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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] innwendige Blat fürbildet/ wie GOtt der Vatter in gloria auf seiner Schoß einen nackenden und todten Christus/ um welchen viel Engel mit den Passions-Instrumenten wehmütig stehen/ und sehr betrübt ihr Amt verrichten/ ligen hat. In dem ersten Flügel aber stehet inwendig in Gloria ein Adam/ Abel/ Noe/ Moses und Enoch/ samt allen Aposteln und Evangelisten/ und leztens die neue Kirchenlehrer/ als Augustinus, Hieronymus, Gregorius und übrige. Auf dem andern Flügel Eva, Noa, und der andern Altvätter Weiber/ die Prophetinnen und Sybillen/ auch mehrere alte Heilige/ als S. Catharina, Barbara, Ursula, Helena, endlichen aber auch die moderne, als von Catharina Senis, Teresia, &c. so alle auf das bäst und vollkommenst gezeichnet/ colorirt und ausgemacht seyn. Auswendig ist gebildet die Annunciation oder Verkündigung Mariae grau in grau/ welches neben seinem vorgemeldten Marienbild für seine allertreflichste Werk in Oelfarb geschäzt/ und in hohen Ehren gehalten wird/ dern erstes/ wie gedacht/ zu München bey denen PP. Jesuitis zu sehen/ das andere aber in unserm Sandrartischen Cabinet/ als ein besonder Kleinod/ nebenst viel von seinen Handrissen/ aufbehalten wird. Und so viel seye nun auch von diesem vortreflichen Mann gemeldet.

Was aber sonsten sein schlecht-geführtes Hauswesen betrift und anlangt/ wäre davon viel zu sagen/ sintemalen dieser gute Mann sich darein nicht schicken können/ weßhalben er dann auch allezeit in großer Noht gestecket; ich unterlaße aber solches billich/ weil es nur ihn selbst betroffen/ und seinen Kunst-reichen Werken/ so noch aller Orten zu immerwärender Gedächtnis mit großem Ruhm zu sehen/ nichts benommen. Zu München wurde er noch mit trucknen Farben von Heinrich Golzius/ (als er Anno 1591. daselbst durchgereist) gecontrafätet/ wie solches in der Kupferblatte GG. zu sehen/ und ist er Anno 1594. verschieden.

LXXXIV. Wilhelm Kay/ Mahler von Breda.WAnn hohe Geister/ die von der Natur mit einer sonderbaren Fürtreflichkeit begabet sind/ neben ihrer Kunst ein tugendsames Leben führen/ freundlich und leutselig in Gebärden sich erzeigen/ kommen sie in noch viel ein größers Ansehen/ und werden fast von allen für ein Wunderwerk gehalten/ wie dann unter andern auch Wilhelm Kay gethan: Er wohnte zu Antorf/ hielte sich kostbar in Kleidern/ und wohnte in einem herrlichen großen Haus/ in allen seinen Handlungen mehr einen Rahtsherrn als Künstler praesentirend/ ware sonst bürtig von Breda/ und ein Mit-Discipel des Franz Floris/ bey dem Lambert Lombardus von Lüttich. Anno 1540. kam er zu Antorf in die Mahlers-Zunft/ ware aus Begierde des Gewinns gar fleißig an der Arbeit/ und erlangte ein gutes Vermögen.

Seine Werke Er war ein sehr guter Contrafäter nach dem Leben/ und kam in allen seinen Werken der Natur gar nahe/ wuste auch eine sonderliche Lieblichkeit in seinen Gemälden zu geben/ worinnen er vor vielen andern zu preisen war: Ob er dann nun schon nicht so ingenios oder sinnreich als Floris war/ ist er doch auch nicht schlecht im ordiniren gewesen/ wie[Spaltenumbruch] ihm dann seine Arbeit jederzeit wol bezahlt worden/ wieviel er auch derselben hatte; von seiner Hand ist zu Antorf auf dem Rahthaus ein sehr herrliches Stuck/ so der Schatzmeister Christoff Pruym machen laßen/ gewesen/ darinn der Herren von der Stadt Contrafäte in Lebens-Größe/ oben in der Höhe aber ein Christus mit Englen und andern/ welches Anno 1576. da die Spanische Kriegsleute das herrliche Rahthaus in Brand gesteckt/ verbronnen: In unser Frauen Kirchen war gleichfalls von ihme der Kramer-Altar/ und darauf eine Historie/ wie Christus ruft: kommt all zu mir/ die ihr beladen seyt! darbey dann viele Kramer gemahlt/ und der Text aus den Worten des Propheten Esaiae genommen: Was kauft ihr/ oder gebt ihr Geld? Da man Milch und Wein umsonst ausschenket. Diß Stuck gienge auch in der Bilderstürmung zu Grund; Ferner war auch in derselben Kirchen von ihme eine sehr herrliche Victoria oder Triumph Christi.

