Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Wiewol solches von etlichen Schribenten widersprochen wird.Authores in dieser Geschicht uneins/ indem theils solche widersprechen/ und behaupten/ daß Er seine Augen nicht verloren/ so lassen wir hierinnen einem ieden seine Meinung. Unterdessen ist doch/ aus dem Griechischen Scribenten/ Zonaras, bekant/ daß ihm/ vom Käyser/ alle seine Diener und Trabanten genommen/ und er in Verwahrung gehalten; nach seinem Tode aber/ seine Güter confiscirt worden. Aber aus seine Statua ist wol zu vermuten/ daß/ was man/ von seiner Betteley/ vorgibt/ kein falsches Gedicht seyn müsse. 3.Hermias. Hermiae Geburts-Ort und schlechtes Herkommen. DIeser Hermias war ein Castrat, oder Verschnittener/ von Atarno, einem Ort in der Provintz Mysien/ nahe bey dem Hellespont gelegen/ gebürtig/ und des Bithynischen Fürsten Cuboli Bedienter. Man sagt; daß er dreymal verkaufft Seine Schrifft von Unsterblichkeit der Seelen. worden sey. Und als er in Athen sich befunden/ hat er Platonem und Aristotelem sehr fleissig gehört/ und von Unsterblichkeit der Seelen einen sehr vernünfftigen Tractat geschrieben. Bringt seinen alten Herrn um Als er wieder zu seinem alten Herrn kommen/ hat er nebenst ihme sehr tyrannisiret/ denselben endlich selbst erwürget/ und die Regierung an sich gerissen. In dieser Zeit/ ließ er Aristotelem und Xenophontem zu sich/ nacher Atarno beruffen/ Uberlässt dem Aristoteles seine Beschläfferinn. hielte selbige in grossen Ehren/ und verheirathete absonderlich dem Aristoteli seine Beyschläfferin/ gegen welcher er sich verliebet hatte. Wiewol andere wollen/ daß es des Hermiae, nur auf- oder an Kinds-statt angenommene Tochter gewesen. Letzlich wurde er/ von Memnone Rhodio, einem Persianischen Hauptmanne/ unter dem Schein der Freundschafft/ eingeladen/ gleich als hätte er etwas Sein endlicher Fall. wichtiges mit ihm zu handeln. Da er aber erschienen/ schickte er ihn dem Könige in Persien: der ihn hernach aufhencken lassen. Hippocrates gedencket Soll/ ob er gleich ein Eunuch gewesen/ dennoch ein Kind gezeugt haben. seiner/ in folgenden Worten: Eunuchus cum esset ac Servus, imperavit Hermias. Das ist/ Hermias hat regiert; ob er gleich ein Eunuch und Knecht war Und Suidas sagt: daß/ ohngeacht er ein Verschnittener gewesen/ er doch eine Tochter/ mit Namen Pythias, erzeuget habe. Dessen Worte lauten also: Hic quamvis contractis esset testiculis, tamen ex uxore sua Filiam Pythiadem procreavit. Das ist/ Dieser/ ob gleich die Zeugen seiner Mannheit nicht richtig waren/ hat dennoch von seiner Frauen/ die Pythias erzielt. 4.Sulla. Syllae Bildnus aus einer Medaglie OB gleich in dieser/ aus einer Medaglie entnommener/ Bildnus die Buchstaben SYLLA COS. gegraben stehen/ so erweiset doch Glandorfius, in Beschreibung des Geschlechts Corneliae, daß dieser Nam Sylla heisse: und führet/ zu Behauptung Sulla und Sylla sind einerley. seiner Meinung/ die Worte Roberti Titii mit an: Aliter tamen de Principio nominis Sullae seu Syllae. Wie denn über das auch/ im Sexto Pompaeo, auf beede Art solcher[Spaltenumbruch] Nam gelesen wird: Raviliae a ravis oculis (von den gelb-schwartzen Augen) quemadmodum a colore fusco Sullae. Und Ambrosius Calepinas sagt: Sullae ab antiquis dicti sunt, qui postea Syllae. Vellejus Paterculus nennet ihn Sullam. Dessen Leben aber beschreibet Plutarchus, welcher hiervon mag gelesen werden. 