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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Menschenliebe des Erlösers.
selber genug zu thun haben werden. Das geringste Glied
hat doch irgend ein Vermögen, für den ganzen Körper
zu wirken, und der schlechteste Mensch kann durch die
Barmherzigkeit Gottes gebessert, und in einen fruchtba-
ren Baum verwandelt werden. Ihn niederdonnern, und
zur Hölle schicken, ist Beleidigung für die ganze Welt.
Ihr habt die Schlüssel zum Himmel nicht, ihr, die ihr
so mit Unverstand für eure, nicht für Gottes Sache ei-
fert! Aufmuntern sollt ihr ihn, Liebe zur Tugend, Ver-
trauen auf Gott, den Wunsch besser zu werden sollt ihr
ihm einflößen, ihr, die ihr stärker an Erkenntniß
und Tugend seyd.
(Galat. 6, 1. 2.) Duldet ihn
Gott, den er eigentlich beleidigt, wie sollten wir ihn von
der Erde verbannen? Empfehlen wir ihn vielmehr den
Leitungen, den Erbarmungen Gottes, und sehen im Stil-
len zu, wie der Unendlich-Weise das traurige Gefolge
menschlicher Ausschweifungen in seinem sonst so wohl ge-
ordneten Staat zerstreut, oder in enge Gränzen einschließt,
auf seinem schnellen Lauf unterbricht und hemmt, oder
durch seine majestätische Wirkungen am Ende in Gutes
verwandelt.

Die Regeln Jesu Christi sind vortrefflich. Aber
noch wichtiger ist der Grund, wodurch er uns zu die-
ser Menschenliebe auffordert. Es ist wahr, schon die
Einrichtung der menschlichen Natur zwingt uns dazu.
Es ist wahr, unsre wechselseitigen Bedürfnisse lehren uns
leicht die Gesinnungen, die wir gegen andre haben sol-
len. Es ist wahr, bey wohlthätigen und edelmüthigen
Handlungen gefallen wir uns selber, da erheben wir uns
wieder zum Adel der Menschheit, da glimmet der Funke

wieder

Menſchenliebe des Erlöſers.
ſelber genug zu thun haben werden. Das geringſte Glied
hat doch irgend ein Vermögen, für den ganzen Körper
zu wirken, und der ſchlechteſte Menſch kann durch die
Barmherzigkeit Gottes gebeſſert, und in einen fruchtba-
ren Baum verwandelt werden. Ihn niederdonnern, und
zur Hölle ſchicken, iſt Beleidigung für die ganze Welt.
Ihr habt die Schlüſſel zum Himmel nicht, ihr, die ihr
ſo mit Unverſtand für eure, nicht für Gottes Sache ei-
fert! Aufmuntern ſollt ihr ihn, Liebe zur Tugend, Ver-
trauen auf Gott, den Wunſch beſſer zu werden ſollt ihr
ihm einflößen, ihr, die ihr ſtärker an Erkenntniß
und Tugend ſeyd.
(Galat. 6, 1. 2.) Duldet ihn
Gott, den er eigentlich beleidigt, wie ſollten wir ihn von
der Erde verbannen? Empfehlen wir ihn vielmehr den
Leitungen, den Erbarmungen Gottes, und ſehen im Stil-
len zu, wie der Unendlich-Weiſe das traurige Gefolge
menſchlicher Ausſchweifungen in ſeinem ſonſt ſo wohl ge-
ordneten Staat zerſtreut, oder in enge Gränzen einſchließt,
auf ſeinem ſchnellen Lauf unterbricht und hemmt, oder
durch ſeine majeſtätiſche Wirkungen am Ende in Gutes
verwandelt.

Die Regeln Jeſu Chriſti ſind vortrefflich. Aber
noch wichtiger iſt der Grund, wodurch er uns zu die-
ſer Menſchenliebe auffordert. Es iſt wahr, ſchon die
Einrichtung der menſchlichen Natur zwingt uns dazu.
Es iſt wahr, unſre wechſelſeitigen Bedürfniſſe lehren uns
leicht die Geſinnungen, die wir gegen andre haben ſol-
len. Es iſt wahr, bey wohlthätigen und edelmüthigen
Handlungen gefallen wir uns ſelber, da erheben wir uns
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[160/0166] Menſchenliebe des Erlöſers. ſelber genug zu thun haben werden. Das geringſte Glied hat doch irgend ein Vermögen, für den ganzen Körper zu wirken, und der ſchlechteſte Menſch kann durch die Barmherzigkeit Gottes gebeſſert, und in einen fruchtba- ren Baum verwandelt werden. Ihn niederdonnern, und zur Hölle ſchicken, iſt Beleidigung für die ganze Welt. Ihr habt die Schlüſſel zum Himmel nicht, ihr, die ihr ſo mit Unverſtand für eure, nicht für Gottes Sache ei- fert! Aufmuntern ſollt ihr ihn, Liebe zur Tugend, Ver- trauen auf Gott, den Wunſch beſſer zu werden ſollt ihr ihm einflößen, ihr, die ihr ſtärker an Erkenntniß und Tugend ſeyd. (Galat. 6, 1. 2.) Duldet ihn Gott, den er eigentlich beleidigt, wie ſollten wir ihn von der Erde verbannen? Empfehlen wir ihn vielmehr den Leitungen, den Erbarmungen Gottes, und ſehen im Stil- len zu, wie der Unendlich-Weiſe das traurige Gefolge menſchlicher Ausſchweifungen in ſeinem ſonſt ſo wohl ge- ordneten Staat zerſtreut, oder in enge Gränzen einſchließt, auf ſeinem ſchnellen Lauf unterbricht und hemmt, oder durch ſeine majeſtätiſche Wirkungen am Ende in Gutes verwandelt. Die Regeln Jeſu Chriſti ſind vortrefflich. Aber noch wichtiger iſt der Grund, wodurch er uns zu die- ſer Menſchenliebe auffordert. Es iſt wahr, ſchon die Einrichtung der menſchlichen Natur zwingt uns dazu. Es iſt wahr, unſre wechſelſeitigen Bedürfniſſe lehren uns leicht die Geſinnungen, die wir gegen andre haben ſol- len. Es iſt wahr, bey wohlthätigen und edelmüthigen Handlungen gefallen wir uns ſelber, da erheben wir uns wieder zum Adel der Menſchheit, da glimmet der Funke wieder

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/166>, abgerufen am 24.11.2024.