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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] daß Er manchen Tag eines/ auch wol zwey/ verfärtiget; da ihme dann/ für jedes/ 50 Reichsthaler bezahlet worden.

Aber das herrlichste Werk/ so damals aus seinem Pinsel geflossen/ ware das in Nürnberg auf dem großen Rathaus-Saal A. 1649 gehaltene K. Swedische Friedens.Banquet, worbey alle anwesende hohe Häupter und Abgesandten/ auch dieser hochlöblichen Reichs-Stadt Hoch-Edler Magistrat, sich befunden: die er alle und jede/ nach dem Leben/ darinn abgemahlet und vorgestellet. Seine herrliche Ausbildung/ des K. Swedischen Friedens-Banquets zu Nürnberg.Unter aller dieser und voriger Arbeit/ ward Er von hochermeldten Pfalzgrafen Carolo Gustavo, die ganze Zeit über/ Kostfrey gehalten/ auch für das Banquet-Gemälde mit 2000 Rheinischen Gulden/ und einer güldenen Ketten von 200 Ducaten/ (die Er selber Ihme um den Hals geleget) samt dem Königlichen BrustBild/ regalirt und beschenket. Es hat auch Ein HochEdler Raht daselbst/ als Er dieses Gemälde/ im Namen der Cron Sweden/ auf das Rathaus (da es noch zu sehen ist) geliefert/ ihre Erkäntlichkeit und Wolneigung/ Ihme mit einem Praesent gut bezeuget.

Es wurde damals an Ihme für ungemein gehalten/ daß Er in seinem Mahlzimmer/ welches Seine zugleich Mahl- und Gespräch-färtigkeit. nächst bey mehr-hochmentionirten Herrn Generalissimi Schlaffzimmer/ in der schönen Winklerischen Behausung/ gewesen/ durch soviele Cavalliere und Officiere von allerley Nation/ mit denen es stäts erfüllet war/ sich nicht turbiren lassen/ sondern alle Discurse/ jedem in seiner Mutter Sprache/ als Französisch/ Wälsch/ Teutsch und Niederländisch/ auch wol Englisch/ ohne einige behinterung seiner Mahlerey/ beantwortet.

Das weltberühmte Mitglied der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft/ Herr Georg Philipp Harsdörfer/ vornehmer Patricius und hernach Ratsherr in Nürnberg/ mit dem unser Herr von Sandrart damals in vertreuliche Correspondenz gekommen/ hat/ als ein Kunstverständiger/ diesen Teutschen Apelles sonders bewundert/ und solches einsmals mit diesem schönen Epigrammate bezeuget.

Des Spielenden Ihm gewidmetes Lob-Andenken. Cum, Sandrarte, tuas tabulas Natura videret,
queis facies rerum perpetuare soles:
obstupuit, tinxitque genas pudibunda rubore,
optans esse suum, quod videt Artis, opus.

Welches geteutschet/ soviel sagen will:

Als Sandrarts Mahlerey hat die Natur besehen/
wormit Er die Gestalt der Ding hier ewig macht:
Ach daß ich könte doch (sprach sie/ mit schamrot-stehen)
gebähren solche Werk/ als hier die Kunst erdacht!

Dieser Edler Spielender hat auch/ in einem von der Mahlerey-Kunst hervorgegebenen Discurs, Ihme folgendes zu Ruhm nachgeschrieben. Es hat/ (spricht er) Herr Joachim von Sandrart auf Stockau/ gleichwie in allen andern Sachen/ also auch in dieser Kunst/ das höchste Lob erlanget: welcher/ wegen seiner unvergleichlichen Erfahrung/ Kunst/ Tugend/ Beredsamkeit und wolständigen Höflichkeit/ bey allen Fürsten und Herren beliebt und belobt/ auch bey dem höchsten Haupt der Christenheit in großen Gnaden ist. Alle Kunstverständige bewundern seine Gemälde/ und hat Er soviel gethan/ als Zeuxes, indem Er einen Hasen/ von einem[Spaltenumbruch] Jäger in Lebensgröße getragen/ gemahlet/ an welchem auch die Jagthunde aufgesprungen und ihn für lebendig angesehen. Unter andern mahlte Er Sein Gemähl/ der Cimon, den seine Tochter seuget. auch einen Cimon, der bey Nacht von seiner Tochter mit Milch aus ihren Brüsten ernehret und beym Leben erhalten worden. In ihrem Angesicht verspürte man zugleich zwey widrige Affecten/ nämlich ihre Freude/ daß sie also dem Vatter dienen konte/ und zugleich auch ihre Sorge und Angst/ daß sie möchte also angetroffen werden. Kurz: in allen seinen Werken/ verstehet man mehr/ als das bloße Gemähl zeiget: daher seine nur-untermahlte Arbeiten höher/ als der andren ihre ausgemachte Werke/ geachtet werden. Bis hieher der Spielende.