Er contrafätete den Cardinal Grandvelles in seinen Cardinals-Kleidern/ worfur er ihme ungefordert 40. Reichsthaler gab. Nachdem er nun viele Werke gemacht/ hat er endlich den Duca d' Alba contrafätet/ darbey stellte er sich/ als ob er keine fremde Sprach verstünde/ und hörte also Stirbt vor Schrecken. aus dem Gespräch/ so Duca d' Alba und ein anderer aus dem Blutgericht miteinander hielten/ das Todurtheil des Graf Egmond und Horns/ samt andern Herren/ welches ihm/ als einem Verthädiger des Adels/ so tief zu Herzen gegangen/ daß er/ nach Haus kommend/ krank worden/ und eben an dem Tag/ da Graf Egmond und Horn gestorben/ in dem Jahr 1568. den 5. Iunii auf den Pfingst-Abend (obwol auch andere seine Todes-Stund etliche Täge vorsetzen) gestorben/ etliche sagen/ er seye so erschrocken über des Duca d' Alba zorniges Gesicht/ daß er darüber krank worden/ und seinen Geist aufgegeben: Von ihme sind nachfolgende Verse im Druck:

Quas hominum facies, ut eos te cernere
credas,

Expressit Caji pingere docta manus.
Si tamen excipias unum, me judice, Mo-
rum

Culpari Belgae nullius arte timent.

Kan zu Teutsch also lauten:

Des Cajens Contrafät sind voller Geist und
Leben/

Und weichen keinem nicht an Kunst/ Witz
und Verstand:

Nimm nur den Morum aus/ und glaube
dann darneben/

Daß Holland keinem wich mit dieses Künst-
lers Hand.

Sein Contrafät aber ist in der Kupferblatte GG. zu finden.

LXXXV. HUBERTUS GOLTZIUS, Mahler/ Kupferstecher und Historienschreiber von Venlo.WEil Hubertus Golzius den großen Ruhm des Lamberti Lombardi in der Mahlkunst vernommen/ hat er sich auch demselben zu einem Discipel untergeben/ er ware zwar zu Venlo gebohren/ aber zu Würzburg erzogen/ weil seine Eltern

[Spaltenumbruch] innwendige Blat fürbildet/ wie GOtt der Vatter in gloria auf seiner Schoß einen nackenden und todten Christus/ um welchen viel Engel mit den Passions-Instrumenten wehmütig stehen/ und sehr betrübt ihr Amt verrichten/ ligen hat. In dem ersten Flügel aber stehet inwendig in Gloria ein Adam/ Abel/ Noe/ Moses und Enoch/ samt allen Aposteln und Evangelisten/ und leztens die neue Kirchenlehrer/ als Augustinus, Hieronymus, Gregorius und übrige. Auf dem andern Flügel Eva, Noa, und der andern Altvätter Weiber/ die Prophetinnen und Sybillen/ auch mehrere alte Heilige/ als S. Catharina, Barbara, Ursula, Helena, endlichen aber auch die moderne, als von Catharina Senis, Teresia, &c. so alle auf das bäst und vollkommenst gezeichnet/ colorirt und ausgemacht seyn. Auswendig ist gebildet die Annunciation oder Verkündigung Mariae grau in grau/ welches neben seinem vorgemeldten Marienbild für seine allertreflichste Werk in Oelfarb geschäzt/ und in hohen Ehren gehalten wird/ dern erstes/ wie gedacht/ zu München bey denen PP. Jesuitis zu sehen/ das andere aber in unserm Sandrartischen Cabinet/ als ein besonder Kleinod/ nebenst viel von seinen Handrissen/ aufbehalten wird. Und so viel seye nun auch von diesem vortreflichen Mann gemeldet.

