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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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2.Calirrhoe.

ES haben zwar etliche darvor gehalten/ daß Bildnus der Callirrhoe. gegenwertige Bildnus/ welche aus einem alten Karniol entnommen/ und eine sich selbst entleibende Weibs-Person vorstellet/ die Römische Lucretia Warum selbiges nicht füglich der Lucretien zugeeignet werde. wäre: Allein/ wann man die Zierde ihrer Haare/ wie solche zertheilet/ die Schultern herabhangen/ und theils darvon mit einem Bande und Epheu-Blättern/ als einem dem Gott Bacchus zuständigem Gewächse/ vermengt umwunden/ betrachtet; so wird diese Abbildung gar leichtlich für die Callirrhoe können gehalten werden: Und zwar stärcket uns/ in unserer Meinung/ Pausanias, welcher Coressus, des Bachi Priester verliebt sich in die Callirrhoe. sagt/ daß Coressus, ein Priester Bacchi, sich in eine Jungfrau mit Namen Callirrhoe inniglich verliebt/ ie grösser aber bey ihme die Liebe/ desto hefftiger bey ihr der Haß gebrannt habe: Dannenhero Wird aber verschmähet als dieser gesehen/ daß weder Bitte/ noch Geschenck und Gaben/ bey dieser Jungfer etwas helffen wolte/ habe er die Liebe in eine Rache verwendet/ und den Bachus um Hülffe angeruffen. Welcher zuwegen gebracht/ daß die Inwohner in Calydonien fast rasend worden/ und als vollgetrunckene Weswegen Bachus die Calydonier rasend macht. Raht des Oraculs/ daß man Callirrhoen solte aufopffern. Leute herum geloffen/ niedergefallen und gestorben. Weswegen die Callydonische Inwohner/ bey der Eychen das Oracul zu Dodon Rath gefraget; und zur Antwort bekommen/ daß sie die Jungfrau Callirrhoen/ oder eine Andere/ so an deren statt sterben wolte/ aufopffern solten. Weil nun das verlassene Mägdlein nirgends keine Zuflucht mehr zu suchen wuste; als wurde sie/ vor Coressus, um von ihme aufgeopffert zu werden/ Coressus tödtet sich/ an ihrer Stelle. geführet. Dieser aber/ da er seine Hertzliebste gesehen/ vergaß alle Rachgier/ machte sich zum Opffer/ verwundete sich selbst/ und fiel also todt auf die Erden. Nachdeme nun Callirrhoe dieses Priesters Welchem auch Callirrhoe, mit einer Selbst-Ermordung/ folget. Beständigkeit der Liebe gegen ihr hieraus wargenommen/ hat sie ihre all zu grosse Strengigkeit hierüber sehr zu Hertzen gefasset/ und wegen dieses leydigen Trauerfalls/ sich selbst/ nahe bey dem Bron an der Calydonischen Pforten/ so nachgehends Callirrhoe benamset worden/ umgebracht. Wie ob angezogener Author, mit mehrerm/ berichtet.

3.Bacchae.

DEr Nam Bacchae, so eigentlich von dem Ursprung des Namens Bacchae. wütigem Geschrey dieser besoffenen Weiber herrühret/ gebührt/ hauptsächlich/ wieFulgentius erzehlet/ denen vier Schwestern/ Ino, Autonoe, Semele und Agave, als Töchtern des Königs Cadmi: welche für die vier Stücke der Trunckenheit/ als die Erste für die Trunckenheit selbst/ die Andere für die Vergessenheit/ die Dritte für die Geilheit/ und die Vierdte für die Unsinnigkeit gehalten Diodori Bericht/ von den Bacchis werden. Und ob wol Diodorus Siculus schreibt; daß der Baccharum Name/ von denen Weibern herrühre/ welche Bachus auf seiner Reise mitgeführet/ so mit langen Wurffspiessen gewaffnet/ und mit Schilden von Epheu bedeckt gewesen/ welche alle/ bis auf Bacchum selbst/ von dem Thracischen Könige Lycurgo ermordet worden;[Spaltenumbruch] so ist doch mit ihnen ihre Gewohnheit nicht untergangen: Bildnus einer rasenden Bacchus-Schwester. Sondern es sind/ in denen Trieterischen Spielen/ dem Baccho zu Ehren/ die Weiber mit Spiessen gewaffnet/ gantz bezecht und betruncken/ mit Epheu bekräntzet/ und ihr Haupt mit dem/ von Baccho erfundenen/ Bande/ als einer Zierde des Haupts/ umwunden/ erschienen: massen gegenwärtige Figur hievon den Augenschein giebt.

