Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch]
Indem er nun je länger je mehr bekandt wurde/ bekam er so viel Arbeit/ daß ers unmöglich all mit eigner Hand verfärtigen konte/ dernthalben hielt er unterschiedliche discipel, welche in dem Päpstlichen Pallast arbeiteten/ indem er für andere große Herrn/ denen ers nicht abschlagen dorfte/ eigenhändig mahlte: Gedachte seine discipel aber kam er täglich zu besuchen/ und truge große Sorg/ damit alles wol und recht verfertiget würde/ nach seinen Zeichnungen und ordinanzien. Unter andern Gemälden in gedachtem Pallast/ wurde in einer Eine Brunst Kammer gemahlet der Brand in Borgo, welchen Papst Leo der IV. mit seiner Benediction löschet: Darinnen sind/ auf einer Seiten/ viele Wasser tragende Weiber zu sehen/ dern Kleider von dem Wind getrieben/ sich zierlich hin und her zu schwingen scheinen. Etliche sind sehr beschäftiget das Feuer in dem Rauch zu löschen: Ein betagter kranker Vatter wird von seinem Sohn/ wie/ bey Das berümte Werk von Aeneas von Troja gemacht. dem Virgilio, Anchises von Aenea, aus der Brunst getragen/ woran zu sehen/ wie der Tragende seine Stärke ängstiglich anwendet: So bezeuget eine Mutter gleichmäßige Liebe an ihrem Kinde/ welches dieselbe aus den Flammen reissend/ einen Mann über die Maur hinunter langt/ der es mitleidentlich/ sich auf die Zähen stellend/ der Mutter abnimmt/ eine andere Mutter treibet ihre Kinder für sich her/ damit sie nicht in der Brunst umkommen möchten. Dieses Stucks original model, von Raphaels eigner Hand/ auf ein Tafel mit Oelfarben gemacht/ hab ich in meinem Kunst-Cabinet, neben noch etlichen Raphaelischen Handrissen/ auf Papyr/ und wird billich mehr fur ein Wunder der Kunst/ als für ein Gemähl gehalten/ dannenhero/ obwol es manchmal um eine große Summa Gelds hätte mögen verkauft werden/ es wegen der unvergleichlichen Hand des Meisters/ und desselben vollkommener Wissenschaft in der Zeichenkunst nicht verlassen; sondern als ein besonders Kunst-Stuck aufbehalten worden/ zumal weil in Teutschland sehr wenig mehr von seiner Hand zu finden ist: Weßwegen dasselbe auch der berühmte Barlaeus und Jost von de Vondel mit ihren Poetischen Lobsprüchen geehret haben. In eben dieser Kammer hat er ein Werk gemacht/ darinnen unterschiedliche Türken aus den Schiffen zu Lande gebracht werden/ neben noch vielen andern Historien/ die er in klein auch in die Basennenten brachte/ und ist sich zu verwundern/ wie er doch alles so künst- und zierlich mit seinem Verstand ersinnen mögen: Das Gewölb dieser Kammer war von seinem Lehrmeister Pietro Perugino gemahlet/ dernthalben er es/ demselben zu Ehren unverderbet stehen ließe/ weil er von ihme/ den Anfang zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ erlernet. Nach dem Tod des Baumeisters Bramants lag ihm die ganze Last des Palast-Baues/ und darein nöhtiger Mahlereyen/ allein auf dem Hals/ und weil er dann nicht selber alles verfärtigen konte/ nahm er/ zu nöhtiger Arbeit/ in einem Saal und den Logien, zu Gehülffen an/ Gioanni da Udine in Groteschken und Thieren nach dem Leben zu bilden/ der auch zugleich die Sachen von stucco[Spaltenumbruch] machte: Julio Romano zu den Bildern/ wie auch Gioanni Francesco Penni, oder Parmisarro, Pierin del Vago, Pelegrin von Modena, Vincentio von S. Geminiano und Polidoro von Caravagio, welche die von ihme angeordnete Historien/ nach seinen ordinanzien, ausarbeiteten. Noch machte er in Rom alla Longarda, für seinen gar guten Freund Augustin Chisi, die vorderste Logie in seinem Pallast/ und in das Gewölb desselben/ den Raht der Götter im Himmel/ worein er viel aus den Antichen, mit großem Verstand/ sehr Die Vermählung derPsyche. anmuhtig gebracht: Ferner die Vermählung der