Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.[Spaltenumbruch] und zwar nicht ohne vernünftige Ursach/ dann er in dieser edlen Kunst vor allen andern Universal gewesen/ ja auch in jeden Theil absonderliche andere weit überstiegen/ so/ daß er gleichsam der Erfinder geistreicher perfection mag genennet werden/ welcher denen andern mit seinen herrlichen Kunst-Tugenden so wol vorgeleuchtet/ daß er allein genugsamen Anlaß und Stoff geben könte/ ein ganz eignes Buch von seinen Werken allein zu beschreiben/ die wir aber/ geliebter Kürze halben/ nicht alle anziehen/ darbey gleichwol nicht vergessen können/ wie köstlich er unser L. Frauen Leben gemacht/ als dessen zwanzig Stuck/ jedes absonderlich von invention und Gedanken/ wegen Natürlichkeit und fremder Ausbildung/ sehr fürtreflich/ zumal aber ganz verwunderlich ist. Nähst diesem werden/ neben mir/ alle Vernünftige gar leicht bekennen/ daß in dem großen Passion in Holz/ das Abendmahl/ und der darinnen angewendte sinnreiche Fleiß höchlich zu preißen: Es erhellet auch daraus/ daß er des Oecolampadii Meinung ergriffen: wovon bey andern Autoren ein mehrers gedacht wird. Item, wie unser Erlöser im Oel-Garten herumgezogen/ zur Höllen gefahren/ die Alt-Vätter erlöst/ und bey der Auferstehung die schlaffenden Wächter/ in Kunst/ Geist und Die Tugenden vor Gericht/ Meisterhaftigkeit/ keinem/ er sey wer er wolle/ zu weichen haben. Eben auf solche Art habe ich auf ein halb Blat Papier von Dürers eigner Hand gezeichnet gehabt/ wie etliche Tugenden vor Gericht bestehen/ darinnen alle Bilder/ auch die Gebäude samt denen Ornamenten/ mit der Feder also ausschraffirt gewesen/ wie obgedachte Stuck des Passions, welche die Amsterdamische Kunst-liebhabere mit großer Verwunderung zum öftern besehen/ auch keine Ruh gehabt haben/ biß ich diese Handriß/ eines halben Bogen groß/ dem Kunst-liebenden und vernünftigen Buchhalter Johann Losert für 300. Gulden baares Gelds überlassen/ der zwar noch viel von dieser und anderer Hand gehabt/ aber diese und andere köstliche Stuck. für die bäste geschäzt hat. So ist/ neben dem großen S. Hieronymo in der Stuben mit den curiosen Löwen und Füchsen/ auch der Christliche Ritter/ wie ingleichem die große auf der Welt-Kugel stehende Fortuna, mit dem Zaum in der Hand und mit Flügeln/ worbey unten in einer Landschaft ein Dorff/ welche das in Ober-Ungarn bey Wardein gelegene Eytar/ und des Dürers Vatters Geburts-Platz seyn solle/ nicht weniger auch der heilige Eustachius mit der ausgebildten Melancholia, mit so vielen Seltsamkeiten erfüllet/ und die darinnen befindliche Bilder/ Gewänder und Instrumenta in klein dermassen natural/ daß/ wann sie gleich Lebens groß/ selbige nicht natürlicher seyn könten; wie dann auch der darein gebildte eckigte Stein/ wegen seiner nach der Perspectiv-Kunst woleingerichter Form/ viel Kunst in sich begreift: Also sind auch die vier Zeilen/ mit Ziffern durchkreutzet/ nicht ohne Geheimnus/ weil jede Zeil/ man rechne sie gleich überzwerg oder von oben hinunter/ jedesmal die Zahl 44. in sich hält/ und die kluge Tiefsinnigkeiten unsers großen Dürers an Tag legen. Als er zu Venedig war/ aus hie unten meldender Ursach/ mahlte er allda für etliche des Teutschen [Spaltenumbruch] S. Bartholomaeus, der von Venedig nach Prag gekommen Hauses curiose Kaufleute eine kunstreiche Tafel von S. Bartholome, so auch in die nächst an dem Teutschen Hauß stehende Kirche/ dieses Namens/ aufgerichtet worden/ wordurch/ wie auch andere Werke/ sein herrliches Lob allenthalben erschollen/ und den Höchst-Ruhmwürdigsten und Kunst-liebenden Käyser Rudolphum II. bewogen/ daß er nicht nachgelassen/ biß ihme solches Blat aus der Kirche verwilliget worden/ gegen so hoher Bezahlung/ als man begehrt/ und ist es nachmalen/ mit Teppichen und vielfältiger Baumwoll eingewickelt/ in gewirtes Tuch eingeballt/ und/ damit es auf dem Wagen nicht hart gestoßen/gerüttelt/ oder verletzet würde/ auf ergangnen Käyserlichen Befehl/ von starken Männern an Stangen den ganzen Weg/ biß in die Käyserliche Residenz zu Prag/ getragen worden. Seine Contrafät. Ferner ist in seiner Geburt-Stadt auf dem Rahthauß/ unter andern raritäten/ noch zu sehen sein eigen Contrafät/ das er in seiner Jugend mit großem Fleiß auf Holz gemahlt: So wird auch noch ein anders auf Holz gemahltes Contrafät eines Holzschuhers in dieser Preiß-würdigen Stadt/ von des Dürers Hand und bäster Arbeit/ mit großer Verwunderung/gezeiget/ darfür Anno 1651. ich/ wegen eines hohen Potentaten/ ein großes Geld gebotten/ man wolte aber keinen Preiß benamsen/ sondern/ weil es in der Holzschuern Familie Händen/ wolten sie dieses Contrafät/ zu ewiger Gedächtnus ihrer Familia, behalten. Es ist sehr zu verwundern/ wie er so viel Eigenschaften in die Kunst aus der Natur gebracht/ wie allein in etlichen seiner lezten Marien-Bildern zu sehen ist/ darin man findet eine große Herrlichkeit der Stellung/ und darneben der Schatten/ samt schönem hellen Liecht/ auch die kunstreiche Falten in den Kleidern/ wordurch auch/ wie Vassari schreibt/ einer von Bolognen/ Namens Marc Antonio, bewogen worden/ daß er ihm seine in Holz geschnittene 36. kleine Passions-Stüklein nachgemacht/ und unter Alberts Zeichen oder Namen ausgehen lassen: Es ware aber unser Künstler übel darmit zu frieden/ reiste derhalben nach Venedig/ wo selbige gedrukt worden/ und erhielte bey der Republic so viel/ daß Marc Antonio seinen Namen auslöschen müssen. Allem Ansehen nach ist wol glaublich/ daß Albert noch in seiner Jugend viel Zeit in denen studien zugebracht/ und viel Wissenschaften begriffen habe; als die Geometria, Dieses Künstlers rühmliche Wissenschaften. Arithmetica, Architectura, Perspectiva, und viel andere Künste/ dann solches bezeugen seine hinterlassene Bücher/ worinn große Vernunft/ Kunst und Fleiß zu spüren ist; Als in dem Daedalischen Werk von der Analogia und Proportion, in welchem sehr eigentlich alle Gestalten des menschlichen Leichnams vorgebildt/ gestellet/ und schriftlich ausgeleget werden; So ist auch nicht minder verwunderlich sein Buch von/ nach selbiger Zeit Gebrauch/ denen Perspectiven/ Bau-Kunst und Kriegshändeln/ alle in kurzen Lehren sehr vernünftig vorgestellet. Sein Ansehen bey denen Röm. Kaisern. Hierdurch nun kam er nicht allein bey dem gemeinen Volk in großes Ansehen/ sondern auch bey den Gelehrten und bey den höchsten Potentaten; [Spaltenumbruch] und zwar nicht ohne vernünftige Ursach/ dann er in dieser edlen Kunst vor allen andern Universal gewesen/ ja auch in jeden Theil absonderliche andere weit überstiegen/ so/ daß er gleichsam der Erfinder geistreicher perfection mag genennet werden/ welcher denen andern mit seinen herrlichen Kunst-Tugenden so wol vorgeleuchtet/ daß er allein genugsamen Anlaß und Stoff geben könte/ ein ganz eignes Buch von seinen Werken allein zu beschreiben/ die wir aber/ geliebter Kürze halben/ nicht alle anziehen/ darbey gleichwol nicht vergessen können/ wie köstlich er unser L. Frauen Leben gemacht/ als dessen zwanzig Stuck/ jedes absonderlich von invention und Gedanken/ wegen Natürlichkeit und fremder Ausbildung/ sehr fürtreflich/ zumal aber ganz verwunderlich ist. Nähst diesem werden/ neben mir/ alle Vernünftige gar leicht bekennen/ daß in dem großen Passion in Holz/ das Abendmahl/ und der darinnen angewendte sinnreiche Fleiß höchlich zu preißen: Es erhellet auch daraus/ daß er des Oecolampadii Meinung ergriffen: wovon bey andern Autoren ein mehrers gedacht wird. Item, wie unser Erlöser im Oel-Garten herumgezogen/ zur Höllen gefahren/ die Alt-Vätter erlöst/ und bey der Auferstehung die schlaffenden Wächter/ in Kunst/ Geist und Die Tugenden vor Gericht/ Meisterhaftigkeit/ keinem/ er sey wer er wolle/ zu