Nachdem die hohe Versamlung zu Nürnberg sich Er kehret wieder nach Stockau. von einander begeben/ reisete unser H. von Sandrart auch wieder nach seinem Stockau: eine stattliche eroberte Geld Summ wolvergnügt mit nach Sein Nachtstuck von Johannis Enthauptung: haus bringend. Daselbst mahlte er bald hernach/ für das HochStifft Bamberg/ ein sehr natürliches Nachtstuck/ wie S. Johannes der Täufer in einem finstern Kerker enthauptet wird/ mit vielen schönen Ein Altar-Blat/ und die Creutz-Abnehmung Christi. und raren Gedanken: wiederum ein AltarBlat/ von Unser Frauen Schutz: und dann die Creutz-Abnehmung Christi/ welche/ mit Unser lieben Frauen Himmelfahrt/ zu Würzburg im Dom vor dem Chor zu sehen ist. Uber besagte Johannes-Enthauptung/ hat damals der Edle Spielende diese Zeilen poetisiret.

In Picturam Basilicae Bambergensis,
qua
Princeps Pictorum Excellentissimus
DN. Joachimus Sandrartus
in Stockau & c.
S. Joannis Baptistae necem stupenda dexte-
ritate effigiavit.

REspice Zachriadem, caui nomen dulce
Johannis,

tendentem innocuum veriloquumqe ca-
put!

Ceu roseas Matuta genas abscondit ad ortum
solis: sic Christus surgit, & ipse cadit.
Victima diva perit, (mundi monstraverat
agnum

mundavitque unda) sangvine faeda ma-
dens.

Scilicet sinsontem subito promissa cruen-
tant:

conculcat magnum parva puella virum.
Sic saltasse nocet. Matris nae jussa capessis
impia, vah sancti comprimis arte caput.
Spondere & patrare nefas, injuria duplex,
quam satius fuerat contemerare fidem.
Obstupuere: timor jubet impallescere vul-
tum;

velle suum non vult, virgo, petita paret.
Heic praesens juvenis lacrimas compesce-
re nescit:

cor, fax, & facies cerea, commaduit.
Judicis officium violavit dura tyrannis:
displicet ille sibi principis obsequio.
Emicat ex vultu pietas generosa: securis
imminet, atque ictum dnm ferit, ipsa tulit.

[Spaltenumbruch] daß Er manchen Tag eines/ auch wol zwey/ verfärtiget; da ihme dann/ für jedes/ 50 Reichsthaler bezahlet worden.

Aber das herrlichste Werk/ so damals aus seinem Pinsel geflossen/ ware das in Nürnberg auf dem großen Rathaus-Saal A. 1649 gehaltene K. Swedische Friedens.Banquet, worbey alle anwesende hohe Häupter und Abgesandten/ auch dieser hochlöblichen Reichs-Stadt Hoch-Edler Magistrat, sich befunden: die er alle und jede/ nach dem Leben/ darinn abgemahlet und vorgestellet. Seine herrliche Ausbildung/ des K. Swedischen Friedens-Banquets zu Nürnberg.Unter aller dieser und voriger Arbeit/ ward Er von hochermeldten Pfalzgrafen Carolo Gustavo, die ganze Zeit über/ Kostfrey gehalten/ auch für das Banquet-Gemälde mit 2000 Rheinischen Gulden/ und einer güldenen Ketten von 200 Ducaten/ (die Er selber Ihme um den Hals geleget) samt dem Königlichen BrustBild/ regalirt und beschenket. Es hat auch Ein HochEdler Raht daselbst/ als Er dieses Gemälde/ im Namen der Cron Sweden/ auf das Rathaus (da es noch zu sehen ist) geliefert/ ihre Erkäntlichkeit und Wolneigung/ Ihme mit einem Praesent gut bezeuget.

