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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] schiene/ ob wäre sie darinn gebohren worden/ deren eines der Käyser Augustus in des Caesaris Tempel verehret/ das andere haben die in der Insul Cos bekommen/ und solle an Kunst und Schönheit die erste übertroffen haben/ wiewol er sie nicht gar zu End gebracht/ weil der darzwischen-kommende Tod ihme das Leben genommen/ damit die Natur nicht klagen möchte/ daß sie den todten Farben seiner Gemälden weichen müste: Gleichwol aber haben die todte Farben/ denen er/ durch die Macht seiner Kunst/ das Leben gegeben/ seinen Namen hinwider in das Buch der Unsterblichkeit gebracht/ und verursacht/ daß sein Ruhm nun so viel hundert Jahre nach seinem Tode grünet. Es ware aber diese leztere Venus so fürtreflich gemacht/ daß niemals einiger Meister sich unterstanden hat/ das jenige/ was er noch unvollkommen daran gelassen/ aus zu machen/ weil auch keiner getraute den schönen Umriß derselben nach zu zeichnen oder zu verbässern: Es würde auch/ meines Erachtens/ einem eine schlechte Ehre gewesen seyn/ der seine Hand solte daran geleget haben/ eben wie noch heut zu Tag denen geschieht/ die sich an eines berühmten Meisters Werk vermessentlich machen. Von diesem Bilde hat der sinnreiche Ovidius also geschrieben: Sinunquam Venerem Cois pinxisset Apelles, Mersa sub aequoreis illa lateret aquis. Welches zu Teutsch also lauten möchte:

Die Venus läge noch in Meeres Grund ver-
stecket/

Wann sie der Nachwelt nicht Apelles hätt'
entdecket:

Wer jezt nach Coos geht und sieht des
Mahler Kunst/

In diesem schönen Bild/ der rühm des Pin-
sels Gunst.

So hat er auch ferner gemacht eine Tafel/ darinn der Göttin Dianae castrirter Bischoff Megabyzus , in seinem Bischoflichen habit, contrefätet war/ mit seiner ganzen Clerisey/ es ware auch darbey/ der nachmals von dem Alexander erstochene Prinz Clytus. Für die in der Insul Samos bildete er einen wollüstigen Zärtling/ Abro genannt/ aus dessen Bildnis seine Natur zu ersehen gewesen. Den Rhodiern machte er das Contrefät Menandri, des Königs in Caria, neben der Bildnis Ancaei, des/ auf dem Schiff Argo, gewesenen Mitgesellens/ des Jasons. Er mahlte auch für die von Alexandria den Tragoedischreiber Gorgosthenes sehr vortreflich.

Kommt nach Rom/ und arbeitet viel daselbst. Nach diesem machte er einen Castor und Pollux, die Bildnis der Victori, den Kriegs-Gott Mars, als angebunden/ den Großen Alexander in Profil, noch einen andern/ auf einem Triumf-Wagen sitzend/ diese stelte Käyser Augustus nachmals auf seine schönste Galerie: Noch höher aber hielte sie Käyser Claudius, der sie vor den Augen des Volks wegnehmen/ und Käyser Augustum nach dem Leben hinein machen ließ. Von eben seiner Hand/ ware zu Zeiten Plinii, ein gemahlter Hercules, in dem Tempel der Antonia , der sehr wol und ungemein gemahlt gewesen/ indem er zwar meistens auf dem Rucken zu sehen war/ gleichwol aber den Anschauenden das völlige Angesicht zeigte/[Spaltenumbruch] welches eine sehr mühsame Arbeit ist. Nach dem Leben mahlte er ferner einen nackenden Prinzen so wol/ daß die Natur selbsten ihn nicht bässer hätte formiren können. Diese jezt erzehlte Stukke sind nachmals/ wie Plinius meldet/ alle nach Rom gebracht worden/ Carl von Mandern aber meinet/ daß Apelles selbst nach Rom kommen/ und sie daselbst gemahlet habe.