Psyche, darinn Jupiter an einer Tafel bedienet wird/ über welche die drey Gratien Blumen streuen. An andern Orten dieses Gewölbs sind andere Bilder/ als Mercurius, Jupiter den Ganymedes küssend/ und eine Venus auf ihrem Wagen die Psyche nach den Himmel führend/ in Gesellschaft des Mercurii und der Gratien, neben etlich sehr artlich verkurzten Kindern/ die der Götter instrumenta tragen/ und etliche Thiere nach ihrer Natur und Eigenschaft bey sich haben: Dabey ließ er durch Gioanni da Udine allerhand schöne Festonen von Blumen und Früchten verfertigen/ und damit die Historien einfassen. Nach diesem fieng er an/ auf des Papsts Leo Befehl/ den Saal Constantini zu mahlen/ welchen aber/ wegen Raphaels darzwischen kommenden Tods/ nachmals Julio Romano und Gioanni Francesco, jedoch nach seiner Zeichnung/ ausgearbeitet. Er hat auch unterschiedliche Gemälde gemacht/ nach welchen Tapetzereyen gewürket worden/ und unter andern/ die Historie von S. Peter, welcher Teppich hernach in Flandern verfärtiget/ 70000. Cronen gekostet hat/ und noch heutiges Tags auf hohe Feste in Rom gezeiget wird. Es sind auch sehr viel seiner Werke hin und wieder aus Italien verführet worden. Also bekame der König in Frankreich/ gegen reicher Belohnung/ den Fall des Lucifers, in welchem viele merkwürdige Sachen zu sehen. Dahin ist auch kommen das fürtrefliche Bild von S. Michael, wie auch der heiligen Jungfer Maria mit dem Christkindlein/ S. Joseph, S. Johannes, S. Elisabeth, über welche zween Engel Blumen streuen/ und ist dieses Stuckes Würdigkeit/ wegen der vollkommenen Mahlerey und edlen invention nicht genug zu beschreiben/ wird auch in dem Königlichen Louvre von männiglich hoch bewundert. Nicht weniger Preiß verdienet die zu Fontainebleau befindliche S. Margaretha, und der Ritter S. Jörg/ so ehmals des Königs in Engelland gewesen. Es überliese auch Madame la Marchese d' Aumont ein Stuck/ samt desselben Copie an den Mons- de la Noüe, um 5000. Pfund. Gleichfalls hat der Herzog zu S. Simon ein Marien-Bild von diesem Künstler/ welcher in großen Ehren gehalten wird/ und noch zeiget/ wie er seines Lehrmeisters Pietro da Perugia manier ämsig nachgefolget hat/ ohne sehr viele andere/ zu Paris/ und an andern Orten befindliche Werke/ welche für Raphaels Arbeit ausgegeben [Spaltenumbruch]
Indem er nun je länger je mehr bekandt wurde/ bekam er so viel Arbeit/ daß ers unmöglich all mit eigner Hand verfärtigen konte/ dernthalben hielt er unterschiedliche discipel, welche in dem Päpstlichen Pallast arbeiteten/ indem er für andere große Herrn/ denen ers nicht abschlagen dorfte/ eigenhändig mahlte: Gedachte seine discipel aber kam er täglich zu besuchen/ und truge große Sorg/ damit alles wol und recht verfertiget würde/ nach seinen Zeichnungen und ordinanzien. Unter andern Gemälden in gedachtem Pallast/ wurde in einer Eine Brunst Kammer gemahlet der Brand in Borgo, welchen Papst Leo der IV. mit seiner Benediction löschet: Darinnen sind/ auf einer Seiten/ viele Wasser tragende Weiber zu sehen/ dern Kleider von dem Wind getrieben/ sich zierlich hin und her zu schwingen scheinen. Etliche sind sehr beschäftiget das Feuer in dem Rauch zu löschen: Ein betagter kranker Vatter wird von seinem Sohn/ wie/ bey Das berümte Werk von Aeneas von Troja gemacht. dem Virgilio, Anchises von Aenea, aus der Brunst getragen/ woran zu sehen/ wie der Tragende seine Stärke ängstiglich anwendet: So bezeuget eine Mutter gleichmäßige Liebe an ihrem Kinde/ welches dieselbe aus den Flammen reissend/ einen Mann über die Maur hinunter langt/ der es mitleidentlich/ sich auf die Zähen stellend/ der Mutter abnimmt/ eine andere Mutter treibet ihre Kinder für sich her/ damit sie nicht in der Brunst umkommen möchten. Dieses