weichen haben. Eben auf solche Art habe ich auf ein halb Blat Papier von Dürers eigner Hand gezeichnet gehabt/ wie etliche Tugenden vor Gericht bestehen/ darinnen alle Bilder/ auch die Gebäude samt denen Ornamenten/ mit der Feder also ausschraffirt gewesen/ wie obgedachte Stuck des Passions, welche die Amsterdamische Kunst-liebhabere mit großer Verwunderung zum öftern besehen/ auch keine Ruh gehabt haben/ biß ich diese Handriß/ eines halben Bogen groß/ dem Kunst-liebenden und vernünftigen Buchhalter Johann Losert für 300. Gulden baares Gelds überlassen/ der zwar noch viel von dieser und anderer Hand gehabt/ aber diese und andere köstliche Stuck. für die bäste geschäzt hat. So ist/ neben dem großen S. Hieronymo in der Stuben mit den curiosen Löwen und Füchsen/ auch der Christliche Ritter/ wie ingleichem die große auf der Welt-Kugel stehende Fortuna, mit dem Zaum in der Hand und mit Flügeln/ worbey unten in einer Landschaft ein Dorff/ welche das in Ober-Ungarn bey Wardein gelegene Eytar/ und des Dürers Vatters Geburts-Platz seyn solle/ nicht weniger auch der heilige Eustachius mit der ausgebildten Melancholia, mit so vielen Seltsamkeiten erfüllet/ und die darinnen befindliche Bilder/ Gewänder und Instrumenta in klein dermassen naturál/ daß/ wann sie gleich Lebens groß/ selbige nicht natürlicher seyn könten; wie dann auch der darein gebildte eckigte Stein/ wegen seiner nach der Perspectiv-Kunst woleingerichter Form/ viel Kunst in sich begreift: Also sind auch die vier Zeilen/ mit Ziffern durchkreutzet/ nicht ohne Geheimnus/ weil jede Zeil/ man rechne sie gleich überzwerg oder von oben hinunter/ jedesmal die Zahl 44. in sich hält/ und die kluge Tiefsinnigkeiten unsers großen Dürers an Tag legen. 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Ferner ist in seiner Geburt-Stadt auf dem Rahthauß/ unter andern raritäten/ noch zu sehen sein eigen Contrafät/ das er in seiner Jugend mit großem Fleiß auf Holz gemahlt: So wird auch noch ein anders auf Holz gemahltes Contrafät eines Holzschuhers in dieser Preiß-würdigen Stadt/ von des Dürers Hand und bäster Arbeit/ mit großer Verwunderung/gezeiget/ darfür Anno 1651. ich/ wegen eines hohen Potentaten/ ein großes Geld gebotten/ man wolte aber keinen Preiß benamsen/ sondern/ weil es in der Holzschuern Familie Händen/ wolten sie dieses Contrafät/ zu ewiger Gedächtnus ihrer Familia, behalten. Es ist sehr zu verwundern/ wie er so viel Eigenschaften in die Kunst aus der Natur gebracht/ wie allein in etlichen seiner lezten Marien-Bildern zu sehen ist/ darin man findet eine große Herrlichkeit der Stellung/ und darneben der Schatten/ samt schönem hellen Liecht/ auch die kunstreiche Falten in den Kleidern/ wordurch auch/ wie Vassari schreibt/ einer von Bolognen/ Namens Marc Antonio, bewogen worden/ daß er ihm seine in Holz geschnittene 36. kleine Passions-Stüklein nachgemacht/ und unter Alberts Zeichen oder Namen ausgehen lassen: Es ware aber unser Künstler übel darmit zu frieden/ reiste derhalben nach Venedig/ wo selbige gedrukt worden/ und erhielte bey der Republic so viel/ daß Marc Antonio seinen Namen auslöschen müssen. Allem Ansehen nach ist wol glaublich/ daß Albert noch in seiner Jugend viel Zeit in denen studien zugebracht/ und viel Wissenschaften begriffen habe; als die Geometria, Dieses Künstlers rühmliche Wissenschaften. Arithmetica, Architectura, Perspectiva, und viel andere Künste/ dann solches bezeugen seine hinterlassene Bücher/ worinn große Vernunft/ Kunst und Fleiß zu spüren ist; Als in dem Daedalischen Werk von der Analogia und Proportion, in welchem sehr eigentlich alle Gestalten des menschlichen Leichnams vorgebildt/ gestellet/ und schriftlich ausgeleget werden; So ist auch nicht minder verwunderlich sein Buch von/ nach selbiger Zeit Gebrauch/ denen Perspectiven/ Bau-Kunst und Kriegshändeln/ alle in kurzen Lehren sehr vernünftig vorgestellet. Sein Ansehen bey denen Röm. Káisern. Hierdurch nun kam er nicht allein bey dem gemeinen Volk in großes Ansehen/ sondern auch bey den Gelehrten und bey den höchsten Potentaten; <TEI> <text> <body> <div> <div> <p xml:id="p438.3"><pb facs="#f0015" xml:id="pb-439" n="[II, Buch 3 (niederl. u. dt. 