5.Aristophanes. Bildnus Aristophanis, aus einer Marmor Seulen. DIese Bildnus des alten Poeten Aristophanis ist/ aus einer marmornen viereckigten Seulen/ entnommen/ welche in Käysers Adriani Hof/ zu Tiburis, (oder Tivoli) mit dieser Beyschrifft gefunden worden ARISTOPhANES PhILIPPIDOU AThENAIOS. Allein es ist an selben kein Glatz-Kopff/ wie Plutarchus und Aristophanes, Warum kein Glatz-Kopff daran zu sehen. in seiner Comoedi EIPENE. selbst meldet/ zu ersehen. Dannenhero zu muthmassen/ daß diese Seule etwa zu einer Zeit/ da er noch jünger gewesen/ müsse gemacht seyn. Und ob zwar Aristophanes, zu seiner selbsteignen Beschimpfung seinen Glatz-Kopff anziehet: so sind doch die andern Theile seines Leibs desto geschickt- und bequemer: absonderlich Geschiklichkeit seines Gemüts. weil das Griechische Wort [te[]ragonos] mehr auf die Geschicklichkeit des innern Gemüts/ als des Leibes/ zielet. Sein Vatter hies Philippus; lebte zu Zeiten Socratis, von dem er auch die Comoedie NEPhELAI geschrieben/ welche hernachmals Plato dem Tyrannen Dionysio nacher Syracusa überschicket/ als in welcher gleichsam/ wie in einem Spiegel/ die Art und Form einer Republ. zu ersehen gewesen. 6.Aesopus. Aesopi geringe Geburt und häßliche Leibs-Gestalt. DEr bekante Fabeln-Dichter Aesopus/ war eines sehr geringen und schlechten Herkommens/ nemlich zu Ammorien in Phrygien geboren. Auch abscheulicher Gestalt. Aber unter solchem häßlichen Uberzuge/ unter der abentheurlichen/ misförmigen/ und wüsten Bildung seines Leibes/ waren desto schönere und herrlichere Gemüts- Gaben bey ihme verborgen: also gar/ daß der weise Heyde/ Plato, seiner/ in dem Gespräch Gorgias genannt/ rühmlich gedencket: wie auch die/ der gantzen Welt bekannte Sinn- und lehrreiche/ von ihm geschriebene/ Fabeln solches klärlich an den Tag geben. Er ward unterschiedliche mal/ als ein Leibeigner/ verkaufft/ kam her nach in die Stadt Samos, leistete denen Inwohnern allda sehr getreue Dienste/ Seine Geschicklichkeit erweckt ihm hohe Gunst/ bey Grossen; und erlangte/ für dieselbige/ vom Könige Croeso, (deme zu Ehren er seine Fabeln geschrieben/ und dedicirt) die Erlassung der zugemuteten Contribution: ward vom Könige Licuro, in Babylonien/ sehr hoch gehalten. Und da er in Griechenland/ selbige Ort durch zu reisen/ gezogen/ ist er Zu Delphis aber Neid/ und Tod. auch nacher Delphis gekommen. Da man ihm aber/ wegen seiner Klug- und Weisheit/ sehr hässig gewesen/ und nach dem Leben getrachtet/ dahero sie endlich eine güldene Schalen/ aus dem Tempel Apollinis, bey der Abreise von Delphis/ in sein [Spaltenumbruch] Wiewol solches von etlichen Schribenten widersprochen wird.Authores in dieser Geschicht uneins/ indem theils solche widersprechen/ und behaupten/ daß Er seine Augen nicht verloren/ so lassen wir hierinnen einem ieden seine Meinung. Unterdessen ist doch/ aus dem Griechischen Scribenten/ Zonaras, bekant/ daß ihm/ vom Käyser/ alle seine Diener und Trabanten genommen/ und er in Verwahrung gehalten; nach seinem Tode aber/ seine Güter confiscirt worden. Aber aus seine Statua ist wol zu vermuten/ daß/ was man/ von seiner Betteley/ vorgibt/ kein falsches Gedicht seyn müsse. 