4.Pan.

Gemähl und Bildnus des Götzen Pan. HErodotus schreibt/ daß die Griechen den Gott Pan, auf Art und Weise/ wie diese Bildnus zeiget/ vorgestellt/ auch die Egyptier also gemahlet und in Holtz geschnitzet/ und unter die Zahl ihrer 12. vornehmsten Götter gesetzet haben. Die Seine göttliche Verehrung bey unterschiedlichen Völckern. Athenienser hielten ihn ebenfalls in grossen Werth und Ehren. Massen dann in dem Tempel Aesculapii , so wol auch an andern Orten/ des Griechenlands/ seine Statuen/ mit einem Hirtenstabe gesehen worden. Worvon Suidas also schreibet:

Pana, ut Pastoralem Deum venerantur.

Den Pan verehren sie/ wie einen Hirten-Gott.

Und Virgilius; Pan curat oves oviumq; magistros. Das ist; Pan versorgt oder behütet die Ist ein Erfinder der Sackpfeiffe. Schafe/ samt ihren Hirten. Die Arcadier haben ihn gar für ihren eigenen Gott gehalten; wie abermal besagter Author erwähnet. Pan Deus Arcadiae venit, und daselbst einen Tempel für ihn aufbauen lassen: allwo sie sagen/ daß er die Sackpfeiffen erstlich erfunden/ und verfertigt habe/ indem er etliche Schilff-Röhre mit Wachs zusammen gefügt. Dahero Virgilius darvon also zu singen Anleitung genommen/ Pan primus cera conjungere plures.

Instituit Calamos: und Ovidius sagt:

Atque ita disparibus calamis compagine
cerae

Inter se junctis nomen tenuisse puellae.

Unter den Römischen Göttern/ ist er am ersten angeruffen worden. Diesen Pan haben die alten Römer/ unter ihren Göttern/ am ersten angeruffen/ massen solches diese Worte Fenestellae zeugen: Omnium deorum, qvos vetus Romanorum religio excoluit, primo Pani Lycaeo, &c. Das ist/ Pan auf dem Arcadischen Berge Lycaeo/ dem ersten unter allen Göttern/ welchen die alte Religion der Römer verehrt und göttlich bedienet hat. Von Was sonst weiter unter diesen Namen verstanden werde. welchen auch die Lupercalische Spiele/ so den 15. Febr. jährlich gehalten worden/ herrühren. Unter diesem Namen Pan/ wurde auch alles/ was in der Natur begriffen/ verstanden.

5.Ariadne.

GEgenwertige Bildnus/ wird für die Ariadne, Bildnus der Ariadne. des Cretischen Königs Minois Tochter gehalten: welche dem Theseo, als er nach Umbringung des erschrecklichen Stiers/ so gantz Atticam verheerete/ wie auch des grausamen Minotauri, Welche/ von Theseus, undanckbarlich verlassen; oder Stier- Menschens im Cretensischen Labyrinth / wieder in sein Vatterland gegangen/ nachgefolget/ aber von ihm/ in der Insul Chio, oder Naxo, hinterlassen/ und hernach vom Bacchus

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2.Calirrhoe.

