Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Menschenliebe des Erlösers. das Herz verwunden, auch unsern großen Erlöser ge-kränkt haben. Es ist gewiß, daß ein ganzes Volk, eine prächtige Stadt, eine Menge reicher und angesehener Menschen seinen heiligen Zwecken im Weg gestanden, und ihn mit Verachtung belohnt hat. Es ist aber auch wahr, daß er als der höchste letzte Gesandte Gottes bey allen Schmähungen und Mißhandlungen doch seiner Be- stimmung treu geblieben, und mitten unter dem Jauch- zen der Fröhlichen und Entzückten die Stimme des Wei- sen, die Sprache der Wahrheit, die Klage des Freundes tönen ließ. Und nie muß ein Charakter auf Erden ge- wesen seyn, der so zärtlich lieben, so kraftvoll reden, so einnehmend handeln, so aufrichtig Theil nehmen, so dringend warnen, so unbeschreiblich schön weinen und seufzen konnte, wenn er seine Lieben unglücklich werden sah, als Jesus Christus. Stellt euch an die Thore von Jerusalem, und erwartet da etwas Großes und Rüh- rendes. Erwartet da einen Auftritt, der, so lange die Welt steht, nie wiederkehren wird, und der auch in der ältesten Geschichte seines Gleichen nicht gehabt, und ha- ben kann. Unser Erlöser kommt, und mit ihm ein un- übersehbarer Haufen von Anbetern und Verehrern. Die Luft ertönt von ihrem Geschrey. Jerusalem hört in der Ferne die Glückwünsche, die diesem wichtigen Mann von einem großen Theil der Nation laut zugerufen werden. Fremde und Bürger in der Stadt werden aufmerksam auf ihn. Alles geräth in Bewegung, einige wallen ihm entgegen und strömen zur Stadt hinaus, andre toben darüber, und sterben fast aus Neid und Mißgunst, das Volk umringt den neuen König, und legt, wie es im Morgenland Sitte ist, die Kleider an die Seite des Wegs,
Menſchenliebe des Erlöſers. das Herz verwunden, auch unſern großen Erlöſer ge-kränkt haben. Es iſt gewiß, daß ein ganzes Volk, eine prächtige Stadt, eine Menge reicher und angeſehener Menſchen ſeinen heiligen Zwecken im Weg geſtanden, und ihn mit Verachtung belohnt hat. Es iſt aber auch wahr, daß er als der höchſte letzte Geſandte Gottes bey allen Schmähungen und Mißhandlungen doch ſeiner Be- ſtimmung treu geblieben, und mitten unter dem Jauch- zen der Fröhlichen und Entzückten die Stimme des Wei- ſen, die Sprache der Wahrheit, die Klage des Freundes tönen ließ. Und nie muß ein Charakter auf Erden ge- weſen ſeyn, der ſo zärtlich lieben, ſo kraftvoll reden, ſo einnehmend handeln, ſo aufrichtig Theil nehmen, ſo dringend warnen, ſo unbeſchreiblich ſchön weinen und ſeufzen konnte, wenn er ſeine Lieben unglücklich werden ſah, als Jeſus Chriſtus. Stellt euch an die Thore von Jeruſalem, und erwartet da etwas Großes und Rüh- rendes. Erwartet da einen Auftritt, der, ſo lange die Welt ſteht, nie wiederkehren wird, und der auch in der älteſten Geſchichte ſeines Gleichen nicht gehabt, und ha- ben kann. Unſer Erlöſer kommt, und mit ihm ein un- überſehbarer Haufen von Anbetern und Verehrern. Die Luft ertönt von ihrem Geſchrey. Jeruſalem hört in der Ferne die Glückwünſche, die dieſem wichtigen Mann von einem großen Theil der Nation laut zugerufen werden. Fremde und Bürger in der Stadt werden aufmerkſam auf ihn. Alles geräth in Bewegung, einige wallen ihm entgegen und ſtrömen zur Stadt hinaus, andre toben darüber, und ſterben faſt aus Neid und Mißgunſt, das Volk umringt den neuen König, und legt, wie es im Morgenland Sitte iſt, die Kleider an die Seite des Wegs,
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Menſchenliebe des Erlöſers.
das Herz verwunden, auch unſern großen Erlöſer ge-
kränkt haben. Es iſt gewiß, daß ein ganzes Volk, eine
prächtige Stadt, eine Menge reicher und angeſehener
Menſchen ſeinen heiligen Zwecken im Weg geſtanden,
und ihn mit Verachtung belohnt hat. Es iſt aber auch
wahr, daß er als der höchſte letzte Geſandte Gottes bey
allen Schmähungen und Mißhandlungen doch ſeiner Be-
ſtimmung treu geblieben, und mitten unter dem Jauch-
zen der Fröhlichen und Entzückten die Stimme des Wei-
ſen, die Sprache der Wahrheit, die Klage des Freundes
tönen ließ. Und nie muß ein Charakter auf Erden ge-
weſen ſeyn, der ſo zärtlich lieben, ſo kraftvoll reden, ſo
einnehmend handeln, ſo aufrichtig Theil nehmen, ſo
dringend warnen, ſo unbeſchreiblich ſchön weinen und
ſeufzen konnte, wenn er ſeine Lieben unglücklich werden
ſah, als Jeſus Chriſtus. Stellt euch an die Thore von
Jeruſalem, und erwartet da etwas Großes und Rüh-
rendes. Erwartet da einen Auftritt, der, ſo lange die
Welt ſteht, nie wiederkehren wird, und der auch in der
älteſten Geſchichte ſeines Gleichen nicht gehabt, und ha-
ben kann. Unſer Erlöſer kommt, und mit ihm ein un-
überſehbarer Haufen von Anbetern und Verehrern. Die
Luft ertönt von ihrem Geſchrey. Jeruſalem hört in der
Ferne die Glückwünſche, die dieſem wichtigen Mann von
einem großen Theil der Nation laut zugerufen werden.
Fremde und Bürger in der Stadt werden aufmerkſam
auf ihn. Alles geräth in Bewegung, einige wallen ihm
entgegen und ſtrömen zur Stadt hinaus, andre toben
darüber, und ſterben faſt aus Neid und Mißgunſt, das
Volk umringt den neuen König, und legt, wie es im
Morgenland Sitte iſt, die Kleider an die Seite des
Wegs,
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