Sander, Heinrich: Erbauungsbuch zur Beförderung wahrer Gottseligkeit. 3. Aufl. Leipzig, 1785.Ueble Folgen der Gleichgültigkeit. Herz noch beym letzten Odem das Urtheil spricht, daß wirihn nicht erwarten dürfen. Und geht nur, ihr Gleich- gültigen in der Religion! geht nur mit euren Gedanken in die andre Welt! Wißt ihr jene schreckliche Worte des Apostels! Wer auf sein Fleisch säet, der wird vom Fleisch das Verderben erndten? (s. Galat. 6, 8.) Der Jrrdischgesinnte, der Falsche, der Lieblose, der Un- reine wird in Ewigkeit bleiben, was er war. Seine häßliche Seele wird alle ihre Flecken, alle schwarze Be- gierden behalten. Die Neigungen und Fertigkeiten die- ses Lebens gehen mit dem Geist des Menschen hinüber, so wie der Christ seine Liebe zu Gott, seine Zärtlichkeit gegen Jesum Christum, seine Menschenliebe, seine Be- kanntschaft und seinen Geschmack an den Werken Gottes mitnimmt. Der Tod raubt uns nur unsre Vorzüge in der Welt, unsre Besitzungen, unsre Titel und Würden, aber den Grund der Seele verändert er nicht, er zerstört die Tugend nicht, er endigt das Laster nicht, mit der Seele dauret es fort, sucht überall Gegenstände zur Be- friedigung, und findet sie nicht, und wenn denn noch eine Menge Uebel, die die Schrift bald unter diesem, bald un- ter jenem Bild abmalt, das Elend des Sünders vergrös- sern, ihm jedes mit Unrecht genossene, oder zu theuer er- kaufte Vergnügen verbittern, wenn Reue, Scham, Ver- zweiflung, Vorwürfe, Gefühl seiner Verächtlichkeit, Neid und Mißgunst abwechseln in der verfinsterten Seele, und die verachtete Religion rächen! -- -- Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben erndten. Das sagt die Religion euch, Freunde und Verehrer unsers christlichen Glaubens! Freylich hat dieser Glaube schon hier seine Belchnungen, seine F 4
Ueble Folgen der Gleichgültigkeit. Herz noch beym letzten Odem das Urtheil ſpricht, daß wirihn nicht erwarten dürfen. Und geht nur, ihr Gleich- gültigen in der Religion! geht nur mit euren Gedanken in die andre Welt! Wißt ihr jene ſchreckliche Worte des Apoſtels! Wer auf ſein Fleiſch ſäet, der wird vom Fleiſch das Verderben erndten? (ſ. Galat. 6, 8.) Der Jrrdiſchgeſinnte, der Falſche, der Liebloſe, der Un- reine wird in Ewigkeit bleiben, was er war. Seine häßliche Seele wird alle ihre Flecken, alle ſchwarze Be- gierden behalten. Die Neigungen und Fertigkeiten die- ſes Lebens gehen mit dem Geiſt des Menſchen hinüber, ſo wie der Chriſt ſeine Liebe zu Gott, ſeine Zärtlichkeit gegen Jeſum Chriſtum, ſeine Menſchenliebe, ſeine Be- kanntſchaft und ſeinen Geſchmack an den Werken Gottes mitnimmt. Der Tod raubt uns nur unſre Vorzüge in der Welt, unſre Beſitzungen, unſre Titel und Würden, aber den Grund der Seele verändert er nicht, er zerſtört die Tugend nicht, er endigt das Laſter nicht, mit der Seele dauret es fort, ſucht überall Gegenſtände zur Be- friedigung, und findet ſie nicht, und wenn denn noch eine Menge Uebel, die die Schrift bald unter dieſem, bald un- ter jenem Bild abmalt, das Elend des Sünders vergröſ- ſern, ihm jedes mit Unrecht genoſſene, oder zu theuer er- kaufte Vergnügen verbittern, wenn Reue, Scham, Ver- zweiflung, Vorwürfe, Gefühl ſeiner Verächtlichkeit, Neid und Mißgunſt abwechſeln in der verfinſterten Seele, und die verachtete Religion rächen! — — Wer aber auf den Geiſt ſäet, der wird von dem Geiſt das ewige Leben erndten. Das ſagt die Religion euch, Freunde und Verehrer unſers chriſtlichen Glaubens! Freylich hat dieſer Glaube ſchon hier ſeine Belchnungen, ſeine F 4
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Ueble Folgen der Gleichgültigkeit.
Herz noch beym letzten Odem das Urtheil ſpricht, daß wir
ihn nicht erwarten dürfen. Und geht nur, ihr Gleich-
gültigen in der Religion! geht nur mit euren Gedanken
in die andre Welt! Wißt ihr jene ſchreckliche Worte des
Apoſtels! Wer auf ſein Fleiſch ſäet, der wird vom
Fleiſch das Verderben erndten? (ſ. Galat. 6, 8.)
Der Jrrdiſchgeſinnte, der Falſche, der Liebloſe, der Un-
reine wird in Ewigkeit bleiben, was er war. Seine
häßliche Seele wird alle ihre Flecken, alle ſchwarze Be-
gierden behalten. Die Neigungen und Fertigkeiten die-
ſes Lebens gehen mit dem Geiſt des Menſchen hinüber,
ſo wie der Chriſt ſeine Liebe zu Gott, ſeine Zärtlichkeit
gegen Jeſum Chriſtum, ſeine Menſchenliebe, ſeine Be-
kanntſchaft und ſeinen Geſchmack an den Werken Gottes
mitnimmt. Der Tod raubt uns nur unſre Vorzüge in
der Welt, unſre Beſitzungen, unſre Titel und Würden,
aber den Grund der Seele verändert er nicht, er zerſtört
die Tugend nicht, er endigt das Laſter nicht, mit der
Seele dauret es fort, ſucht überall Gegenſtände zur Be-
friedigung, und findet ſie nicht, und wenn denn noch eine
Menge Uebel, die die Schrift bald unter dieſem, bald un-
ter jenem Bild abmalt, das Elend des Sünders vergröſ-
ſern, ihm jedes mit Unrecht genoſſene, oder zu theuer er-
kaufte Vergnügen verbittern, wenn Reue, Scham, Ver-
zweiflung, Vorwürfe, Gefühl ſeiner Verächtlichkeit,
Neid und Mißgunſt abwechſeln in der verfinſterten Seele,
und die verachtete Religion rächen! — — Wer aber
auf den Geiſt ſäet, der wird von dem Geiſt das
ewige Leben erndten. Das ſagt die Religion euch,
Freunde und Verehrer unſers chriſtlichen Glaubens!
Freylich hat dieſer Glaube ſchon hier ſeine Belchnungen,
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