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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] welches ihren Mann Floris sehr gekränket/ Und ihm an vielem verhinderlich gewesen/ so daß von ihr gesagt worden/ daß sie die meiste Ursach seines so widerwärtigen Lebens gewesen seye/ weiln sie in seinem kleinen und ruhigen Häußlein nicht verbleiben wollen. Dahero sie sich vielmal verlauten laßen/ sie möge ihr Leben in keiner solchen Einöde enden/ wordurch dann Franz ein Stuck Grund zu kauffen/ und darauf ein sehr herrliche Wohnung bauen zu laßen verursachet worden/ hierzu seinen Bruder Cornelius für einen Baumeister gebrauchend/ der dann das Haus oder Palast/ samt seinen Porten und Pfeilern von grau Erdenstein/ nach der antichen manier gemacht/ und darzu all seines Bruders Baarschaft/ auch noch mehr gelehnt Geld angewendt/ so daß er nicht nur allein all das seinige verbauet/ sondern auch die Arbeit darüber versaumet/ indem er täglich mit seinen Werk- und Bauleuten bey dem Wein gesessen/ und auch dieselbe an ihrer Arbeit verhindert; Er war allzugut und auf seine Sach sehr unachtsam/ hatte viel Sauf-Brüder/ die ihme das seinige wacker/ ohngeacht seines Weibs und Bruders Jacob Floris darüber mehrmals geführten Klag und Schmähung/ durchzubringen geholfen.

Da Käyser Carolus zu Antorf seinen Einzug Ist sehr färtig/ und läst ihm seine Arbeit wolzahlen. hielte/ muste Franz darzu große Bilder machen/ dern er täglich sieben verfärtigt/ wann er auch nur sieben Stund des Tags gearbeitet/ und ward ihme von jedem ein Pfund Flämisch gegeben/ welches 5. ganzer Wochen gewähret/ so er aber für einen seiner Discipel einen Tag gearbeitet/ gab ihm selbiger 18. oder 20. Gulden/ und ob er schon lang zu schlaffen gewohnt/ stunde er doch nicht viel vor neun Uhr zur Arbeit auf/ machte aber nichts destominder viel gutes; da auch König Philippus nach Antorf kommen/ hat er in einem Tag ein großes Tuch voll gemahlt/ nämlich eine Victoria, die ein Theil gebunden und gefangen-ligende bey sich hatte/ auch noch viel andere antiche Kriegs-Rüstungen/ welche Ordinanz dann von ihm geäzt/ und in Kupfer gestochen ausgegangen/ und mit Verwunderung anzusehen seyn. Sein Haus hat er auswendig mit der Pictur und andern freyen Künsten auf gelb nicht anders/ dann ob es von Kupfer wäre/ gemahlt. Sein Seine Werke. letzteres Werk/ worüber er auch gestorben/ war für den Gran Prior von Spanien/ und eines von den sonderbarsten Stucken begrieffe in sich ein Crucifix und eine Auferstehung/ jedes 27. Schuch hoch/ diese nun wurden vor seinem Tod noch herrlich geendet/ andere aber sind nach seinem Ableiben von anderen zu End gebracht worden/ und zwar derer etliche von Franz Pourbus, etliche von Crispiaen und andern. Zu Middelburg ist auch von ihm ein sehr herrliches Stuck bey Herren Melchior Wyntgis/ so die schlaffende neun Musen in sich hält/ zu sehen. Er hatte ein gemeines Sprüchwort. Dieses lauts: So lang ich arbeite/ lebe ich/ und wann ich spiele/ sterbe ich. Dieses möchten unsere Mahl-Jungen auch wol in der That selbst sagen/ und deme nachfolgen. Franz kame in die Mahler-Zunft Anno 1539. und starb Anno 1570. als er 50. Jahr alt/ und wurde an S. Franciscus-Tag ehrlich begraben; Sein Contrafät ist in der Kupferblatten GG. zu sehen.