Widerum geriehte er mit etlichen Mahlern in einen Wett-Streit/ die wurden einig um ein gewißes Gewette/ welcher unter ihnen das bäste Sein bewunderliches Pferd. Pferd mahlen würde. Apelles, sich befürchtend/ es möchten die Urtheiler/ aus Gewogenheit zu seinen Gegnern/ ihme den Preiß entziehen/ und jenen unverdient beylegen/ erwehlte lieber das unpassionirliche Urtheil der unvernünftigen Thiere/ als daß er sich denen/ durch widrige affecten/ hin und wider wankenden Menschen vertrauen wolte: Demnach liese er die/ von den andern Künstlern gemahlte Pferde/ für andere lebendige/ stellen/ welche dieselbe durchaus nicht achteten/ noch sich daran kehreten; Als er aber seines herbeybrachte/ fiengen die lebendige alsbald an zu wiehern/ vermeinende/ daß sie einen Gespanen bekommen hätten. Welche Prob dann nachgehends in vielen Gemälden gebrauchet/ und für eine unfehlbare Regel einer guten Arbeit gehalten worden ist.

Andere seine Werke. Ferner machte er einen Pyrrhus, den Sohn des Achilles, in Gestalt eines jungen Krieges-Helden/ wider die Persianer zu Pferde streitend/ dieser wurde derhalben Neoptolemus genannt. Ingleichem/ die Bildnise des Archelaus, samt dessen Gemahlin und Tochter. Den König Antigonus, in einem Brust-Harnisch zu Pferd sitzend/ welches Stuck viele Künstlere für sein bästes gehalten haben. Eine Diana, in einer großen Menge opfrender Jungfrauen sitzend/ in welchem Gemälde er den Geist des Homerus, welcher es zuvor beschrieben/ weit übertroffen hat. Endlich zeuget von ihme Plinius: Er habe solche Sachen gemacht/ die für unmöglich zu mahlen geachtet worden wären/ als nämlich/ Donner/ Blitz/ Wetterleuchten/ welche Stucke man Bronten, Astropen und Ceraunobolon genennet. Also hat dieser Künstler/ mit seinen fürtreflichen Inventionen/ den nachkommenden Mahlern sehr wol gedienet/ und durch wüste Unwege einen schönen Weg gebahnet.

Erfindet einen Fürniß zu conservation der Gemälde. Zulezt muß ich auch melden/ daß er einen gewissen Fürnis erfunden/ womit er seine ausgemachte Stucke ganz dünn überstrichen/ der dann denselben einen schönen Glanz gegeben/ und sie für Staub und anderer Unreinigkeit bewahret. Viele haben zwar versucht/ denselben nachzumachen/ weil er aber ganz dünn und glatt auf den Gemälden gelegen/ ist es ihnen/ denselben zu erfinden/ unmöglich gefallen. Schwarz aus Helfenbein zu brennen. Gleichfals hat er erfunden/ das Schwarz aus Helfenbein zu brennen/ neben noch andern Farben. Wann er gestorben/ finde ich nicht aufgezeichnet/ aber wol/ daß er/ wie oben gemeldet worden/ die Welt verlassen/ als er/ in der Insel Coos, eine Venus gebildet/ welche/ ob sie wol nicht/ wegen seines darzwischen-kommenden Todes/ verfärtiget worden/ dannoch für das köstlichste Stuck/ aller seiner Werke/ gehalten worden ist.