ES haben zwar etliche darvor gehalten/ daß Bildnus der Callirrhoe. gegenwertige Bildnus/ welche aus einem alten Karniol entnommen/ und eine sich selbst entleibende Weibs-Person vorstellet/ die Römische Lucretia Warum selbiges nicht füglich der Lucretien zugeeignet werde. wäre: Allein/ wann man die Zierde ihrer Haare/ wie solche zertheilet/ die Schultern herabhangen/ und theils darvon mit einem Bande und Epheu-Blättern/ als einem dem Gott Bacchus zuständigem Gewächse/ vermengt umwunden/ betrachtet; so wird diese Abbildung gar leichtlich für die Callirrhoe können gehalten werden: Und zwar stärcket uns/ in unserer Meinung/ Pausanias, welcher Coressus, des Bachi Priester verliebt sich in die Callirrhoe. sagt/ daß Coressus, ein Priester Bacchi, sich in eine Jungfrau mit Namen Callirrhoe inniglich verliebt/ ie grösser aber bey ihme die Liebe/ desto hefftiger bey ihr der Haß gebrannt habe: Dannenhero Wird aber verschmähet als dieser gesehen/ daß weder Bitte/ noch Geschenck und Gaben/ bey dieser Jungfer etwas helffen wolte/ habe er die Liebe in eine Rache verwendet/ und den Bachus um Hülffe angeruffen. Welcher zuwegen gebracht/ daß die Inwohner in Calydonien fast rasend worden/ und als vollgetrunckene Weswegen Bachus die Calydonier rasend macht. Raht des Oraculs/ daß man Callirrhoen solte aufopffern. Leute herum geloffen/ niedergefallen und gestorben. Weswegen die Callydonische Inwohner/ bey der Eychen das Oracul zu Dodon Rath gefraget; und zur Antwort bekommen/ daß sie die Jungfrau Callirrhoen/ oder eine Andere/ so an deren statt sterben wolte/ aufopffern solten. Weil nun das verlassene Mägdlein nirgends keine Zuflucht mehr zu suchen wuste; als wurde sie/ vor Coressus, um von ihme aufgeopffert zu werden/ Coressus tödtet sich/ an ihrer Stelle. geführet. Dieser aber/ da er seine Hertzliebste gesehen/ vergaß alle Rachgier/ machte sich zum Opffer/ verwundete sich selbst/ und fiel also todt auf die Erden. Nachdeme nun Callirrhoe dieses Priesters Welchem auch Callirrhoe, mit einer Selbst-Ermordung/ folget. Beständigkeit der Liebe gegen ihr hieraus wargenommen/ hat sie ihre all zu grosse Strengigkeit hierüber sehr zu Hertzen gefasset/ und wegen dieses leydigen Trauerfalls/ sich selbst/ nahe bey dem Bron an der Calydonischen Pforten/ so nachgehends Callirrhoe benamset worden/ umgebracht. Wie ob angezogener Author, mit mehrerm/ berichtet.

3.Bacchae.

DEr Nam Bacchae, so eigentlich von dem Ursprung des Namens Bacchae. wütigem Geschrey dieser besoffenen Weiber herrühret/ gebührt/ hauptsächlich/ wieFulgentius erzehlet/ denen vier Schwestern/ Ino, Autonoe, Semele und Agave, als Töchtern des Königs Cadmi: welche für die vier Stücke der Trunckenheit/ als die Erste für die Trunckenheit selbst/ die Andere für die Vergessenheit/ die Dritte für die Geilheit/ und die Vierdte für die Unsinnigkeit gehalten Diodori Bericht/ von den Bacchis werden. Und ob wol Diodorus Siculus schreibt; daß der Baccharum Name/ von denen Weibern herrühre/ welche Bachus auf seiner Reise mitgeführet/ so mit langen Wurffspiessen gewaffnet/ und mit Schilden von Epheu bedeckt gewesen/ welche alle/ bis auf Bacchum selbst/ von dem Thracischen Könige Lycurgo ermordet worden;[Spaltenumbruch] so ist doch mit ihnen ihre Gewohnheit nicht untergangen: Bildnus einer rasenden Bacchus-Schwester. Sondern es sind/ in denen Trieterischen Spielen/ dem Baccho zu Ehren/ die Weiber mit Spiessen gewaffnet/ gantz bezecht und betruncken/ mit Epheu bekräntzet/ und ihr Haupt mit dem/ von Baccho erfundenen/ Bande/ als einer Zierde des Haupts/ umwunden/ erschienen: massen gegenwärtige Figur hievon den Augenschein giebt.

