Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] im Umriß und Schatten künstlich herfür kommen/ doch kan man auch mit einem schwarzen/ und in den nassen Kalk gelassenen Saft die Vertieffung herfür bringen/ auf welche Manier Cosimo viele schöne facciaten in Florenz gemacht/ dernthalben er auch allenthalben zu Hochzeitlichen und Begräbnis-Auszierungen gebraucht wurde. Er ware gutherzig/ und in seiner Arbeit fleißig/ dabey aber sehr furchtsam und ganz melancholisch/ so daß er sich wol selbst ermordet hätte/ wo nicht einer seiner Mitgesellen ihn fleißig beobachtet hätte/ dannenhero er sein Leben biß ins 64. Jahr erstrecket/ mit welchem er dasselbe geendet/ hinterlassend ein gutes Lob/ daß er ein solcher Meister von Verzierungen gewesen/ von welchem andere viel erlernet.

L. MORTO DA FELTRO.DIeser unser Andrea hat sich in seiner ersten Jugend aufgehalten bey MORTO DA FELTRO, einem verständigen Meister in Zierrahten/ welchem also derselbe nachgefolget. Morto aber/ war ein schwermütiger einsamer Mensch/ und kam in seiner Jugend/ zu Zeiten Papsts Alexanders des Sechsten/ nach Rom/ woselbst er in alten Gebäuen und ruinen ohne Unterlaß zeichnete/ und an dergleichen Groteschen seine höchste Lust hatte/ wordurch er auch in diesem studio also zugenommen/ daß er den Blättern einen sonderbaren Schlag zu geben wuste. Er war auch viele Monaten zu Tivoli in villa Adriana, und zeichnete daselbst alle Grotten ober und unter der Erden/ auch hernach zu Puzzolo die zierliche alte Mauren/ und andere erhabene Arbeit von stucco, wie auch alle denkwürdige Begräbnissen/ und in Campana den Antichen-Weeg/ und zu Trullo bey der See / auch in allen Tempeln und Grotten zu Baja und Mercato, so daß er in dieser Grotten-Arbeit ein vollkommener Künstler worden.

Nachdem er zurück nach Rom gekommen/ legte er sich auf die Bilder-Mahlerey/ und da er von des Leonardo da Vince und Michael Angelo Cartonen hörte/ begab er sich nach Florenz/ um solche Werke zu sehen/ verlohre aber zugleich die Hoffnung und den Muht/ zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ begab sich deßhalben wider auf seine Verzierungen/ und kame zu Andrea di Cosimo. Als er aber auch müd ware/ zu Florenz zu wohnen/ zog er nach Venedig zu Giorgione, welchem er geholfen an den Zierrahten des Teutschen Hauses/ reiste aber auch von dort bald weg nach Friaul, und weil der Staat von Venedig damals Wird ein Soldat. eben Soldaten annahme/ begab er sich in Krieg/ wurde ein Officier über 200. Mann/ und kam mit denselben nach Zara in Sclavonien: Da er sich nun einsmals in einem Scharmützel wider den Türken/ großmühtig vornen hin begeben/ wurd er erschlagen/ im 45ten Jahr seines Alters/ und erlangte damit/ was ihm sein Namen Morto täglich geprophezeyet/ jedoch sturbe mit ihm sein gutes Gerücht nicht zugleich/ sintemal man ihme noch heut rühmlich nachsaget/ daß er fast der erste gewesen/ welcher in Zierrahten die antiche-manier wieder herfürgebracht/ und die Groteschen auf die alte Weiß gemacht/ welchen daher dieser Namen zugewachsen/ daß die Antiche, sonderlich in Rom/[Spaltenumbruch] solche Auszierungen/ unter der Erden gemacht/ welche die Italiener nachmals Grotten genennet haben.

