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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] besucht/ allwo er fleißig gearbeitet. Die Antiche-Bilder/ Ruinen und anders nach dem Leben gezeichnet/ auch die Gemälde des Raphaels und Michael Angelo, und noch andere copirt. Um diese Zeit wurde Adrianus der VI. Cardinal in Spanien zum Papst erwehlt/ der von Utrecht bürtig/ und nach Rom ankommen war/ bey dem Schorel in Kundschaft gerahten/ und über das ganz Belvedere gestellet werden; da machte er einige Stuck/ auch den Pabst selbst nach dem Leben/ so noch zu Löven in dem Collegio, das selbiger Pabst fundirt/ zusehen. Dieser Papst/ nachdem er ein Jahr und fünf und viertzig Wochen regiret/ ist er gestorben.

So zoge nun unser Künstler/ nach geendigten etlichen Stucken/ wieder in Niederland/ und als er nach Utrecht kam/ vernahm er ungern/ daß seines Meisters Tochter zu Amsterdam mit einem Goldschmidt vermählet/ und also wegen seines allzulangen Verzugs ihme die Hoffnung seiner Liebe entzogen worden/ bliebe dernthalben zu Utrecht/ Andere seine Werke in Niderland. bey einem Dechant von Altmünster/ Lochorst genannt/ so ein Hofherr und großer Liebhaber der Kunst ware; für diesem machte er unterschiedliche Stuck von Wasser und Oelfarbe/ unter andern die Histori/ derer schon oben gedacht/ da Christus auf dem Esel nach Jerusalem reit/ darinn war die Stadt nach dem Leben gemacht/ und viel Kinder der Juden/ so Zweige und Aeste von denen Bäumen hieben/ und auch ihre Kleider auf den Weg streueten/ samt andern Umständen; wiederum auf Thuys zu Belda/ für den Grafen Heinrich von Nassau/ und Rene de Chalon, Prinzen von Oranien/ hat er auch etliche Werke gemacht; da Schorel erst aus Italien kommen/ wurde er vom König Francisco Wird in Frankreich beschrieben. dem I. König in Frankreich beschrieben/ in seine Dienste zu kommen/ mit großem Versprechen herrlicher Belohnung/ so er doch höflich abschluge/ weil er alle Hof-Dienste zu meiden gesinnet ware.

Er recommendirte einen Baumeister an den Vom König in Schweden geliebt. König in Schweden/ Gustavum genannt/ und schickte mit selbigem an den König ein Marienbild/ daran deßen Majestät ein großes Gefallen hatte/ und schickte ihme zur Dankbarkeit/ mit einem Brief[Spaltenumbruch] durch eigne Hand unterschrieben/ einen schönen Ring/ ein Zimmer Marternes Belzwerk/ mit aller Zugehöre eines Eißschlitten zu einem Pferd/ darmit ihr Majestät selbst pflegte auf dem Eiß zu fahren/ samt noch einem schwedischen Käß von 200. Pfunden/ darvon kame ihm zwar des Königs Brief zuhanden/ aber mit abgeschnittenem Siegel und die Geschenke blieben alle dahinden; kurz zu sagen/ Schorel ware sehr gemein und angenehm bey allen großen Herren in Niderland/ weil er ein Musicus, Poet und Orator, der sehr unterschiedliche Spiele und Lieder konte/ auch treflich wuste mit dem Handbogen umzugehen/ so war er nicht wenig in Sprachen/ als der Latein- Italien- Französisch und hochteutschen erfahren/ auch eines freundlich und frölichen Geistes/ doch zuletzt seines Lebens sehr verdrossen/ welches das Alter verursachte.