3.Hermias. Hermiae Geburts-Ort und schlechtes Herkommen. DIeser Hermias war ein Castrat, oder Verschnittener/ von Atarno, einem Ort in der Provintz Mysien/ nahe bey dem Hellespont gelegen/ gebürtig/ und des Bithynischen Fürsten Cuboli Bedienter. Man sagt; daß er dreymal verkaufft Seine Schrifft von Unsterblichkeit der Seelen. worden sey. Und als er in Athen sich befunden/ hat er Platonem und Aristotelem sehr fleissig gehört/ und von Unsterblichkeit der Seelen einen sehr vernünfftigen Tractat geschrieben. Bringt seinen alten Herrn um Als er wieder zu seinem alten Herrn kommen/ hat er nebenst ihme sehr tyrannisiret/ denselben endlich selbst erwürget/ und die Regierung an sich gerissen. In dieser Zeit/ ließ er Aristotelem und Xenophontem zu sich/ nacher Atarno beruffen/ Uberlässt dem Aristoteles seine Beschläfferinn. hielte selbige in grossen Ehren/ und verheirathete absonderlich dem Aristoteli seine Beyschläfferin/ gegen welcher er sich verliebet hatte. Wiewol andere wollen/ daß es des Hermiae, nur auf- oder an Kinds-statt angenommene Tochter gewesen. Letzlich wurde er/ von Memnone Rhodio, einem Persianischen Hauptmanne/ unter dem Schein der Freundschafft/ eingeladen/ gleich als hätte er etwas Sein endlicher Fall. wichtiges mit ihm zu handeln. Da er aber erschienen/ schickte er ihn dem Könige in Persien: der ihn hernach aufhencken lassen. Hippocrates gedencket Soll/ ob er gleich ein Eunuch gewesen/ dennoch ein Kind gezeugt haben. seiner/ in folgenden Worten: Eunuchus cum esset ac Servus, imperavit Hermias. Das ist/ Hermias hat regiert; ob er gleich ein Eunuch und Knecht war Und Suidas sagt: daß/ ohngeacht er ein Verschnittener gewesen/ er doch eine Tochter/ mit Namen Pythias, erzeuget habe. Dessen Worte lauten also: Hic quamvis contractis esset testiculis, tamen ex uxore suâ Filiam Pythiadem procreavit. Das ist/ Dieser/ ob gleich die Zeugen seiner Mannheit nicht richtig waren/ hat dennoch von seiner Frauen/ die Pythias erzielt. 4.Sulla. Syllae Bildnus aus einer Medaglie OB gleich in dieser/ aus einer Medaglie entnommener/ Bildnus die Buchstaben SYLLA COS. gegraben stehen/ so erweiset doch Glandorfius, in Beschreibung des Geschlechts Corneliae, daß dieser Nam Sylla heisse: und führet/ zu Behauptung Sulla und Sylla sind einerley. seiner Meinung/ die Worte Roberti Titii mit an: Aliter tamen de Principio nominis Sullae seu Syllae. Wie denn über das auch/ im Sexto Pompaeo, auf beede Art solcher[Spaltenumbruch] Nam gelesen wird: Raviliae à ravis oculis (von den gelb-schwartzen Augen) quemadmodum à colore fusco Sullae. Und Ambrosius Calepinas sagt: Sullae ab antiquis dicti sunt, qui postea Syllae. Vellejus Paterculus nennet ihn Sullam. Dessen Leben aber beschreibet Plutarchus, welcher hiervon mag gelesen werden. 5.Aristophanes. Bildnus Aristophanis, aus einer Marmor Seulen. DIese Bildnus des alten Poeten Aristophanis ist/ aus einer marmornen viereckigten Seulen/ entnommen/ welche in Käysers Adriani Hof/ zu Tiburis, (oder Tivoli) mit dieser Beyschrifft gefunden worden ΑΡΙΣΤΟΦΑΝΗΣ ΦΙΛΙΠΠΙΔΟΥ ΑΘΗΝΑΙΟΣ. Allein es ist an selben kein Glatz-Kopff/ wie Plutarchus und Aristophanes, Warum kein Glatz-Kopff daran zu sehen. in seiner Comoedi EIPENE. selbst meldet/ zu ersehen. Dannenhero zu muthmassen/ daß diese Seule etwa zu einer Zeit/ da er noch jünger gewesen/ müsse gemacht seyn. Und ob zwar Aristophanes, zu seiner selbsteignen Beschimpfung seinen Glatz-Kopff anziehet: so sind doch die andern Theile seines Leibs desto geschickt- und bequemer: absonderlich Geschiklichkeit seines Gemüts. weil das Griechische Wort [τε[]ράγωνος] mehr auf die Geschicklichkeit des innern Gemüts/ als des Leibes/ zielet. Sein Vatter hies Philippus; lebte zu Zeiten Socratis, von dem er auch die Comoedie ΝΕΦΕΛΑΙ geschrieben/ welche hernachmals Plato dem Tyrannen Dionysio nacher Syracusa überschicket/ als in welcher gleichsam/ wie in einem Spiegel/ die Art und Form einer Republ. zu ersehen gewesen. 