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http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&role=&nation=&subjectid=500030773"><hi rendition="#aq">Marc Antonio</hi></persName> seinen Namen auslöschen müssen. 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Káisern.</note> Hierdurch nun kam er nicht allein bey dem gemeinen Volk in großes Ansehen/ sondern auch bey den Gelehrten und bey den höchsten <hi rendition="#aq">Potentat</hi>en; </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 223]/0015]
und zwar nicht ohne vernünftige Ursach/ dann er in dieser edlen Kunst vor allen andern Universal gewesen/ ja auch in jeden Theil absonderliche andere weit überstiegen/ so/ daß er gleichsam der Erfinder geistreicher perfection mag genennet werden/ welcher denen andern mit seinen herrlichen Kunst-Tugenden so wol vorgeleuchtet/ daß er allein genugsamen Anlaß und Stoff geben könte/ ein ganz eignes Buch von seinen Werken allein zu beschreiben/ die wir aber/ geliebter Kürze halben/ nicht alle anziehen/ darbey gleichwol nicht vergessen können/ wie köstlich er unser L. Frauen Leben gemacht/ als dessen zwanzig Stuck/ jedes absonderlich von invention und Gedanken/ wegen Natürlichkeit und fremder Ausbildung/ sehr fürtreflich/ zumal aber ganz verwunderlich ist.
Nähst diesem werden/ neben mir/ alle Vernünftige gar leicht bekennen/ daß in dem großen Passion in Holz/ das Abendmahl/ und der darinnen angewendte sinnreiche Fleiß höchlich zu preißen: Es erhellet auch daraus/ daß er des Oecolampadii Meinung ergriffen: wovon bey andern Autoren ein mehrers gedacht wird. Item, wie unser Erlöser im Oel-Garten herumgezogen/ zur Höllen gefahren/ die Alt-Vätter erlöst/ und bey der Auferstehung die schlaffenden Wächter/ in Kunst/ Geist und Meisterhaftigkeit/ keinem/ er sey wer er wolle/ zu weichen haben. Eben auf solche Art habe ich auf ein halb Blat Papier von Dürers eigner Hand gezeichnet gehabt/ wie etliche Tugenden vor Gericht bestehen/ darinnen alle Bilder/ auch die Gebäude samt denen Ornamenten/ mit der Feder also ausschraffirt gewesen/ wie obgedachte Stuck des Passions, welche die Amsterdamische Kunst-liebhabere mit großer Verwunderung zum öftern besehen/ auch keine Ruh gehabt haben/ biß ich diese Handriß/ eines halben Bogen groß/ dem Kunst-liebenden und vernünftigen Buchhalter Johann Losert für 300. Gulden baares Gelds überlassen/ der zwar noch viel von dieser und anderer Hand gehabt/ aber diese für die bäste geschäzt hat. So ist/ neben dem großen S. Hieronymo in der Stuben mit den curiosen Löwen und Füchsen/ auch der Christliche Ritter/ wie ingleichem die große auf der Welt-Kugel stehende Fortuna, mit dem Zaum in der Hand und mit Flügeln/ worbey unten in einer Landschaft ein Dorff/ welche das in Ober-Ungarn bey Wardein gelegene Eytar/ und des Dürers Vatters Geburts-Platz seyn solle/ nicht weniger auch der heilige Eustachius mit der ausgebildten Melancholia, mit so vielen Seltsamkeiten erfüllet/ und die darinnen befindliche Bilder/ Gewänder und Instrumenta in klein dermassen naturál/ daß/ wann sie gleich Lebens groß/ selbige nicht natürlicher seyn könten; wie dann auch der darein gebildte eckigte Stein/ wegen seiner nach der Perspectiv-Kunst woleingerichter Form/ viel Kunst in sich begreift: Also sind auch die vier Zeilen/ mit Ziffern durchkreutzet/ nicht ohne Geheimnus/ weil jede Zeil/ man rechne sie gleich überzwerg oder von oben hinunter/ jedesmal die Zahl 44. in sich hält/ und die kluge Tiefsinnigkeiten unsers großen Dürers an Tag legen.