LI. MARCO aus Calabrien Mahler.WAnn in der Welt ein neues Liecht einer sonderbaren schönen Wissenschaft oder Kunst aufgehet/ so wirft dasselbe seine Stralen nicht in alle Länder gleichmäßig aus/ sondern es theilet etlichen Provinzien und Städten viel/ etlichen aber wenig zu: Eben wie man befindet/ daß die menschliche Vernunft zu einer oder andern Kunst an diesem oder jenem Ort viel geneigter und fähiger ist/ als an andern: Ja es scheinet/ daß die Lust selber in einem Land tauglicher und bequemer seye/ als in dem andern: Aus dieser Ursach verließe der Mahler MARCO sein Vatterland Calabrien/ und erwehlte sich das sehr lustige/ und mit allerhand anlockenden Zierlichkeiten angefüllete Neapel: Zwar hatte er sich vorgenommen/ die Mahlerey-studien fortzusetzen/ nach Rom zu reisen/ weil er aber ein Komt nach Neapel. guter Lautenist ware/ und zu Neapel viele Liebhabere fande/ ließe er sich durch dieselbe/ und durch die Süßigkeit der Landfrüchten in dieser Stadt gerne anhalten. Daselbst nun machte er manche schöne Werke von Oelfarben und in fresco, dergleichen bezeuget die fürtrefliche Altar-Tafel/ so er nach Aversa, 10. Meil von Neapel/ in die Kirche des Heil. Augustini gemacht/ darinn disputiret der Heil. Augustinus mit den Ketzern. Oben und an den Seiten sind unterschiedliche Historien/ von dem HErrn Christo und andern Heiligen/ samt vielen andern Verzierungen: Darinn siehet man des Mahlers Verstand im Zeichnen/ neben einer großen Behändigkeit im coloriren: Er war sonst gar lustigen humors, machte sich viel Ergetzlichkeit/ und da ein Mahler ihne zuwider aufstehen wolte/ stürzte er denselben bald in die Pfütze der Verachtung/ durch die Gunst des ihne sehr lieben Neapolitanischen Adels: Seine Werke wurden ihm wol bezahlt/ und sind zwischen dem 1508 und 1542. Jahr gefärtiget worden/ wann er aber gebohren oder gestorben/ finde ich nicht/ aber wol/ daß er im 55ten Jahr seines Alters gestorben seye.

LII. NICOLAO aus Calabrien/ Mahler.JEztgedachten Marco Mit-Gesell und Landsmann ware NICOLAO, insgemein Meister GOLA von Matriae genannt/ derselbe machte zu Ascoli in Calabrien und zu Norica unterschiedliche herrliche Werke/ und bekame daher das Lob des bästen Meisters in selbigen Landen/ zumal weil er sich auch auf die Architectur verstunde/ und alle Gebäude zu Ascoli und um dieselbe Stadt auf dem Lande/ welche damals aufgeführet wurden/ anordnete. Er wohnte allezeit zu Ascoli, lebte mit seiner an Tugend und Geschlecht edlen Haußfrauen in zuläßiger Frölichkeit/ und bemühte sich nicht Rom/ als damals die Academie aller Mahler/ zu sehen.

Bey seinen Lebzeiten kame Papst Paulus III. nach Ascoli, da kame dieser Künstler in Ungelegenheit mit etlichen Päpstlichen Bedienten/ daß er dernthalben die Flucht nehmen/ und sich von Ascoli wegmachen muste; Seine getreue Haußfrau wolte

[Spaltenumbruch] im Umriß und Schatten künstlich herfür kommen/ doch kan man auch mit einem schwarzen/ und in den nassen Kalk gelassenen Saft die Vertieffung herfür bringen/ auf welche Manier Cosimo viele schöne facciaten in Florenz gemacht/ dernthalben er auch allenthalben zu Hochzeitlichen und Begräbnis-Auszierungen gebraucht wurde. Er ware gutherzig/ und in seiner Arbeit fleißig/ dabey aber sehr furchtsam und ganz melancholisch/ so daß er sich wol selbst ermordet hätte/ wo nicht einer seiner Mitgesellen ihn fleißig beobachtet hätte/ dannenhero er sein Leben biß ins 64. Jahr erstrecket/ mit welchem er dasselbe geendet/ hinterlassend ein gutes Lob/ daß er ein solcher Meister von Verzierungen gewesen/ von welchem andere viel erlernet.

