Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Adolf Friedrich V., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Altstrelitz, 14. April 1894.

Bild:
<< vorherige Seite

Kriegsregiment waren bei jedem Fahnlein von 400 Mann zween gemaine
Waibel
(Sergents), die, dem Feldwaibel untergeortnet, von den Landsknechten monat[-]
lich gewählt und gesetzt wurden .... Der Feldwaibel eines Fähnleins kam nach
dem Fähndrich und dem Hauptmann ... Augenscheinlich war dieser ältere Kriegs-
oder Feldwaibel eine bedeutendere Person als unser jetziger Feldwebel
. Schmeller
Bairisches Wörterbuch 4, 6. Weitere Belegstellen übergehe ich als zu weit ab-
liegend; bemerken aber muß und will ich, daß ich (s.o. die Stelle aus
Zinkgräf) den Ausdruck Sergeant als ein mit den fremden Truppen des 30.
jährigen Krieges eingeschleiftes Fremdwort betrachte, herstammend von dem
lateinischen serviens, vergleichen Königliche Hoheit z.B. auch in dem ausgezeich-
neten französischen Wörterbuch von Sachs-Villatte Ip. 1421b. Erst in meinem
Ergänzungs-Wörterbuch habe ich unter Sergeant (S. 478a) auf Sarjant (S 436a)
verwiesen und dazu aus den (auf der Großherzoglichen Bibliothek befindlichen)
Bildern aus der deutschen Vergengeiheit (Leipzig 1860) von Gustav Freytag
die Belege beigefügt: " Sarjent, romanisiertes Wort, ... bedeutet jeden
Krieger, der das Sar (saro, sbarawi, das Kettenhemd) ohne Ritterwaffen
trägt, den ... Fußsoldaten ..., Knappen.["]
2, I, 193, vgl.: Vom Sarwürker
[Sar-Wirker], der die Kettenpanzer verfertigte.
127. Hinzugefügt
habe ich einen Hinweis auf Schmeller's bairisches Wörterbuch, ohne die
Stelle ausführlich anzuführen. Ich glaube aber, Ew Königl. Hoheit
werden daraus die folgenden Anführungen hier nicht ungern lesen:
Der Sarwurch, Salwurch, "Salburch" Salwurcher, ehemals eine
Art der Kaltschmiede, die, wie der Plattenschlaher oder Plattner,
Theile der damaligen Rüstung verfertigten und wohl auch mit dieser in
Abgang gekommen sind "1392 dem Herzog Albrecht zu Straubing für VI.
Pfd. ein Pantzer kauft von dem Sarburchen zu Kelheim"
Freib. Samml. II 140. "Item dem Kanz Salburch vmb panzir,

Kriegsregiment waren bei jedem Fahnlein von 400 Mann zween gemaine
Waibel
(Sergents), die, dem Feldwaibel untergeortnet, von den Landsknechten monat[-]
lich gewählt und gesetzt wurden .... Der Feldwaibel eines Fähnleins kam nach
dem Fähndrich und dem Hauptmañ ... Augenscheinlich war dieser ältere Kriegs-
oder Feldwaibel eine bedeutendere Person als unser jetziger Feldwêbel
. Schmeller
Bairisches Wörterbuch 4, 6. Weitere Belegstellen übergehe ich als zu weit ab-
liegend; bemerken aber muß und will ich, daß ich (s.o. die Stelle aus
Zinkgräf) den Ausdruck Sergeant als ein mit den fremden Truppen des 30.
jährigen Krieges eingeschleiftes Fremdwort betrachte, herstam̃end von dem
lateinischen serviens, vergleichen Königliche Hoheit z.B. auch in dem ausgezeich-
neten französischen Wörterbuch von Sachs-Villatte Ip. 1421b. Erst in meinem
Ergänzungs-Wörterbuch habe ich unter Sergeant (S. 478a) auf Sarjant (S 436a)
verwiesen und dazu aus den (auf der Großherzoglichen Bibliothek befindlichen)
Bildern aus der deutschen Vergengeiheit (Leipzig 1860) von Gustav Freytag
die Belege beigefügt: „ Sarjent, romanisiertes Wort, ... bedeutet jeden
Krieger, der das Sar (saro, sbarawi, das Kettenhemd) ohne Ritterwaffen
trägt, den ... Fußsoldaten …, Knappen.[“]
2, I, 193, vgl.: Vom Sarwürker
[Sar-Wirker], der die Kettenpanzer verfertigte.
127. Hinzugefügt
habe ich einen Hinweis auf Schmeller’s bairisches Wörterbuch, ohne die
Stelle ausführlich anzuführen. Ich glaube aber, Ew Königl. Hoheit
werden daraus die folgenden Anführungen hier nicht ungern lesen:
Der Sarwurch, Salwurch, „Salburch“ Salwúrcher, ehemals eine
Art der Kaltschmiede, die, wie der Plattenschlaher oder Plattner,
Theile der damaligen Rüstung verfertigten und wohl auch mit dieser in
Abgang gekom̃en sind „1392 dem Herzog Albrecht zu Straubing für VI.