[Spaltenumbruch] schiene/ ob wäre sie darinn gebohren worden/ deren eines der Käyser Augustus in des Caesaris Tempel verehret/ das andere haben die in der Insul Cos bekommen/ und solle an Kunst und Schönheit die erste übertroffen haben/ wiewol er sie nicht gar zu End gebracht/ weil der darzwischen-kommende Tod ihme das Leben genommen/ damit die Natur nicht klagen möchte/ daß sie den todten Farben seiner Gemälden weichen müste: Gleichwol aber haben die todte Farben/ denen er/ durch die Macht seiner Kunst/ das Leben gegeben/ seinen Namen hinwider in das Buch der Unsterblichkeit gebracht/ und verursacht/ daß sein Ruhm nun so viel hundert Jahre nach seinem Tode grünet. Es ware aber diese leztere Venus so fürtreflich gemacht/ daß niemals einiger Meister sich unterstanden hat/ das jenige/ was er noch unvollkommen daran gelassen/ aus zu machen/ weil auch keiner getraute den schönen Umriß derselben nach zu zeichnen oder zu verbässern: Es würde auch/ meines Erachtens/ einem eine schlechte Ehre gewesen seyn/ der seine Hand solte daran geleget haben/ eben wie noch heut zu Tag denen geschieht/ die sich an eines berühmten Meisters Werk vermessentlich machen. Von diesem Bilde hat der sinnreiche Ovidius also geschrieben: Sinunquam Venerem Cois pinxisset Apelles, Mersa sub aequoreis illa lateret aquis. Welches zu Teutsch also lauten möchte:

Die Venus läge noch in Meeres Grund ver-
stecket/

Wann sie der Nachwelt nicht Apelles hätt’
entdecket:

Wer jezt nach Coos geht und sieht des
Mahler Kunst/

In diesem schönen Bild/ der rühm des Pin-
sels Gunst.

So hat er auch ferner gemacht eine Tafel/ darinn der Göttin Dianae castrirter Bischoff Megabyzus , in seinem Bischoflichen habit, contrefätet war/ mit seiner ganzen Clerisey/ es ware auch darbey/ der nachmals von dem Alexander erstochene Prinz Clytus. Für die in der Insul Samos bildete er einen wollüstigen Zärtling/ Abro genannt/ aus dessen Bildnis seine Natur zu ersehen gewesen. Den Rhodiern machte er das Contrefät Menandri, des Königs in Caria, neben der Bildnis Ancaei, des/ auf dem Schiff Argo, gewesenen Mitgesellens/ des Jasons. Er mahlte auch für die von Alexandria den Tragoedischreiber Gorgosthenes sehr vortreflich.

Kommt nach Rom/ und arbeitet viel daselbst. Nach diesem machte er einen Castor und Pollux, die Bildnis der Victori, den Kriegs-Gott Mars, als angebunden/ den Großen Alexander in Profil, noch einen andern/ auf einem Triumf-Wagen sitzend/ diese stelte Käyser Augustus nachmals auf seine schönste Galerie: Noch höher aber hielte sie Käyser Claudius, der sie vor den Augen des Volks wegnehmen/ und Käyser Augustum nach dem Leben hinein machen ließ. Von eben seiner Hand/ ware zu Zeiten Plinii, ein gemahlter Hercules, in dem Tempel der Antonia , der sehr wol und ungemein gemahlt gewesen/ indem er zwar meistens auf dem Rucken zu sehen war/ gleichwol aber den Anschauenden das völlige Angesicht zeigte/[Spaltenumbruch] welches eine sehr mühsame Arbeit ist. Nach dem Leben mahlte er ferner einen nackenden Prinzen so wol/ daß die Natur selbsten ihn nicht bässer hätte formiren können. Diese jezt erzehlte Stukke sind nachmals/ wie Plinius meldet/ alle nach Rom gebracht worden/ Carl von Mandern aber meinet/ daß Apelles selbst nach Rom kommen/ und sie daselbst gemahlet habe.

