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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Seine Vorschriften zur Liebe.
mußten sich blindlings dem Willen der Laune, der Hef-
tigkeit, der Grausamkeit, der Wollust, dem Kaufmanns-
geist ihrer Herren unterwerfen. Der verehrungswürdige
Wohlthäter des Menschengeschlechts sah diesen betrübten
Zustand mit Erbarmen an, und verbannte alle Vorur-
theile. Er predigte allgemeine Liebe, und riß die Schei-
dewand nieder, die sie zwischen Götzendienern und Juden
aufgestellt hatten. Alle seine Ermahnungen zielen dahin
ab, alle Menschen in Eine Familie, in Eine große Ge-
sellschaft zu verwandeln. Er will, daß wir die unum-
schränkte vollkommne Liebe Gottes zum Muster nehmen,
und ein liebevolles theilnehmendes Herz an allen Umstän-
den unsrer Mitbrüder beweisen sollen. Seyd barm-
herzig, sagt er, wie euer Vater im Himmel barm-
herzig ist.
(Luc. 6, 36.) Wir sollen die Bedürfnisse
unsrer Mitbrüder eben so, wie unsre eigene empfinden.
Die selige Gewohnheit, das Glück andrer Menschen zu
bauen, und nach Vermögen daran zu arbeiten, soll der
Charakter seiner Schüler seyn. Der kindische Haß, der
unter den verschiedenen Nationen der alten Welt einge-
wurzelt war, soll durch das Evangelium vertilgt werden.
Die Zuneigung, die wir sonst nur unsern Verwandten,
unsern Freunden, unsern Gönnern und Besörderern
schenken, soll sich auf alle Menschen erstrecken. So
wie Gott regnen läßt auf den Acker des From-
men und des Ungerechten, so wie seine Sonne über
der ganzen Erde aufgeht, und Licht, Fruchtbar-
keit, Leben und Wärme jedem Land mittheilt,

(Matth. 5, 45.) so soll auch der Heilige für alle leben,
sich nach seinen Kräften bemühen, das Elend andrer zu
vermindern, ihre Schmerzen zu erleichtern, ihre Wunden

zu

Seine Vorſchriften zur Liebe.
mußten ſich blindlings dem Willen der Laune, der Hef-
tigkeit, der Grauſamkeit, der Wolluſt, dem Kaufmanns-
geiſt ihrer Herren unterwerfen. Der verehrungswürdige
Wohlthäter des Menſchengeſchlechts ſah dieſen betrübten
Zuſtand mit Erbarmen an, und verbannte alle Vorur-
theile. Er predigte allgemeine Liebe, und riß die Schei-
dewand nieder, die ſie zwiſchen Götzendienern und Juden
aufgeſtellt hatten. Alle ſeine Ermahnungen zielen dahin
ab, alle Menſchen in Eine Familie, in Eine große Ge-
ſellſchaft zu verwandeln. Er will, daß wir die unum-
ſchränkte vollkommne Liebe Gottes zum Muſter nehmen,
und ein liebevolles theilnehmendes Herz an allen Umſtän-
den unſrer Mitbrüder beweiſen ſollen. Seyd barm-
herzig, ſagt er, wie euer Vater im Himmel barm-
herzig iſt.
(Luc. 6, 36.) Wir ſollen die Bedürfniſſe
unſrer Mitbrüder eben ſo, wie unſre eigene empfinden.
Die ſelige Gewohnheit, das Glück andrer Menſchen zu
bauen, und nach Vermögen daran zu arbeiten, ſoll der
Charakter ſeiner Schüler ſeyn. Der kindiſche Haß, der
unter den verſchiedenen Nationen der alten Welt einge-
wurzelt war, ſoll durch das Evangelium vertilgt werden.
Die Zuneigung, die wir ſonſt nur unſern Verwandten,
unſern Freunden, unſern Gönnern und Beſörderern
ſchenken, ſoll ſich auf alle Menſchen erſtrecken. So
wie Gott regnen läßt auf den Acker des From-
men und des Ungerechten, ſo wie ſeine Sonne über
der ganzen Erde aufgeht, und Licht, Fruchtbar-
keit, Leben und Wärme jedem Land mittheilt,

(Matth. 5, 45.) ſo ſoll auch der Heilige für alle leben,
ſich nach ſeinen Kräften bemühen, das Elend andrer zu
vermindern, ihre Schmerzen zu erleichtern, ihre Wunden

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[141/0147] Seine Vorſchriften zur Liebe. mußten ſich blindlings dem Willen der Laune, der Hef- tigkeit, der Grauſamkeit, der Wolluſt, dem Kaufmanns- geiſt ihrer Herren unterwerfen. Der verehrungswürdige Wohlthäter des Menſchengeſchlechts ſah dieſen betrübten Zuſtand mit Erbarmen an, und verbannte alle Vorur- theile. Er predigte allgemeine Liebe, und riß die Schei- dewand nieder, die ſie zwiſchen Götzendienern und Juden aufgeſtellt hatten. Alle ſeine Ermahnungen zielen dahin ab, alle Menſchen in Eine Familie, in Eine große Ge- ſellſchaft zu verwandeln. Er will, daß wir die unum- ſchränkte vollkommne Liebe Gottes zum Muſter nehmen, und ein liebevolles theilnehmendes Herz an allen Umſtän- den unſrer Mitbrüder beweiſen ſollen. Seyd barm- herzig, ſagt er, wie euer Vater im Himmel barm- herzig iſt. (Luc. 6, 36.) Wir ſollen die Bedürfniſſe unſrer Mitbrüder eben ſo, wie unſre eigene empfinden. Die ſelige Gewohnheit, das Glück andrer Menſchen zu bauen, und nach Vermögen daran zu arbeiten, ſoll der Charakter ſeiner Schüler ſeyn. Der kindiſche Haß, der unter den verſchiedenen Nationen der alten Welt einge- wurzelt war, ſoll durch das Evangelium vertilgt werden. Die Zuneigung, die wir ſonſt nur unſern Verwandten, unſern Freunden, unſern Gönnern und Beſörderern ſchenken, ſoll ſich auf alle Menſchen erſtrecken. So wie Gott regnen läßt auf den Acker des From- men und des Ungerechten, ſo wie ſeine Sonne über der ganzen Erde aufgeht, und Licht, Fruchtbar- keit, Leben und Wärme jedem Land mittheilt, (Matth. 5, 45.) ſo ſoll auch der Heilige für alle leben, ſich nach ſeinen Kräften bemühen, das Elend andrer zu vermindern, ihre Schmerzen zu erleichtern, ihre Wunden zu

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/147>, abgerufen am 24.11.2024.