Was aber sonsten sein schlecht-geführtes Hauswesen betrift und anlangt/ wäre davon viel zu sagen/ sintemalen dieser gute Mann sich darein nicht schicken können/ weßhalben er dann auch allezeit in großer Noht gestecket; ich unterlaße aber solches billich/ weil es nur ihn selbst betroffen/ und seinen Kunst-reichen Werken/ so noch aller Orten zu immerwärender Gedächtnis mit großem Ruhm zu sehen/ nichts benommen. Zu München wurde er noch mit trucknen Farben von Heinrich Golzius/ (als er Anno 1591. daselbst durchgereist) gecontrafätet/ wie solches in der Kupferblatte GG. zu sehen/ und ist er Anno 1594. verschieden.

LXXXIV. Wilhelm Kay/ Mahler von Breda.WAnn hohe Geister/ die von der Natur mit einer sonderbaren Fürtreflichkeit begabet sind/ neben ihrer Kunst ein tugendsames Leben führen/ freundlich und leutselig in Gebärden sich erzeigen/ kommen sie in noch viel ein größers Ansehen/ und werden fast von allen für ein Wunderwerk gehalten/ wie dann unter andern auch Wilhelm Kay gethan: Er wohnte zu Antorf/ hielte sich kostbar in Kleidern/ und wohnte in einem herrlichen großen Haus/ in allen seinen Handlungen mehr einen Rahtsherrn als Künstler praesentirend/ ware sonst bürtig von Breda/ und ein Mit-Discipel des Franz Floris/ bey dem Lambert Lombardus von Lüttich. Anno 1540. kam er zu Antorf in die Mahlers-Zunft/ ware aus Begierde des Gewinns gar fleißig an der Arbeit/ und erlangte ein gutes Vermögen.

Seine Werke Er war ein sehr guter Contrafäter nach dem Leben/ und kam in allen seinen Werken der Natur gar nahe/ wuste auch eine sonderliche Lieblichkeit in seinen Gemälden zu geben/ worinnen er vor vielen andern zu preisen war: Ob er dann nun schon nicht so ingenios oder sinnreich als Floris war/ ist er doch auch nicht schlecht im ordiniren gewesen/ wie[Spaltenumbruch] ihm dann seine Arbeit jederzeit wol bezahlt worden/ wieviel er auch derselben hatte; von seiner Hand ist zu Antorf auf dem Rahthaus ein sehr herrliches Stuck/ so der Schatzmeister Christoff Pruym machen laßen/ gewesen/ darinn der Herren von der Stadt Contrafäte in Lebens-Größe/ oben in der Höhe aber ein Christus mit Englen und andern/ welches Anno 1576. da die Spanische Kriegsleute das herrliche Rahthaus in Brand gesteckt/ verbronnen: In unser Frauen Kirchen war gleichfalls von ihme der Kramer-Altar/ und darauf eine Historie/ wie Christus ruft: kommt all zu mir/ die ihr beladen seyt! darbey dann viele Kramer gemahlt/ und der Text aus den Worten des Propheten Esaiae genommen: Was kauft ihr/ oder gebt ihr Geld? Da man Milch und Wein umsonst ausschenket. Diß Stuck gienge auch in der Bilderstürmung zu Grund; Ferner war auch in derselben Kirchen von ihme eine sehr herrliche Victoria oder Triumph Christi.

Er contrafätete den Cardinal Grandvelles in seinen Cardinals-Kleidern/ worfur er ihme ungefordert 40. Reichsthaler gab. Nachdem er nun viele Werke gemacht/ hat er endlich den Duca d’ Alba contrafätet/ darbey stellte er sich/ als ob er keine fremde Sprach verstünde/ und hörte also Stirbt vor Schrecken. aus dem Gespräch/ so Duca d’ Alba und ein anderer aus dem Blutgericht miteinander hielten/ das Todurtheil des Graf Egmond und Horns/ samt andern Herren/ welches ihm/ als einem Verthädiger des Adels/ so tief zu Herzen gegangen/ daß er/ nach Haus kommend/ krank worden/ und eben an dem Tag/ da Graf Egmond und Horn gestorben/ in dem Jahr 1568. den 5. Iunii auf den Pfingst-Abend (obwol auch andere seine Todes-Stund etliche Täge vorsetzen) gestorben/ etliche sagen/ er seye so erschrocken über des Duca d’ Alba zorniges Gesicht/ daß er darüber krank worden/ und seinen Geist aufgegeben: Von ihme sind nachfolgende Verse im Druck:

Quas hominum facies, ut eos te cernere
credas,

Expressit Caji pingere docta manus.
Si tamen excipias unum, me judice, Mo-
rum

Culpari Belgae nullius arte timent.

