Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Marien-Bild/ ungefehr einer Ellen groß/ nur mit vier Bildlein in einer Landschaft/ vom Titian gemahlt/ 3000 bezahlet. Es hat auch der löbliche Magistrat von Amsterdam/ zu Erweisung ihrer großen Begierde/ mit jetzigem König in Engelland in Einigkeit zu leben/ unter andern vielen köstlichen und schätzbaren Dingen/ ihme fünf Mahlerey-Stücke/ verehret: nämlich ein Marien-Bild/ in der Größe nur eines Papir-Bogens/ von Raphael gemahlt/ ein ander Marien-Bild/ und die Vermählung Christi mit S. Catharina von Verone, samt noch einem Stuck/ vom Titian, endlich das Contrafät eines Kunst-Liebhabers in seinem studio, von Antonio da Corregio verfärtigt/ welche sie aus des Herrn Renst Kunst-Cabinet alda erhoben/ und mit 25000 fl. baar bezahlet. Es sind auch mir/ für 2 Bücher mit Handrißen oder Zeichnungen vom Raphael, Julio Romano, Polidor und Titian Verones, und andern/ 3500 Gulden von dem hochberümten Herrn Residenten Spiring ins Gravenhaag bar bezahlt worden: gleichwie nicht minder/ von andern dergleichen Handrißen/ Kupferstucken/ und meinen übrigen Gemählen/ in fünf Tagen/ durch offentlichen Ausruff/ mir für 19121 Gulden reissend abgegangen. Wer das Glück und die Gelegenheit hat/ Käyser Ferdinand III und Erz-Herzog Leopold Wilhelm/ hohe Mahlerey-Liebhabere. der jetzt-regierenden Röm. Käys. Majestät Herrn Vatters/ Käyser Ferdinand des Dritten Glorwürdigsten Andenkens/ als grösten Liebhabers der Gemälde/ Schatz- und Kunst-Kammern in dero Käyser- und Königlichen Residenzen zu Wien und Prag/ ingleichen Erz-Herzog Leopold Wilhelms höchst-seeligen Andenkens Erz-Fürstliche Wohnung daselbst/ die neue Burg genant/ wie nicht minder Deren Schatz von Gemälden/ zu Wien und Prag. in den fürnehmsten Kirchen beyder Orten die Altar-Blätter (da auch einige von meiner Hand befindlich) zu besehen/ und den Kosten aller dahin-versamleten Kunst-Werke überschlagen solte/ würde ein solche Summa heraus bringen/ daß er/ für Verwunderung/ unsere Edle Mahlerey-Kunst für eine [Spaltenumbruch] solche preisen müste/ die keiner andern freyen Kunst zu weichen habe. Ich nun/ als ein Mit-ausüber und Nachfolger dieser löblichen Kunst/ welche mich hoffentlich dessen nicht unwürdig achten wird/ habe mich unterfangen/ dero Grund/ Art/ Eigenschaft und Wesen/ der vernünftigen Kunstliebenden Jugend/ soviel mir bewust/ vorzutragen/ weil hievon noch niemals etwas gründliches/ in Teutscher Sprache/ ans Liecht gekommen/ ich auch viel Jahre her/ von Antrieb des Autoris zu diesem Werk. unterschiedlichen hohen Potentaten und Fürsten/ fürnehmen Geist- und weltlichen Herren/ und besonderlich jetzt-florirenden vortrefflichen Gelehrten und Kunstliebenden unendlich hierum bin ersuchet und angesprochen worden. Daher ich endlich eine Begierde gefasset/ dem Apelles, Antigonus und Xenocrates nachzufolgen/ welche bey ihrer Nation diese Kunst in Bücher verfasset/ und damit/ nach ihrer Zeit/ Art und Wissenschaft/ alle Verborgenheit der Kunst ihren Kunst-Lehrlingen vor Augen gestellet und geoffenbaret. Ein Sprach-geübter/ hätte zwar dieses viel zierlicher können zuwegen bringen: es wäre aber zu besorgen/ maßen ich mit der Niemand/ als ein perfecter Mahler/ kan von der Mahlerey schreiben. Prob erfahren/ wann er nicht ein perfecter Mahler zugleich mit wäre/ daß er hierinn sich vielmals verlauffen/ und es ihme/ wie dem Phormio, (dessen in meiner obigen Eingangs-Rede erwehnet worden/) ergehen möchte. Weil niemand mit Eifer daran gewolt/ und ich lang vergebens auf andere gewartet/ als habe ich/ nachdem ich von vielen Jahren her den Stoff hierzu gesamlet/ zu passirung der Weile mir vorgenommen/ der Mahlerey-Kunst Grund und Eigenschaft in Teutscher Sprach/ als in dero Nation ich gebohren bin/ wiewol solche anjezt mir mehr fremd als andere ist/ so gut sie mir bekant/ zu verfassen/ und habe mich davon nichts abhalten/ sondern die Verbässerung dieser meiner Arbeit den verständigern hiermit überlassen wollen. [Abbildung]