[Spaltenumbruch]

LXXXIII. Christoph Schwarz/ von Ingolstadt/ Mahler.CHristoff Schwarz von Ingolstadt/ war zu seiner Zeit auch ein köstliches Perle unserer Kunst/ und Ihro Churfürstl. Durchl. in Bayren Hof-Mahler. Was er für ein herrlicher Colorirer gewesen/ solches bezeugen seine prächtige Werke zu München und anderer Orten in denen Kirchen. Von seiner Invention hat der künstliche Kupferstecher Johann Sadeler unterschiedliche in Druck gegeben/ neben andern als eine Passion,/ da Christus meistens unter den Füßen oder auf der Erden ligt/ woraus dann sein herrlicher Geist in ordinirung und Stellung der Bilder abzunehmen. Unter andern mahlte er zu München/ im naßen Kalk/ eine ganze Facciata, oder Gibel einer großen Behausung in der alten Burg-Gaßen/ und daran viel Ist ein trefflicher Künstler in fresco. Römische Historien von Camillo und dergleichen/ so er alle ganz meisterhaft ordinirt/ ausgemacht und colorirt/ daß sie in Oelfarb nicht zu verbässern; ja seine auf naß gemahlte Werke übertreffen in Warheit an Colorit alle andere/ und schienen seine eigene Gemälde in Oelfarbe meistentheils dagegen nur wie Waßerfarben/ welches doch wider alle Natur der Kunst und gar fremd ist/ indem es mit der Oelfarb diese Beschaffenheit hat/ daß sie den Vortheil zu dem Leben gibt/ so aber in fresco sonst nicht so wol seyn kan/ und doch ist solches von ihme dermaßen herrlich bewiesen worden/ daß er dißfalls/ wie auch in dem übrigen allem/ die Berühmteste/ so zu seiner Zeit gelebt haben/ gar leicht überstiegen.

Von seiner Hand ist an eines Bierbräuers Seine Werke in fresco Haus/ in selbiger/ Straßen auf einer großen Maur die Auferstehung Christi mit allen Umständen Lebens-groß zu sehen/ in welcher ein trefliche Ordinanz und Wolstand zu observiren. Ferner ist in der Kauffinger Gassen/ in einer Behausung/ worinnen Handelsleute/ die Hevische genannt/ wohnen/ ein schöner Gibel/ den er ganz gemahlt/ und darbey sehr vernünftig alles ordinirt/ von ihme zu sehen/ woselbst die Fenster mit stucco, Figuren und andern ornamenten umfasset/ sonderlich wie Romulus die eingeladne Sabinen/ durch seine Kriegsknechte/ ihrer Weiber und Töchter beraubet/ welches alles zusammen/ und ein jedes absonderlich/ in seinem Wesen und an Invention und Zeichnung/ auch guten colorit in fresco von so großer Würde/ daß die Kunstverständige nicht ohne Ursach solches um großen Werth auf Tuch gewünschet/ dann es ist gewiß/ daß in Teutschland und Italien Seine Werke in Oel-Farb. niemals auf Kalch etwas schöners und ruhmwürdigers so gemahlt zu Gesicht bekommen; gleichfalls ist bey denen PP. Jesuitis, im Collegio daselbst/ auf dem großen Saal die Jungfer Maria/ mit den Kindlein/ in halben Bildern Lebens-groß von dieses Schwarzen allerbästen Manier zu sehen/ so in höchsten Ehren/ wie billig/ gehalten wird/ unter andern guten Qualitäten/ als daß es in seiner gerechten vollkommenen Stärke und guten colorit war auch diese/ daß in der Jungfer Maria die jungfräuliche Zucht und Schönheit/ wie auch alles andere/ vernünftig vorgebildet worden.

