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Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.

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Seine Vorschriften zur Liebe.
wieder auf, der uns vom Bild Gottes noch übrig ist,
und unzertrennlich ist, wiederum Scham und unangeneh-
mes Gefühl mit harten und unartigen Begegnungen ver-
bunden. Es ist wahr, wir lieben eigentlich uns selber,
indem wir andern dienen; wir machen uns selber voll-
kommner, indem wir das gemeine Beste befördern.
Das ist die Sprache der Vernunft; aber nehmt nun da-
zu, was unser Erlöser sagt: Seyd in der Liebe voll-
kommen, wie euer Vater im Himmel vollkom-
men ist
(Matth. 5, 48.) Wenn ihr das thut, wird
euer Lohn groß seyn im Himmel, ihr werdet Kin-
der des Allerhöchsten seyn.
(Luc. 6, 35.) Die
Barmherzigkeit Gottes sey euer Muster, und eure stärk-
ste Auffoderung zur Barmherzigkeit. O Jesus Chri-
stus! wenn du redest, so ist doch jedes Wort eine Quelle,
und jeder Ausdruck ein Schatz! Weil der Herr sich über
uns erbarmt hat, und noch täglich erbarmt, weil der
Herr sich über alle Menschen erbarmt, und für alle seinen
Sohn gegeben hat, weil jeder Mensch in den Augen Got-
tes werthgeschätzt ist, weil Jesus alle Menschen bis in
den Tod geliebt hat, weil die Liebe Gottes und seines
Sohnes die aufrichtigste, die uneigennützigste, die bestän-
digste ist: so muß auch unser Wohlwollen mehr seyn, als
das bloße gute Herz, womit sich so viele vor Gott schmü-
cken, und glauben, daß das eigenthümliche Zierde des
Christen sey. Sorget dafür, daß eure Menschenliebe
aus der rechten Quelle fließe, aus einem Herzen, das
durch den Glauben geheiligt, und durch die Erfahrung
der unendlichen Liebe Gottes, die in Jesu Christo erschien,
von allem Haß gereinigt worden ist. Lieber, sagt Pau-
lus, verwirre, kränke, störe, beleidige, verurtheile den

nicht,
L

Seine Vorſchriften zur Liebe.
wieder auf, der uns vom Bild Gottes noch übrig iſt,
und unzertrennlich iſt, wiederum Scham und unangeneh-
mes Gefühl mit harten und unartigen Begegnungen ver-
bunden. Es iſt wahr, wir lieben eigentlich uns ſelber,
indem wir andern dienen; wir machen uns ſelber voll-
kommner, indem wir das gemeine Beſte befördern.
Das iſt die Sprache der Vernunft; aber nehmt nun da-
zu, was unſer Erlöſer ſagt: Seyd in der Liebe voll-
kommen, wie euer Vater im Himmel vollkom-
men iſt
(Matth. 5, 48.) Wenn ihr das thut, wird
euer Lohn groß ſeyn im Himmel, ihr werdet Kin-
der des Allerhöchſten ſeyn.
(Luc. 6, 35.) Die
Barmherzigkeit Gottes ſey euer Muſter, und eure ſtärk-
ſte Auffoderung zur Barmherzigkeit. O Jeſus Chri-
ſtus! wenn du redeſt, ſo iſt doch jedes Wort eine Quelle,
und jeder Ausdruck ein Schatz! Weil der Herr ſich über
uns erbarmt hat, und noch täglich erbarmt, weil der
Herr ſich über alle Menſchen erbarmt, und für alle ſeinen
Sohn gegeben hat, weil jeder Menſch in den Augen Got-
tes werthgeſchätzt iſt, weil Jeſus alle Menſchen bis in
den Tod geliebt hat, weil die Liebe Gottes und ſeines
Sohnes die aufrichtigſte, die uneigennützigſte, die beſtän-
digſte iſt: ſo muß auch unſer Wohlwollen mehr ſeyn, als
das bloße gute Herz, womit ſich ſo viele vor Gott ſchmü-
cken, und glauben, daß das eigenthümliche Zierde des
Chriſten ſey. Sorget dafür, daß eure Menſchenliebe
aus der rechten Quelle fließe, aus einem Herzen, das
durch den Glauben geheiligt, und durch die Erfahrung
der unendlichen Liebe Gottes, die in Jeſu Chriſto erſchien,
von allem Haß gereinigt worden iſt. Lieber, ſagt Pau-
lus, verwirre, kränke, ſtöre, beleidige, verurtheile den

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[161/0167] Seine Vorſchriften zur Liebe. wieder auf, der uns vom Bild Gottes noch übrig iſt, und unzertrennlich iſt, wiederum Scham und unangeneh- mes Gefühl mit harten und unartigen Begegnungen ver- bunden. Es iſt wahr, wir lieben eigentlich uns ſelber, indem wir andern dienen; wir machen uns ſelber voll- kommner, indem wir das gemeine Beſte befördern. Das iſt die Sprache der Vernunft; aber nehmt nun da- zu, was unſer Erlöſer ſagt: Seyd in der Liebe voll- kommen, wie euer Vater im Himmel vollkom- men iſt (Matth. 5, 48.) Wenn ihr das thut, wird euer Lohn groß ſeyn im Himmel, ihr werdet Kin- der des Allerhöchſten ſeyn. (Luc. 6, 35.) Die Barmherzigkeit Gottes ſey euer Muſter, und eure ſtärk- ſte Auffoderung zur Barmherzigkeit. O Jeſus Chri- ſtus! wenn du redeſt, ſo iſt doch jedes Wort eine Quelle, und jeder Ausdruck ein Schatz! Weil der Herr ſich über uns erbarmt hat, und noch täglich erbarmt, weil der Herr ſich über alle Menſchen erbarmt, und für alle ſeinen Sohn gegeben hat, weil jeder Menſch in den Augen Got- tes werthgeſchätzt iſt, weil Jeſus alle Menſchen bis in den Tod geliebt hat, weil die Liebe Gottes und ſeines Sohnes die aufrichtigſte, die uneigennützigſte, die beſtän- digſte iſt: ſo muß auch unſer Wohlwollen mehr ſeyn, als das bloße gute Herz, womit ſich ſo viele vor Gott ſchmü- cken, und glauben, daß das eigenthümliche Zierde des Chriſten ſey. Sorget dafür, daß eure Menſchenliebe aus der rechten Quelle fließe, aus einem Herzen, das durch den Glauben geheiligt, und durch die Erfahrung der unendlichen Liebe Gottes, die in Jeſu Chriſto erſchien, von allem Haß gereinigt worden iſt. Lieber, ſagt Pau- lus, verwirre, kränke, ſtöre, beleidige, verurtheile den nicht, L

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_erbauungsbuch_1785/167>, abgerufen am 24.11.2024.