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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister.GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.

Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Reiset weit herum. Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen Stirbt zu Durlach. verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen[Spaltenumbruch] Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:

Ehrenverse. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-
ger Verstand/

Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-
erfahrne Hand

Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen
Ruhm bekannt.

ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ Alte Edelgestein-schneider. und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.

Crystalline Trinkgeschirr. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte.

Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

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VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister.GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen.

Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Reiset weit herum. Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen Stirbt zu Durlach. verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen[Spaltenumbruch] Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet:

Ehrenverse. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti-
ger Verstand/

Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst-
erfahrne Hand

Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen
Ruhm bekannt.

ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ Alte Edelgestein-schneider. und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.

Crystalline Trinkgeschirr. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte.

Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

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            <p xml:id="p572.3">ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ <note place="right">Alte Edelgestein-schneider.</note> und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632"><hi rendition="#aq">Bezaleel</hi></persName>, den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">GOtt</persName> hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten <hi rendition="#aq">Philosophi</hi> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-305 http://d-nb.info/gnd/118597248 http://viaf.org/viaf/102862543"><hi rendition="#aq">Pythagorae</hi></persName> Vatter/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3280"><hi rendition="#aq">Mnesarchus</hi></persName>, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-969 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500047050 http://viaf.org/viaf/95992275"><hi rendition="#aq">Theodori</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5593"><hi rendition="#aq">Teledei</hi></persName>, Gebrüder aus der <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-186 http://www.geonames.org/254114/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002673">Insul <hi rendition="#aq">Samos</hi></placeName>, dern der erste des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4432"><hi rendition="#aq">Policratis</hi></persName> bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608"><hi rendition="#aq">Alexandri Magni</hi></persName>, hat in dieser Kunst <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-132 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500022074 http://viaf.org/viaf/95817229"><hi rendition="#aq">Pyrgoteles</hi></persName> dermassen <hi rendition="#aq">excellirt</hi>/ daß auch besagter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-118 http://d-nb.info/gnd/118501828 http://viaf.org/viaf/101353608">Welt-Monarch</persName>/ durch ein öffentliches <hi rendition="#aq">Edict,</hi> es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5476"><hi rendition="#aq">Apollonides</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5584"><hi rendition="#aq">Cromius</hi></persName> insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Römischen Reichs</placeName> höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5383 http://d-nb.info/gnd/118822209 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500107200 http://viaf.org/viaf/30333707"><hi rendition="#aq">Bioscorides</hi></persName> absonderlich benahmet/ der des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Käysers <hi rendition="#aq">Augusti</hi></persName> Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632"><hi rendition="#aq">Valerius</hi></persName> , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben.</p>
            <p xml:id="p572.4"><note place="right">Crystalline Trinkgeschirr.</note> Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte <hi rendition="#aq">Philosophi, Historici</hi> und Poeten/ deren vielfältige <hi rendition="#aq">mentiones</hi> allhier anzuziehen zu lang fallen solte.</p>