Pfd. ein Pantzer kauft von dem Sarburchen zu Kelheim“
Freib. Sam̃l. II 140. „Item dem Kanz Salburch vmb panzir,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><cit><quote><pb facs="#f0002" n="[1v]"/>
Kriegsregiment waren bei jedem Fahnlein von 400 Mann               zween <hi rendition="#u">gemaine<lb/>
Waibel</hi> (Sergents), die, dem <hi rendition="#u">Feldwaibel</hi> untergeortnet, von den Landsknechten monat<supplied>-</supplied><lb/>
lich gewählt und gesetzt wurden ....               Der <hi rendition="#u">Feldwaibel</hi> eines Fähnleins kam nach<lb/>
dem Fähndrich und               dem Hauptman&#x0303; ... Augenscheinlich war dieser ältere <hi rendition="#u">Kriegs-</hi><lb/>
oder <hi rendition="#u">Feldwaibel</hi> eine bedeutendere Person               als unser jetziger <hi rendition="#u">Feldwêbel</hi></quote></cit>. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118608533">Schmeller</persName></hi><lb/><choice><abbr>Bair. Wörterb.</abbr><expan>Bairisches Wörterbuch</expan></choice> 4, 6<note type="editorial"><bibl>Schmeller, Johann Andreas: Bayerisches               Wörterbuch. Vierter Theil. Stuttgart und Tübingen 1837, S. 6.</bibl><ref target="http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10378239_00044.html">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 28.04.2020.</ref></note>. Weitere           Belegstellen übergehe ich als zu weit ab-<lb/>
liegend; bemerken aber muß und will ich,           daß ich (s.o. die Stelle aus<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/11885870X">Zinkgräf</persName></hi>) den Ausdruck <hi rendition="#u">Sergeant</hi> als ein mit den           fremden Truppen des 30.<lb/>
jährigen Krieges eingeschleiftes Fremdwort betrachte,           herstam&#x0303;end von dem<lb/>
lateinischen <foreign rendition="#aq" xml:lang="lat">serviens</foreign>, vergleichen Königliche Hoheit z.B. auch in dem ausgezeich-<lb/>
neten französischen Wörterbuch von <hi rendition="#aq">Sachs-Villatte</hi> Ip. 1421<hi rendition="#sup">b</hi><note type="editorial"><bibl>Sachs, Karl; Villatte, Césaire:               Encyklopädisches französisch-deutsches und deutsch-französisches Wörterbuch. Große               Ausgabe.Erster Theil. 9., durchgesehene und verbesserte Stereotyp-Auflage. Berlin               1894, S. 1421.</bibl><ref target="https://archive.org/details/encyklopdische01sachuoft/page/1421">Online               verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 28.04.2020.</ref></note>. Erst in           meinem<lb/>
Ergänzungs-<choice><abbr>Wörterb.</abbr><expan>Wörterbuch</expan></choice> habe ich unter <hi rendition="#u">Sergeant</hi> (S. 478a) auf <hi rendition="#u">Sarjant</hi> (S 436a)<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel:               Ergänzungs-Wörterbuch der deutschen Sprache. Eine Vervollständigung und Erweiterung               aller bisher erschienen deutsch-sprachlichen Wörterbücher (einschließlich des               Grimm'schen). Mit Belegen von Luther bis auf die neueste Gegenwart. Berlin 1885, S.               436.</bibl><ref target="https://archive.org/details/bub_gb_mBQ9AAAAYAAJ_2/page/n543">Online               verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 07.12.2019.</ref></note><lb/>
verwiesen und           dazu aus den (auf der <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/5271392-1"><choice><abbr>Großherzogl.</abbr><expan>Großherzoglichen</expan></choice> Bibliothek</orgName> befindlichen)<lb/>
Bildern aus der deutschen           Vergengeiheit (Leipzig 1860) von <hi rendition="#aq"><persName ref="https://d-nb.info/gnd/118535455">Gustav Freytag</persName></hi><lb/>
die Belege           beigefügt: &#x201E;<cit><quote><hi rendition="#u">Sarjent</hi>, romanisiertes Wort, ... bedeutet jeden<lb/>
Krieger, der das <hi rendition="#u">Sar</hi> (<hi rendition="#aq">saro</hi>, <hi rendition="#aq"><add place="across">s</add>barawi</hi>, das Kettenhemd) ohne               Ritterwaffen<lb/>