Die Tugenden vor Gericht/
und andere köstliche Stuck. Als er zu Venedig war/ aus hie unten meldender Ursach/ mahlte er allda für etliche des Teutschen
Hauses curiose Kaufleute eine kunstreiche Tafel von S. Bartholome, so auch in die nächst an dem Teutschen Hauß stehende Kirche/ dieses Namens/ aufgerichtet worden/ wordurch/ wie auch andere Werke/ sein herrliches Lob allenthalben erschollen/ und den Höchst-Ruhmwürdigsten und Kunst-liebenden Käyser Rudolphum II. bewogen/ daß er nicht nachgelassen/ biß ihme solches Blat aus der Kirche verwilliget worden/ gegen so hoher Bezahlung/ als man begehrt/ und ist es nachmalen/ mit Teppichen und vielfältiger Baumwoll eingewickelt/ in gewirtes Tuch eingeballt/ und/ damit es auf dem Wagen nicht hart gestoßen/gerüttelt/ oder verletzet würde/ auf ergangnen Käyserlichen Befehl/ von starken Männern an Stangen den ganzen Weg/ biß in die Käyserliche Residenz zu Prag/ getragen worden.
S. Bartholomaeus, der von Venedig nach Prag gekommen Ferner ist in seiner Geburt-Stadt auf dem Rahthauß/ unter andern raritäten/ noch zu sehen sein eigen Contrafät/ das er in seiner Jugend mit großem Fleiß auf Holz gemahlt: So wird auch noch ein anders auf Holz gemahltes Contrafät eines Holzschuhers in dieser Preiß-würdigen Stadt/ von des Dürers Hand und bäster Arbeit/ mit großer Verwunderung/gezeiget/ darfür Anno 1651. ich/ wegen eines hohen Potentaten/ ein großes Geld gebotten/ man wolte aber keinen Preiß benamsen/ sondern/ weil es in der Holzschuern Familie Händen/ wolten sie dieses Contrafät/ zu ewiger Gedächtnus ihrer Familia, behalten.
Seine Contrafät. Es ist sehr zu verwundern/ wie er so viel Eigenschaften in die Kunst aus der Natur gebracht/ wie allein in etlichen seiner lezten Marien-Bildern zu sehen ist/ darin man findet eine große Herrlichkeit der Stellung/ und darneben der Schatten/ samt schönem hellen Liecht/ auch die kunstreiche Falten in den Kleidern/ wordurch auch/ wie Vassari schreibt/ einer von Bolognen/ Namens Marc Antonio, bewogen worden/ daß er ihm seine in Holz geschnittene 36. kleine Passions-Stüklein nachgemacht/ und unter Alberts Zeichen oder Namen ausgehen lassen: Es ware aber unser Künstler übel darmit zu frieden/ reiste derhalben nach Venedig/ wo selbige gedrukt worden/ und erhielte bey der Republic so viel/ daß Marc Antonio seinen Namen auslöschen müssen. Allem Ansehen nach ist wol glaublich/ daß Albert noch in seiner Jugend viel Zeit in denen studien zugebracht/ und viel Wissenschaften begriffen habe; als die Geometria, Arithmetica, Architectura, Perspectiva, und viel andere Künste/ dann solches bezeugen seine hinterlassene Bücher/ worinn große Vernunft/ Kunst und Fleiß zu spüren ist; Als in dem Daedalischen Werk von der Analogia und Proportion, in welchem sehr eigentlich alle Gestalten des menschlichen Leichnams vorgebildt/ gestellet/ und schriftlich ausgeleget werden; So ist auch nicht minder verwunderlich sein Buch von/ nach selbiger Zeit Gebrauch/ denen Perspectiven/ Bau-Kunst und Kriegshändeln/ alle in kurzen Lehren sehr vernünftig vorgestellet.
Dieses Künstlers rühmliche Wissenschaften. Hierdurch nun kam er nicht allein bey dem gemeinen Volk in großes Ansehen/ sondern auch bey den Gelehrten und bey den höchsten Potentaten;
Sein Ansehen bey denen Röm. Káisern.
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