6.Aesopus. Aesopi geringe Geburt und häßliche Leibs-Gestalt. DEr bekante Fabeln-Dichter Aesopus/ war eines sehr geringen und schlechten Herkommens/ nemlich zu Ammorien in Phrygien geboren. Auch abscheulicher Gestalt. Aber unter solchem häßlichen Uberzuge/ unter der abentheurlichen/ misförmigen/ und wüsten Bildung seines Leibes/ waren desto schönere und herrlichere Gemüts- Gaben bey ihme verborgen: also gar/ daß der weise Heyde/ Plato, seiner/ in dem Gespräch Gorgias genannt/ rühmlich gedencket: wie auch die/ der gantzen Welt bekannte Sinn- und lehrreiche/ von ihm geschriebene/ Fabeln solches klärlich an den Tag geben. Er ward unterschiedliche mal/ als ein Leibeigner/ verkaufft/ kam her nach in die Stadt Samos, leistete denen Inwohnern allda sehr getreue Dienste/ Seine Geschicklichkeit erweckt ihm hohe Gunst/ bey Grossen; und erlangte/ für dieselbige/ vom Könige Croeso, (deme zu Ehren er seine Fabeln geschrieben/ und dedicirt) die Erlassung der zugemuteten Contribution: ward vom Könige Licuro, in Babylonien/ sehr hoch gehalten. Und da er in Griechenland/ selbige Ort durch zu reisen/ gezogen/ ist er Zu Delphis aber Neid/ und Tod. auch nacher Delphis gekommen. Da man ihm aber/ wegen seiner Klug- und Weisheit/ sehr hässig gewesen/ und nach dem Leben getrachtet/ dahero sie endlich eine güldene Schalen/ aus dem Tempel Apollinis, bey der Abreise von Delphis/ in sein <TEI> <text> <body> <div> <div xml:id="d1017.1"> <p><pb facs="#f0112" xml:id="pb-1074" n="[III (Malerei), S. 64]"/><cb/><note place="right">Wiewol solches von etlichen Schribenten widersprochen wird.</note><hi rendition="#aq">Authores</hi> in dieser Geschicht uneins/ indem theils solche widersprechen/ und behaupten/ daß Er seine Augen nicht verloren/ so lassen wir hierinnen einem ieden seine Meinung. 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Allein es ist an selben kein Glatz-Kopff/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876"><hi rendition="#aq">Plutarchus</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1735 http://d-nb.info/gnd/118503987 http://viaf.org/viaf/20962036"><hi rendition="#aq">Aristophanes</hi></persName>, <note place="right">Warum kein Glatz-Kopff daran zu sehen.</note> in seiner <hi rendition="#aq">Comoedi</hi> <foreign xml:lang="ell">EIPENE</foreign>. selbst meldet/ zu ersehen. Dannenhero zu muthmassen/ daß diese Seule etwa zu einer Zeit/ da er noch jünger gewesen/ müsse gemacht seyn. Und ob zwar <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1735 http://d-nb.info/gnd/118503987 http://viaf.org/viaf/20962036"><hi rendition="#aq">Aristophanes</hi></persName>, zu seiner selbsteignen Beschimpfung seinen Glatz-Kopff anziehet: so sind doch die andern Theile seines Leibs desto geschickt- und bequemer: absonderlich <note place="right">Geschiklichkeit seines Gemüts.