Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Ueble Folgen der Gleichgültigkeit. Thorheiten, Niederträchtigkeiten und Grausamkeitenzeugt er nicht! Für ihn ist kein Zügel übrig, als Furcht der Strafe, und Beschimpfung. Jn der Einsamkeit thut er alles; weil er keine Belohnungen, keine Bestra- fungen glaubt, so kämpft er nie mit sich selber; seinen aufsprudelnden Lüsten überläßt er sich plötzlich, so bald er durch keine Dämme mehr eingeschränkt ist; das große Gewicht der Ewigkeit empfindet er nicht; wenn er die reinste Unschuld befleckt hat, lacht er; wenn er einer Wittwe Thränen auspreßt, pralt er; er lebt im bestän- digen Krieg mit jedem andern, reißt von den Freuden der Erde so viel an sich, als er kann, hält sich jedes Mittel für erlaubt, trotzt jedem Unglück, will unbeugsam überall durchbrechen, wagt immer das Aeusserste, und erschrickt nicht, wenn zuletzt eigenes Blut an seinen Händen ge- rinnt -- Ach, umsonst sind alle Bemühungen, recht- schaffne Menschen zu werden, wenn wir nicht die Gnade des Erlösers zu Hülfe nehmen. Kehre dich zu mir, sagt er, ich erlöse dich. (Es. 44, 22.) Er, Er, Chri- sten! ist uns von Gott zur Quelle der Weisheit, zum Erwerber der Gerechtigkeit, zum Muster der Hei- ligung, und zum Urheber unsrer vollkommnen Erret- tung von Sünde und Tod bestimmt worden. (1 Cor. 1, 30.) So lang wir weder warm, noch kalt sind, (Offenb. Joh. 3, 15.) so lang wir nur den Schein eines gottseligen Wesens haben, aber seine Kraft verläugnen, (2 Timoth. 3, 5.) so lange werden wir auch nicht mit Weisheit und Ruhe zur Ewigkeit gehen, werden nie Stütze und Trost in den umwölkten Tagen ha- ben, die wir doch alle fürchten müssen. Jesus Christus hatte Stütze und Trost bey seinem schweren Leiden, bey seinen F 2
Ueble Folgen der Gleichgültigkeit. Thorheiten, Niederträchtigkeiten und Grauſamkeitenzeugt er nicht! Für ihn iſt kein Zügel übrig, als Furcht der Strafe, und Beſchimpfung. Jn der Einſamkeit thut er alles; weil er keine Belohnungen, keine Beſtra- fungen glaubt, ſo kämpft er nie mit ſich ſelber; ſeinen aufſprudelnden Lüſten überläßt er ſich plötzlich, ſo bald er durch keine Dämme mehr eingeſchränkt iſt; das große Gewicht der Ewigkeit empfindet er nicht; wenn er die reinſte Unſchuld befleckt hat, lacht er; wenn er einer Wittwe Thränen auspreßt, pralt er; er lebt im beſtän- digen Krieg mit jedem andern, reißt von den Freuden der Erde ſo viel an ſich, als er kann, hält ſich jedes Mittel für erlaubt, trotzt jedem Unglück, will unbeugſam überall durchbrechen, wagt immer das Aeuſſerſte, und erſchrickt nicht, wenn zuletzt eigenes Blut an ſeinen Händen ge- rinnt — Ach, umſonſt ſind alle Bemühungen, recht- ſchaffne Menſchen zu werden, wenn wir nicht die Gnade des Erlöſers zu Hülfe nehmen. Kehre dich zu mir, ſagt er, ich erlöſe dich. (Eſ. 44, 22.) Er, Er, Chri- ſten! iſt uns von Gott zur Quelle der Weisheit, zum Erwerber der Gerechtigkeit, zum Muſter der Hei- ligung, und zum Urheber unſrer vollkommnen Erret- tung von Sünde und Tod beſtimmt worden. (1 Cor. 1, 30.) So lang wir weder warm, noch kalt ſind, (Offenb. Joh. 3, 15.) ſo lang wir nur den Schein eines gottſeligen Weſens haben, aber ſeine Kraft verläugnen, (2 Timoth. 3, 5.) ſo lange werden wir auch nicht mit Weisheit und Ruhe zur Ewigkeit gehen, werden nie Stütze und Troſt in den umwölkten Tagen ha- ben, die wir doch alle fürchten müſſen. Jeſus Chriſtus hatte Stütze und Troſt bey ſeinem ſchweren Leiden, bey ſeinen F 2
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Ueble Folgen der Gleichgültigkeit.
Thorheiten, Niederträchtigkeiten und Grauſamkeiten
zeugt er nicht! Für ihn iſt kein Zügel übrig, als Furcht
der Strafe, und Beſchimpfung. Jn der Einſamkeit
thut er alles; weil er keine Belohnungen, keine Beſtra-
fungen glaubt, ſo kämpft er nie mit ſich ſelber; ſeinen
aufſprudelnden Lüſten überläßt er ſich plötzlich, ſo bald er
durch keine Dämme mehr eingeſchränkt iſt; das große
Gewicht der Ewigkeit empfindet er nicht; wenn er die
reinſte Unſchuld befleckt hat, lacht er; wenn er einer
Wittwe Thränen auspreßt, pralt er; er lebt im beſtän-
digen Krieg mit jedem andern, reißt von den Freuden der
Erde ſo viel an ſich, als er kann, hält ſich jedes Mittel
für erlaubt, trotzt jedem Unglück, will unbeugſam überall
durchbrechen, wagt immer das Aeuſſerſte, und erſchrickt
nicht, wenn zuletzt eigenes Blut an ſeinen Händen ge-
rinnt — Ach, umſonſt ſind alle Bemühungen, recht-
ſchaffne Menſchen zu werden, wenn wir nicht die Gnade
des Erlöſers zu Hülfe nehmen. Kehre dich zu mir,
ſagt er, ich erlöſe dich. (Eſ. 44, 22.) Er, Er, Chri-
ſten! iſt uns von Gott zur Quelle der Weisheit,
zum Erwerber der Gerechtigkeit, zum Muſter der Hei-
ligung, und zum Urheber unſrer vollkommnen Erret-
tung von Sünde und Tod beſtimmt worden. (1 Cor.
1, 30.) So lang wir weder warm, noch kalt ſind,
(Offenb. Joh. 3, 15.) ſo lang wir nur den Schein
eines gottſeligen Weſens haben, aber ſeine Kraft
verläugnen, (2 Timoth. 3, 5.) ſo lange werden wir
auch nicht mit Weisheit und Ruhe zur Ewigkeit gehen,
werden nie Stütze und Troſt in den umwölkten Tagen ha-
ben, die wir doch alle fürchten müſſen. Jeſus Chriſtus
hatte Stütze und Troſt bey ſeinem ſchweren Leiden, bey
ſeinen
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