4.Pan.

Gemähl und Bildnus des Götzen Pan. HErodotus schreibt/ daß die Griechen den Gott Pan, auf Art und Weise/ wie diese Bildnus zeiget/ vorgestellt/ auch die Egyptier also gemahlet und in Holtz geschnitzet/ und unter die Zahl ihrer 12. vornehmsten Götter gesetzet haben. Die Seine göttliche Verehrung bey unterschiedlichen Völckern. Athenienser hielten ihn ebenfalls in grossen Werth und Ehren. Massen dann in dem Tempel Aesculapii , so wol auch an andern Orten/ des Griechenlands/ seine Statuen/ mit einem Hirtenstabe gesehen worden. Worvon Suidas also schreibet:

Pana, ut Pastoralem Deum venerantur.

Den Pan verehren sie/ wie einen Hirten-Gott.

Und Virgilius; Pan curat oves oviumq; magistros. Das ist; Pan versorgt oder behütet die Ist ein Erfinder der Sackpfeiffe. Schafe/ samt ihren Hirten. Die Arcadier haben ihn gar für ihren eigenen Gott gehalten; wie abermal besagter Author erwähnet. Pan Deus Arcadiae venit, und daselbst einen Tempel für ihn aufbauen lassen: allwo sie sagen/ daß er die Sackpfeiffen erstlich erfunden/ und verfertigt habe/ indem er etliche Schilff-Röhre mit Wachs zusammen gefügt. Dahero Virgilius darvon also zu singen Anleitung genommen/ Pan primus cera conjungere plures.

Instituit Calamos: und Ovidius sagt:

Atque ita disparibus calamis compagine
cerae

Inter se junctis nomen tenuisse puellae.

Unter den Römischen Göttern/ ist er am ersten angeruffen worden. Diesen Pan haben die alten Römer/ unter ihren Göttern/ am ersten angeruffen/ massen solches diese Worte Fenestellae zeugen: Omnium deorum, qvos vetus Romanorum religio excoluit, primo Pani Lycaeo, &c. Das ist/ Pan auf dem Arcadischen Berge Lycaeo/ dem ersten unter allen Göttern/ welchen die alte Religion der Römer verehrt und göttlich bedienet hat. Von Was sonst weiter unter diesen Namen verstanden werde. welchen auch die Lupercalische Spiele/ so den 15. Febr. jährlich gehalten worden/ herrühren. Unter diesem Namen Pan/ wurde auch alles/ was in der Natur begriffen/ verstanden.

5.Ariadne.

GEgenwertige Bildnus/ wird für die Ariadne, Bildnus der Ariadne. des Cretischen Königs Minois Tochter gehalten: welche dem Theseo, als er nach Umbringung des erschrecklichen Stiers/ so gantz Atticam verheerete/ wie auch des grausamen Minotauri, Welche/ von Theseus, undanckbarlich verlassen; oder Stier- Menschens im Cretensischen Labyrinth / wieder in sein Vatterland gegangen/ nachgefolget/ aber von ihm/ in der Insul Chio, oder Naxo, hinterlassen/ und hernach vom Bacchus

