Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Vorrede. Schriftsteller schon in jungen Jahren sehr ange-strengt habe, weil ich keine Zeit habe, unsre neuste beste Bücher von der Art zu lesen, und mir also bey der Arbeit kein Muster wählen konnte. Jch muß es also gleich voraus sagen: Ueberall spricht meine Empfindung, meine Er- fahrung, und die kleine Kenntniß der Welt um mich herum. Jch habe keine andre Absicht da- bey, als die: Etwas Gemeinnütziges zu liefern, und Gutes zu stiften. Schon lange ist es mein geheimer, und öffentlich vor der Obrigkeit er- klärter Wunsch, daß ich nur irgendwo auf dem stillen Lande eine kleine, geschlossene Gemeinde zu unterrichten hätte, wo ich viel besser, viel of- fenherziger wirken, und auch mehr mir selber le- ben könnte. Und irre ich, oder darf ich meinen Ahndungen trauen? Um wie viel angenehmer wäre das Leben, wenn ich zur Sättigung des Verstandes, und zur Beschäftigung des Herzens Felder, Wiesen, Gärten, Thiere, Teiche und Flüsse vor mir hätte, und mir durch Religions- unterricht, und landwirthschaftliche Unterredun- gen das Zutrauen meiner Zuhörer erwerben könnte -- -- Um wie viel ruhiger, reizen- der, und leichter für die Vorbereitung auf Got- tes Ewigkeit wäre das Leben, als die saure, bittre
Vorrede. Schriftſteller ſchon in jungen Jahren ſehr ange-ſtrengt habe, weil ich keine Zeit habe, unſre neuſte beſte Bücher von der Art zu leſen, und mir alſo bey der Arbeit kein Muſter wählen konnte. Jch muß es alſo gleich voraus ſagen: Ueberall ſpricht meine Empfindung, meine Er- fahrung, und die kleine Kenntniß der Welt um mich herum. Jch habe keine andre Abſicht da- bey, als die: Etwas Gemeinnütziges zu liefern, und Gutes zu ſtiften. Schon lange iſt es mein geheimer, und öffentlich vor der Obrigkeit er- klärter Wunſch, daß ich nur irgendwo auf dem ſtillen Lande eine kleine, geſchloſſene Gemeinde zu unterrichten hätte, wo ich viel beſſer, viel of- fenherziger wirken, und auch mehr mir ſelber le- ben könnte. Und irre ich, oder darf ich meinen Ahndungen trauen? Um wie viel angenehmer wäre das Leben, wenn ich zur Sättigung des Verſtandes, und zur Beſchäftigung des Herzens Felder, Wieſen, Gärten, Thiere, Teiche und Flüſſe vor mir hätte, und mir durch Religions- unterricht, und landwirthſchaftliche Unterredun- gen das Zutrauen meiner Zuhörer erwerben könnte — — Um wie viel ruhiger, reizen- der, und leichter für die Vorbereitung auf Got- tes Ewigkeit wäre das Leben, als die ſaure, bittre
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Vorrede.
Schriftſteller ſchon in jungen Jahren ſehr ange-
ſtrengt habe, weil ich keine Zeit habe, unſre
neuſte beſte Bücher von der Art zu leſen, und
mir alſo bey der Arbeit kein Muſter wählen
konnte. Jch muß es alſo gleich voraus ſagen:
Ueberall ſpricht meine Empfindung, meine Er-
fahrung, und die kleine Kenntniß der Welt um
mich herum. Jch habe keine andre Abſicht da-
bey, als die: Etwas Gemeinnütziges zu liefern,
und Gutes zu ſtiften. Schon lange iſt es mein
geheimer, und öffentlich vor der Obrigkeit er-
klärter Wunſch, daß ich nur irgendwo auf dem
ſtillen Lande eine kleine, geſchloſſene Gemeinde
zu unterrichten hätte, wo ich viel beſſer, viel of-
fenherziger wirken, und auch mehr mir ſelber le-
ben könnte. Und irre ich, oder darf ich meinen
Ahndungen trauen? Um wie viel angenehmer
wäre das Leben, wenn ich zur Sättigung des
Verſtandes, und zur Beſchäftigung des Herzens
Felder, Wieſen, Gärten, Thiere, Teiche und
Flüſſe vor mir hätte, und mir durch Religions-
unterricht, und landwirthſchaftliche Unterredun-
gen das Zutrauen meiner Zuhörer erwerben
könnte — — Um wie viel ruhiger, reizen-
der, und leichter für die Vorbereitung auf Got-
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