trägt, den ... Fußsoldaten &#x2026;, Knappen.<supplied>&#x201C;</supplied></quote></cit> 2, I, 193,<note type="editorial"><bibl>Freytag, Gustav: Bilder aus der deutschen               Vergangenheit. Zweiter Band. Erste Abtheilung. Siebente vermehrte Auflage. Leipzig               1873, S. 193.</bibl><ref target="http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11158675_00205.html">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 29.04.2020.</ref></note> vgl.: <cit><quote>Vom <hi rendition="#u">Sarwürker</hi><lb/>
[Sar-Wirker], der die Kettenpanzer               verfertigte.</quote></cit> 127.<note type="editorial"><bibl>ebd., S. 129.</bibl><ref target="http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11158675_00139.html">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 29.04.2020.</ref></note> Hinzugefügt<lb/>
habe ich einen Hinweis auf <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118608533">Schmeller&#x2019;s</persName></hi> <choice><abbr>bair.</abbr><expan>bairisches</expan></choice> Wörterbuch, ohne die<lb/>
Stelle ausführlich anzuführen. Ich glaube aber, Ew           Königl. Hoheit<lb/>
werden daraus die folgenden Anführungen hier nicht ungern lesen:<lb/><cit><quote><hi rendition="#et">Der <hi rendition="#u">Sarwurch</hi>, <hi rendition="#u">Salwurch</hi>, &#x201E;<hi rendition="#u">Salburch&#x201C; Salwúrcher</hi>, ehemals eine</hi><lb/>
Art der Kaltschmiede,               die, wie der Plattenschlaher oder Plattner,<lb/>
Theile der damaligen Rüstung               verfertigten und wohl auch mit dieser in<lb/>
Abgang gekom&#x0303;en sind &#x201E;1392 dem Herzog               Albrecht zu Straubing für VI.<lb/>
Pfd. ein Pantzer kauft von dem <hi rendition="#u">Sarburchen</hi> zu Kelheim&#x201C;<lb/>
Freib. Sam&#x0303;l. II 140. &#x201E;Item dem Kanz <hi rendition="#u">Salburch</hi> vmb panzir,<lb/></quote></cit></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1v]/0002] Kriegsregiment waren bei jedem Fahnlein von 400 Mann zween gemaine Waibel (Sergents), die, dem Feldwaibel untergeortnet, von den Landsknechten monat- lich gewählt und gesetzt wurden .... Der Feldwaibel eines Fähnleins kam nach dem Fähndrich und dem Hauptmañ ... Augenscheinlich war dieser ältere Kriegs- oder Feldwaibel eine bedeutendere Person als unser jetziger Feldwêbel . Schmeller Bair. Wörterb. 4, 6. Weitere Belegstellen übergehe ich als zu weit ab- liegend; bemerken aber muß und will ich, daß ich (s.o. die Stelle aus Zinkgräf) den Ausdruck Sergeant als ein mit den fremden Truppen des 30. jährigen Krieges eingeschleiftes Fremdwort betrachte, herstam̃end von dem lateinischen serviens, vergleichen Königliche Hoheit z.B. auch in dem ausgezeich- neten französischen Wörterbuch von Sachs-Villatte Ip. 1421b. Erst in meinem Ergänzungs-Wörterb. habe ich unter Sergeant (S. 478a) auf Sarjant (S 436a) verwiesen und dazu aus den (auf der Großherzogl. Bibliothek befindlichen) Bildern aus der deutschen Vergengeiheit (Leipzig 1860) von Gustav Freytag die Belege beigefügt: „ Sarjent, romanisiertes Wort, ... bedeutet jeden Krieger, der das Sar (saro, sbarawi, das Kettenhemd) ohne Ritterwaffen trägt, den ... Fußsoldaten …, Knappen.“ 2, I, 193, vgl.: Vom Sarwürker [Sar-Wirker], der die Kettenpanzer verfertigte. 127. Hinzugefügt habe ich einen Hinweis auf Schmeller’s bair. Wörterbuch, ohne die Stelle ausführlich anzuführen. Ich glaube aber, Ew Königl. Hoheit werden daraus die folgenden Anführungen hier nicht ungern lesen: Der Sarwurch, Salwurch, „Salburch“ Salwúrcher, ehemals eine Art der Kaltschmiede, die, wie der Plattenschlaher oder Plattner, Theile der damaligen Rüstung verfertigten und wohl auch mit dieser in Abgang gekom̃en sind „1392 dem Herzog Albrecht zu Straubing für VI. Pfd. ein Pantzer kauft von dem Sarburchen zu Kelheim“ Freib. Sam̃l. II 140. „Item dem Kanz Salburch vmb panzir,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber. (2020-04-30T10:00:00Z)
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation. (2020-04-30T10:00:00Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894/2
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Adolf Friedrich V., Großherzog von Mecklenburg-Strelitz. Altstrelitz, 14. April 1894, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_erbgrossherzog_1894/2>, abgerufen am 21.11.2024.