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          <p>Und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName>; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> curat oves oviumq; magistros</hi>. Das ist; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> versorgt oder behütet die <note place="right">Ist ein Erfinder der Sackpfeiffe.</note> Schafe/ samt ihren Hirten. Die Arcadier haben ihn gar für ihren eigenen Gott gehalten; wie abermal besagter <hi rendition="#aq">Author</hi> erwähnet. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> Deus Arcadiae venit,</hi> und daselbst einen Tempel für ihn aufbauen lassen: allwo sie sagen/ daß er die Sackpfeiffen erstlich erfunden/ und verfertigt habe/ indem er etliche Schilff-Röhre mit Wachs zusammen gefügt. Dahero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> darvon also zu singen Anleitung genommen/ <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-470 http://d-nb.info/gnd/118789406 http://viaf.org/viaf/8183772">Pan</persName> primus cera conjungere plures.</foreign></hi></p>
          <p><hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Instituit Calamos:</foreign></hi> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447"><hi rendition="#aq">Ovidius</hi></persName> sagt:</p>
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[[III (Malerei), S. 61]/0105] Calirrhoe. 2. ES haben zwar etliche darvor gehalten/ daß gegenwertige Bildnus/ welche aus einem alten Karniol entnommen/ und eine sich selbst entleibende Weibs-Person vorstellet/ die Römische Lucretia wäre: Allein/ wann man die Zierde ihrer Haare/ wie solche zertheilet/ die Schultern herabhangen/ und theils darvon mit einem Bande und Epheu-Blättern/ als einem dem Gott Bacchus zuständigem Gewächse/ vermengt umwunden/ betrachtet; so wird diese Abbildung gar leichtlich für die Callirrhoe können gehalten werden: Und zwar stärcket uns/ in unserer Meinung/ Pausanias, welcher sagt/ daß Coressus, ein Priester Bacchi, sich in eine Jungfrau mit Namen Callirrhoe inniglich verliebt/ ie grösser aber bey ihme die Liebe/ desto hefftiger bey ihr der Haß gebrannt habe: Dannenhero als dieser gesehen/ daß weder Bitte/ noch Geschenck und Gaben/ bey dieser Jungfer etwas helffen wolte/ habe er die Liebe in eine Rache verwendet/ und den Bachus um Hülffe angeruffen. Welcher zuwegen gebracht/ daß die Inwohner in Calydonien fast rasend worden/ und als vollgetrunckene Leute herum geloffen/ niedergefallen und gestorben. Weswegen die Callydonische Inwohner/ bey der Eychen das Oracul zu Dodon Rath gefraget; und zur Antwort bekommen/ daß sie die Jungfrau Callirrhoen/ oder eine Andere/ so an deren statt sterben wolte/ aufopffern solten. Weil nun das verlassene Mägdlein nirgends keine Zuflucht mehr zu suchen wuste; als wurde sie/ vor Coressus, um von ihme aufgeopffert zu werden/ geführet. Dieser aber/ da er seine Hertzliebste gesehen/ vergaß alle Rachgier/ machte sich zum Opffer/ verwundete sich selbst/ und fiel also todt auf die Erden. Nachdeme nun Callirrhoe dieses Priesters Beständigkeit der Liebe gegen ihr hieraus wargenommen/ hat sie ihre all zu grosse Strengigkeit hierüber sehr zu Hertzen gefasset/ und wegen dieses leydigen Trauerfalls/ sich selbst/ nahe bey dem Bron an der Calydonischen Pforten/ so nachgehends Callirrhoe benamset worden/ umgebracht. Wie ob angezogener Author, mit mehrerm/ berichtet. Bildnus der Callirrhoe. Warum selbiges nicht füglich der Lucretien zugeeignet werde. Coressus, des Bachi Priester verliebt sich in die Callirrhoe. Wird aber verschmähet Weswegen Bachus die Calydonier rasend macht. Raht des Oraculs/ daß man Callirrhoen solte aufopffern. Coressus tödtet sich/ an ihrer Stelle. Welchem auch Callirrhoe, mit einer Selbst-Ermordung/ folget. Bacchae. 