Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] in Toscania belagerte/ vor derselben aber dreyerley Nationen Völcker/ als Teutsche/ Frantzosen/ und Italiäner/ gebrauchte/ hat er unter andern auch/ bey Musterung der Armee/ Seine Gemahlin die Groß-Hertzogin mitgenommen/ und ihr dieselbe gewiesen. Weil nun die Frantzosen und Italiäner/ durch ihre Höflichkeit und bescheidene Manier/ Die Teutsche wissen zu sauffen. sich sehr angenehm bey ihr gemacht/ die Teutsche hingegen/ als sie vorbey fuhre/ aus grossen Weingläsern tapffer herum getruncken/ theils auch da und dort ziemlich bezecht auf dem Felde herum gekugelt: hat gedachte Groß-Hertzogin sich sehr darüber entrüstet/ und an ihren Herrn begehrt/ daß er doch diese Schweine abschaffen und von sich lassen möchte. Weil aber dem Groß-Hertzog der Teutschen Tapferkeit wol bekandt gewesen/ als hat er in dieses ihr Begehren nicht einwilligen wollen. Wie es nun nachmals/ als es bey dieser Belagerung ziemlich scharff und hart daher gegangen/ und die Burger der Stadt bereits zween Stürme der Frantzosen und Italiäner glücklich abgeschlagen hatten/ auch solches nach Hof berichtet worden: kame bald darauf der dritte Currier/ welcher mitgebracht Und auch zu siegen./ daß die Teutschen den Wall erstiegen/ solchen behauptet/ und die Stadt einbekommen hätten. Wie sehr nun Cosmus Medices durch die erste Post erschrecket worden/ so sehr ward er Groß-Herz. Cosmus von Florentz gibt seiner Gemahlin eine Ohrfeige. durch die andere erfreuet; und weil eben damals die Gemahlin bey ihm in der Carosse gesessen/ hat er/ aus Eiffer und Liebe gegen seinen Teutschen/derselben/ wegen jüngst ausgestossener Schmähworte/ eine Ohrfeige gegeben. Um dieser Ursache willen/ sollen/ wie man sagt/ von der Stunde an/ beyde Großhertzogliche Personen von Florentz/ bis auf diesen Tag/ nicht mehr bey einander in einer Kutsche Rotator, oder Garten Messerschleiffer/ genannt Kneyt/ fördert die Eroberung. fahren. Zu obbenannter Eroberung aber/ hat nicht wenig geholffen/ gegenwärtiger Rotator oder Garten-Messerschleiffer/ sonsten Kneyt genannt: welcher in einem Garten der Stadt/ als ein Gärtner sich befunden/ allwo einige vornehme Rathsherren zusammen gekommen/ und von Noht und Anligen ihrer Belagerung mit einander offenhertzig und vertraulich sich unterredet. Wie nun dieser Rotator oder Garten-Messerschleiffer alles sehr wol zu Ohren gefasset/ hat er des andern Tags ins Läger sich verfüget/ und die gehörte discursen angezeiget. Worauf dann erfolget/ daß dieser letzte Sturm von den Teutschen vorgenommen/ und solcher gestalt durch ihre Tapfferkeit die Stadt Siena erobert worden. Der GroßHertzog liesse nachmals/ durch Michael Angelo Buonarotti, diese Figur in weiß Marmor verfertigen/ welche eines starcken Mannes Leib/ samt dem effect des Messerschleiffens vorstellet/ und zu Rom im Palatio derer von Medices zu sehen gewesen/ hernachmals aber nacher Florentz gebracht/ und im selben Pallast aufgericht worden. 22. Pan und die Natura . DIese werden hier vorgestellet/ wie sie einander sehr freund- und holdseelig liebten. Solches geschiehet darum/ weil der Erste von diesen beyden die Welt repraesentiret/ und ihm deswegen der[Spaltenumbruch] Geisfus abgethan/ dargegen ein Menschen-Fus angemachet worden: woraus zu schliessen/ daß vermittels der Freundlichkeit des Pans/ die er gegen die Natur spüren lässet/ die Fruchtbarkeit und Wachsthum aller Dinge erfolge. Diese zwar kleine/ doch sehr gute antiche Statua in Marmor/ wird zweiffels ohne noch zu Stockholm in Schweden zu finden seyn/ welche S. Königl. Mayst. Carolus Gustavus höchstseel. Gedächtnus Ao. 1650. in Nürnberg von mir empfangen haben. 