Es wurde damals an Ihme für ungemein gehalten/ daß Er in seinem Mahlzimmer/ welches Seine zugleich Mahl- und Gespräch-färtigkeit. nächst bey mehr-hochmentionirten Herrn Generalissimi Schlaffzimmer/ in der schönen Winklerischen Behausung/ gewesen/ durch soviele Cavalliere und Officiere von allerley Nation/ mit denen es stäts erfüllet war/ sich nicht turbiren lassen/ sondern alle Discurse/ jedem in seiner Mutter Sprache/ als Französisch/ Wälsch/ Teutsch und Niederländisch/ auch wol Englisch/ ohne einige behinterung seiner Mahlerey/ beantwortet.

Das weltberühmte Mitglied der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft/ Herr Georg Philipp Harsdörfer/ vornehmer Patricius und hernach Ratsherr in Nürnberg/ mit dem unser Herr von Sandrart damals in vertreuliche Correspondenz gekommen/ hat/ als ein Kunstverständiger/ diesen Teutschen Apelles sonders bewundert/ und solches einsmals mit diesem schönen Epigrammate bezeuget.

Des Spielenden Ihm gewidmetes Lob-Andenken. Cùm, Sandrarte, tuas tabulas Natura videret,
queis facies rerum perpetuare soles:
obstupuit, tinxitque genas pudibunda rubore,
optans esse suum, quod videt Artis, opus.

Welches geteutschet/ soviel sagen will:

Als Sandrarts Mahlerey hat die Natur besehen/
wormit Er die Gestalt der Ding hier ewig macht:
Ach daß ich könte doch (sprach sie/ mit schamrot-stehen)
gebähren solche Werk/ als hier die Kunst erdacht!

Dieser Edler Spielender hat auch/ in einem von der Mahlerey-Kunst hervorgegebenen Discurs, Ihme folgendes zu Ruhm nachgeschrieben. Es hat/ (spricht er) Herr Joachim von Sandrart auf Stockau/ gleichwie in allen andern Sachen/ also auch in dieser Kunst/ das höchste Lob erlanget: welcher/ wegen seiner unvergleichlichen Erfahrung/ Kunst/ Tugend/ Beredsamkeit und wolständigen Höflichkeit/ bey allen Fürsten und Herren beliebt und belobt/ auch bey dem höchsten Haupt der Christenheit in großen Gnaden ist. Alle Kunstverständige bewundern seine Gemälde/ und hat Er soviel gethan/ als Zeuxes, indem Er einen Hasen/ von einem[Spaltenumbruch] Jäger in Lebensgröße getragen/ gemahlet/ an welchem auch die Jagthunde aufgesprungen und ihn für lebendig angesehen. Unter andern mahlte Er Sein Gemähl/ der Cimon, den seine Tochter seuget. auch einen Cimon, der bey Nacht von seiner Tochter mit Milch aus ihren Brüsten ernehret und beym Leben erhalten worden. In ihrem Angesicht verspürte man zugleich zwey widrige Affecten/ nämlich ihre Freude/ daß sie also dem Vatter dienen konte/ und zugleich auch ihre Sorge und Angst/ daß sie möchte also angetroffen werden. Kurz: in allen seinen Werken/ verstehet man mehr/ als das bloße Gemähl zeiget: daher seine nur-untermahlte Arbeiten höher/ als der andren ihre ausgemachte Werke/ geachtet werden. Bis hieher der Spielende.

Nachdem die hohe Versamlung zu Nürnberg sich Er kehret wieder nach Stockau. von einander begeben/ reisete unser H. von Sandrart auch wieder nach seinem Stockau: eine stattliche eroberte Geld Summ wolvergnügt mit nach Sein Nachtstuck von Johannis Enthauptung: haus bringend. Daselbst mahlte er bald hernach/ für das HochStifft Bamberg/ ein sehr natürliches Nachtstuck/ wie S. Johannes der Täufer in einem finstern Kerker enthauptet wird/ mit vielen schönen Ein Altar-Blat/ und die Creutz-Abnehmung Christi. und raren Gedanken: wiederum ein AltarBlat/ von Unser Frauen Schutz: und dann die Creutz-Abnehmung Christi/ welche/ mit Unser lieben Frauen Himmelfahrt/ zu Würzburg im Dom vor dem Chor zu sehen ist. Uber besagte Johannes-Enthauptung/ hat damals der Edle Spielende diese Zeilen poetisiret.