[Spaltenumbruch] Marien-Bild/ ungefehr einer Ellen groß/ nur mit vier Bildlein in einer Landschaft/ vom Titian gemahlt/ 3000 bezahlet. Es hat auch der löbliche Magistrat von Amsterdam/ zu Erweisung ihrer großen Begierde/ mit jetzigem König in Engelland in Einigkeit zu leben/ unter andern vielen köstlichen und schätzbaren Dingen/ ihme fünf Mahlerey-Stücke/ verehret: nämlich ein Marien-Bild/ in der Größe nur eines Papir-Bogens/ von Raphaël gemahlt/ ein ander Marien-Bild/ und die Vermählung Christi mit S. Catharina von Verone, samt noch einem Stuck/ vom Titian, endlich das Contrafät eines Kunst-Liebhabers in seinem studio, von Antonio da Corregio verfärtigt/ welche sie aus des Herrn Renst Kunst-Cabinet alda erhoben/ und mit 25000 fl. baar bezahlet. Es sind auch mir/ für 2 Bücher mit Handrißen oder Zeichnungen vom Raphaël, Julio Romano, Polidor und Titian Verones, und andern/ 3500 Gulden von dem hochberümten Herrn Residenten Spiring ins Gravenhaag bar bezahlt worden: gleichwie nicht minder/ von andern dergleichen Handrißen/ Kupferstucken/ und meinen übrigen Gemählen/ in fünf Tagen/ durch offentlichen Ausruff/ mir für 19121 Gulden reissend abgegangen. Wer das Glück und die Gelegenheit hat/ Käyser Ferdinand III und Erz-Herzog Leopold Wilhelm/ hohe Mahlerey-Liebhabere. der jetzt-regierenden Röm. Käys. Majestät Herrn Vatters/ Käyser Ferdinand des Dritten Glorwürdigsten Andenkens/ als grösten Liebhabers der Gemälde/ Schatz- und Kunst-Kammern in dero Käyser- und Königlichen Residenzen zu Wien und Prag/ ingleichen Erz-Herzog Leopold Wilhelms höchst-seeligen Andenkens Erz-Fürstliche Wohnung daselbst/ die neue Burg genant/ wie nicht minder Deren Schatz von Gemälden/ zu Wien und Prag. in den fürnehmsten Kirchen beyder Orten die Altar-Blätter (da auch einige von meiner Hand befindlich) zu besehen/ und den Kosten aller dahin-versamleten Kunst-Werke überschlagen solte/ würde ein solche Summa heraus bringen/ daß er/ für Verwunderung/ unsere Edle Mahlerey-Kunst für eine [Spaltenumbruch] solche preisen müste/ die keiner andern freyen Kunst zu weichen habe. Ich nun/ als ein Mit-ausüber und Nachfolger dieser löblichen Kunst/ welche mich hoffentlich dessen nicht unwürdig achten wird/ habe mich unterfangen/ dero Grund/ Art/ Eigenschaft und Wesen/ der vernünftigen Kunstliebenden Jugend/ soviel mir bewust/ vorzutragen/ weil hievon noch niemals etwas gründliches/ in Teutscher Sprache/ ans Liecht gekommen/ ich auch viel Jahre her/ von Antrieb des Autoris zu diesem Werk. unterschiedlichen hohen Potentaten und Fürsten/ fürnehmen Geist- und weltlichen Herren/ und besonderlich jetzt-florirenden vortrefflichen Gelehrten und Kunstliebenden unendlich hierum bin ersuchet und angesprochen worden. Daher ich endlich eine Begierde gefasset/ dem Apelles, Antigonus und Xenocrates nachzufolgen/ welche bey ihrer Nation diese Kunst in Bücher verfasset/ und damit/ nach ihrer Zeit/ Art und Wissenschaft/ alle Verborgenheit der Kunst ihren Kunst-Lehrlingen vor Augen gestellet und geoffenbaret. Ein Sprach-geübter/ hätte zwar dieses viel zierlicher können zuwegen bringen: es wäre aber zu besorgen/ maßen ich mit der Niemand/ als ein perfecter Mahler/ kan von der Mahlerey schreiben. Prob erfahren/ wann er nicht ein perfecter Mahler zugleich mit wäre/ daß er hierinn sich vielmals verlauffen/ und es ihme/ wie dem Phormio, (dessen in meiner obigen Eingangs-Rede erwehnet worden/) ergehen möchte. Weil niemand mit Eifer daran gewolt/ und ich lang vergebens auf andere gewartet/ als habe ich/ nachdem ich von vielen Jahren her den Stoff hierzu gesamlet/ zu passirung der Weile mir vorgenommen/ der Mahlerey-Kunst Grund und Eigenschaft in Teutscher Sprach/ als in dero Nation ich gebohren bin/ wiewol solche anjezt mir mehr fremd als andere ist/ so gut sie mir bekant/ zu verfassen/ und habe mich davon nichts abhalten/ sondern die Verbässerung dieser meiner Arbeit den verständigern hiermit überlassen wollen. [Abbildung]