23. Aurelius und Lucius Verus. AUrelius und Lucius Verus werden hier vorgestellt/ wie sie einander umhälsen/ sehr freundlich begegenen/ und in guter Vertraulichkeit stehen: vielleicht dardurch vorzubilden/ daß sie/ nach Käysers Antonini Pii Tode/ das Röm. Käyserthum zugleich sehr löblich regiret/ und/ nach Inhalt der Historien/ sich dermassen wol vertragen/ daß iederman darüber/ als über ein rares Freundschafft-Exempel/ sich höchlich verwundert und hertzlich erstreuet habe; absonderlich weil sie keine leibliche Brüder zusammen gewesen/ sondern Aurelius diesen allein zum Gehülffen des Regiments angenommen/ damit er seinen Philosophischen Studien desto besser abwarten/ und Lucius Verus indessen den Krieg führen möchte. Sehr denckwürdig ist die Geschicht/ welche unter Käyser Marco Aurelio sich begeben/ da die Teutschen den Römern mit ihrem Lager den Vortheil abgenommen/ also/ daß diese umringet in der grösten Hitz kein Wasser haben konten/ und nicht anders vermeinet/ als das Menschen und Vieh würden Durstes sterben müssen. Als nun der Käyser nicht gewust/ was er in dieser Noht thun solte/ sagte ihm seiner Obristen einer/ wie er offt gehört hätte/ daß die Christen/ mit ihrem Gebet/ alles von ihrem Gott erlangen könten/ was sie nur begehreten. Nun waren unter der Armee des Käysers ein gantzes Regiment Christen/ dieselben liesse Aurelius dahin Der Christen Gebet erbittet Regen und Donner. vermögen/ daß sie einen Versuch thäten. So bald die Christen ihr Gebet verrichtet/ vertrübte sich der Himmel mit Wolcken/ und fiel ein dicker Regen/ davon Mann und Roß erquicket wurde. Als aber indessen die Teutschen/ damals noch Heyden/ den Angriff thaten/ kame auf dem Regen ein erschreckliches Donnerwetter/ und fiele nicht allein ein grosser Hagel mit Blitz und Feuer auf die Teutschen/ sondern der Wind triebe auch ihre eigene Pfeile auf sie zurucke/ daß sie gantz erschrocken/ nach erlittenem grossen Schaden/ die Flucht geben musten. Dieses Regiment wurde nachgehends Legio Fulminatrix, oder das Donnerende genannt/ und von iederman in hohen Ehren gehalten. Welch denck-würdiges Wunder-Werck der Christen Gebet-Vermögenheit/ diese Heyden selbst also hoch geachtet/ und zu ewiger Gedächtnus auf der von Marmelstein ausgehauenen Wunder-Seul zu Rom/ aufrichten lassen/ darauf diese gantze Historie künstlich in Basso Relieuo, oder nieder-erhobnen Figuren/ bilden lassen/ und noch auf dem Platz Collonna, wie/ in vorhergehender Architectura, Plat. XXII. uns zeiget/ zu sehen. Diese [Spaltenumbruch] in Toscania belagerte/ vor derselben aber dreyerley Nationen Völcker/ als Teutsche/ Frantzosen/ und Italiäner/ gebrauchte/ hat er unter andern auch/ bey Musterung der Armee/ Seine Gemahlin die Groß-Hertzogin mitgenommen/ und ihr dieselbe gewiesen. Weil nun die Frantzosen und Italiäner/ durch ihre Höflichkeit und bescheidene Manier/ Die Teutsche wissen zu sauffen. sich sehr angenehm bey ihr gemacht/ die Teutsche hingegen/ als sie vorbey fuhre/ aus grossen Weingläsern tapffer herum getruncken/ theils auch da und dort ziemlich bezecht auf dem Felde herum gekugelt: hat gedachte Groß-Hertzogin sich sehr darüber entrüstet/ und an ihren Herrn begehrt/ daß er doch diese Schweine abschaffen und von sich lassen möchte. Weil aber dem Groß-Hertzog der Teutschen Tapferkeit wol bekandt gewesen/ als hat er in dieses ihr Begehren nicht einwilligen wollen. Wie es nun nachmals/ als es bey dieser Belagerung ziemlich scharff und hart daher gegangen/ und die Burger der Stadt bereits zween Stürme der Frantzosen und Italiäner glücklich abgeschlagen hatten/ auch solches nach Hof berichtet worden: kame bald darauf der dritte Currier/ welcher mitgebracht Und auch zu siegen./ daß die Teutschen den Wall erstiegen/ solchen behauptet/ und die Stadt einbekommen hätten. Wie sehr nun Cosmus Medices durch die erste Post erschrecket worden/ so sehr ward