Eben von dergleichen Würde hat er auch ein sehr curioses Altärlein mit 2. Flüglen in Oelfarb extraordinari-fleißig gemahlt/ an welchem das

[Spaltenumbruch] welches ihren Mann Floris sehr gekränket/ Und ihm an vielem verhinderlich gewesen/ so daß von ihr gesagt worden/ daß sie die meiste Ursach seines so widerwärtigen Lebens gewesen seye/ weiln sie in seinem kleinen und ruhigen Häußlein nicht verbleiben wollen. Dahero sie sich vielmal verlauten laßen/ sie möge ihr Leben in keiner solchen Einöde enden/ wordurch dann Franz ein Stuck Grund zu kauffen/ und darauf ein sehr herrliche Wohnung bauen zu laßen verursachet worden/ hierzu seinen Bruder Cornelius für einen Baumeister gebrauchend/ der dann das Haus oder Palast/ samt seinen Porten und Pfeilern von grau Erdenstein/ nach der antichen manier gemacht/ und darzu all seines Bruders Baarschaft/ auch noch mehr gelehnt Geld angewendt/ so daß er nicht nur allein all das seinige verbauet/ sondern auch die Arbeit darüber versaumet/ indem er täglich mit seinen Werk- und Bauleuten bey dem Wein gesessen/ und auch dieselbe an ihrer Arbeit verhindert; Er war allzugut und auf seine Sach sehr unachtsam/ hatte viel Sauf-Brüder/ die ihme das seinige wacker/ ohngeacht seines Weibs und Bruders Jacob Floris darüber mehrmals geführten Klag und Schmähung/ durchzubringen geholfen.

Da Käyser Carolus zu Antorf seinen Einzug Ist sehr färtig/ und läst ihm seine Arbeit wolzahlen. hielte/ muste Franz darzu große Bilder machen/ dern er täglich sieben verfärtigt/ wann er auch nur sieben Stund des Tags gearbeitet/ und ward ihme von jedem ein Pfund Flämisch gegeben/ welches 5. ganzer Wochen gewähret/ so er aber für einen seiner Discipel einen Tag gearbeitet/ gab ihm selbiger 18. oder 20. Gulden/ und ob er schon lang zu schlaffen gewohnt/ stunde er doch nicht viel vor neun Uhr zur Arbeit auf/ machte aber nichts destominder viel gutes; da auch König Philippus nach Antorf kommen/ hat er in einem Tag ein großes Tuch voll gemahlt/ nämlich eine Victoria, die ein Theil gebunden und gefangen-ligende bey sich hatte/ auch noch viel andere antiche Kriegs-Rüstungen/ welche Ordinanz dann von ihm geäzt/ und in Kupfer gestochen ausgegangen/ und mit Verwunderung anzusehen seyn. Sein Haus hat er auswendig mit der Pictur und andern freyen Künsten auf gelb nicht anders/ dann ob es von Kupfer wäre/ gemahlt. Sein Seine Werke. letzteres Werk/ worüber er auch gestorben/ war für den Gran Prior von Spanien/ und eines von den sonderbarsten Stucken begrieffe in sich ein Crucifix und eine Auferstehung/ jedes 27. Schuch hoch/ diese nun wurden vor seinem Tod noch herrlich geendet/ andere aber sind nach seinem Ableiben von anderen zu End gebracht worden/ und zwar derer etliche von Franz Pourbus, etliche von Crispiaen und andern. Zu Middelburg ist auch von ihm ein sehr herrliches Stuck bey Herren Melchior Wyntgis/ so die schlaffende neun Musen in sich hält/ zu sehen. Er hatte ein gemeines Sprüchwort. Dieses lauts: So lang ich arbeite/ lebe ich/ und wann ich spiele/ sterbe ich. Dieses möchten unsere Mahl-Jungen auch wol in der That selbst sagen/ und deme nachfolgen. Franz kame in die Mahler-Zunft Anno 1539. und starb Anno 1570. als er 50. Jahr alt/ und wurde an S. Franciscus-Tag ehrlich begraben; Sein Contrafät ist in der Kupferblatten GG. zu sehen.