Bey Beschluß dieser Beschreibung/ fällt mir noch bey/ daß zu Harlem bey dem Herren Geert Wilhelmsz Schoterbosch von ihme ein trefliches Stuck ist/ da Maria Christum in den Tempel dem Simeon darbringt/ worinn eine herrliche Metslerey und Auszierung/ absonderlich viele guldene Zierahten mit Farben gemacht/ die Wunder-wol verfärtiget/ und darneben sehr köstliche Bilder zu sehen seyn; der Mahler Philippi des Königs in Spanien Antonius Moro, so in seiner Jugend des Schorels Discipel war/ weil er ihm jederzeit sehr geneigt/ contrafätete ihn ungefehr zwey Jahr vor seinem tod/ nämlich in dem Jahr 1560. wie es in der Kupferblatte DD. zu sehen/ und ist er gestorben Anno 1562. den 6. December/ im 67ten Jahr seines Alters. Unter diesem Contrafät stehet geschrieben:

Addidit hic arti decus, huic ars ipsa de-
corem,

Quo moriente mori est, haec quoque visa
sibi.

So zu teutsch also lauten möchte:

Der Schorel ziert die Kunst/ die Kunst ziert
ihne wieder/

Drum als er starb warf sich die Kunst zur
Erden nider.

[Abbildung]

Gleich wie der Tügent Fleis, Künst ünd Arbeitsamkeit,
Ihr selbst zü Ehr ünd nütz ünd Reichem Schatz gedeyt,
So kombt Untügent dürch sich selbst zületzt in Noht,
Wer andrer werck veracht kombt selbst in Hohn ünd Spott.

[Spaltenumbruch] besucht/ allwo er fleißig gearbeitet. Die Antiche-Bilder/ Ruinen und anders nach dem Leben gezeichnet/ auch die Gemälde des Raphaels und Michael Angelo, und noch andere copirt. Um diese Zeit wurde Adrianus der VI. Cardinal in Spanien zum Papst erwehlt/ der von Utrecht bürtig/ und nach Rom ankommen war/ bey dem Schorel in Kundschaft gerahten/ und über das ganz Belvedere gestellet werden; da machte er einige Stuck/ auch den Pabst selbst nach dem Leben/ so noch zu Löven in dem Collegio, das selbiger Pabst fundirt/ zusehen. Dieser Papst/ nachdem er ein Jahr und fünf und viertzig Wochen regiret/ ist er gestorben.

So zoge nun unser Künstler/ nach geendigten etlichen Stucken/ wieder in Niederland/ und als er nach Utrecht kam/ vernahm er ungern/ daß seines Meisters Tochter zu Amsterdam mit einem Goldschmidt vermählet/ und also wegen seines allzulangen Verzugs ihme die Hoffnung seiner Liebe entzogen worden/ bliebe dernthalben zu Utrecht/ Andere seine Werke in Niderland. bey einem Dechant von Altmünster/ Lochorst genannt/ so ein Hofherr und großer Liebhaber der Kunst ware; für diesem machte er unterschiedliche Stuck von Wasser und Oelfarbe/ unter andern die Histori/ derer schon oben gedacht/ da Christus auf dem Esel nach Jerusalem reit/ darinn war die Stadt nach dem Leben gemacht/ und viel Kinder der Juden/ so Zweige und Aeste von denen Bäumen hieben/ und auch ihre Kleider auf den Weg streueten/ samt andern Umständen; wiederum auf Thuys zu Belda/ für den Grafen Heinrich von Nassau/ und Rene de Chalon, Prinzen von Oranien/ hat er auch etliche Werke gemacht; da Schorel erst aus Italien kommen/ wurde er vom König Francisco Wird in Frankreich beschrieben. dem I. König in Frankreich beschrieben/ in seine Dienste zu kommen/ mit großem Versprechen herrlicher Belohnung/ so er doch höflich abschluge/ weil er alle Hof-Dienste zu meiden gesinnet ware.