L. MORTO DA FELTRO.DIeser unser Andrea hat sich in seiner ersten Jugend aufgehalten bey MORTO DA FELTRO, einem verständigen Meister in Zierrahten/ welchem also derselbe nachgefolget. Morto aber/ war ein schwermütiger einsamer Mensch/ und kam in seiner Jugend/ zu Zeiten Papsts Alexanders des Sechsten/ nach Rom/ woselbst er in alten Gebäuen und ruinen ohne Unterlaß zeichnete/ und an dergleichen Groteschen seine höchste Lust hatte/ wordurch er auch in diesem studio also zugenommen/ daß er den Blättern einen sonderbaren Schlag zu geben wuste. Er war auch viele Monaten zu Tivoli in villa Adriana, und zeichnete daselbst alle Grotten ober und unter der Erden/ auch hernach zu Puzzolo die zierliche alte Mauren/ und andere erhabene Arbeit von stucco, wie auch alle denkwürdige Begräbnissen/ und in Campana den Antichen-Weeg/ und zu Trullo bey der See / auch in allen Tempeln und Grotten zu Baja und Mercato, so daß er in dieser Grotten-Arbeit ein vollkommener Künstler worden.

Nachdem er zurück nach Rom gekommen/ legte er sich auf die Bilder-Mahlerey/ und da er von des Leonardo da Vince und Michaël Angelo Cartonen hörte/ begab er sich nach Florenz/ um solche Werke zu sehen/ verlohre aber zugleich die Hoffnung und den Muht/ zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ begab sich deßhalben wider auf seine Verzierungen/ und kame zu Andrea di Cosimo. Als er aber auch müd ware/ zu Florenz zu wohnen/ zog er nach Venedig zu Giorgione, welchem er geholfen an den Zierrahten des Teutschen Hauses/ reiste aber auch von dort bald weg nach Friaul, und weil der Staat von Venedig damals Wird ein Soldat. eben Soldaten annahme/ begab er sich in Krieg/ wurde ein Officier über 200. Mann/ und kam mit denselben nach Zara in Sclavonien: Da er sich nun einsmals in einem Scharmützel wider den Türken/ großmühtig vornen hin begeben/ wurd er erschlagen/ im 45ten Jahr seines Alters/ und erlangte damit/ was ihm sein Namen Morto täglich geprophezeyet/ jedoch sturbe mit ihm sein gutes Gerücht nicht zugleich/ sintemal man ihme noch heut rühmlich nachsaget/ daß er fast der erste gewesen/ welcher in Zierrahten die antiche-manier wieder herfürgebracht/ und die Groteschen auf die alte Weiß gemacht/ welchen daher dieser Namen zugewachsen/ daß die Antiche, sonderlich in Rom/[Spaltenumbruch] solche Auszierungen/ unter der Erden gemacht/ welche die Italiener nachmals Grotten genennet haben.

LI. MARCO aus Calabrien Mahler.WAnn in der Welt ein neues Liecht einer sonderbaren schönen Wissenschaft oder Kunst aufgehet/ so wirft dasselbe seine Stralen nicht in alle Länder gleichmäßig aus/ sondern es theilet etlichen Provinzien und Städten viel/ etlichen aber wenig zu: Eben wie man befindet/ daß die menschliche Vernunft zu einer oder andern Kunst an diesem oder jenem Ort viel geneigter und fähiger ist/ als an andern: Ja es scheinet/ daß die Lust selber in einem Land tauglicher und bequemer seye/ als in dem andern: Aus dieser Ursach verließe der Mahler MARCO sein Vatterland Calabrien/ und erwehlte sich das sehr lustige/ und mit allerhand anlockenden Zierlichkeiten angefüllete Neapel: Zwar hatte er sich vorgenommen/ die Mahlerey-studien fortzusetzen/ nach Rom zu reisen/ weil er aber ein Komt nach Neapel. guter Lautenist ware/ und zu Neapel viele Liebhabere fande/ ließe er sich durch dieselbe/ und durch die Süßigkeit der Landfrüchten in dieser Stadt gerne anhalten. Daselbst nun machte er manche schöne Werke von Oelfarben und in fresco, dergleichen bezeuget die fürtrefliche Altar-Tafel/ so er nach Aversa, 10. Meil von Neapel/ in die Kirche des Heil. Augustini gemacht/ darinn disputiret der Heil. Augustinus mit den Ketzern. Oben und an den Seiten sind unterschiedliche Historien/ von dem HErrn Christo und andern Heiligen/ samt vielen andern Verzierungen: Darinn siehet man des Mahlers Verstand im Zeichnen/ neben einer großen Behändigkeit im coloriren: Er war sonst gar lustigen humors, machte sich viel Ergetzlichkeit/ und da ein Mahler ihne zuwider aufstehen wolte/ stürzte er denselben bald in die Pfütze der Verachtung/ durch die Gunst des ihne sehr lieben Neapolitanischen Adels: Seine Werke wurden ihm wol bezahlt/ und sind zwischen dem 1508 und 1542. Jahr gefärtiget worden/ wann er aber gebohren oder gestorben/ finde ich nicht/ aber wol/ daß er im 55ten Jahr seines Alters gestorben seye.