[Spaltenumbruch]

LXXXIII. Christoph Schwarz/ von Ingolstadt/ Mahler.CHristoff Schwarz von Ingolstadt/ war zu seiner Zeit auch ein köstliches Perle unserer Kunst/ und Ihro Churfürstl. Durchl. in Bayren Hof-Mahler. Was er für ein herrlicher Colorirer gewesen/ solches bezeugen seine prächtige Werke zu München und anderer Orten in denen Kirchen. Von seiner Invention hat der künstliche Kupferstecher Johann Sadeler unterschiedliche in Druck gegeben/ neben andern als eine Passion,/ da Christus meistens unter den Füßen oder auf der Erden ligt/ woraus dann sein herrlicher Geist in ordinirung und Stellung der Bilder abzunehmen. Unter andern mahlte er zu München/ im naßen Kalk/ eine ganze Facciata, oder Gibel einer großen Behausung in der alten Burg-Gaßen/ und daran viel Ist ein trefflicher Künstler in fresco. Römische Historien von Camillo und dergleichen/ so er alle ganz meisterhaft ordinirt/ ausgemacht und colorirt/ daß sie in Oelfarb nicht zu verbässern; ja seine auf naß gemahlte Werke übertreffen in Warheit an Colorit alle andere/ und schienen seine eigene Gemälde in Oelfarbe meistentheils dagegen nur wie Waßerfarben/ welches doch wider alle Natur der Kunst und gar fremd ist/ indem es mit der Oelfarb diese Beschaffenheit hat/ daß sie den Vortheil zu dem Leben gibt/ so aber in fresco sonst nicht so wol seyn kan/ und doch ist solches von ihme dermaßen herrlich bewiesen worden/ daß er dißfalls/ wie auch in dem übrigen allem/ die Berühmteste/ so zu seiner Zeit gelebt haben/ gar leicht überstiegen.

Von seiner Hand ist an eines Bierbräuers Seine Werke in fresco Haus/ in selbiger/ Straßen auf einer großen Maur die Auferstehung Christi mit allen Umständen Lebens-groß zu sehen/ in welcher ein trefliche Ordinanz und Wolstand zu observiren. Ferner ist in der Kauffinger Gassen/ in einer Behausung/ worinnen Handelsleute/ die Hevische genannt/ wohnen/ ein schöner Gibel/ den er ganz gemahlt/ und darbey sehr vernünftig alles ordinirt/ von ihme zu sehen/ woselbst die Fenster mit stucco, Figuren und andern ornamenten umfasset/ sonderlich wie Romulus die eingeladne Sabinen/ durch seine Kriegsknechte/ ihrer Weiber und Töchter beraubet/ welches alles zusammen/ und ein jedes absonderlich/ in seinem Wesen und an Invention und Zeichnung/ auch guten colorit in fresco von so großer Würde/ daß die Kunstverständige nicht ohne Ursach solches um großen Werth auf Tuch gewünschet/ dann es ist gewiß/ daß in Teutschland und Italien Seine Werke in Oel-Farb. niemals auf Kalch etwas schöners und ruhmwürdigers so gemahlt zu Gesicht bekommen; gleichfalls ist bey denen PP. Jesuitis, im Collegio daselbst/ auf dem großen Saal die Jungfer Maria/ mit den Kindlein/ in halben Bildern Lebens-groß von dieses Schwarzen allerbästen Manier zu sehen/ so in höchsten Ehren/ wie billig/ gehalten wird/ unter andern guten Qualitäten/ als daß es in seiner gerechten vollkommenen Stärke und guten colorit war auch diese/ daß in der Jungfer Maria die jungfräuliche Zucht und Schönheit/ wie auch alles andere/ vernünftig vorgebildet worden.