Widerum geriehte er mit etlichen Mahlern in einen Wett-Streit/ die wurden einig um ein gewißes Gewette/ welcher unter ihnen das bäste Sein bewunderliches Pferd. Pferd mahlen würde. Apelles, sich befürchtend/ es möchten die Urtheiler/ aus Gewogenheit zu seinen Gegnern/ ihme den Preiß entziehen/ und jenen unverdient beylegen/ erwehlte lieber das unpassionirliche Urtheil der unvernünftigen Thiere/ als daß er sich denen/ durch widrige affecten/ hin und wider wankenden Menschen vertrauen wolte: Demnach liese er die/ von den andern Künstlern gemahlte Pferde/ für andere lebendige/ stellen/ welche dieselbe durchaus nicht achteten/ noch sich daran kehreten; Als er aber seines herbeybrachte/ fiengen die lebendige alsbald an zu wiehern/ vermeinende/ daß sie einen Gespanen bekommen hätten. Welche Prob dann nachgehends in vielen Gemälden gebrauchet/ und für eine unfehlbare Regel einer guten Arbeit gehalten worden ist.

Andere seine Werke. Ferner machte er einen Pyrrhus, den Sohn des Achilles, in Gestalt eines jungen Krieges-Helden/ wider die Persianer zu Pferde streitend/ dieser wurde derhalben Neoptolemus genannt. Ingleichem/ die Bildnise des Archelaus, samt dessen Gemahlin und Tochter. Den König Antigonus, in einem Brust-Harnisch zu Pferd sitzend/ welches Stuck viele Künstlere für sein bästes gehalten haben. Eine Diana, in einer großen Menge opfrender Jungfrauen sitzend/ in welchem Gemälde er den Geist des Homerus, welcher es zuvor beschrieben/ weit übertroffen hat. Endlich zeuget von ihme Plinius: Er habe solche Sachen gemacht/ die für unmöglich zu mahlen geachtet worden wären/ als nämlich/ Donner/ Blitz/ Wetterleuchten/ welche Stucke man Bronten, Astropen und Ceraunobolon genennet. Also hat dieser Künstler/ mit seinen fürtreflichen Inventionen/ den nachkommenden Mahlern sehr wol gedienet/ und durch wüste Unwege einen schönen Weg gebahnet.

Erfindet einen Fürniß zu conservation der Gemälde. Zulezt muß ich auch melden/ daß er einen gewissen Fürnis erfunden/ womit er seine ausgemachte Stucke ganz dünn überstrichen/ der dann denselben einen schönen Glanz gegeben/ und sie für Staub und anderer Unreinigkeit bewahret. Viele haben zwar versucht/ denselben nachzumachen/ weil er aber ganz dünn und glatt auf den Gemälden gelegen/ ist es ihnen/ denselben zu erfinden/ unmöglich gefallen. Schwarz aus Helfenbein zu brennen. Gleichfals hat er erfunden/ das Schwarz aus Helfenbein zu brennen/ neben noch andern Farben. Wann er gestorben/ finde ich nicht aufgezeichnet/ aber wol/ daß er/ wie oben gemeldet worden/ die Welt verlassen/ als er/ in der Insel Coos, eine Venus gebildet/ welche/ ob sie wol nicht/ wegen seines darzwischen-kommenden Todes/ verfärtiget worden/ dannoch für das köstlichste Stuck/ aller seiner Werke/ gehalten worden ist.