Kan zu Teutsch also lauten:

Des Cajens Contrafät sind voller Geist und
Leben/

Und weichen keinem nicht an Kunst/ Witz
und Verstand:

Nimm nur den Morum aus/ und glaube
dann darneben/

Daß Holland keinem wich mit dieses Künst-
lers Hand.

Sein Contrafät aber ist in der Kupferblatte GG. zu finden.

LXXXV. HUBERTUS GOLTZIUS, Mahler/ Kupferstecher und Historienschreiber von Venlo.WEil Hubertus Golzius den großen Ruhm des Lamberti Lombardi in der Mahlkunst vernommen/ hat er sich auch demselben zu einem Discipel untergeben/ er ware zwar zu Venlo gebohren/ aber zu Würzburg erzogen/ weil seine Eltern

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[[II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 264]/0068] innwendige Blat fürbildet/ wie GOtt der Vatter in gloria auf seiner Schoß einen nackenden und todten Christus/ um welchen viel Engel mit den Passions-Instrumenten wehmütig stehen/ und sehr betrübt ihr Amt verrichten/ ligen hat. In dem ersten Flügel aber stehet inwendig in Gloria ein Adam/ Abel/ Noe/ Moses und Enoch/ samt allen Aposteln und Evangelisten/ und leztens die neue Kirchenlehrer/ als Augustinus, Hieronymus, Gregorius und übrige. Auf dem andern Flügel Eva, Noa, und der andern Altvätter Weiber/ die Prophetinnen und Sybillen/ auch mehrere alte Heilige/ als S. Catharina, Barbara, Ursula, Helena, endlichen aber auch die moderne, als von Catharina Senis, Teresia, &c. so alle auf das bäst und vollkommenst gezeichnet/ colorirt und ausgemacht seyn. Auswendig ist gebildet die Annunciation oder Verkündigung Mariae grau in grau/ welches neben seinem vorgemeldten Marienbild für seine allertreflichste Werk in Oelfarb geschäzt/ und in hohen Ehren gehalten wird/ dern erstes/ wie gedacht/ zu München bey denen PP. Jesuitis zu sehen/ das andere aber in unserm Sandrartischen Cabinet/ als ein besonder Kleinod/ nebenst viel von seinen Handrissen/ aufbehalten wird. Und so viel seye nun auch von diesem vortreflichen Mann gemeldet. Was aber sonsten sein schlecht-geführtes Hauswesen betrift und anlangt/ wäre davon viel zu sagen/ sintemalen dieser gute Mann sich darein nicht schicken können/ weßhalben er dann auch allezeit in großer Noht gestecket; ich unterlaße aber solches billich/ weil es nur ihn selbst betroffen/ und seinen Kunst-reichen Werken/ so noch aller Orten zu immerwärender Gedächtnis mit großem Ruhm zu sehen/ nichts benommen. Zu München wurde er noch mit trucknen Farben von Heinrich Golzius/ (als er Anno 1591. daselbst durchgereist) gecontrafätet/ wie solches in der Kupferblatte GG. zu sehen/ und ist er Anno 1594. verschieden. WAnn hohe Geister/ die von der Natur mit einer sonderbaren Fürtreflichkeit begabet sind/ neben ihrer Kunst ein tugendsames Leben führen/ freundlich und leutselig in Gebärden sich erzeigen/ kommen sie in noch viel ein größers Ansehen/ und werden fast von allen für ein Wunderwerk gehalten/ wie dann unter andern auch Wilhelm Kay gethan: Er wohnte zu Antorf/ hielte sich kostbar in Kleidern/ und wohnte in einem herrlichen großen Haus/ in allen seinen Handlungen mehr einen Rahtsherrn als Künstler praesentirend/ ware sonst bürtig von Breda/ und ein Mit-Discipel des Franz Floris/ bey dem Lambert Lombardus von Lüttich. Anno 1540. kam er zu Antorf in die