Stucks original model, von Raphaels eigner Hand/ auf ein Tafel mit Oelfarben gemacht/ hab ich in meinem Kunst-Cabinet, neben noch etlichen Raphaëlischen Handrissen/ auf Papyr/ und wird billich mehr fur ein Wunder der Kunst/ als für ein Gemähl gehalten/ dannenhero/ obwol es manchmal um eine große Summa Gelds hätte mögen verkauft werden/ es wegen der unvergleichlichen Hand des Meisters/ und desselben vollkommener Wissenschaft in der Zeichenkunst nicht verlassen; sondern als ein besonders Kunst-Stuck aufbehalten worden/ zumal weil in Teutschland sehr wenig mehr von seiner Hand zu finden ist: Weßwegen dasselbe auch der berühmte Barlaeus und Jost von de Vondel mit ihren Poetischen Lobsprüchen geehret haben. In eben dieser Kammer hat er ein Werk gemacht/ darinnen unterschiedliche Türken aus den Schiffen zu Lande gebracht werden/ neben noch vielen andern Historien/ die er in klein auch in die Basennenten brachte/ und ist sich zu verwundern/ wie er doch alles so künst- und zierlich mit seinem Verstand ersinnen mögen: Das Gewölb dieser Kammer war von seinem Lehrmeister Pietro Perugino gemahlet/ dernthalben er es/ demselben zu Ehren unverderbet stehen ließe/ weil er von ihme/ den Anfang zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ erlernet. Nach dem Tod des Baumeisters Bramants lag ihm die ganze Last des Palast-Baues/ und darein nöhtiger Mahlereyen/ allein auf dem Hals/ und weil er dann nicht selber alles verfärtigen konte/ nahm er/ zu nöhtiger Arbeit/ in einem Saal und den Logien, zu Gehülffen an/ Gioanni da Udine in Groteschken und Thieren nach dem Leben zu bilden/ der auch zugleich die Sachen von stucco[Spaltenumbruch] machte: Julio Romano zu den Bildern/ wie auch Gioanni Francesco Penni, oder Parmisarro, Pierin del Vago, Pelegrin von Modena, Vincentio von S. Geminiano und Polidoro von Caravagio, welche die von ihme angeordnete Historien/ nach seinen ordinanzien, ausarbeiteten. Noch machte er in Rom alla Longarda, für seinen gar guten Freund Augustin Chisi, die vorderste Logie in seinem Pallast/ und in das Gewölb desselben/ den Raht der Götter im Himmel/ worein er viel aus den Antichen, mit großem Verstand/ sehr Die Vermählung derPsyche. anmuhtig gebracht: Ferner die Vermählung der Psyche, darinn Jupiter an einer Tafel bedienet wird/ über welche die drey Gratien Blumen streuen. An andern Orten dieses Gewölbs sind andere Bilder/ als Mercurius, Jupiter den Ganymedes küssend/ und eine Venus auf ihrem Wagen die Psyche nach den Himmel führend/ in Gesellschaft des Mercurii und der Gratien, neben etlich sehr artlich verkurzten Kindern/ die der Götter instrumenta tragen/ und etliche Thiere nach ihrer Natur und Eigenschaft bey sich haben: Dabey ließ er durch Gioanni da Udine allerhand schöne Festonen von Blumen und Früchten verfertigen/ und damit die Historien einfassen. Nach diesem fieng er an/ auf des Papsts Leo Befehl/ den Saal Constantini zu mahlen/ welchen aber/ wegen Raphaëls darzwischen kommenden Tods/ nachmals Julio Romano und Gioanni Francesco, jedoch nach seiner Zeichnung/ ausgearbeitet. Er hat auch unterschiedliche Gemälde gemacht/ nach welchen Tapetzereyen gewürket worden/ und unter andern/ die Historie von S. Peter, welcher Teppich hernach in Flandern verfärtiget/ 70000. Cronen gekostet hat/ und noch heutiges Tags auf hohe Feste in Rom gezeiget wird. Es sind auch sehr viel seiner Werke hin und wieder aus Italien verführet worden. Also bekame der König in Frankreich/ gegen reicher Belohnung/ den Fall des Lucifers, in welchem viele merkwürdige Sachen zu sehen. Dahin ist auch kommen das fürtrefliche Bild von S. Michaël, wie auch der heiligen Jungfer Maria mit dem Christkindlein/ S. Joseph, S. Johannes, S. Elisabeth, über welche zween