In Picturam Basilicae Bambergensis,
quâ
Princeps Pictorum Excellentissimus
DN. Joachimus Sandrartus
in Stockau & c.
S. Joannis Baptistae necem stupendâ dexte-
ritate effigiavit.

REspice Zachriadem, cûi nomen dulce
Johannis,

tendentem innocuum veriloquumqe ca-
put!

Ceu roseas Matuta genas abscondit ad ortum
solis: sic Christus surgit, & ipse cadit.
Victima diva perit, (mundi monstraverat
agnum

mundavitque undâ) sangvine faeda ma-
dens.

Scilicet sinsontem subito promissa cruen-
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conculcat magnum parva puella virum.
Sic saltasse nocet. Matris nae jussa capessis
impia, vah sancti comprimis arte caput.
Spondere & patrare nefas, injuria duplex,
quàm satius fuerat contemerare fidem.
Obstupuere: timor jubet impallescere vul-
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velle suum non vult, virgo, petita paret.
Heic praesens juvenis lacrimas compesce-
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[[Lebenslauf, S. 19]/0229] daß Er manchen Tag eines/ auch wol zwey/ verfärtiget; da ihme dann/ für jedes/ 50 Reichsthaler bezahlet worden. Aber das herrlichste Werk/ so damals aus seinem Pinsel geflossen/ ware das in Nürnberg auf dem großen Rathaus-Saal A. 1649 gehaltene K. Swedische Friedens.Banquet, worbey alle anwesende hohe Häupter und Abgesandten/ auch dieser hochlöblichen Reichs-Stadt Hoch-Edler Magistrat, sich befunden: die er alle und jede/ nach dem Leben/ darinn abgemahlet und vorgestellet. Unter aller dieser und voriger Arbeit/ ward Er von hochermeldten Pfalzgrafen Carolo Gustavo, die ganze Zeit über/ Kostfrey gehalten/ auch für das Banquet-Gemälde mit 2000 Rheinischen Gulden/ und einer güldenen Ketten von 200 Ducaten/ (die Er selber Ihme um den Hals geleget) samt dem Königlichen BrustBild/ regalirt und beschenket. Es hat auch Ein HochEdler Raht daselbst/ als Er dieses Gemälde/ im Namen der Cron Sweden/ auf das Rathaus (da es noch zu sehen ist) geliefert/ ihre Erkäntlichkeit und Wolneigung/ Ihme mit einem Praesent gut bezeuget. Seine herrliche Ausbildung/ des K. Swedischen Friedens-Banquets zu Nürnberg. Es wurde damals an Ihme für ungemein gehalten/ daß Er in seinem Mahlzimmer/ welches nächst bey mehr-hochmentionirten Herrn Generalissimi Schlaffzimmer/ in der schönen Winklerischen Behausung/ gewesen/ durch soviele Cavalliere und Officiere von allerley Nation/ mit denen es stäts erfüllet war/ sich nicht turbiren lassen/ sondern alle Discurse/ jedem in seiner Mutter Sprache/ als Französisch/ Wälsch/ Teutsch und Niederländisch/ auch wol Englisch/ ohne einige behinterung seiner Mahlerey/ beantwortet. Seine zugleich Mahl- und Gespräch-färtigkeit. Das weltberühmte Mitglied der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft/ Herr Georg Philipp Harsdörfer/ vornehmer Patricius und hernach Ratsherr in Nürnberg/ mit dem unser Herr von Sandrart damals in vertreuliche Correspondenz gekommen/ hat/ als ein Kunstverständiger/ diesen Teutschen Apelles sonders bewundert/ und solches einsmals mit diesem schönen Epigrammate bezeuget. Cùm, Sandrarte, tuas tabulas Natura videret, queis facies rerum perpetuare soles: obstupuit, tinxitque genas pudibunda rubore, optans esse suum, quod videt Artis, opus. Welches geteutschet/ soviel sagen will: Als Sandrarts Mahlerey hat die Natur besehen/ wormit Er die Gestalt der Ding hier ewig macht: Ach daß ich könte doch (sprach sie/ mit