Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] werden. Vor Raphaels Zeiten war die Florentinische Academie durch ganz Italien die berühmteste/ durch die fürtrefliche Künstlere Leonardo da Vince, Michael Angelo, Bandinel und andere auf diesen Ehren-Thron erhoben/ nachdem aber Raphael durch seine unvergleichliche Wissenschaft die Jugend so merklich befördert/ und die Mahlerey in Rom zu weit höherer Vollkommenheit gebracht/ gienge dieselbe allgemach ab/ und fiengen dargegen an die Künstlere in Rom sich je länger je mehr zu mehren/ wie dann auch seine Lehrlinge auf einen so festen Grund ihres Lehrmeisters den herrlichen Bau einer ganz vollkommenen Wissenschaft daselbst fortgeführet/ und den Berg aller Widerwärtigkeiten überstiegen haben/ so daß von Raphaels Zeiten an/ das schon Welt-beruffene Rom/ auch in diesem Stuck beglückseliget worden/ und den alten Ruhm mit einer neuen Würde gehäuffet hat. Die Verklärung ChristiEben dahin hat auch gesolt die Verklärung Christi/ so aber a S. Pietro montorio gestellet worden. Darinnen der HErr Christus auf dem Berg Tabor mit dreyen Aposteln/ und zweyen Propheten sehr hell beleuchtet wird. Entzwischen wird zu denen unten am Berg wartenden Jüngern ein besessener Jüngling gebracht/ welcher seine unleidenliche Schmerzen/ mit weit aufgesperrten Augen und erschrecklichen Gebärden entdecket/ auch in seinem gantz bleichen Gesicht die große Gewalt/ so er habe/ zeiget. Der Vatter/ so ein alter Mann/ beweiset gleichfalls mit weit-eröfneten Augen die Furcht/ und Macht/ so er seinen Sohn zu halten/ anwendet: So geben auch die Apostel ihr Mitleiden/ und wie sie gern helfen wolten/ sehr natürlich an Tag. Dieses Stuck/ gleichwie es sein letztes gewesen/ also hat er auch sein ganzes Vermögen in der Kunst darinn sehen lassen/ und erzelte mir der alte Kunst-berühmte Michael Angelo Cacoselli, zu Rom darvon/ daß/ als Julio Romano des besessenen Jünglings Angesicht/ aufs allerfleissigste und glatteste aus gemahlet hätte/ seye Raphael darzu gekommen/ und habe Palet und Pinsel von ihme genommen/ mit vermelden/ daß die Mahlerey gar zu sauber gemacht/ deßhalben auch ohne Seel und Geist sey/ demnach etliche vielfarbichte herzhafte Striche/ auf den Mund und in die Augen des Besessenen gethan/ und zugleich das Leben in die Mahlerey gebracht/ allen Kunst-liebenden zur Lehr/ daß die glatte verzagte manier weit kraftloser seye/ als eine meisterhafte resolvirte Herzhaftigkeit/ welche/ absonderlich von weitem/ allen Gemälden Geist und Leben mittheilet. Zwar hatte Raphael selbst anfänglich eine so zaghafte und sehr züchtige manier an sich/ als er aber von andern/ und theils seiner discipeln, absonderlich aber von eben jetztbesagtem Julio Romano, das bässere Gegentheil/ und die lebhafte Herzhaftigkeit seines großen Geistes sahe/ wandte er sich/ und kame durch die Kraft seines hohen Geistes sehr bald in diesem Stuck so weit/ daß er nicht allein gedachten Julio Romano, gleich wie in anderm/ also auch hierinn übertroffen/ und in allen vollkommen worden ist. Durch so vielfältige Kunst-Stucke nun erhielte[Spaltenumbruch] er nicht allein großen Ruhm/ sondern bekame Sein Reichtum. auch großen Reichtum/ dannenhero er zu seiner Gedächtnis/ zu Rom in Burgo nova einen schönen Pallast aufbauen ließ: Er unterhielte auch/ auf seinen Kosten/ durch ganz Italien zu Puzzolo, biß in Griechenland unterschiedliche Künstlere/ die alles/ was hie und da zu der Kunst dienen möchte/ zeichnen musten. Da nun sein Lob die ganze