Engel Blumen streuen/ und ist dieses Stuckes Würdigkeit/ wegen der vollkommenen Mahlerey und edlen invention nicht genug zu beschreiben/ wird auch in dem Königlichen Louvre von männiglich hoch bewundert. Nicht weniger Preiß verdienet die zu Fontainebleau befindliche S. Margaretha, und der Ritter S. Jörg/ so ehmals des Königs in Engelland gewesen. Es überliese auch Madame la Marchese d’ Aumont ein Stuck/ samt desselben Copie an den Mons- de la Noüe, um 5000. Pfund. Gleichfalls hat der Herzog zu S. Simon ein Marien-Bild von diesem Künstler/ welcher in großen Ehren gehalten wird/ und noch zeiget/ wie er seines Lehrmeisters Pietro da Perugia manier ämsig nachgefolget hat/ ohne sehr viele andere/ zu Paris/ und an andern Orten befindliche Werke/ welche für Raphaëls Arbeit ausgegeben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <pb facs="#f0124" xml:id="pb-306" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 96]"/> <cb/> <p>Indem er nun je länger je mehr bekandt wurde/ bekam er so viel Arbeit/ daß ers unmöglich all mit eigner Hand verfärtigen konte/ dernthalben hielt er unterschiedliche <hi rendition="#aq">discipel,</hi> welche in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-521">Päpstlichen Pallast</placeName> arbeiteten/ indem er für andere große Herrn/ denen ers nicht abschlagen dorfte/ eigenhändig mahlte: Gedachte seine <hi rendition="#aq">discipel</hi> aber kam er täglich zu besuchen/ und truge große Sorg/ damit alles wol und recht verfertiget würde/ nach seinen Zeichnungen und <hi rendition="#aq">ordinanzien</hi>. 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Er hat auch unterschiedliche Gemälde gemacht/ nach welchen Tapetzereyen gewürket worden/ und unter andern/ die Historie von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-355 http://d-nb.info/gnd/118593323 http://viaf.org/viaf/54940864">S. Peter</persName>,</hi> welcher Teppich hernach in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7024097">Flandern</placeName> verfärtiget/ 70000. Cronen gekostet hat/ und noch heutiges Tags auf hohe Feste in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> gezeiget wird.</p> <p>Es sind auch sehr viel seiner Werke hin und wieder aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000080">Italien</placeName> verführet worden. 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Michaël</persName>,</hi> wie auch der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">heiligen Jungfer Maria</persName> mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">Christkindlein</persName>/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-807 http://d-nb.info/gnd/118558382 http://viaf.org/viaf/48050874">S. Joseph</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-10 http://d-nb.info/gnd/118557858 http://viaf.org/viaf/98494815">S. Johannes</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2115 http://d-nb.info/gnd/118529862 http://viaf.org/viaf/42629178">S. Elisabeth</persName>,</hi> über welche zween Engel Blumen streuen/ und ist dieses Stuckes Würdigkeit/ wegen der vollkommenen Mahlerey und edlen <hi rendition="#aq">invention</hi> nicht genug zu beschreiben/ wird auch in dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-602 http://www.geonames.org/6269531/">Königlichen <hi rendition="#aq">Louvre</hi></placeName> von männiglich hoch bewundert. Nicht weniger Preiß verdienet die zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-603 http://www.geonames.org/7535589/">Fontainebleau</placeName></hi> befindliche <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-597 http://d-nb.info/gnd/119072866 http://viaf.org/viaf/37718719">S. Margaretha</persName>,</hi> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-459 