Er recommendirte einen Baumeister an den Vom König in Schweden geliebt. König in Schweden/ Gustavum genannt/ und schickte mit selbigem an den König ein Marienbild/ daran deßen Majestät ein großes Gefallen hatte/ und schickte ihme zur Dankbarkeit/ mit einem Brief[Spaltenumbruch] durch eigne Hand unterschrieben/ einen schönen Ring/ ein Zimmer Marternes Belzwerk/ mit aller Zugehöre eines Eißschlitten zu einem Pferd/ darmit ihr Majestät selbst pflegte auf dem Eiß zu fahren/ samt noch einem schwedischen Käß von 200. Pfunden/ darvon kame ihm zwar des Königs Brief zuhanden/ aber mit abgeschnittenem Siegel und die Geschenke blieben alle dahinden; kurz zu sagen/ Schorel ware sehr gemein und angenehm bey allen großen Herren in Niderland/ weil er ein Musicus, Poët und Orator, der sehr unterschiedliche Spiele und Lieder konte/ auch treflich wuste mit dem Handbogen umzugehen/ so war er nicht wenig in Sprachen/ als der Latein- Italien- Französisch und hochteutschen erfahren/ auch eines freundlich und frölichen Geistes/ doch zuletzt seines Lebens sehr verdrossen/ welches das Alter verursachte.

Bey Beschluß dieser Beschreibung/ fällt mir noch bey/ daß zu Harlem bey dem Herren Geert Wilhelmsz Schoterbosch von ihme ein trefliches Stuck ist/ da Maria Christum in den Tempel dem Simeon darbringt/ worinn eine herrliche Metslerey und Auszierung/ absonderlich viele guldene Zierahten mit Farben gemacht/ die Wunder-wol verfärtiget/ und darneben sehr köstliche Bilder zu sehen seyn; der Mahler Philippi des Königs in Spanien Antonius Moro, so in seiner Jugend des Schorels Discipel war/ weil er ihm jederzeit sehr geneigt/ contrafätete ihn ungefehr zwey Jahr vor seinem tod/ nämlich in dem Jahr 1560. wie es in der Kupferblatte DD. zu sehen/ und ist er gestorben Anno 1562. den 6. December/ im 67ten Jahr seines Alters. Unter diesem Contrafät stehet geschrieben:

Addidit hic arti decus, huic ars ipsa de-
corem,

Quo moriente mori est, haec quoque visa
sibi.

So zu teutsch also lauten möchte:

Der Schorel ziert die Kunst/ die Kunst ziert
ihne wieder/

Drum als er starb warf sich die Kunst zur
Erden nider.

[Abbildung]

Gleich wie der Tügent Fleis, Künst ünd Arbeitsamkeit,
Ihr selbst zü Ehr ünd nütz ünd Reichem Schatz gedeÿt,
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Wer andrer werck veracht kombt selbst in Hohn ünd Spott.