</note> weil das Griechische Wort <supplied><foreign xml:lang="ell">τε<gap/>ράγωνος</foreign></supplied> mehr auf die Geschicklichkeit des innern Gemüts/ als des Leibes/ zielet. Sein Vatter hies <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2719"><hi rendition="#aq">Philippus</hi></persName>; lebte zu Zeiten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-491 http://d-nb.info/gnd/118615270 http://viaf.org/viaf/88039167"><hi rendition="#aq">Socratis</hi></persName>, von dem er auch die <hi rendition="#aq">Comoedie</hi> <foreign xml:lang="ell">ΝΕΦΕΛΑΙ</foreign> geschrieben/ welche hernachmals <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288"><hi rendition="#aq">Plato</hi></persName> dem Tyrannen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2721 http://d-nb.info/gnd/118880101 http://viaf.org/viaf/89597856"><hi rendition="#aq">Dionysio</hi></persName> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-30 http://www.geonames.org/2523083/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7003794"><hi rendition="#aq">Syracusa</hi></placeName> überschicket/ als in welcher gleichsam/ wie in einem Spiegel/ die Art und Form einer <hi rendition="#aq">Republ</hi>. zu ersehen gewesen.</p> <p rendition="#aq #c" xml:id="p1074.1"><note place="right"><ref target="#figure-1072.1">6.</ref></note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1795 http://d-nb.info/gnd/118647180 http://viaf.org/viaf/101761945">Aesopus</persName>.</p> <p><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1795 http://d-nb.info/gnd/118647180 http://viaf.org/viaf/101761945"><hi rendition="#aq">Aesopi</hi></persName> geringe Geburt und häßliche Leibs-Gestalt.</note> DEr bekante Fabeln-Dichter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1795 http://d-nb.info/gnd/118647180 http://viaf.org/viaf/101761945"><hi rendition="#aq">Aesopus</hi></persName>/ war eines sehr geringen und schlechten Herkommens/ nemlich zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1806 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=6000247"><hi rendition="#aq">Ammori</hi>en</placeName> in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-517 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7002613">Phrygien</placeName> geboren. Auch abscheulicher Gestalt. Aber unter solchem häßlichen Uberzuge/ unter der abentheurlichen/ misförmigen/ und wüsten Bildung seines Leibes/ waren desto schönere und herrlichere Gemüts- Gaben bey ihme verborgen: also gar/ daß der weise Heyde/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288"><hi rendition="#aq">Plato</hi></persName>, seiner/ in dem Gespräch <hi rendition="#aq">Gorgias</hi> genannt/ rühmlich gedencket: wie auch die/ der gantzen Welt bekannte Sinn- und lehrreiche/ von ihm geschriebene/ Fabeln solches klärlich an den Tag geben. Er ward unterschiedliche mal/ als ein Leibeigner/ verkaufft/ kam her nach in die Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1130 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1042201"><hi rendition="#aq">Samos</hi></placeName>, leistete denen Inwohnern allda sehr getreue Dienste/ <note place="right">Seine Geschicklichkeit erweckt ihm hohe Gunst/ bey Grossen;</note> und erlangte/ für dieselbige/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-303 http://d-nb.info/gnd/119505266 http://viaf.org/viaf/40190132">Könige <hi rendition="#aq">Croeso</hi></persName>, (deme zu Ehren er seine Fabeln geschrieben/ und <hi rendition="#aq">dedicirt</hi>) die Erlassung der zugemuteten <hi rendition="#aq">Contribution</hi>: ward vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Könige <hi rendition="#aq">Licuro</hi></persName>, in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1131 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7013255">Babylonien</placeName>/ sehr hoch gehalten. Und da er in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1000074">Griechenland</placeName>/ selbige Ort durch zu reisen/ gezogen/ ist er <note place="right">Zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010770">Delphis</placeName> aber Neid/ und Tod.