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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können.

Heliodori Kirchen-Raub. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet.

Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie Attilae Flucht. dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Seine Werke nach Neapolis. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet:[Spaltenumbruch] Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset.

Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er Seine Caecilia zu Bononien. nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:

Pingant sola alii referantque coloribus ora:
Caeciliae os Raphael atque animum ex-
plicuit.

So also gedolmetschet worden:

Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/
In Raphaels Caecil ist Leben/ Fleisch und
Geist.

Zu Florenz eine Altar-Tafel.In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Andere seine Werke. Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.

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S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können.

Heliodori Kirchen-Raub. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet.

Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie Attilae Flucht. dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Seine Werke nach Neapolis. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet:[Spaltenumbruch] Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset.

Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er Seine Caecilia zu Bononien. nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift:

Pingant sola alii referantque coloribus ora:
Caeciliae os Raphaël atque animum ex-
plicuit.

So also gedolmetschet worden:

Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/
In Raphaëls Caecil ist Leben/ Fleisch und
Geist.

Zu Florenz eine Altar-Tafel.In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Andere seine Werke. Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.

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          <p><note place="right">Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> eine Altar-Tafel.</note>In der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2074">Herzoglichen Capell</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-964 http://d-nb.info/gnd/118649418 http://viaf.org/viaf/120155150"><hi rendition="#aq">S</hi>. Anna</persName> der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Jungfer Maria</persName> das <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christ-Kindlein</persName> darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese <note place="right">Andere seine Werke.</note> Tugenden abnehmen kan. In <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-249 http://d-nb.info/gnd/118640437 http://viaf.org/viaf/96579640">Papsts <hi rendition="#aq">Leonis</hi></persName> <hi rendition="#aq">Contraf</hi>ät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-577 http://www.geonames.org/2523920/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003928">Palermo</placeName></hi> mahlte er einen Creutztragenden <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christum</persName>/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-156 http://www.geonames.org/3176219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008546">Genua</placeName></hi> allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-577 http://www.geonames.org/2523920/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7003928">Palermo</placeName></hi> auf <hi rendition="#aq">Monte Oliveto</hi> gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden.</p>
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[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95]/0123] Gegenüber hat er gebildet die Gefängnis Petri/ der schläffet/ gebunden mit eisernen Ketten/ in einem sehr schrecklichen Kercker/ zwischen zweyen bewaffneten Kriegs-Knechten/ deren Waffen die Klarheit des hineinkommenden Engels so hell bestrahlet/ daß sie blicken nicht als gemahlet; sondern als recht poliret/ womit zugleich das ganze Gefängnis beleuchtet wird: Auserhalb desselben gehet S. Petrus mit dem Engel gleichsam noch traumend/ die Wächter entdecken in Gesichtern den Schrecken des Herzens/ wegen eröfneter eiserner Thüren/ unter andern wecket eine Schildwacht/ eine Fackel in der Hand haltend/ einen seiner Spießgesellen auf/ und werden von dem Glanz seiner Fackel ihrer aller Waffen beleuchtet/ auch ist der Rauch dieser Fackel und blinkende Mondschein überaus künstlich gemahlet/ so/ daß alle Mahler hieraus ein exempel guter Nacht-Stucke nehmen/ und die reflexiones recht zu mahlen lernen können. S. Peters Gefängnis in einem Nacht-Stuck. In eben dieser Cammer ist der Kirchen-Raub des Heliodori gebildet/ Papst Julius wird von den Palferniers getragen/ den Geitz aus