schamrot-stehen) gebähren solche Werk/ als hier die Kunst erdacht! Dieser Edler Spielender hat auch/ in einem von der Mahlerey-Kunst hervorgegebenen Discurs, Ihme folgendes zu Ruhm nachgeschrieben. Es hat/ (spricht er) Herr Joachim von Sandrart auf Stockau/ gleichwie in allen andern Sachen/ also auch in dieser Kunst/ das höchste Lob erlanget: welcher/ wegen seiner unvergleichlichen Erfahrung/ Kunst/ Tugend/ Beredsamkeit und wolständigen Höflichkeit/ bey allen Fürsten und Herren beliebt und belobt/ auch bey dem höchsten Haupt der Christenheit in großen Gnaden ist. Alle Kunstverständige bewundern seine Gemälde/ und hat Er soviel gethan/ als Zeuxes, indem Er einen Hasen/ von einem Jäger in Lebensgröße getragen/ gemahlet/ an welchem auch die Jagthunde aufgesprungen und ihn für lebendig angesehen. Unter andern mahlte Er auch einen Cimon, der bey Nacht von seiner Tochter mit Milch aus ihren Brüsten ernehret und beym Leben erhalten worden. In ihrem Angesicht verspürte man zugleich zwey widrige Affecten/ nämlich ihre Freude/ daß sie also dem Vatter dienen konte/ und zugleich auch ihre Sorge und Angst/ daß sie möchte also angetroffen werden. Kurz: in allen seinen Werken/ verstehet man mehr/ als das bloße Gemähl zeiget: daher seine nur-untermahlte Arbeiten höher/ als der andren ihre ausgemachte Werke/ geachtet werden. Bis hieher der Spielende. Sein Gemähl/ der Cimon, den seine Tochter seuget. Nachdem die hohe Versamlung zu Nürnberg sich von einander begeben/ reisete unser H. von Sandrart auch wieder nach seinem Stockau: eine stattliche eroberte Geld Summ wolvergnügt mit nach haus bringend. Daselbst mahlte er bald hernach/ für das HochStifft Bamberg/ ein sehr natürliches Nachtstuck/ wie S. Johannes der Täufer in einem finstern Kerker enthauptet wird/ mit vielen schönen und raren Gedanken: wiederum ein AltarBlat/ von Unser Frauen Schutz: und dann die Creutz-Abnehmung Christi/ welche/ mit Unser lieben Frauen Himmelfahrt/ zu Würzburg im Dom vor dem Chor zu sehen ist. Uber besagte Johannes-Enthauptung/ hat damals der Edle Spielende diese Zeilen poetisiret. Er kehret wieder nach Stockau. Sein Nachtstuck von Johannis Enthauptung: Ein Altar-Blat/ und die Creutz-Abnehmung Christi. In Picturam Basilicae Bambergensis, quâ Princeps Pictorum Excellentissimus DN. Joachimus Sandrartus in Stockau & c. S. Joannis Baptistae necem stupendâ dexte- ritate effigiavit. REspice Zachriadem, cûi nomen dulce Johannis, tendentem innocuum veriloquumqe ca- put! Ceu roseas Matuta genas abscondit ad ortum solis: sic Christus surgit, & ipse cadit. Victima diva perit, (mundi monstraverat agnum mundavitque undâ) sangvine faeda ma- dens. Scilicet sinsontem subito promissa cruen- tant: conculcat magnum parva puella virum. Sic saltasse nocet. Matris nae jussa capessis impia, vah sancti comprimis arte caput. Spondere & patrare nefas, injuria duplex, quàm satius fuerat contemerare fidem. Obstupuere: timor jubet impallescere vul- tum; velle suum non vult, virgo, petita paret. Heic praesens juvenis lacrimas compesce- re nescit: cor, fax, & facies cerea, commaduit. Judicis officium violavit dura tyrannis: displicet ille sibi principis obsequio. Emicat ex vultu pietas generosa: securis imminet, atque ictum dnm ferit, ipsa tulit.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [Lebenslauf, S. 19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/229>, abgerufen am 22.05.2024.