Sanders, Daniel: Brief an das Reichskanzleramt. Altstrelitz, 30. Juli 1877.An das hohe Reichskanzler-Amt. In den Jahren 1859 bis 1865 ist mir von ein "Wör- Als ich mich zur Veröffentlichung meines Wörter- Gleichzeitig aber habe ich es auch als eine Pflicht heiten
An das hohe Reichskanzler-Amt. In den Jahren 1859 bis 1865 ist mir von ein „Wör- Als ich mich zur Veröffentlichung meines Wörter- Gleichzeitig aber habe ich es auch als eine Pflicht heiten
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0001" n="[1r]"/> <div type="letter" n="1"> <head>An das hohe <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/39894-9">Reichskanzler-Amt</orgName>.</head><lb/> <space dim="vertical"/><lb/> <p>In den Jahren 1859 bis 1865 ist mir von ein „<bibl>Wör-<lb/> terbuch der deutschen Sprache</bibl>“. „Mit Belegen von Luther<lb/> bis auf die Gegenwart“<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=MpREAAAAcAAJ">Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.02.2019.</ref><ref target="https://books.google.de/books?id=VjQTAAAAQAAJ">Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.02.2019.</ref><ref target="https://books.google.de/books?id=hyBJAAAAcAAJ">Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 11.02.2019.</ref></note> erschienen, in welchem – nicht<lb/> bloß für gelehrte Sprachforscher, sondern für alle Ge-<lb/> bildeten unseres Volkes <unclear reason="illegible" cert="low">berechneten</unclear> – Werke ich be-<lb/> strebt war, den unerschöpflichen Reichthum unserer wun-<lb/> dervollen Muttersprache in einem ihren innigsten We-<lb/> sen abgelauschten Anordnung möglichst vollständig, zu-<lb/> gleich aber auch möglichst kurz und übersichtlich den Nach-<lb/> schlagenden zugänglich zu machen.</p><lb/> <p>Als ich mich zur Veröffentlichung meines Wörter-<lb/> buchs entschloß, geschah es in voll<unclear reason="illegible" cert="low">bewustem</unclear> Hinblick<lb/> und Vertrauen auf ein bekanntes Wort des großen<lb/> Meisters <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118540238">Goethe</persName>:<lb/><cit rendition="#et"><quote>So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man<lb/> muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit<lb/> und Umständen das Möglichste gethan.<lb/></quote></cit> Und daß ich dies an meinem Wörterbuch in der<lb/> That gethan, diese Anerkennung ist mir in der Aufnah-<lb/> me geworden, welche mein Werk trotz aller ihm na-<lb/> türlicherweise anhaftenden Unvollkommenheiten und<lb/> Lücken sich überall errungen hat, wo die deutsche Zunge<lb/> klingt und der Sinn für das Studium unserer herrli-<lb/> chen Muttersprache lebt.<lb/></p> <p>Gleichzeitig aber habe ich es auch als eine Pflicht<lb/> gegen mich selbst und gegen das deutsche Volk erkannt,<lb/> keine Gelegenheit zur Beseitigung der Unvollkommen-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heiten</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1r]/0001]
An das hohe Reichskanzler-Amt.
In den Jahren 1859 bis 1865 ist mir von ein „Wör-
terbuch der deutschen Sprache“. „Mit Belegen von Luther
bis auf die Gegenwart“ erschienen, in welchem – nicht
bloß für gelehrte Sprachforscher, sondern für alle Ge-
bildeten unseres Volkes berechneten – Werke ich be-
strebt war, den unerschöpflichen Reichthum unserer wun-
dervollen Muttersprache in einem ihren innigsten We-
sen abgelauschten Anordnung möglichst vollständig, zu-
gleich aber auch möglichst kurz und übersichtlich den Nach-
schlagenden zugänglich zu machen.
Als ich mich zur Veröffentlichung meines Wörter-
buchs entschloß, geschah es in vollbewustem Hinblick
und Vertrauen auf ein bekanntes Wort des großen
Meisters Goethe:
So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man
muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit
und Umständen das Möglichste gethan.
Und daß ich dies an meinem Wörterbuch in der
That gethan, diese Anerkennung ist mir in der Aufnah-
me geworden, welche mein Werk trotz aller ihm na-
türlicherweise anhaftenden Unvollkommenheiten und
Lücken sich überall errungen hat, wo die deutsche Zunge
klingt und der Sinn für das Studium unserer herrli-
chen Muttersprache lebt.
Gleichzeitig aber habe ich es auch als eine Pflicht
gegen mich selbst und gegen das deutsche Volk erkannt,
keine Gelegenheit zur Beseitigung der Unvollkommen-
heiten
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Zitationshilfe: | Sanders, Daniel: Brief an das Reichskanzleramt. Altstrelitz, 30. Juli 1877, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_reichskanzleramt_1877/1>, abgerufen am 16.07.2024. |