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        <p xml:id="p236.5"><note place="right">Erfindet einen Fürniß zu <hi rendition="#aq">conservation</hi> der Gemälde.</note> Zulezt muß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> auch melden/ daß er einen gewissen Fürnis erfunden/ womit er seine ausgemachte Stucke ganz dünn überstrichen/ der dann denselben einen schönen Glanz gegeben/ und sie für Staub und anderer Unreinigkeit bewahret. Viele haben zwar versucht/ denselben nachzumachen/ weil er aber ganz dünn und glatt auf den Gemälden gelegen/ ist es ihnen/ denselben zu erfinden/ unmöglich gefallen. <note place="right">Schwarz aus Helfenbein zu brennen.</note> Gleichfals hat er erfunden/ das Schwarz aus Helfenbein zu brennen/ neben noch andern Farben. Wann er gestorben/ finde <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nicht aufgezeichnet/ aber wol/ daß er/ wie oben gemeldet worden/ die Welt verlassen/ als er/ in der Insel <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-241 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012054">Coos</placeName>,</hi> eine <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName></hi> gebildet/ welche/ ob sie wol nicht/ wegen seines darzwischen-kommenden Todes/ verfärtiget worden/ dannoch für das köstlichste Stuck/ aller seiner Werke/ gehalten worden ist.</p>
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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 35]/0045] schiene/ ob wäre sie darinn gebohren worden/ deren eines der Käyser Augustus in des Caesaris Tempel verehret/ das andere haben die in der Insul Cos bekommen/ und solle an Kunst und Schönheit die erste übertroffen haben/ wiewol er sie nicht gar zu End gebracht/ weil der darzwischen-kommende Tod ihme das Leben genommen/ damit die Natur nicht klagen möchte/ daß sie den todten Farben seiner Gemälden weichen müste: Gleichwol aber haben die todte Farben/ denen er/ durch die Macht seiner Kunst/ das Leben gegeben/ seinen Namen hinwider in das Buch der Unsterblichkeit gebracht/ und verursacht/ daß sein Ruhm nun so viel hundert Jahre nach seinem Tode grünet. Es ware aber diese leztere Venus so fürtreflich gemacht/ daß niemals einiger Meister sich unterstanden hat/ das jenige/ was er noch unvollkommen daran gelassen/ aus zu machen/ weil auch keiner getraute den schönen Umriß derselben nach zu zeichnen oder zu verbässern: Es würde auch/ meines Erachtens/ einem eine schlechte Ehre gewesen seyn/ der seine Hand solte daran geleget haben/ eben wie noch heut zu Tag denen geschieht/ die sich an eines berühmten Meisters Werk vermessentlich machen. Von diesem Bilde hat der sinnreiche Ovidius also geschrieben: Sinunquam Venerem Cois pinxisset Apelles, Mersa sub aequoreis illa lateret aquis. Welches zu Teutsch also lauten möchte: Die Venus läge noch in Meeres Grund ver- stecket/ Wann sie der Nachwelt nicht Apelles hätt’ entdecket: Wer jezt nach Coos geht und sieht des Mahler Kunst/ In diesem schönen Bild/ der rühm des Pin- sels Gunst. So hat er auch ferner gemacht eine Tafel/ darinn der Göttin Dianae castrirter Bischoff Megabyzus , in seinem Bischoflichen habit, contrefätet war/ mit seiner ganzen Clerisey/ es ware auch darbey/ der nachmals von dem Alexander erstochene Prinz Clytus. Für die in der Insul Samos bildete er einen wollüstigen Zärtling/ Abro genannt/ aus dessen Bildnis seine Natur zu ersehen gewesen. Den Rhodiern machte er das Contrefät Menandri, des Königs in Caria, neben der Bildnis Ancaei, des/ auf dem Schiff Argo, gewesenen Mitgesellens/ des Jasons. Er mahlte auch für die von Alexandria den Tragoedischreiber Gorgosthenes sehr vortreflich. Nach diesem machte er einen Castor und Pollux, die Bildnis der Victori, den Kriegs-Gott Mars, als angebunden/ den Großen Alexander