Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre. Der Mahler/ mus auch die Anatomie, wegen der Musculen und Gebeine/ verstehen. Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/ [Spaltenumbruch] gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte Statue Der geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild. des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet. [Abbildung]
[Spaltenumbruch] Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre. Der Mahler/ mus auch die Anatomie, wegen der Musculen und Gebeine/ verstehen. Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/ [Spaltenumbruch] gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte Statue Der geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild. des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet. [Abbildung]
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I. D. Sandrart Invent. R. Collin fe. Antv. ]
Dieses haben alle vortrefliche Meister/ auch unter den Antichen/ wargenommen: wie ferner unter andern zu sehen an dem Laocoon, dessen linker Schenkel eine ganze Hand-breite länger/ als natürlich/ gemacht ist; und das darum/ weil das Bild sitzend von unten auf gesehen wird/ und daher zu kurz vorgekommen wäre.
Es ist endlich auch höchst-nötig/ daß man/ neben äuserlicher Proportion des Menschlichen Leibs/ auch von allen unter der Haut ligenden Musculen/ deren Ursprung/ Form und Würkung/ nicht weniger von den innern Gebeinen/
gründliche Wissenschaft habe: ohn welche man/ in den nackenden Bildern/ nur nach geraht-wol handlet/ und gleich wie der Blinde nach dem Ey schläget. Hierinnen nun der Jugend auch behülflich zu seyn/ weil ich/ wegen der Zeit-änge/ mit etlichen allbereit-gezeichneten Stucken von der Anatomie nicht zu Kupfer kommen können/ eine alte Statue des Palazzo Justiniani zu Rom/ nämlich den geschundenen Marsyas, hierbey in der Platte b vorstellig gemacht: woraus besagter Anatomie vörderer Theil/ mit ihren Gebeinen und Musculen/ zu genügen erscheinet.
Der Mahler/ mus auch die Anatomie, wegen der Musculen und Gebeine/ verstehen.
Der geschundene antiche Marsyas, ein Anatomie Bild.
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