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 247]/0045] besucht/ allwo er fleißig gearbeitet. Die Antiche-Bilder/ Ruinen und anders nach dem Leben gezeichnet/ auch die Gemälde des Raphaels und Michael Angelo, und noch andere copirt. Um diese Zeit wurde Adrianus der VI. Cardinal in Spanien zum Papst erwehlt/ der von Utrecht bürtig/ und nach Rom ankommen war/ bey dem Schorel in Kundschaft gerahten/ und über das ganz Belvedere gestellet werden; da machte er einige Stuck/ auch den Pabst selbst nach dem Leben/ so noch zu Löven in dem Collegio, das selbiger Pabst fundirt/ zusehen. Dieser Papst/ nachdem er ein Jahr und fünf und viertzig Wochen regiret/ ist er gestorben. So zoge nun unser Künstler/ nach geendigten etlichen Stucken/ wieder in Niederland/ und als er nach Utrecht kam/ vernahm er ungern/ daß seines Meisters Tochter zu Amsterdam mit einem Goldschmidt vermählet/ und also wegen seines allzulangen Verzugs ihme die Hoffnung seiner Liebe entzogen worden/ bliebe dernthalben zu Utrecht/ bey einem Dechant von Altmünster/ Lochorst genannt/ so ein Hofherr und großer Liebhaber der Kunst ware; für diesem machte er unterschiedliche Stuck von Wasser und Oelfarbe/ unter andern die Histori/ derer schon oben gedacht/ da Christus auf dem Esel nach Jerusalem reit/ darinn war die Stadt nach dem Leben gemacht/ und viel Kinder der Juden/ so Zweige und Aeste von denen Bäumen hieben/ und auch ihre Kleider auf den Weg streueten/ samt andern Umständen; wiederum auf Thuys zu Belda/ für den Grafen Heinrich von Nassau/ und Rene de Chalon, Prinzen von Oranien/ hat er auch etliche Werke gemacht; da Schorel erst aus Italien kommen/ wurde er vom König Francisco dem I. König in Frankreich beschrieben/ in seine Dienste zu kommen/ mit großem Versprechen herrlicher Belohnung/ so er doch höflich abschluge/ weil er alle Hof-Dienste zu meiden gesinnet ware. Andere seine Werke in Niderland. Wird in Frankreich beschrieben. Er recommendirte einen Baumeister an den König in Schweden/ Gustavum genannt/ und schickte mit selbigem an den König ein Marienbild/ daran deßen Majestät ein großes Gefallen hatte/ und schickte ihme zur Dankbarkeit/ mit einem Brief durch eigne Hand unterschrieben/ einen schönen Ring/ ein Zimmer Marternes Belzwerk/ mit aller Zugehöre eines Eißschlitten zu einem Pferd/ darmit ihr Majestät selbst pflegte auf dem Eiß zu fahren/ samt noch einem schwedischen Käß von 200. Pfunden/ darvon kame ihm zwar des Königs Brief zuhanden/ aber mit abgeschnittenem Siegel und die Geschenke blieben alle dahinden; kurz zu sagen/ Schorel ware sehr gemein und angenehm bey allen großen Herren in Niderland/ weil er ein Musicus, Poët und Orator, der sehr unterschiedliche Spiele und Lieder konte/ auch treflich wuste mit dem Handbogen umzugehen/ so war er nicht wenig in Sprachen/ als der Latein- Italien- Französisch und hochteutschen erfahren/ auch eines freundlich und frölichen Geistes/ doch zuletzt seines Lebens sehr verdrossen/ welches das Alter verursachte. Vom König in Schweden geliebt. Bey Beschluß dieser Beschreibung/ fällt mir noch bey/ daß zu Harlem bey dem Herren Geert Wilhelmsz Schoterbosch von ihme ein trefliches Stuck ist/ da Maria Christum in den Tempel dem Simeon darbringt/ worinn eine herrliche Metslerey und Auszierung/ absonderlich viele guldene Zierahten mit Farben gemacht/ die Wunder-wol verfärtiget/ und darneben sehr köstliche Bilder zu sehen seyn; der Mahler Philippi des Königs in Spanien Antonius Moro, so in seiner Jugend des Schorels Discipel war/ weil er ihm jederzeit sehr geneigt/ contrafätete ihn ungefehr zwey Jahr vor seinem tod/ nämlich in dem Jahr 1560. wie es in der Kupferblatte DD. zu sehen/ und ist er gestorben Anno 1562. den 6. December/ im 67ten Jahr seines Alters. Unter diesem Contrafät stehet geschrieben: Addidit hic arti decus, huic ars ipsa de- corem, Quo moriente mori est, haec quoque visa sibi. So zu teutsch also lauten möchte: Der Schorel ziert die Kunst/ die Kunst ziert ihne wieder/ Drum als er starb warf sich die Kunst zur Erden nider. [Abbildung [Abbildung] Gleich wie der Tügent Fleis, Künst ünd Arbeitsamkeit, Ihr selbst zü Ehr ünd nütz ünd Reichem Schatz gedeÿt, So kombt Untügent dürch sich selbst zületzt in Noht, Wer andrer werck veracht kombt selbst in Hohn ünd Spott. ]

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

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Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/45>, abgerufen am 03.12.2024.