LII. NICOLAO aus Calabrien/ Mahler.JEztgedachten Marco Mit-Gesell und Landsmann ware NICOLAO, insgemein Meister GOLA von Matriae genannt/ derselbe machte zu Ascoli in Calabrien und zu Norica unterschiedliche herrliche Werke/ und bekame daher das Lob des bästen Meisters in selbigen Landen/ zumal weil er sich auch auf die Architectur verstunde/ und alle Gebäude zu Ascoli und um dieselbe Stadt auf dem Lande/ welche damals aufgeführet wurden/ anordnete. Er wohnte allezeit zu Ascoli, lebte mit seiner an Tugend und Geschlecht edlen Haußfrauen in zuläßiger Frölichkeit/ und bemühte sich nicht Rom/ als damals die Academie aller Mahler/ zu sehen.

Bey seinen Lebzeiten kame Papst Paulus III. nach Ascoli, da kame dieser Künstler in Ungelegenheit mit etlichen Päpstlichen Bedienten/ daß er dernthalben die Flucht nehmen/ und sich von Ascoli wegmachen muste; Seine getreue Haußfrau wolte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p317.3"><pb facs="#f0136" xml:id="pb-318" n="[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 108]"/><cb/>
im Umriß und Schatten künstlich herfür kommen/ doch kan man auch mit einem schwarzen/ und in den nassen Kalk gelassenen Saft die Vertieffung herfür bringen/ auf welche Manier <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1580 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006046 http://viaf.org/viaf/95717753">Cosimo</persName></hi> viele schöne <hi rendition="#aq">facciaten</hi> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> gemacht/ dernthalben er auch allenthalben zu Hochzeitlichen und Begräbnis-Auszierungen gebraucht wurde. Er ware gutherzig/ und in seiner Arbeit fleißig/ dabey aber sehr furchtsam und ganz <hi rendition="#aq">melanchol</hi>isch/ so daß er sich wol selbst ermordet hätte/ wo nicht einer seiner Mitgesellen ihn fleißig beobachtet hätte/ dannenhero er sein Leben biß ins 64. Jahr erstrecket/ mit welchem er dasselbe geendet/ hinterlassend ein gutes Lob/ daß er ein solcher Meister von Verzierungen gewesen/ von welchem andere viel erlernet.</p>
          <p xml:id="p318.2"><note place="right"><hi rendition="#aq">L. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1581">MORTO DA FELTRO</persName></hi>.</note>DIeser unser <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1580 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006046 http://viaf.org/viaf/95717753">Andrea</persName></hi> hat sich in seiner ersten Jugend aufgehalten bey <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1581">MORTO DA FELTRO</persName>,</hi> einem verständigen Meister in Zierrahten/ welchem also derselbe nachgefolget. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1581">Morto</persName></hi> aber/ war ein schwermütiger einsamer Mensch/ und kam in seiner Jugend/ zu Zeiten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-248 http://d-nb.info/gnd/118501844 http://viaf.org/viaf/2501524">Papsts Alexanders des Sechsten</persName>/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ woselbst er in alten Gebäuen und <hi rendition="#aq">ruin</hi>en ohne Unterlaß zeichnete/ und an dergleichen Groteschen seine höchste Lust hatte/ wordurch er auch in diesem <hi rendition="#aq">studio</hi> also zugenommen/ daß er den Blättern einen sonderbaren Schlag zu geben wuste. Er war auch viele Monaten zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-231 http://www.geonames.org/3165624/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006968">Tivoli</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-520">villa Adriana</placeName>,</hi> und zeichnete daselbst alle Grotten ober und unter der Erden/ auch hernach zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-233 http://www.geonames.org/3169984/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004647">Puzzolo</placeName></hi> die zierliche alte Mauren/ und andere erhabene Arbeit von <hi rendition="#aq">stucco,</hi> wie auch alle denkwürdige Begräbnissen/ und in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1870 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1043769">Campana</placeName></hi> den <hi rendition="#aq">Antichen</hi>-Weeg/ und zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2204">Trullo</placeName></hi> bey der See / auch in allen Tempeln und Grotten zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1498 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004516">Baja</placeName></hi> und <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2205">Mercato</placeName>,</hi> so daß er in dieser Grotten-Arbeit ein vollkommener Künstler worden.</p>