Welt durchflogen und auch in Teutschland bekandt worden/ sandte Albrecht Dürer/ um mit ihme Kundschaft zu machen/ demselben sein Conterfät auf ein Tuch getuschet/ ohne weiß/ daß die Höhung von sich selbst erschiene/ welches hernach in die Kunst-Kammer zu Mantua gekommen/ und weil es von Raphäel sehr bewundert worden/ schickte er dem Albrecht Dürer/ zur Danksagung/ viel von seinen Handrissen. Lässt seine Arbeit in Kupfer aus gehen. Als nun damals ietzgedachter Dürer allerhand Kupferstücke heraus gabe/ wurde Raphäel dardurch aufgemuntert/ und ließ auch etliche Sachen in Kupfer stechen durch die Italiener Marco Antonio von Bolognien, Augustin Venetiano, Marco von Ravenna, welche/ ob sie wol die Bilder künstlich stelleten/ auch die Gesichter holdselig machten/ so sahe doch Raphäel wol/ daß ihnen das Grabeisen nicht so günstig war/ als dem Dürer/ weßhalben nachgehends zu obgedachten Italienern auch gezogen worden/ Barthel Böhm von Mönchen/ und Georg Penz von Nürnberg/ die unter des Marco Antonio Namen viel in Kupfer gebracht haben. Endlich kam auch noch Hugo Carpi darzu/ welcher die von den Teutschen erfundene manier mit dreyen hölzernen Formen, die figuren so zudrucken/ deß sie Höhungen/ auch braune und starke Schattirungen haben/ dem Raphael entdecket/ und damit bey den Italienern das Lob erlanget/ ob wäre er der Erfinder dieser Kunst; daß sie aber den Teutschen gebühre/ will ich anderwerts zeigen Liebet das Frauenzimmer sehr.Er war ein großer Liebhaber des Frauenzimmers/ und versäumte damit viel Zeit/ dannenhero/ als er obgedachte Werke in des Augustin Chisi Pallast verfärtigen solte/ und dieselbe/ seiner Liebe halber/ nicht schnell genug von statten giengen/ ließ der Patron dieses Künstlers Liebste die Wohnung in seinem Palast nehmen/ damit er zugleich der Arbeit Eiffert mit Michael Angelo, der Kunst halber. und seiner Lieb abwarten möchte: Zwischen Raphael und Michael Angelo war eine beharrliche Kunst-Eiffersucht/ welche auch jezuweilen in kleine Mißverständlein ausbrach: Weil er dann sahe/ daß Michael Angelo, in nackenden Bildern/ unvergleichlich ware/ und aber wol wuste/ daß die Kunst nicht allein in nackenden Bildern bestünde/ als nahm er sich für/ demselben Künstler in andern Sachen vorzulauffen/ wie er dann auch in vielen Stucken gethan/ als nämlich in invention und Zusammenfügung der Historien/ welche er nicht allzu confus, auch nicht allzu arm ordiniret/ ferner in Ausbildung allerhand zierlicher Neben-Sachen/ womit er seine Gemälde sehr bereichert/ und die Anschauer belustiget hat. So war er auch der fürtreflichste Meister in holdseligen Gesichtern; Frauen/ Kindern/ Jungen und Alten wuste er nicht allein zierliche Aussätze/ Kleidungen/ Haar-Zierrathen und anders zuzuordnen/ sondern auch [Spaltenumbruch] werden. Vor Raphaëls Zeiten war die Florentinische Academie durch ganz Italien die berühmteste/ durch die fürtrefliche Künstlere Leonardo da Vince, Michaël Angelo, Bandinel und andere auf diesen Ehren-Thron erhoben/ nachdem aber Raphaël durch seine unvergleichliche Wissenschaft die Jugend so merklich befördert/ und die Mahlerey in Rom zu weit höherer Vollkommenheit gebracht/ gienge dieselbe allgemach ab/ und fiengen dargegen an die Künstlere in Rom sich je länger je mehr zu mehren/ wie dann auch seine Lehrlinge auf einen so festen Grund ihres Lehrmeisters den herrlichen Bau einer ganz vollkommenen Wissenschaft daselbst fortgeführet/ und den Berg aller Widerwärtigkeiten überstiegen haben/ so daß von Raphaëls Zeiten an/ das schon Welt-beruffene Rom/ auch in diesem Stuck beglückseliget worden/ und den alten Ruhm mit einer neuen Würde gehäuffet hat. Die Verklärung ChristiEben dahin hat auch gesolt die Verklärung Christi/ so aber à S. Pietro montorio gestellet worden. 