</note> auch nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010770">Delphis</placeName> gekommen. Da man ihm aber/ wegen seiner Klug- und Weisheit/ sehr hässig gewesen/ und nach dem Leben getrachtet/ dahero sie endlich eine güldene Schalen/ aus dem <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-116">Tempel <hi rendition="#aq">Apollinis</hi></placeName>, bey der Abreise von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-39 http://www.geonames.org/263219/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7010770">Delphis</placeName>/ in sein </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[III (Malerei), S. 64]/0112]
Authores in dieser Geschicht uneins/ indem theils solche widersprechen/ und behaupten/ daß Er seine Augen nicht verloren/ so lassen wir hierinnen einem ieden seine Meinung. Unterdessen ist doch/ aus dem Griechischen Scribenten/ Zonaras, bekant/ daß ihm/ vom Käyser/ alle seine Diener und Trabanten genommen/ und er in Verwahrung gehalten; nach seinem Tode aber/ seine Güter confiscirt worden. Aber aus seine Statua ist wol zu vermuten/ daß/ was man/ von seiner Betteley/ vorgibt/ kein falsches Gedicht seyn müsse.
Wiewol solches von etlichen Schribenten widersprochen wird. Hermias.
3. DIeser Hermias war ein Castrat, oder Verschnittener/ von Atarno, einem Ort in der Provintz Mysien/ nahe bey dem Hellespont gelegen/ gebürtig/ und des Bithynischen Fürsten Cuboli Bedienter. Man sagt; daß er dreymal verkaufft worden sey. Und als er in Athen sich befunden/ hat er Platonem und Aristotelem sehr fleissig gehört/ und von Unsterblichkeit der Seelen einen sehr vernünfftigen Tractat geschrieben. Als er wieder zu seinem alten Herrn kommen/ hat er nebenst ihme sehr tyrannisiret/ denselben endlich selbst erwürget/ und die Regierung an sich gerissen. In dieser Zeit/ ließ er Aristotelem und Xenophontem zu sich/ nacher Atarno beruffen/ hielte selbige in grossen Ehren/ und verheirathete absonderlich dem Aristoteli seine Beyschläfferin/ gegen welcher er sich verliebet hatte. Wiewol andere wollen/ daß es des Hermiae, nur auf- oder an Kinds-statt angenommene Tochter gewesen. Letzlich wurde er/ von Memnone Rhodio, einem Persianischen Hauptmanne/ unter dem Schein der Freundschafft/ eingeladen/ gleich als hätte er etwas wichtiges mit ihm zu handeln. Da er aber erschienen/ schickte er ihn dem Könige in Persien: der ihn hernach aufhencken lassen. Hippocrates gedencket seiner/ in folgenden Worten: Eunuchus cum esset ac Servus, imperavit Hermias. Das ist/ Hermias hat regiert; ob er gleich ein Eunuch und Knecht war Und Suidas sagt: daß/ ohngeacht er ein Verschnittener gewesen/ er doch eine Tochter/ mit Namen Pythias, erzeuget habe. Dessen Worte lauten also: Hic quamvis contractis esset testiculis, tamen ex uxore suâ Filiam Pythiadem procreavit. Das ist/ Dieser/ ob gleich die Zeugen seiner Mannheit nicht richtig waren/ hat dennoch von seiner Frauen/ die Pythias erzielt.