          <p>Nachdem er zurück nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> gekommen/ legte er sich auf die Bilder-Mahlerey/ und da er von des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-195 http://d-nb.info/gnd/118640445 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010879 http://viaf.org/viaf/24604287">Leonardo da Vince</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-353 http://d-nb.info/gnd/118582143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500010654 http://viaf.org/viaf/24585191">Michaël Angelo</persName> Cartonen</hi> hörte/ begab er sich nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ um solche Werke zu sehen/ verlohre aber zugleich die Hoffnung und den Muht/ zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ begab sich deßhalben wider auf seine Verzierungen/ und kame zu <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1580 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006046 http://viaf.org/viaf/95717753">Andrea di Cosimo</persName></hi>. Als er aber auch müd ware/ zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName> zu wohnen/ zog er nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> zu <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1312 http://d-nb.info/gnd/118539469 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500028290 http://viaf.org/viaf/39385864">Giorgione</persName>,</hi> welchem er geholfen an den Zierrahten des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-506">Teutschen Hauses</placeName>/ reiste aber auch von dort bald weg nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-627 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7008895">Friaul</placeName>,</hi> und weil der Staat von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1 http://www.geonames.org/3164603/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7018159">Venedig</placeName> damals <note place="right">Wird ein Soldat.</note> eben Soldaten annahme/ begab er sich in Krieg/ wurde ein <hi rendition="#aq">Officier</hi> über 200. Mann/ und kam mit denselben nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-669 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7015549">Zara</placeName></hi> in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-373 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016818">Sclavonien</placeName></hi>: Da er sich nun einsmals in einem Scharmützel wider den Türken/ großmühtig vornen hin begeben/ wurd er erschlagen/ im 45ten Jahr seines Alters/ und erlangte damit/ was ihm sein Namen <hi rendition="#aq">Morto</hi> täglich geprophezeyet/ jedoch sturbe mit ihm sein gutes Gerücht nicht zugleich/ sintemal man ihme noch heut rühmlich nachsaget/ daß er fast der erste gewesen/ welcher in Zierrahten die <hi rendition="#aq">antiche-manier</hi> wieder herfürgebracht/ und die Groteschen auf die alte Weiß gemacht/ welchen daher dieser Namen zugewachsen/ daß die <hi rendition="#aq">Antiche,</hi> sonderlich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/<cb/>
solche Auszierungen/ unter der Erden gemacht/ welche die Italiener nachmals Grotten genennet haben.</p>