3. DEr Nam Bacchae, so eigentlich von dem wütigem Geschrey dieser besoffenen Weiber herrühret/ gebührt/ hauptsächlich/ wieFulgentius erzehlet/ denen vier Schwestern/ Ino, Autonoe, Semele und Agave, als Töchtern des Königs Cadmi: welche für die vier Stücke der Trunckenheit/ als die Erste für die Trunckenheit selbst/ die Andere für die Vergessenheit/ die Dritte für die Geilheit/ und die Vierdte für die Unsinnigkeit gehalten werden. Und ob wol Diodorus Siculus schreibt; daß der Baccharum Name/ von denen Weibern herrühre/ welche Bachus auf seiner Reise mitgeführet/ so mit langen Wurffspiessen gewaffnet/ und mit Schilden von Epheu bedeckt gewesen/ welche alle/ bis auf Bacchum selbst/ von dem Thracischen Könige Lycurgo ermordet worden; so ist doch mit ihnen ihre Gewohnheit nicht untergangen: Sondern es sind/ in denen Trieterischen Spielen/ dem Baccho zu Ehren/ die Weiber mit Spiessen gewaffnet/ gantz bezecht und betruncken/ mit Epheu bekräntzet/ und ihr Haupt mit dem/ von Baccho erfundenen/ Bande/ als einer Zierde des Haupts/ umwunden/ erschienen: massen gegenwärtige Figur hievon den Augenschein giebt. Ursprung des Namens Bacchae. Diodori Bericht/ von den Bacchis Bildnus einer rasenden Bacchus-Schwester. Pan. 4. HErodotus schreibt/ daß die Griechen den Gott Pan, auf Art und Weise/ wie diese Bildnus zeiget/ vorgestellt/ auch die Egyptier also gemahlet und in Holtz geschnitzet/ und unter die Zahl ihrer 12. vornehmsten Götter gesetzet haben. Die Athenienser hielten ihn ebenfalls in grossen Werth und Ehren. Massen dann in dem Tempel Aesculapii , so wol auch an andern Orten/ des Griechenlands/ seine Statuen/ mit einem Hirtenstabe gesehen worden. Worvon Suidas also schreibet: Gemähl und Bildnus des Götzen Pan. Seine göttliche Verehrung bey unterschiedlichen Völckern. Pana, ut Pastoralem Deum venerantur. Den Pan verehren sie/ wie einen Hirten-Gott. Und Virgilius; Pan curat oves oviumq; magistros. Das ist; Pan versorgt oder behütet die Schafe/ samt ihren Hirten. Die Arcadier haben ihn gar für ihren eigenen Gott gehalten; wie abermal besagter Author erwähnet. Pan Deus Arcadiae venit, und daselbst einen Tempel für ihn aufbauen lassen: allwo sie sagen/ daß er die Sackpfeiffen erstlich erfunden/ und verfertigt habe/ indem er etliche Schilff-Röhre mit Wachs zusammen gefügt. Dahero Virgilius darvon also zu singen Anleitung genommen/ Pan primus cera conjungere plures. Ist ein Erfinder der Sackpfeiffe. Instituit Calamos: und Ovidius sagt: Atque ita disparibus calamis compagine cerae Inter se junctis nomen tenuisse puellae. Diesen Pan haben die alten Römer/ unter ihren Göttern/ am ersten angeruffen/ massen solches diese Worte Fenestellae zeugen: Omnium deorum, qvos vetus Romanorum religio excoluit, primo Pani Lycaeo, &c. Das ist/ Pan auf dem Arcadischen Berge Lycaeo/ dem ersten unter allen Göttern/ welchen die alte Religion der Römer verehrt und göttlich bedienet hat. Von welchen auch die Lupercalische Spiele/ so den 15. Febr. jährlich gehalten worden/ herrühren. Unter diesem Namen Pan/ wurde auch alles/ was in der Natur begriffen/ verstanden. Unter den Römischen Göttern/ ist er am ersten angeruffen worden. Was sonst weiter unter diesen Namen verstanden werde. Ariadne. 5. GEgenwertige Bildnus/ wird für die Ariadne, des Cretischen Königs Minois Tochter gehalten: welche dem Theseo, als er nach Umbringung des erschrecklichen Stiers/ so gantz Atticam verheerete/ wie auch des grausamen Minotauri, oder Stier- Menschens im Cretensischen Labyrinth / wieder in sein Vatterland gegangen/ nachgefolget/ aber von ihm/ in der Insul Chio, oder Naxo, hinterlassen/ und hernach vom Bacchus Bildnus der Ariadne. Welche/ von Theseus, undanckbarlich verlassen;

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/105>, abgerufen am 21.11.2024.