http://d-nb.info/gnd/118538527 http://viaf.org/viaf/27862930">Ritter <hi rendition="#aq">S</hi>. Jörg</persName>/ so ehmals des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1531 http://d-nb.info/gnd/118720856 http://viaf.org/viaf/67750325">Königs in Engelland</persName> gewesen. Es überliese auch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5246">Madame la Marchese d’ Aumont</persName></hi> ein Stuck/ samt desselben <hi rendition="#aq">Copie</hi> an den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5247">Mons- de la Noüe</persName>,</hi> um 5000. Pfund. Gleichfalls hat der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5245 http://viaf.org/viaf/72977129">Herzog zu <hi rendition="#aq">S. Simon</hi></persName> ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-203 http://d-nb.info/gnd/118640909 http://viaf.org/viaf/121008611">Marien</persName>-Bild von diesem Künstler/ welcher in großen Ehren gehalten wird/ und noch zeiget/ wie er seines Lehrmeisters <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-389 http://d-nb.info/gnd/119091771 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500024544">Pietro da Perugia</persName> manier</hi> ämsig nachgefolget hat/ ohne sehr viele andere/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-228 http://www.geonames.org/2988507/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008038">Paris</placeName>/ und an andern Orten befindliche Werke/ welche für <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphaëls</persName></hi> Arbeit ausgegeben </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 96]/0124]
Indem er nun je länger je mehr bekandt wurde/ bekam er so viel Arbeit/ daß ers unmöglich all mit eigner Hand verfärtigen konte/ dernthalben hielt er unterschiedliche discipel, welche in dem Päpstlichen Pallast arbeiteten/ indem er für andere große Herrn/ denen ers nicht abschlagen dorfte/ eigenhändig mahlte: Gedachte seine discipel aber kam er täglich zu besuchen/ und truge große Sorg/ damit alles wol und recht verfertiget würde/ nach seinen Zeichnungen und ordinanzien. Unter andern Gemälden in gedachtem Pallast/ wurde in einer Kammer gemahlet der Brand in Borgo, welchen Papst Leo der IV. mit seiner Benediction löschet: Darinnen sind/ auf einer Seiten/ viele Wasser tragende Weiber zu sehen/ dern Kleider von dem Wind getrieben/ sich zierlich hin und her zu schwingen scheinen. Etliche sind sehr beschäftiget das Feuer in dem Rauch zu löschen: Ein betagter kranker Vatter wird von seinem Sohn/ wie/ bey dem Virgilio, Anchises von Aenea, aus der Brunst getragen/ woran zu sehen/ wie der Tragende seine Stärke ängstiglich anwendet: So bezeuget eine Mutter gleichmäßige Liebe an ihrem Kinde/ welches dieselbe aus den Flammen reissend/ einen Mann über die Maur hinunter langt/ der es mitleidentlich/ sich auf die Zähen stellend/ der Mutter abnimmt/ eine andere Mutter treibet ihre Kinder für sich her/ damit sie nicht in der Brunst umkommen möchten. Dieses Stucks original model, von Raphaels eigner Hand/ auf ein Tafel mit Oelfarben gemacht/ hab ich in meinem Kunst-Cabinet, neben noch etlichen Raphaëlischen Handrissen/ auf Papyr/ und wird billich mehr fur ein Wunder der Kunst/ als für ein Gemähl gehalten/ dannenhero/ obwol es manchmal um eine große Summa Gelds hätte mögen verkauft werden/ es wegen der unvergleichlichen Hand des Meisters/ und desselben vollkommener Wissenschaft in der Zeichenkunst nicht verlassen; sondern als ein besonders Kunst-Stuck aufbehalten worden/ zumal weil in Teutschland sehr wenig mehr von seiner Hand zu finden ist: Weßwegen dasselbe auch der berühmte Barlaeus und Jost von de Vondel mit ihren Poetischen Lobsprüchen geehret haben.