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 263]/0067] welches ihren Mann Floris sehr gekränket/ Und ihm an vielem verhinderlich gewesen/ so daß von ihr gesagt worden/ daß sie die meiste Ursach seines so widerwärtigen Lebens gewesen seye/ weiln sie in seinem kleinen und ruhigen Häußlein nicht verbleiben wollen. Dahero sie sich vielmal verlauten laßen/ sie möge ihr Leben in keiner solchen Einöde enden/ wordurch dann Franz ein Stuck Grund zu kauffen/ und darauf ein sehr herrliche Wohnung bauen zu laßen verursachet worden/ hierzu seinen Bruder Cornelius für einen Baumeister gebrauchend/ der dann das Haus oder Palast/ samt seinen Porten und Pfeilern von grau Erdenstein/ nach der antichen manier gemacht/ und darzu all seines Bruders Baarschaft/ auch noch mehr gelehnt Geld angewendt/ so daß er nicht nur allein all das seinige verbauet/ sondern auch die Arbeit darüber versaumet/ indem er täglich mit seinen Werk- und Bauleuten bey dem Wein gesessen/ und auch dieselbe an ihrer Arbeit verhindert; Er war allzugut und auf seine Sach sehr unachtsam/ hatte viel Sauf-Brüder/ die ihme das seinige wacker/ ohngeacht seines Weibs und Bruders Jacob Floris darüber mehrmals geführten Klag und Schmähung/ durchzubringen geholfen. Da Käyser Carolus zu Antorf seinen Einzug hielte/ muste Franz darzu große Bilder machen/ dern er täglich sieben verfärtigt/ wann er auch nur sieben Stund des Tags gearbeitet/ und ward ihme von jedem ein Pfund Flämisch gegeben/ welches 5. ganzer Wochen gewähret/ so er aber für einen seiner Discipel einen Tag gearbeitet/ gab ihm selbiger 18. oder 20. Gulden/ und ob er schon lang zu schlaffen gewohnt/ stunde er doch nicht viel vor neun Uhr zur Arbeit auf/ machte aber nichts destominder viel gutes; da auch König Philippus nach Antorf kommen/ hat er in einem Tag ein großes Tuch voll gemahlt/ nämlich eine Victoria, die ein Theil gebunden und gefangen-ligende bey sich hatte/ auch noch viel andere antiche Kriegs-Rüstungen/ welche Ordinanz dann von ihm geäzt/ und in Kupfer gestochen ausgegangen/ und mit Verwunderung anzusehen seyn. Sein Haus hat er auswendig mit der Pictur und andern freyen Künsten auf gelb nicht anders/ dann ob es von Kupfer wäre/ gemahlt. Sein letzteres Werk/ worüber er auch gestorben/ war für den Gran Prior von Spanien/ und eines von den sonderbarsten Stucken begrieffe in sich ein Crucifix und eine Auferstehung/ jedes 27. Schuch hoch/ diese nun wurden vor seinem Tod noch herrlich geendet/ andere aber sind nach seinem Ableiben von anderen zu End gebracht worden/ und zwar derer etliche von Franz Pourbus, etliche von Crispiaen und andern. Zu Middelburg ist auch von ihm ein sehr herrliches Stuck bey Herren Melchior Wyntgis/ so die schlaffende neun Musen in sich hält/ zu sehen. Er hatte ein gemeines Sprüchwort. Dieses lauts: So lang ich arbeite/ lebe ich/ und wann ich spiele/ sterbe ich. Dieses möchten unsere Mahl-Jungen auch wol in der That selbst sagen/ und deme nachfolgen. Franz kame in die Mahler-Zunft Anno 1539. und starb Anno 1570. als er 50. Jahr alt/ und wurde an S. Franciscus-Tag ehrlich begraben; Sein Contrafät ist in der Kupferblatten GG. zu sehen. Ist sehr färtig/ und läst ihm seine Arbeit wolzahlen. Seine