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Dieses Stuck/ gleichwie es sein letztes gewesen/ also hat er auch sein ganzes Vermögen in der Kunst darinn sehen lassen/ und erzelte mir der alte Kunst-berühmte Michaël Angelo Cacoselli, zu Rom darvon/ daß/ als Julio Romano des besessenen Jünglings Angesicht/ aufs allerfleissigste und glatteste aus gemahlet hätte/ seye Raphaël darzu gekommen/ und habe Palet und Pinsel von ihme genommen/ mit vermelden/ daß die Mahlerey gar zu sauber gemacht/ deßhalben auch ohne Seel und Geist sey/ demnach etliche vielfarbichte herzhafte Striche/ auf den Mund und in die Augen des Besessenen gethan/ und zugleich das Leben in die Mahlerey gebracht/ allen Kunst-liebenden zur Lehr/ daß die glatte verzagte manier weit kraftloser seye/ als eine meisterhafte resolvirte Herzhaftigkeit/ welche/ absonderlich von weitem/ allen Gemälden Geist und Leben mittheilet. 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Endlich kam auch noch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-444 http://d-nb.info/gnd/121526860 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500013568">Hugo Carpi</persName></hi> darzu/ welcher die von den Teutschen erfundene <hi rendition="#aq">manier</hi> mit dreyen hölzernen <hi rendition="#aq">Formen,</hi> die <hi rendition="#aq">figuren</hi> so zudrucken/ deß sie Höhungen/ auch braune und starke Schattirungen haben/ dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphael</persName></hi> entdecket/ und damit bey den Italienern das Lob erlanget/ ob wäre er der Erfinder dieser Kunst; daß sie aber den Teutschen gebühre/ will <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> anderwerts zeigen</p> <p><note place="right">Liebet das Frauenzimmer sehr.</note>Er war ein großer Liebhaber des Frauenzimmers/ und versäumte damit viel Zeit/ dannenhero/ als er obgedachte Werke in des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-571 http://www.geonames.org/6954118/"><hi rendition="#aq">Augustin Chisi</hi> Pallast</placeName> verfärtigen solte/ und dieselbe/ seiner Liebe halber/ nicht schnell genug von statten giengen/ ließ der <hi rendition="#aq">Patron</hi> dieses Künstlers Liebste die Wohnung in seinem Palast nehmen/ damit er zugleich der Arbeit <note place="right">Eiffert mit <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName>,</hi> der Kunst halber.</note> und seiner Lieb abwarten möchte: Zwischen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-446 http://d-nb.info/gnd/118597787 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500023578 http://viaf.org/viaf/64055977">Raphael</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michael Angelo</persName></hi> war eine beharrliche Kunst-Eiffersucht/ welche auch jezuweilen in kleine Mißverständlein ausbrach: Weil er dann sahe/ daß <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michael Angelo</persName>,</hi> in nackenden Bildern/ unvergleichlich ware/ und aber wol wuste/ daß die Kunst nicht allein in nackenden Bildern bestünde/ als nahm er sich für/ demselben Künstler in andern Sachen vorzulauffen/ wie er dann auch in vielen Stucken gethan/ als nämlich <hi rendition="#aq">in invention</hi> und Zusammenfügung