Mahlers-Zunft/ ware aus Begierde des Gewinns gar fleißig an der Arbeit/ und erlangte ein gutes Vermögen. LXXXIV. Wilhelm Kay/ Mahler von Breda. Er war ein sehr guter Contrafäter nach dem Leben/ und kam in allen seinen Werken der Natur gar nahe/ wuste auch eine sonderliche Lieblichkeit in seinen Gemälden zu geben/ worinnen er vor vielen andern zu preisen war: Ob er dann nun schon nicht so ingenios oder sinnreich als Floris war/ ist er doch auch nicht schlecht im ordiniren gewesen/ wie ihm dann seine Arbeit jederzeit wol bezahlt worden/ wieviel er auch derselben hatte; von seiner Hand ist zu Antorf auf dem Rahthaus ein sehr herrliches Stuck/ so der Schatzmeister Christoff Pruym machen laßen/ gewesen/ darinn der Herren von der Stadt Contrafäte in Lebens-Größe/ oben in der Höhe aber ein Christus mit Englen und andern/ welches Anno 1576. da die Spanische Kriegsleute das herrliche Rahthaus in Brand gesteckt/ verbronnen: In unser Frauen Kirchen war gleichfalls von ihme der Kramer-Altar/ und darauf eine Historie/ wie Christus ruft: kommt all zu mir/ die ihr beladen seyt! darbey dann viele Kramer gemahlt/ und der Text aus den Worten des Propheten Esaiae genommen: Was kauft ihr/ oder gebt ihr Geld? Da man Milch und Wein umsonst ausschenket. Diß Stuck gienge auch in der Bilderstürmung zu Grund; Ferner war auch in derselben Kirchen von ihme eine sehr herrliche Victoria oder Triumph Christi. Seine Werke Er contrafätete den Cardinal Grandvelles in seinen Cardinals-Kleidern/ worfur er ihme ungefordert 40. Reichsthaler gab. Nachdem er nun viele Werke gemacht/ hat er endlich den Duca d’ Alba contrafätet/ darbey stellte er sich/ als ob er keine fremde Sprach verstünde/ und hörte also aus dem Gespräch/ so Duca d’ Alba und ein anderer aus dem Blutgericht miteinander hielten/ das Todurtheil des Graf Egmond und Horns/ samt andern Herren/ welches ihm/ als einem Verthädiger des Adels/ so tief zu Herzen gegangen/ daß er/ nach Haus kommend/ krank worden/ und eben an dem Tag/ da Graf Egmond und Horn gestorben/ in dem Jahr 1568. den 5. Iunii auf den Pfingst-Abend (obwol auch andere seine Todes-Stund etliche Täge vorsetzen) gestorben/ etliche sagen/ er seye so erschrocken über des Duca d’ Alba zorniges Gesicht/ daß er darüber krank worden/ und seinen Geist aufgegeben: Von ihme sind nachfolgende Verse im Druck: Stirbt vor Schrecken. Quas hominum facies, ut eos te cernere credas, Expressit Caji pingere docta manus. Si tamen excipias unum, me judice, Mo- rum Culpari Belgae nullius arte timent. Kan zu Teutsch also lauten: Des Cajens Contrafät sind voller Geist und Leben/ Und weichen keinem nicht an Kunst/ Witz und Verstand: Nimm nur den Morum aus/ und glaube dann darneben/ Daß Holland keinem wich mit dieses Künst- lers Hand. Sein Contrafät aber ist in der Kupferblatte GG. zu finden. WEil Hubertus Golzius den großen Ruhm des Lamberti Lombardi in der Mahlkunst vernommen/ hat er sich auch demselben zu einem Discipel untergeben/ er ware zwar zu Venlo gebohren/ aber zu Würzburg erzogen/ weil seine Eltern LXXXV. HUBERTUS GOLTZIUS, Mahler/ Kupferstecher und Historienschreiber von Venlo.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 264]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/68>, abgerufen am 21.05.2024.