in Profil, noch einen andern/ auf einem Triumf-Wagen sitzend/ diese stelte Käyser Augustus nachmals auf seine schönste Galerie: Noch höher aber hielte sie Käyser Claudius, der sie vor den Augen des Volks wegnehmen/ und Käyser Augustum nach dem Leben hinein machen ließ. Von eben seiner Hand/ ware zu Zeiten Plinii, ein gemahlter Hercules, in dem Tempel der Antonia , der sehr wol und ungemein gemahlt gewesen/ indem er zwar meistens auf dem Rucken zu sehen war/ gleichwol aber den Anschauenden das völlige Angesicht zeigte/ welches eine sehr mühsame Arbeit ist. Nach dem Leben mahlte er ferner einen nackenden Prinzen so wol/ daß die Natur selbsten ihn nicht bässer hätte formiren können. Diese jezt erzehlte Stukke sind nachmals/ wie Plinius meldet/ alle nach Rom gebracht worden/ Carl von Mandern aber meinet/ daß Apelles selbst nach Rom kommen/ und sie daselbst gemahlet habe. Kommt nach Rom/ und arbeitet viel daselbst. Widerum geriehte er mit etlichen Mahlern in einen Wett-Streit/ die wurden einig um ein gewißes Gewette/ welcher unter ihnen das bäste Pferd mahlen würde. Apelles, sich befürchtend/ es möchten die Urtheiler/ aus Gewogenheit zu seinen Gegnern/ ihme den Preiß entziehen/ und jenen unverdient beylegen/ erwehlte lieber das unpassionirliche Urtheil der unvernünftigen Thiere/ als daß er sich denen/ durch widrige affecten/ hin und wider wankenden Menschen vertrauen wolte: Demnach liese er die/ von den andern Künstlern gemahlte Pferde/ für andere lebendige/ stellen/ welche dieselbe durchaus nicht achteten/ noch sich daran kehreten; Als er aber seines herbeybrachte/ fiengen die lebendige alsbald an zu wiehern/ vermeinende/ daß sie einen Gespanen bekommen hätten. Welche Prob dann nachgehends in vielen Gemälden gebrauchet/ und für eine unfehlbare Regel einer guten Arbeit gehalten worden ist. Sein bewunderliches Pferd. Ferner machte er einen Pyrrhus, den Sohn des Achilles, in Gestalt eines jungen Krieges-Helden/ wider die Persianer zu Pferde streitend/ dieser wurde derhalben Neoptolemus genannt. Ingleichem/ die Bildnise des Archelaus, samt dessen Gemahlin und Tochter. Den König Antigonus, in einem Brust-Harnisch zu Pferd sitzend/ welches Stuck viele Künstlere für sein bästes gehalten haben. Eine Diana, in einer großen Menge opfrender Jungfrauen sitzend/ in welchem Gemälde er den Geist des Homerus, welcher es zuvor beschrieben/ weit übertroffen hat. Endlich zeuget von ihme Plinius: Er habe solche Sachen gemacht/ die für unmöglich zu mahlen geachtet worden wären/ als nämlich/ Donner/ Blitz/ Wetterleuchten/ welche Stucke man Bronten, Astropen und Ceraunobolon genennet. Also hat dieser Künstler/ mit seinen fürtreflichen Inventionen/ den nachkommenden Mahlern sehr wol gedienet/ und durch wüste Unwege einen schönen Weg gebahnet. Andere seine Werke. Zulezt muß ich auch melden/ daß er einen gewissen Fürnis erfunden/ womit er seine ausgemachte Stucke ganz dünn überstrichen/ der dann denselben einen schönen Glanz gegeben/ und sie für Staub und anderer Unreinigkeit bewahret. Viele haben zwar versucht/ denselben nachzumachen/ weil er aber ganz dünn und glatt auf den Gemälden gelegen/ ist es ihnen/ denselben zu erfinden/ unmöglich gefallen. Gleichfals hat er erfunden/ das Schwarz aus Helfenbein zu brennen/ neben noch andern Farben. Wann er gestorben/ finde ich nicht aufgezeichnet/ aber wol/ daß er/ wie oben gemeldet worden/ die Welt verlassen/ als er/ in der Insel Coos, eine Venus gebildet/ welche/ ob sie wol nicht/ wegen seines darzwischen-kommenden Todes/ verfärtiget worden/ dannoch für das köstlichste Stuck/ aller seiner Werke/ gehalten worden ist. Erfindet einen Fürniß zu conservation der Gemälde. Schwarz aus Helfenbein zu brennen.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/45>, abgerufen am 21.11.2024.