der Kirchen zu jagen; ein Hauffen Volk/ Mann/ und Weiblichen Geschlechts machet Platz/ der zu Pferd sitzende Ritter rennet/ zwischen zweyen zu Fuß gehenden/ den Kirchen-Räuber mit großem Grimm an/ und schlagen ihn sehr hart/ übrige Räuber nehmen mit Schrecken die Flucht und werffen das geraubte hie und da nider: Der Priester Onias, mit Levitischen Kleidern angethan/ hebt Augen und Hände gen Himmel: Etliche Zuschauer stehen auf Piedestallen, andere halten sich an den Colonnen, und sehen diese Errettung mit großer Verwunderung an. An das Gewölb dieser Cammer hat er gleichfalls unterschiedliche Biblische Historien/ als wie GOtt dem Abraham die Vermehrung seines Samens verspricht: Die Opferung Isaacs/ den brennenden Busch Moysis/ alle mit großer Lieblichkeit und Geistreichen inventionen, gemahlet. Heliodori Kirchen-Raub. Damals starbe Papst Julius II. und folgte ihm auf dem Päpstlichen Stul nach Papst Leo X. welcher/ als ein Kunst-liebender Herr/ den Raphael in seiner Arbeit fortfahren ließ: Also contrafätete er den Papst/ und mahlte die Historie dabey/ wie er mit seiner benediction den grausamen Attila bey Monte Mario von Rom verjaget/ dieser Tyrann sitzet auf einem schwarzgeschwänzten Pferd/ bereit die Flucht zu geben. Unter andern/ in diesem Stuck befindlichen schönen Pferden ziehet ein Spanisch geflecktes aller anschauenden Augen auf sich/ beritten von einem mit Schuppen über den ganzen Leib bewafneten/ und aus der Trojanischen Colonne zierlich nachgebildeten Reiter/ welche Kriegs-Rüstung man für Crocodils-Häute halten will/ und weil zum öftern bey Abzug der Soldaten die Häuser angesteckt werden/ also steht auch hie Monte Mario in hellem Brand/ und sind in diesem Stuck sehr viel Contrafäte. Um diese Zeit machte er auch nach Neapolis eine Tafel/ und darein die Jungfrau Maria/ S. Hieronymum in Cardinals-habit, und den Engel Raphael, wie er den jungen Tobiam begleitet: Eben dorthin mahlte er für Leonello da Carpi, Herrn von Meldola, ein Marien-Bild/ in sittsamer Demut/ mit zusammen gelegten Händen/ ihren Sohn anbetend/ welches auch thun die dabey gebildete Elisabeth und Joseph, neben einem jungen S. Johannes, dem das Christ-Kindlein liebkoset. Attilae Flucht. Seine Werke nach Neapolis. Für den Cardinal S. Quadro, mahlte er nach Bolognia, eine Caecilia, deren schon oben gedacht worden/ in der Beschreibung des Francesco Francia: Sie wird beschienen von einem in der Höhe musicirenden Engel-Chor/ dessen lieblicher harmonia die Caecilia, wie entzucket zuhöret/ unten ligen allerhand Musicalische instrument, welche nicht gemahlet/ sondern natürlich scheinen/ eben wie auch ihr seidiner Flor und das anhabende Kleid aus einem Goldstuck: Die neben zu gebildete Maria Magdalena/ und andere/ geben in ihren Gebärden die Freude/ so sie in ihrem Herzen über der Caecilia Bekehrung befinden/ an Tag/ alles ist so lebhaft und natürlich gemahlet/ daß dieses Stuck alle darneben gehaltene Mahlerey gleichsam tödtet/ weil man in Ansehung desselben fast glauben muß/ daß sich alles darinn rege und bewege/ dannenhero ist es auch mit vielen Gedichten beehret worden/ und unter andern auch mit dieser Beyschrift: Seine Caecilia zu Bononien. Pingant sola alii referantque coloribus ora: Caeciliae os Raphaël atque animum ex- plicuit. So also gedolmetschet worden: Es mahl ein jeder nur so gut er kan und weist/ In Raphaëls Caecil ist Leben/ Fleisch und Geist. In der Herzoglichen Capell zu Florenz ist zu sehen von seiner Hand die Altar-Tafel/ in welcher die alte S. Anna der Jungfer Maria das Christ-Kindlein darreichet/ das so holdselig gebildet/ daß es alle Anschauende erfreuet/ so ist auch in dem Marien-Bild die Jungfräuliche Zucht und Erbarkeit/ mit einer anmuhtigen Lieblichkeit so wol vorgestellet/ daß man aus dem ganzen Gesicht diese Tugenden abnehmen kan. In Rom machte er noch eine große Tafel/ und in dieselbe unterschiedliche Cardinäle und des Papsts Leonis Contrafät/ darinn sind alle Figuren ganz rund und erhoben; die Kleidungen scheinen wie natürlicher Sammet/ Belzwerk und Damast/ so daß man meinen solte/ es müße rauschen und glänzen; Auf einem braunen Stul dabey ist eine güldine Kugel gemahlt/ in welcher man den Widerschein siehet von des Papsts aus Gold und Seiden gewirkter Kleidung; Das Liecht der Fenster/ das Gebäu der Kammer/ und alles übrige ist so gebildet/ daß sich kein Mahler etwas bäßers zu machen unterfangen kan. Nach Palermo mahlte er einen Creutztragenden Christum/ mit vielen schönen Eigenschaften ausgezieret/ dieses Stuck verunglückte zwar auf der See/ kam aber doch endlich zu Genua allein in seinem Kasten unbeschädiget an/ von dannen es nach Palermo auf Monte Oliveto gebracht/ und jederzeit in hohem Wehrt gehalten worden. Zu Florenz eine Altar-Tafel. Andere seine Werke.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 95]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/123>, abgerufen am 23.11.2024.