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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344]/0160] GEorg Pfründt ist gebohren in Flachslanden/ einem Dorf nahend Winsheim in Franken gelegen/ im Jahr 1603. Sein Vatter war des Orts ein Zimmermeister/ als aber ein Edelmann daselbst/ so einer von Crailsheim gewesen/ einen sonderlichen ungemeinen Geist in dem Knaben vermerket/ hat er ihn nacher Nürnberg geschickt/ und alldar bey dem Kunstverständigen Haffner und Possirer N. Vesten/ das Possiren/ und nachmals auch das Bildhauen lernen lassen/ gestalten er auch/ meines Wißens/ ermeldtem Edelmann unterschiedliche Werke und Begräbnus-monumenten verfärtiget. Ferner ist er zu den Herrn Teutschen-Meister/ so einer von Stadien war/ nacher Mergentheim kommen/ sich in allerley Künsten und Wißenschaften/ sonderlich der Architectur- und Ingenier-Kunst/ (welche er nachmals bey dem berühmten Ingenieur Carl Friderich Reichen/ noch mehrers ausgeübet) zu exerciren. Bey folgender eingerißner Kriegs-Unruhe hat er sich unter Herzog Bernhard von Weinmar u. Armee in Kriegs-Dienste begeben/ und auf 2. oder 3. Pferde Bestallung gehabt/ hernacher aber ist er in der Nördlinger-Schlacht und Niderlag der Schwedischen gefangen/ jedoch über einige Zeit/ nach vielen erlittnen Elend und Todes-Gefahr/ wieder ledig gelaßen worden/ und zu seinem vormaligen Herrn/ Herzog Bernharden kommen/ auch demselben in wärender Belägerung Breysach gedienet/ und sonderlich lieb und angenehm gewesen. VIII. Georg Pfründt/ Bildhauer Ingenieur und Baumeister. Wird Herzog Bernhards Feld-Ingenieur. Auf solches ist er in Straßburg tödtlich erkrankt/ und alldar etliche Stunden vor todt gelegen und gehalten worden/ auch sonst eine lange Zeit ligerhaft geblieben/ hat aber hernach sich bey wieder erlangter Gesundheit/ verheuratet/ und nacher Paris begeben/ alldar erstlich mit Roßarzneyen/ darauf mit künstlichen Possiren in Wachs sich bekannt gemacht/ woselbst er des berühmten Varini Lieblichkeit/ so wol in Stahlschneiden/ als Possiren sich beflißen/ ist endlich wieder in Teutschland nacher Nürnberg/ bey wärendem Friedens-Executions-Convent, kommen/ allda hat er sich/ nach Verfärtigung vieler schöner Arbeit/ auch Absterben seines Weibs/ nacher Regenspurg zu den Reichstag/ und erfolgender Krönung begeben. Nach dessen Endung aber wieder nacher Nürnberg/ und folgends nacher Winsheim kommen/ alldar sein anders Weib (mit deren er etliche Töchter/ mit der ersten aber auch unterschiedliche Kinder/ wovon noch 2. Töchter/ dern eine Anna Maria/ so zu Paris gebohren/ und in der Possir-Kunst sonderlich berühmt ist/ im Leben/ erzeuget) bürtig gewesen/ hat sich folgends auf Erforderung/ nacher Saltzburg/ zu den Erz-Bischoff/ ferners nacher Stutgard zu Herzogen von Würtenberg/ von dar nach Chur-Pfalz/ und endlich zu. den Marggrafen von Baden Durlach begeben/ und allenthalben zu Fürstlichen medaglien/ darinnen er perfect war/ schöne Münzstöcke und Druckwerke/ auch andere schöne Sachen verfärtiget/ zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht/ so an einem Schenkel endlich aufgebrochen/ im Jahr 1663. verstorben. Ein Mann in dem Himmel und die Natur gleichsam alles Vermögen ausgeschüttet. Denn er in allen Philosophischen/ Metaphysischen/ Chymischen/ Medicinischen und dergleichen Wißenschaften/ große Erfahrung gehabt. Eben wie er sich auch in Mechanischen und andern Künsten/ so die Hand erfordern/ als Zeichnen/ Mahlen/ Gradiren/ Bildhauen/ Stahlschneiden/ Possiren/ Formschneiden und andern/ sich absonderlich sehen laßen. Daher einer/ nach seinem Tod/ folgende Verse gesetzet: Reiset weit herum. Stirbt zu Durlach. Es verbleibt der theure Mann/ deßen geisti- ger Verstand/ Unsrer Zeiten Wunder war/ deßen Kunst- erfahrne Hand Ihres gleichen fande nicht: mit stets grünen Ruhm bekannt. ES ist die Kunst Edelgesteine/ und unter denselben das Crystall/ welches wegen seiner hellen durchscheinenden Klarheit/ und der groß-befindlichen Stücke/ zu allerhand Gefäßen das tauglichste Corpus ist/ auszuarbeiten und zu schneiden/ von den ältesten Zeiten her bekannt und in Achtung gewesen/ und ist vor den ersten Erfinder/ Vermög heiliger Schrift unfehlbaren Zeugnus/ Erod. C. 35. Bezaleel, den GOtt hierzu mit weisen Geist erfüllet/ billich zu halten. Folgender Zeiten wird des berühmten Philosophi Pythagorae Vatter/ Mnesarchus, als ein künstlicher Edelgesteinschneider belobt/ wie auch seiner Landsleute Theodori und Teledei, Gebrüder aus der Insul Samos, dern der erste des Policratis bekandten Signet-Smaragd solle geschnitten haben/ mit Ruhm gedacht. Unter der Regierung Alexandri Magni, hat in dieser Kunst Pyrgoteles dermassen excellirt/ daß auch besagter Welt-Monarch/ durch ein öffentliches Edict, es solte kein anderer als selbiger sein Bildnis in Edelgestein schneiden/ gebieten laßen. Nach selbigen seynd Apollonides und Cromius insonderheit berühmt/ auch dern Kunstwerke noch zu finden. In des Römischen Reichs höchstem Flor wird unter andern vielen dergleichen Künstlern/ welche die Edelgesteine so wol erhoben/ als auch einwarts mit Figuren ausgebreitet und geschnitten/ Bioscorides absonderlich benahmet/ der des Käysers Augusti Bildnus in Edelgestein dergestalt künstlich ausgefärtiget/ daß auch die nachgefolgte Käyser sich deßen zu ihren Signiren gebraucht haben. So hat auch Valerius , deßen Kunst-Arbeit annoch zu sehen/ hierinn sonderlichen Ruhm erworben. Alte Edelgestein-schneider. Der Crystallinen Trinkgeschirre/ und was maßen selbige/ bey denen so Griechisch- als Römisch- und anderer Nationen Monarchen und hohen Stands-Personen/ in prächtigem Gebrauch und köstlichem Wehrt/ gehalten worden/ gedenken unterschiedliche alte Philosophi, Historici und Poeten/ deren vielfältige mentiones allhier anzuziehen zu lang fallen solte. Crystalline Trinkgeschirr. Gleiche Bewandnus hat es mit dem Glas/ welches/ wie es durch ungefähre Erfindung/ als ein nachahmendes Ebenbild/ des natürlich-gewachsenen Crystalles/ erstlich bey den Phoeniciern herfür kommen/ also hernacher/ durch die Künstlere/ gleich dem Crystall und Edelgesteinen/ mit dem Schneiden/

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/160>, abgerufen am 17.05.2024.