Werke. CHristoff Schwarz von Ingolstadt/ war zu seiner Zeit auch ein köstliches Perle unserer Kunst/ und Ihro Churfürstl. Durchl. in Bayren Hof-Mahler. Was er für ein herrlicher Colorirer gewesen/ solches bezeugen seine prächtige Werke zu München und anderer Orten in denen Kirchen. Von seiner Invention hat der künstliche Kupferstecher Johann Sadeler unterschiedliche in Druck gegeben/ neben andern als eine Passion,/ da Christus meistens unter den Füßen oder auf der Erden ligt/ woraus dann sein herrlicher Geist in ordinirung und Stellung der Bilder abzunehmen. Unter andern mahlte er zu München/ im naßen Kalk/ eine ganze Facciata, oder Gibel einer großen Behausung in der alten Burg-Gaßen/ und daran viel Römische Historien von Camillo und dergleichen/ so er alle ganz meisterhaft ordinirt/ ausgemacht und colorirt/ daß sie in Oelfarb nicht zu verbässern; ja seine auf naß gemahlte Werke übertreffen in Warheit an Colorit alle andere/ und schienen seine eigene Gemälde in Oelfarbe meistentheils dagegen nur wie Waßerfarben/ welches doch wider alle Natur der Kunst und gar fremd ist/ indem es mit der Oelfarb diese Beschaffenheit hat/ daß sie den Vortheil zu dem Leben gibt/ so aber in fresco sonst nicht so wol seyn kan/ und doch ist solches von ihme dermaßen herrlich bewiesen worden/ daß er dißfalls/ wie auch in dem übrigen allem/ die Berühmteste/ so zu seiner Zeit gelebt haben/ gar leicht überstiegen. LXXXIII. Christoph Schwarz/ von Ingolstadt/ Mahler. Von seiner Hand ist an eines Bierbräuers Haus/ in selbiger/ Straßen auf einer großen Maur die Auferstehung Christi mit allen Umständen Lebens-groß zu sehen/ in welcher ein trefliche Ordinanz und Wolstand zu observiren. Ferner ist in der Kauffinger Gassen/ in einer Behausung/ worinnen Handelsleute/ die Hevische genannt/ wohnen/ ein schöner Gibel/ den er ganz gemahlt/ und darbey sehr vernünftig alles ordinirt/ von ihme zu sehen/ woselbst die Fenster mit stucco, Figuren und andern ornamenten umfasset/ sonderlich wie Romulus die eingeladne Sabinen/ durch seine Kriegsknechte/ ihrer Weiber und Töchter beraubet/ welches alles zusammen/ und ein jedes absonderlich/ in seinem Wesen und an Invention und Zeichnung/ auch guten colorit in fresco von so großer Würde/ daß die Kunstverständige nicht ohne Ursach solches um großen Werth auf Tuch gewünschet/ dann es ist gewiß/ daß in Teutschland und Italien niemals auf Kalch etwas schöners und ruhmwürdigers so gemahlt zu Gesicht bekommen; gleichfalls ist bey denen PP. Jesuitis, im Collegio daselbst/ auf dem großen Saal die Jungfer Maria/ mit den Kindlein/ in halben Bildern Lebens-groß von dieses Schwarzen allerbästen Manier zu sehen/ so in höchsten Ehren/ wie billig/ gehalten wird/ unter andern guten Qualitäten/ als daß es in seiner gerechten vollkommenen Stärke und guten colorit war auch diese/ daß in der Jungfer Maria die jungfräuliche Zucht und Schönheit/ wie auch alles andere/ vernünftig vorgebildet worden. Seine Werke in Oel-Farb. Eben von dergleichen Würde hat er auch ein sehr curioses Altärlein mit 2. Flüglen in Oelfarb extraordinari-fleißig gemahlt/ an welchem das

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/67>, abgerufen am 21.05.2024.