          <p xml:id="p318.1"><note place="right"><hi rendition="#aq">LI.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1582 http://d-nb.info/gnd/13943142X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006131"><hi rendition="#aq">MARCO</hi> aus <hi rendition="#aq">Calabrien</hi></persName> Mahler.</note>WAnn in der Welt ein neues Liecht einer sonderbaren schönen Wissenschaft oder Kunst aufgehet/ so wirft dasselbe seine Stralen nicht in alle Länder gleichmäßig aus/ sondern es theilet etlichen Provinzien und Städten viel/ etlichen aber wenig zu: Eben wie man befindet/ daß die menschliche Vernunft zu einer oder andern Kunst an diesem oder jenem Ort viel geneigter und fähiger ist/ als an andern: Ja es scheinet/ daß die Lust selber in einem Land tauglicher und bequemer seye/ als in dem andern: Aus dieser Ursach verließe der Mahler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1582 http://d-nb.info/gnd/13943142X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006131">MARCO</persName></hi> sein Vatterland <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-173 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007850">Calabrien</placeName></hi>/ und erwehlte sich das sehr lustige/ und mit allerhand anlockenden Zierlichkeiten angefüllete <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapel</placeName>: Zwar hatte er sich vorgenommen/ die Mahlerey-<hi rendition="#aq">studi</hi>en fortzusetzen/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> zu reisen/ weil er aber ein <note place="right">Komt nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapel</placeName>.</note> guter Lautenist ware/ und zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapel</placeName> viele Liebhabere fande/ ließe er sich durch dieselbe/ und durch die Süßigkeit der Landfrüchten in dieser Stadt gerne anhalten. Daselbst nun machte er manche schöne Werke von Oelfarben und <hi rendition="#aq">in fresco,</hi> dergleichen bezeuget die fürtrefliche Altar-Tafel/ so er nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-671 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004518">Aversa</placeName>,</hi> 10. Meil von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-406 http://www.geonames.org/3172394/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004474">Neapel</placeName>/ in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1979">Kirche des Heil. <hi rendition="#aq">Augustini</hi></placeName>  gemacht/ darinn <hi rendition="#aq">disputi</hi>ret der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1026 http://d-nb.info/gnd/118505114 http://viaf.org/viaf/108194383">Heil. <hi rendition="#aq">Augustinus</hi></persName> mit den Ketzern. Oben und an den Seiten sind unterschiedliche Historien/ von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-15 http://d-nb.info/gnd/118557513 http://viaf.org/viaf/73945424">HErrn Christo</persName> und andern Heiligen/ samt vielen andern Verzierungen: Darinn siehet man des Mahlers Verstand im Zeichnen/ neben einer großen Behändigkeit im <hi rendition="#aq">color</hi>iren: Er war sonst gar lustigen <hi rendition="#aq">humors,</hi> machte sich viel Ergetzlichkeit/ und da ein Mahler ihne zuwider aufstehen wolte/ stürzte er denselben bald in die Pfütze der Verachtung/ durch die Gunst des ihne sehr lieben Neapolitanischen Adels: Seine Werke wurden ihm wol bezahlt/ und sind zwischen dem <date when="1508">1508</date> und <date when="1542">1542</date>. Jahr gefärtiget worden/ wann er aber gebohren oder gestorben/ finde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nicht/ aber wol/ daß er im 55ten Jahr seines Alters gestorben seye.</p>
          <p xml:id="p318.3"><note place="right"><hi rendition="#aq">LII.</hi><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1611 http://d-nb.info/gnd/102373914 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500030888 http://viaf.org/viaf/49613617"><hi rendition="#aq">NICOLAO</hi> aus <hi rendition="#aq">Calabrien</hi></persName>/ Mahler.