuͤhrung von Alb. Duͤ-
rer, unvergleichlich kolorirt, und das Original zu Sade-
ler’s Kupferſtich, den ich in Paris im Cab. d’Eſtam-
pes du Roi ſah. Von Teniers ein Markt in einer
niederlaͤndiſchen Stadt. Es ſind gewis uͤber tauſend
Figuren darauf, Koͤpfe, Vieh, Buden, Thiere, Wa-
gen, Karren, Chaiſen ꝛc. und alles ſo leuchtend, ſo deut-
lich, ſo ſichtlich, ſo kennbar! Von Tintoret eine Ma-
ria, wie ſie unter dem Kreuze weint, da iſt das Wuͤhlen
und Toben des Schmerzes im Mutterherzen unnachahm-
lich ausgedruͤckt. Von Alb. Duͤrer zwei Apoſtel mit
einem Buche in der Hand, und einem Faltenwurf im
groſſen Styl, und doch in der Naͤhe ſo glatt gemahlt,
als wenn die Stuͤcke geſchliffen waͤren! Unter vielen Fa-
miliengemaͤlden haͤngen zwei Bataillenſtuͤcke, die mit
unendlicher Muͤhſamkeit gemacht ſind. Auch ein Cur-
tius ſe devovens von 1540. Baͤren von Domi-
nicus Nollet. Tod und Gericht von Frank, wo
alle Kuͤnſte und Wiſſenſchaften geſtuͤrzt da liegen. Ein
Bergſtuͤck von Schoͤnefeld. Bildniſſe franzoͤſiſcher
Koͤnige von Rigaud. Vieles von Holbein, Otto
Veen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/85>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.