er Groß-Herz. Cosmus von Florentz gibt seiner Gemahlin eine Ohrfeige. durch die andere erfreuet; und weil eben damals die Gemahlin bey ihm in der Carosse gesessen/ hat er/ aus Eiffer und Liebe gegen seinen Teutschen/derselben/ wegen jüngst ausgestossener Schmähworte/ eine Ohrfeige gegeben. Um dieser Ursache willen/ sollen/ wie man sagt/ von der Stunde an/ beyde Großhertzogliche Personen von Florentz/ bis auf diesen Tag/ nicht mehr bey einander in einer Kutsche Rotator, oder Garten Messerschleiffer/ genannt Kneyt/ fördert die Eroberung. fahren. Zu obbenannter Eroberung aber/ hat nicht wenig geholffen/ gegenwärtiger Rotator oder Garten-Messerschleiffer/ sonsten Kneyt genannt: welcher in einem Garten der Stadt/ als ein Gärtner sich befunden/ allwo einige vornehme Rathsherren zusammen gekommen/ und von Noht und Anligen ihrer Belagerung mit einander offenhertzig und vertraulich sich unterredet. Wie nun dieser Rotator oder Garten-Messerschleiffer alles sehr wol zu Ohren gefasset/ hat er des andern Tags ins Läger sich verfüget/ und die gehörte discursen angezeiget. Worauf dann erfolget/ daß dieser letzte Sturm von den Teutschen vorgenommen/ und solcher gestalt durch ihre Tapfferkeit die Stadt Siena erobert worden. Der GroßHertzog liesse nachmals/ durch Michael Angelo Buonarotti, diese Figur in weiß Marmor verfertigen/ welche eines starcken Mannes Leib/ samt dem effect des Messerschleiffens vorstellet/ und zu Rom im Palatio derer von Medices zu sehen gewesen/ hernachmals aber nacher Florentz gebracht/ und im selben Pallast aufgericht worden. 22. Pan und die Natura . DIese werden hier vorgestellet/ wie sie einander sehr freund- und holdseelig liebten. Solches geschiehet darum/ weil der Erste von diesen beyden die Welt repraesentiret/ und ihm deswegen der[Spaltenumbruch] Geisfus abgethan/ dargegen ein Menschen-Fus angemachet worden: woraus zu schliessen/ daß vermittels der Freundlichkeit des Pans/ die er gegen die Natur spüren lässet/ die Fruchtbarkeit und Wachsthum aller Dinge erfolge. Diese zwar kleine/ doch sehr gute antiche Statua in Marmor/ wird zweiffels ohne noch zu Stockholm in Schweden zu finden seyn/ welche S. Königl. Mayst. Carolus Gustavus höchstseel. Gedächtnus Ao. 1650. in Nürnberg von mir empfangen haben. 23. Aurelius und Lucius Verus. AUrelius und Lucius Verus werden hier vorgestellt/ wie sie einander umhälsen/ sehr freundlich begegenen/ und in guter Vertraulichkeit stehen: vielleicht dardurch vorzubilden/ daß sie/ nach Käysers Antonini Pii Tode/ das Röm. Käyserthum zugleich sehr löblich regiret/ und/ nach Inhalt der Historien/ sich dermassen wol vertragen/ daß iederman darüber/ als über ein rares Freundschafft-Exempel/ sich höchlich verwundert und hertzlich erstreuet habe; absonderlich weil sie keine leibliche Brüder zusammen gewesen/ sondern Aurelius diesen allein zum Gehülffen des Regiments angenommen/ damit er seinen Philosophischen Studien desto besser abwarten/ und Lucius Verus indessen den Krieg führen möchte. Sehr denckwürdig ist die Geschicht/ welche unter Käyser Marco Aurelio sich begeben/ da die Teutschen den Römern mit ihrem Lager den Vortheil abgenommen/ also/ daß diese umringet in der grösten Hitz kein Wasser haben konten/ und nicht anders vermeinet/ als das Menschen und Vieh würden Durstes sterben müssen. Als nun der Käyser nicht gewust/ was er in dieser Noht thun solte/ sagte ihm seiner Obristen einer/ wie er offt gehört hätte/ daß die Christen/ mit ihrem Gebet/ alles von ihrem Gott erlangen könten/ was sie nur begehreten. Nun waren unter der Armee des Käysers ein gantzes Regiment Christen/ dieselben liesse Aurelius dahin Der Christen Gebet erbittet Regen und Donner. vermögen/ daß sie einen Versuch thäten. So bald die Christen ihr Gebet verrichtet/ vertrübte