der Historien/ welche er nicht allzu <hi rendition="#aq">confus,</hi> auch nicht allzu arm <hi rendition="#aq">ordini</hi>ret/ ferner in Ausbildung allerhand zierlicher Neben-Sachen/ womit er seine Gemälde sehr bereichert/ und die Anschauer belustiget hat. So war er auch der fürtreflichste Meister in holdseligen Gesichtern; Frauen/ Kindern/ Jungen und Alten wuste er nicht allein zierliche Aussätze/ Kleidungen/ Haar-Zierrathen und anders zuzuordnen/ sondern auch </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 97]/0125]
werden. Vor Raphaëls Zeiten war die Florentinische Academie durch ganz Italien die berühmteste/ durch die fürtrefliche Künstlere Leonardo da Vince, Michaël Angelo, Bandinel und andere auf diesen Ehren-Thron erhoben/ nachdem aber Raphaël durch seine unvergleichliche Wissenschaft die Jugend so merklich befördert/ und die Mahlerey in Rom zu weit höherer Vollkommenheit gebracht/ gienge dieselbe allgemach ab/ und fiengen dargegen an die Künstlere in Rom sich je länger je mehr zu mehren/ wie dann auch seine Lehrlinge auf einen so festen Grund ihres Lehrmeisters den herrlichen Bau einer ganz vollkommenen Wissenschaft daselbst fortgeführet/ und den Berg aller Widerwärtigkeiten überstiegen haben/ so daß von Raphaëls Zeiten an/ das schon Welt-beruffene Rom/ auch in diesem Stuck beglückseliget worden/ und den alten Ruhm mit einer neuen Würde gehäuffet hat.
Eben dahin hat auch gesolt die Verklärung Christi/ so aber à S. Pietro montorio gestellet worden. Darinnen der HErr Christus auf dem Berg Tabor mit dreyen Aposteln/ und zweyen Propheten sehr hell beleuchtet wird. Entzwischen wird zu denen unten am Berg wartenden Jüngern ein besessener Jüngling gebracht/ welcher seine unleidenliche Schmerzen/ mit weit aufgesperrten Augen und erschrecklichen Gebärden entdecket/ auch in seinem gantz bleichen Gesicht die große Gewalt/ so er habe/ zeiget. Der Vatter/ so ein alter Mann/ beweiset gleichfalls mit weit-eröfneten Augen die Furcht/ und Macht/ so er seinen Sohn zu halten/ anwendet: So geben auch die Apostel ihr Mitleiden/ und wie sie gern helfen wolten/ sehr natürlich an Tag. Dieses Stuck/ gleichwie es sein letztes gewesen/ also hat er auch sein ganzes Vermögen in der Kunst darinn sehen lassen/ und erzelte mir der alte Kunst-berühmte Michaël Angelo Cacoselli, zu Rom darvon/ daß/ als Julio Romano des besessenen Jünglings Angesicht/ aufs allerfleissigste und glatteste aus gemahlet hätte/ seye Raphaël darzu gekommen/ und habe Palet und Pinsel von ihme genommen/ mit vermelden/ daß die Mahlerey gar zu sauber gemacht/ deßhalben auch ohne Seel und Geist sey/ demnach etliche vielfarbichte herzhafte Striche/ auf den Mund und in die Augen des Besessenen gethan/ und zugleich das Leben in die Mahlerey gebracht/ allen Kunst-liebenden zur Lehr/ daß die glatte verzagte manier weit kraftloser seye/ als eine meisterhafte resolvirte Herzhaftigkeit/ welche/ absonderlich von weitem/ allen Gemälden Geist und Leben mittheilet. Zwar hatte Raphaël selbst anfänglich eine so zaghafte und sehr züchtige manier an sich/ als er aber von andern/ und theils seiner discipeln, absonderlich aber von eben jetztbesagtem Julio Romano, das bässere Gegentheil/ und die lebhafte Herzhaftigkeit seines großen Geistes sahe/ wandte er sich/ und kame durch die Kraft seines hohen Geistes sehr bald in diesem Stuck so weit/ daß er nicht allein gedachten Julio Romano, gleich wie in anderm/ also auch hierinn übertroffen/ und in allen vollkommen worden ist.