</note>JEztgedachten <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1582 http://d-nb.info/gnd/13943142X http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500006131">Marco</persName></hi> Mit-Gesell und Landsmann ware <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1611 http://d-nb.info/gnd/102373914 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500030888 http://viaf.org/viaf/49613617">NICOLAO</persName>,</hi> insgemein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1611 http://d-nb.info/gnd/102373914 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500030888 http://viaf.org/viaf/49613617">Meister <hi rendition="#aq">GOLA</hi> von <hi rendition="#aq">Matriae</hi></persName> genannt/ derselbe machte zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-448 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004025">Ascoli</placeName></hi> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-173 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7007850"><hi rendition="#aq">Calabri</hi>en</placeName> und zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1871 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7005057">Norica</placeName></hi> unterschiedliche herrliche Werke/ und bekame daher das Lob des bästen Meisters in selbigen Landen/ zumal weil er sich auch auf die <hi rendition="#aq">Architectur</hi> verstunde/ und alle Gebäude zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-448 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004025">Ascoli</placeName></hi> und um dieselbe Stadt auf dem Lande/ welche damals aufgeführet wurden/ anordnete. Er wohnte allezeit zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-448 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004025">Ascoli</placeName>,</hi> lebte mit seiner an Tugend und Geschlecht edlen Haußfrauen in zuläßiger Frölichkeit/ und bemühte sich nicht <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName>/ als damals die <hi rendition="#aq">Academie</hi> aller Mahler/ zu sehen.</p>
          <p>Bey seinen Lebzeiten kame <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1120 http://d-nb.info/gnd/118592068 http://viaf.org/viaf/51803934">Papst <hi rendition="#aq">Paulus III</hi>.</persName> nach <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-448 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004025">Ascoli</placeName>,</hi> da kame dieser Künstler in Ungelegenheit mit etlichen Päpstlichen Bedienten/ daß er dernthalben die Flucht nehmen/ und sich von <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-448 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004025">Ascoli</placeName></hi> wegmachen muste; Seine getreue Haußfrau wolte
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 108]/0136] im Umriß und Schatten künstlich herfür kommen/ doch kan man auch mit einem schwarzen/ und in den nassen Kalk gelassenen Saft die Vertieffung herfür bringen/ auf welche Manier Cosimo viele schöne facciaten in Florenz gemacht/ dernthalben er auch allenthalben zu Hochzeitlichen und Begräbnis-Auszierungen gebraucht wurde. Er ware gutherzig/ und in seiner Arbeit fleißig/ dabey aber sehr furchtsam und ganz melancholisch/ so daß er sich wol selbst ermordet hätte/ wo nicht einer seiner Mitgesellen ihn fleißig beobachtet hätte/ dannenhero er sein Leben biß ins 64. Jahr erstrecket/ mit welchem er dasselbe geendet/ hinterlassend ein gutes Lob/ daß er ein solcher Meister von Verzierungen gewesen/ von welchem andere viel erlernet. DIeser unser Andrea hat sich in seiner ersten Jugend aufgehalten bey MORTO DA FELTRO, einem verständigen Meister in Zierrahten/ welchem also derselbe nachgefolget. Morto aber/ war ein schwermütiger einsamer Mensch/ und kam in seiner Jugend/ zu Zeiten Papsts Alexanders des Sechsten/ nach Rom/ woselbst er in alten Gebäuen und ruinen ohne Unterlaß zeichnete/ und an dergleichen Groteschen seine höchste Lust hatte/ wordurch er auch in diesem studio also zugenommen/ daß er den Blättern einen sonderbaren Schlag zu geben wuste. Er war auch viele Monaten zu Tivoli in villa Adriana, und zeichnete daselbst alle Grotten ober und unter der Erden/ auch hernach zu Puzzolo die zierliche alte Mauren/ und andere erhabene Arbeit von stucco, wie auch alle denkwürdige Begräbnissen/ und in Campana den Antichen-Weeg/ und zu Trullo bey der See / auch in allen Tempeln und Grotten zu Baja und Mercato, so daß er in dieser Grotten-Arbeit ein vollkommener Künstler worden. L. MORTO DA FELTRO. Nachdem er zurück nach Rom gekommen/ legte er sich auf die Bilder-Mahlerey/ und da er von des Leonardo da Vince und Michaël Angelo Cartonen hörte/ begab er sich nach Florenz/ um solche Werke zu sehen/ verlohre aber