sich der Himmel mit Wolcken/ und fiel ein dicker Regen/ davon Mann und Roß erquicket wurde. Als aber indessen die Teutschen/ damals noch Heyden/ den Angriff thaten/ kame auf dem Regen ein erschreckliches Donnerwetter/ und fiele nicht allein ein grosser Hagel mit Blitz und Feuer auf die Teutschen/ sondern der Wind triebe auch ihre eigene Pfeile auf sie zurucke/ daß sie gantz erschrocken/ nach erlittenem grossen Schaden/ die Flucht geben musten. Dieses Regiment wurde nachgehends Legio Fulminatrix, oder das Donnerende genannt/ und von iederman in hohen Ehren gehalten. Welch denck-würdiges Wunder-Werck der Christen Gebet-Vermögenheit/ diese Heyden selbst also hoch geachtet/ und zu ewiger Gedächtnus auf der von Marmelstein ausgehauenen Wunder-Seul zu Rom/ aufrichten lassen/ darauf diese gantze Historie künstlich in Basso Relieuo, oder nieder-erhobnen Figuren/ bilden lassen/ und noch auf dem Platz Collonna, wie/ in vorhergehender Architectura, Plat. XXII. uns zeiget/ zu sehen. 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in Toscania belagerte/ vor derselben aber dreyerley Nationen Völcker/ als Teutsche/ Frantzosen/ und Italiäner/ gebrauchte/ hat er unter andern auch/ bey Musterung der Armee/ Seine Gemahlin die Groß-Hertzogin mitgenommen/ und ihr dieselbe gewiesen. Weil nun die Frantzosen und Italiäner/ durch ihre Höflichkeit und bescheidene Manier/ sich sehr angenehm bey ihr gemacht/ die Teutsche hingegen/ als sie vorbey fuhre/ aus grossen Weingläsern tapffer herum getruncken/ theils auch da und dort ziemlich bezecht auf dem Felde herum gekugelt: hat gedachte Groß-Hertzogin sich sehr darüber entrüstet/ und an ihren Herrn begehrt/ daß er doch diese Schweine abschaffen und von sich lassen möchte. Weil aber dem Groß-Hertzog der Teutschen Tapferkeit wol bekandt gewesen/ als hat er in dieses ihr Begehren nicht einwilligen wollen. Wie es nun nachmals/ als es bey dieser Belagerung ziemlich scharff und hart daher gegangen/ und die Burger der Stadt bereits zween Stürme der Frantzosen und Italiäner glücklich abgeschlagen hatten/ auch solches nach Hof berichtet worden: kame bald darauf der dritte Currier/ welcher mitgebracht / daß die Teutschen den Wall erstiegen/ solchen behauptet/ und die Stadt einbekommen hätten. Wie sehr nun Cosmus Medices durch die erste Post erschrecket worden/ so sehr ward er durch die andere erfreuet; und weil eben damals die Gemahlin bey ihm in der Carosse gesessen/ hat er/ aus Eiffer und Liebe gegen seinen Teutschen/derselben/ wegen jüngst ausgestossener Schmähworte/ eine Ohrfeige gegeben. Um dieser Ursache willen/ sollen/ wie man sagt/ von der Stunde an/ beyde Großhertzogliche Personen von Florentz/ bis auf diesen Tag/ nicht mehr bey einander in einer Kutsche fahren. Zu obbenannter Eroberung aber/ hat nicht wenig geholffen/ gegenwärtiger Rotator oder Garten-Messerschleiffer/ sonsten Kneyt genannt: welcher in einem Garten der Stadt/ als ein Gärtner sich befunden/ allwo einige vornehme Rathsherren zusammen gekommen/ und von Noht und Anligen ihrer Belagerung mit einander offenhertzig und vertraulich sich unterredet. Wie nun dieser Rotator oder Garten-Messerschleiffer alles sehr wol zu Ohren gefasset/ hat er des andern Tags ins Läger sich verfüget/ und die gehörte discursen angezeiget. Worauf dann erfolget/ daß dieser letzte Sturm von den Teutschen vorgenommen/ und solcher gestalt durch ihre Tapfferkeit die Stadt Siena erobert worden. Der GroßHertzog liesse nachmals/ durch Michael Angelo Buonarotti, diese Figur in weiß Marmor verfertigen/ welche eines starcken Mannes Leib/ samt dem effect des Messerschleiffens vorstellet/ und zu Rom im Palatio derer von Medices zu sehen gewesen/ hernachmals aber nacher Florentz gebracht/ und im selben Pallast aufgericht worden.