Die Verklärung Christi Durch so vielfältige Kunst-Stucke nun erhielte
er nicht allein großen Ruhm/ sondern bekame auch großen Reichtum/ dannenhero er zu seiner Gedächtnis/ zu Rom in Burgo nova einen schönen Pallast aufbauen ließ: Er unterhielte auch/ auf seinen Kosten/ durch ganz Italien zu Puzzolo, biß in Griechenland unterschiedliche Künstlere/ die alles/ was hie und da zu der Kunst dienen möchte/ zeichnen musten. Da nun sein Lob die ganze Welt durchflogen und auch in Teutschland bekandt worden/ sandte Albrecht Dürer/ um mit ihme Kundschaft zu machen/ demselben sein Conterfät auf ein Tuch getuschet/ ohne weiß/ daß die Höhung von sich selbst erschiene/ welches hernach in die Kunst-Kammer zu Mantua gekommen/ und weil es von Raphäel sehr bewundert worden/ schickte er dem Albrecht Dürer/ zur Danksagung/ viel von seinen Handrissen. Als nun damals ietzgedachter Dürer allerhand Kupferstücke heraus gabe/ wurde Raphäel dardurch aufgemuntert/ und ließ auch etliche Sachen in Kupfer stechen durch die Italiener Marco Antonio von Bolognien, Augustin Venetiano, Marco von Ravenna, welche/ ob sie wol die Bilder künstlich stelleten/ auch die Gesichter holdselig machten/ so sahe doch Raphäel wol/ daß ihnen das Grabeisen nicht so günstig war/ als dem Dürer/ weßhalben nachgehends zu obgedachten Italienern auch gezogen worden/ Barthel Böhm von Mönchen/ und Georg Penz von Nürnberg/ die unter des Marco Antonio Namen viel in Kupfer gebracht haben. Endlich kam auch noch Hugo Carpi darzu/ welcher die von den Teutschen erfundene manier mit dreyen hölzernen Formen, die figuren so zudrucken/ deß sie Höhungen/ auch braune und starke Schattirungen haben/ dem Raphael entdecket/ und damit bey den Italienern das Lob erlanget/ ob wäre er der Erfinder dieser Kunst; daß sie aber den Teutschen gebühre/ will ich anderwerts zeigen
Sein Reichtum.
Lässt seine Arbeit in Kupfer aus gehen. Er war ein großer Liebhaber des Frauenzimmers/ und versäumte damit viel Zeit/ dannenhero/ als er obgedachte Werke in des Augustin Chisi Pallast verfärtigen solte/ und dieselbe/ seiner Liebe halber/ nicht schnell genug von statten giengen/ ließ der Patron dieses Künstlers Liebste die Wohnung in seinem Palast nehmen/ damit er zugleich der Arbeit und seiner Lieb abwarten möchte: Zwischen Raphael und Michael Angelo war eine beharrliche Kunst-Eiffersucht/ welche auch jezuweilen in kleine Mißverständlein ausbrach: Weil er dann sahe/ daß Michael Angelo, in nackenden Bildern/ unvergleichlich ware/ und aber wol wuste/ daß die Kunst nicht allein in nackenden Bildern bestünde/ als nahm er sich für/ demselben Künstler in andern Sachen vorzulauffen/ wie er dann auch in vielen Stucken gethan/ als nämlich in invention und Zusammenfügung der Historien/ welche er nicht allzu confus, auch nicht allzu arm ordiniret/ ferner in Ausbildung allerhand zierlicher Neben-Sachen/ womit er seine Gemälde sehr bereichert/ und die Anschauer belustiget hat. So war er auch der fürtreflichste Meister in holdseligen Gesichtern; Frauen/ Kindern/ Jungen und Alten wuste er nicht allein zierliche Aussätze/ Kleidungen/ Haar-Zierrathen und anders zuzuordnen/ sondern auch
Liebet das Frauenzimmer sehr.
Eiffert mit Michaël Angelo, der Kunst halber.
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