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Marien-Bild/ ungefehr einer Ellen groß/ nur mit vier Bildlein in einer Landschaft/ vom Titian gemahlt/ 3000 bezahlet. Es hat auch der löbliche Magistrat von Amsterdam/ zu Erweisung ihrer großen Begierde/ mit jetzigem König in Engelland in Einigkeit zu leben/ unter andern vielen köstlichen und schätzbaren Dingen/ ihme fünf Mahlerey-Stücke/ verehret: nämlich ein Marien-Bild/ in der Größe nur eines Papir-Bogens/ von Raphaël gemahlt/ ein ander Marien-Bild/ und die Vermählung Christi mit S. Catharina von Verone, samt noch einem Stuck/ vom Titian, endlich das Contrafät eines Kunst-Liebhabers in seinem studio, von Antonio da Corregio verfärtigt/ welche sie aus des Herrn Renst Kunst-Cabinet alda erhoben/ und mit 25000 fl. baar bezahlet. Es sind auch mir/ für 2 Bücher mit Handrißen oder Zeichnungen vom Raphaël, Julio Romano, Polidor und Titian Verones, und andern/ 3500 Gulden von dem hochberümten Herrn Residenten Spiring ins Gravenhaag bar bezahlt worden: gleichwie nicht minder/ von andern dergleichen Handrißen/ Kupferstucken/ und meinen übrigen Gemählen/ in fünf Tagen/ durch offentlichen Ausruff/ mir für 19121 Gulden reissend abgegangen.
Wer das Glück und die Gelegenheit hat/ der jetzt-regierenden Röm. Käys. Majestät Herrn Vatters/ Käyser Ferdinand des Dritten Glorwürdigsten Andenkens/ als grösten Liebhabers der Gemälde/ Schatz- und Kunst-Kammern in dero Käyser- und Königlichen Residenzen zu Wien und Prag/ ingleichen Erz-Herzog Leopold Wilhelms höchst-seeligen Andenkens Erz-Fürstliche Wohnung daselbst/ die neue Burg genant/ wie nicht minder in den fürnehmsten Kirchen beyder Orten die Altar-Blätter (da auch einige von meiner Hand befindlich) zu besehen/ und den Kosten aller dahin-versamleten Kunst-Werke überschlagen solte/ würde ein solche Summa heraus bringen/ daß er/ für Verwunderung/ unsere Edle Mahlerey-Kunst für eine
solche preisen müste/ die keiner andern freyen Kunst zu weichen habe.
Käyser Ferdinand III und Erz-Herzog Leopold Wilhelm/ hohe Mahlerey-Liebhabere.
Deren Schatz von Gemälden/ zu Wien und Prag.Ich nun/ als ein Mit-ausüber und Nachfolger dieser löblichen Kunst/ welche mich hoffentlich dessen nicht unwürdig achten wird/ habe mich unterfangen/ dero Grund/ Art/ Eigenschaft und Wesen/ der vernünftigen Kunstliebenden Jugend/ soviel mir bewust/ vorzutragen/ weil hievon noch niemals etwas gründliches/ in Teutscher Sprache/ ans Liecht gekommen/ ich auch viel Jahre her/ von unterschiedlichen hohen Potentaten und Fürsten/ fürnehmen Geist- und weltlichen Herren/ und besonderlich jetzt-florirenden vortrefflichen Gelehrten und Kunstliebenden unendlich hierum bin ersuchet und angesprochen worden. Daher ich endlich eine Begierde gefasset/ dem Apelles, Antigonus und Xenocrates nachzufolgen/ welche bey ihrer Nation diese Kunst in Bücher verfasset/ und damit/ nach ihrer Zeit/ Art und Wissenschaft/ alle Verborgenheit der Kunst ihren Kunst-Lehrlingen vor Augen gestellet und geoffenbaret.
Antrieb des Autoris zu diesem Werk.Ein Sprach-geübter/ hätte zwar dieses viel zierlicher können zuwegen bringen: es wäre aber zu besorgen/ maßen ich mit der Prob erfahren/ wann er nicht ein perfecter Mahler zugleich mit wäre/ daß er hierinn sich vielmals verlauffen/ und es ihme/ wie dem Phormio, (dessen in meiner obigen Eingangs-Rede erwehnet worden/) ergehen möchte. Weil niemand mit Eifer daran gewolt/ und ich lang vergebens auf andere gewartet/ als habe ich/ nachdem ich von vielen Jahren her den Stoff hierzu gesamlet/ zu passirung der Weile mir vorgenommen/ der Mahlerey-Kunst Grund und Eigenschaft in Teutscher Sprach/ als in dero Nation ich gebohren bin/ wiewol solche anjezt mir mehr fremd als andere ist/ so gut sie mir bekant/ zu verfassen/ und habe mich davon nichts abhalten/ sondern die Verbässerung dieser meiner Arbeit den verständigern hiermit überlassen wollen.
Niemand/ als ein perfecter Mahler/ kan von der Mahlerey schreiben.
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