Eine Brunst
Das berümte Werk von Aeneas von Troja gemacht. In eben dieser Kammer hat er ein Werk gemacht/ darinnen unterschiedliche Türken aus den Schiffen zu Lande gebracht werden/ neben noch vielen andern Historien/ die er in klein auch in die Basennenten brachte/ und ist sich zu verwundern/ wie er doch alles so künst- und zierlich mit seinem Verstand ersinnen mögen: Das Gewölb dieser Kammer war von seinem Lehrmeister Pietro Perugino gemahlet/ dernthalben er es/ demselben zu Ehren unverderbet stehen ließe/ weil er von ihme/ den Anfang zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ erlernet. Nach dem Tod des Baumeisters Bramants lag ihm die ganze Last des Palast-Baues/ und darein nöhtiger Mahlereyen/ allein auf dem Hals/ und weil er dann nicht selber alles verfärtigen konte/ nahm er/ zu nöhtiger Arbeit/ in einem Saal und den Logien, zu Gehülffen an/ Gioanni da Udine in Groteschken und Thieren nach dem Leben zu bilden/ der auch zugleich die Sachen von stucco
machte: Julio Romano zu den Bildern/ wie auch Gioanni Francesco Penni, oder Parmisarro, Pierin del Vago, Pelegrin von Modena, Vincentio von S. Geminiano und Polidoro von Caravagio, welche die von ihme angeordnete Historien/ nach seinen ordinanzien, ausarbeiteten.
Noch machte er in Rom alla Longarda, für seinen gar guten Freund Augustin Chisi, die vorderste Logie in seinem Pallast/ und in das Gewölb desselben/ den Raht der Götter im Himmel/ worein er viel aus den Antichen, mit großem Verstand/ sehr anmuhtig gebracht: Ferner die Vermählung der Psyche, darinn Jupiter an einer Tafel bedienet wird/ über welche die drey Gratien Blumen streuen. An andern Orten dieses Gewölbs sind andere Bilder/ als Mercurius, Jupiter den Ganymedes küssend/ und eine Venus auf ihrem Wagen die Psyche nach den Himmel führend/ in Gesellschaft des Mercurii und der Gratien, neben etlich sehr artlich verkurzten Kindern/ die der Götter instrumenta tragen/ und etliche Thiere nach ihrer Natur und Eigenschaft bey sich haben: Dabey ließ er durch Gioanni da Udine allerhand schöne Festonen von Blumen und Früchten verfertigen/ und damit die Historien einfassen. Nach diesem fieng er an/ auf des Papsts Leo Befehl/ den Saal Constantini zu mahlen/ welchen aber/ wegen Raphaëls darzwischen kommenden Tods/ nachmals Julio Romano und Gioanni Francesco, jedoch nach seiner Zeichnung/ ausgearbeitet. Er hat auch unterschiedliche Gemälde gemacht/ nach welchen Tapetzereyen gewürket worden/ und unter andern/ die Historie von S. Peter, welcher Teppich hernach in Flandern verfärtiget/ 70000. Cronen gekostet hat/ und noch heutiges Tags auf hohe Feste in Rom gezeiget wird.
Die Vermählung derPsyche. Es sind auch sehr viel seiner Werke hin und wieder aus Italien verführet worden. Also bekame der König in Frankreich/ gegen reicher Belohnung/ den Fall des Lucifers, in welchem viele merkwürdige Sachen zu sehen. Dahin ist auch kommen das fürtrefliche Bild von S. Michaël, wie auch der heiligen Jungfer Maria mit dem Christkindlein/ S. Joseph, S. Johannes, S. Elisabeth, über welche zween Engel Blumen streuen/ und ist dieses Stuckes Würdigkeit/ wegen der vollkommenen Mahlerey und edlen invention nicht genug zu beschreiben/ wird auch in dem Königlichen Louvre von männiglich hoch bewundert. Nicht weniger Preiß verdienet die zu Fontainebleau befindliche S. Margaretha, und der Ritter S. Jörg/ so ehmals des Königs in Engelland gewesen. Es überliese auch Madame la Marchese d’ Aumont ein Stuck/ samt desselben Copie an den Mons- de la Noüe, um 5000. Pfund. Gleichfalls hat der Herzog zu S. Simon ein Marien-Bild von diesem Künstler/ welcher in großen Ehren gehalten wird/ und noch zeiget/ wie er seines Lehrmeisters Pietro da Perugia manier ämsig nachgefolget hat/ ohne sehr viele andere/ zu Paris/ und an andern Orten befindliche Werke/ welche für Raphaëls Arbeit ausgegeben
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