zugleich die Hoffnung und den Muht/ zu solcher Vollkommenheit zu gelangen/ begab sich deßhalben wider auf seine Verzierungen/ und kame zu Andrea di Cosimo. Als er aber auch müd ware/ zu Florenz zu wohnen/ zog er nach Venedig zu Giorgione, welchem er geholfen an den Zierrahten des Teutschen Hauses/ reiste aber auch von dort bald weg nach Friaul, und weil der Staat von Venedig damals eben Soldaten annahme/ begab er sich in Krieg/ wurde ein Officier über 200. Mann/ und kam mit denselben nach Zara in Sclavonien: Da er sich nun einsmals in einem Scharmützel wider den Türken/ großmühtig vornen hin begeben/ wurd er erschlagen/ im 45ten Jahr seines Alters/ und erlangte damit/ was ihm sein Namen Morto täglich geprophezeyet/ jedoch sturbe mit ihm sein gutes Gerücht nicht zugleich/ sintemal man ihme noch heut rühmlich nachsaget/ daß er fast der erste gewesen/ welcher in Zierrahten die antiche-manier wieder herfürgebracht/ und die Groteschen auf die alte Weiß gemacht/ welchen daher dieser Namen zugewachsen/ daß die Antiche, sonderlich in Rom/ solche Auszierungen/ unter der Erden gemacht/ welche die Italiener nachmals Grotten genennet haben. Wird ein Soldat. WAnn in der Welt ein neues Liecht einer sonderbaren schönen Wissenschaft oder Kunst aufgehet/ so wirft dasselbe seine Stralen nicht in alle Länder gleichmäßig aus/ sondern es theilet etlichen Provinzien und Städten viel/ etlichen aber wenig zu: Eben wie man befindet/ daß die menschliche Vernunft zu einer oder andern Kunst an diesem oder jenem Ort viel geneigter und fähiger ist/ als an andern: Ja es scheinet/ daß die Lust selber in einem Land tauglicher und bequemer seye/ als in dem andern: Aus dieser Ursach verließe der Mahler MARCO sein Vatterland Calabrien/ und erwehlte sich das sehr lustige/ und mit allerhand anlockenden Zierlichkeiten angefüllete Neapel: Zwar hatte er sich vorgenommen/ die Mahlerey-studien fortzusetzen/ nach Rom zu reisen/ weil er aber ein guter Lautenist ware/ und zu Neapel viele Liebhabere fande/ ließe er sich durch dieselbe/ und durch die Süßigkeit der Landfrüchten in dieser Stadt gerne anhalten. Daselbst nun machte er manche schöne Werke von Oelfarben und in fresco, dergleichen bezeuget die fürtrefliche Altar-Tafel/ so er nach Aversa, 10. Meil von Neapel/ in die Kirche des Heil. Augustini gemacht/ darinn disputiret der Heil. Augustinus mit den Ketzern. Oben und an den Seiten sind unterschiedliche Historien/ von dem HErrn Christo und andern Heiligen/ samt vielen andern Verzierungen: Darinn siehet man des Mahlers Verstand im Zeichnen/ neben einer großen Behändigkeit im coloriren: Er war sonst gar lustigen humors, machte sich viel Ergetzlichkeit/ und da ein Mahler ihne zuwider aufstehen wolte/ stürzte er denselben bald in die Pfütze der Verachtung/ durch die Gunst des ihne sehr lieben Neapolitanischen Adels: Seine Werke wurden ihm wol bezahlt/ und sind zwischen dem 1508 und 1542. Jahr gefärtiget worden/ wann er aber gebohren oder gestorben/ finde ich nicht/ aber wol/ daß er im 55ten Jahr seines Alters gestorben seye. LI. MARCO aus Calabrien Mahler. Komt nach Neapel. JEztgedachten Marco Mit-Gesell und Landsmann ware NICOLAO, insgemein Meister GOLA von Matriae genannt/ derselbe machte zu Ascoli in Calabrien und zu Norica unterschiedliche herrliche Werke/ und bekame daher das Lob des bästen Meisters in selbigen Landen/ zumal weil er sich auch auf die Architectur verstunde/ und alle Gebäude zu Ascoli und um dieselbe Stadt auf dem Lande/ welche damals aufgeführet wurden/ anordnete. Er wohnte allezeit zu Ascoli, lebte mit seiner an Tugend und Geschlecht edlen Haußfrauen in zuläßiger Frölichkeit/ und bemühte sich nicht Rom/ als damals die Academie aller Mahler/ zu sehen. LII. NICOLAO aus Calabrien/ Mahler. Bey seinen Lebzeiten kame Papst Paulus III. nach Ascoli, da kame dieser Künstler in Ungelegenheit mit etlichen Päpstlichen Bedienten/ daß er dernthalben die Flucht nehmen/ und sich von Ascoli wegmachen muste; Seine getreue Haußfrau wolte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/136
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/136>, abgerufen am 23.11.2024.