Die Teutsche wissen zu sauffen.
Und auch zu siegen.
Groß-Herz. Cosmus von Florentz gibt seiner Gemahlin eine Ohrfeige.
Rotator, oder Garten Messerschleiffer/ genannt Kneyt/ fördert die Eroberung. Pan und die Natura .
R. DIese werden hier vorgestellet/ wie sie einander sehr freund- und holdseelig liebten. Solches geschiehet darum/ weil der Erste von diesen beyden die Welt repraesentiret/ und ihm deswegen der
Geisfus abgethan/ dargegen ein Menschen-Fus angemachet worden: woraus zu schliessen/ daß vermittels der Freundlichkeit des Pans/ die er gegen die Natur spüren lässet/ die Fruchtbarkeit und Wachsthum aller Dinge erfolge. Diese zwar kleine/ doch sehr gute antiche Statua in Marmor/ wird zweiffels ohne noch zu Stockholm in Schweden zu finden seyn/ welche S. Königl. Mayst. Carolus Gustavus höchstseel. Gedächtnus Ao. 1650. in Nürnberg von mir empfangen haben.
22. Pan und die Natura . Aurelius und L. Verus.
S. AUrelius und Lucius Verus werden hier vorgestellt/ wie sie einander umhälsen/ sehr freundlich begegenen/ und in guter Vertraulichkeit stehen: vielleicht dardurch vorzubilden/ daß sie/ nach Käysers Antonini Pii Tode/ das Röm. Käyserthum zugleich sehr löblich regiret/ und/ nach Inhalt der Historien/ sich dermassen wol vertragen/ daß iederman darüber/ als über ein rares Freundschafft-Exempel/ sich höchlich verwundert und hertzlich erstreuet habe; absonderlich weil sie keine leibliche Brüder zusammen gewesen/ sondern Aurelius diesen allein zum Gehülffen des Regiments angenommen/ damit er seinen Philosophischen Studien desto besser abwarten/ und Lucius Verus indessen den Krieg führen möchte. Sehr denckwürdig ist die Geschicht/ welche unter Käyser Marco Aurelio sich begeben/ da die Teutschen den Römern mit ihrem Lager den Vortheil abgenommen/ also/ daß diese umringet in der grösten Hitz kein Wasser haben konten/ und nicht anders vermeinet/ als das Menschen und Vieh würden Durstes sterben müssen. Als nun der Käyser nicht gewust/ was er in dieser Noht thun solte/ sagte ihm seiner Obristen einer/ wie er offt gehört hätte/ daß die Christen/ mit ihrem Gebet/ alles von ihrem Gott erlangen könten/ was sie nur begehreten. Nun waren unter der Armee des Käysers ein gantzes Regiment Christen/ dieselben liesse Aurelius dahin vermögen/ daß sie einen Versuch thäten. So bald die Christen ihr Gebet verrichtet/ vertrübte sich der Himmel mit Wolcken/ und fiel ein dicker Regen/ davon Mann und Roß erquicket wurde. Als aber indessen die Teutschen/ damals noch Heyden/ den Angriff thaten/ kame auf dem Regen ein erschreckliches Donnerwetter/ und fiele nicht allein ein grosser Hagel mit Blitz und Feuer auf die Teutschen/ sondern der Wind triebe auch ihre eigene Pfeile auf sie zurucke/ daß sie gantz erschrocken/ nach erlittenem grossen Schaden/ die Flucht geben musten. Dieses Regiment wurde nachgehends Legio Fulminatrix, oder das Donnerende genannt/ und von iederman in hohen Ehren gehalten. Welch denck-würdiges Wunder-Werck der Christen Gebet-Vermögenheit/ diese Heyden selbst also hoch geachtet/ und zu ewiger Gedächtnus auf der von Marmelstein ausgehauenen Wunder-Seul zu Rom/ aufrichten lassen/ darauf diese gantze Historie künstlich in Basso Relieuo, oder nieder-erhobnen Figuren/ bilden lassen/ und noch auf dem Platz Collonna, wie/ in vorhergehender Architectura, Plat. XXII. uns zeiget/ zu sehen. Diese
23. Aurelius und Lucius Verus.
Der Christen Gebet erbittet Regen und Donner.
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