Hermiae Geburts-Ort und schlechtes Herkommen.
Seine Schrifft von Unsterblichkeit der Seelen.
Bringt seinen alten Herrn um
Uberlässt dem Aristoteles seine Beschläfferinn.
Sein endlicher Fall.
Soll/ ob er gleich ein Eunuch gewesen/ dennoch ein Kind gezeugt haben. Sulla.
4. OB gleich in dieser/ aus einer Medaglie entnommener/ Bildnus die Buchstaben SYLLA COS. gegraben stehen/ so erweiset doch Glandorfius, in Beschreibung des Geschlechts Corneliae, daß dieser Nam Sylla heisse: und führet/ zu Behauptung seiner Meinung/ die Worte Roberti Titii mit an: Aliter tamen de Principio nominis Sullae seu Syllae. Wie denn über das auch/ im Sexto Pompaeo, auf beede Art solcher
Nam gelesen wird: Raviliae à ravis oculis (von den gelb-schwartzen Augen) quemadmodum à colore fusco Sullae. Und Ambrosius Calepinas sagt: Sullae ab antiquis dicti sunt, qui postea Syllae. Vellejus Paterculus nennet ihn Sullam. Dessen Leben aber beschreibet Plutarchus, welcher hiervon mag gelesen werden.
Syllae Bildnus aus einer Medaglie
Sulla und Sylla sind einerley. Aristophanes.
5. DIese Bildnus des alten Poeten Aristophanis ist/ aus einer marmornen viereckigten Seulen/ entnommen/ welche in Käysers Adriani Hof/ zu Tiburis, (oder Tivoli) mit dieser Beyschrifft gefunden worden ΑΡΙΣΤΟΦΑΝΗΣ ΦΙΛΙΠΠΙΔΟΥ ΑΘΗΝΑΙΟΣ. Allein es ist an selben kein Glatz-Kopff/ wie Plutarchus und Aristophanes, in seiner Comoedi EIPENE. selbst meldet/ zu ersehen. Dannenhero zu muthmassen/ daß diese Seule etwa zu einer Zeit/ da er noch jünger gewesen/ müsse gemacht seyn. Und ob zwar Aristophanes, zu seiner selbsteignen Beschimpfung seinen Glatz-Kopff anziehet: so sind doch die andern Theile seines Leibs desto geschickt- und bequemer: absonderlich weil das Griechische Wort τε_ ράγωνος mehr auf die Geschicklichkeit des innern Gemüts/ als des Leibes/ zielet. Sein Vatter hies Philippus; lebte zu Zeiten Socratis, von dem er auch die Comoedie ΝΕΦΕΛΑΙ geschrieben/ welche hernachmals Plato dem Tyrannen Dionysio nacher Syracusa überschicket/ als in welcher gleichsam/ wie in einem Spiegel/ die Art und Form einer Republ. zu ersehen gewesen.
Bildnus Aristophanis, aus einer Marmor Seulen.
Warum kein Glatz-Kopff daran zu sehen.
Geschiklichkeit seines Gemüts. Aesopus.
6. DEr bekante Fabeln-Dichter Aesopus/ war eines sehr geringen und schlechten Herkommens/ nemlich zu Ammorien in Phrygien geboren. Auch abscheulicher Gestalt. Aber unter solchem häßlichen Uberzuge/ unter der abentheurlichen/ misförmigen/ und wüsten Bildung seines Leibes/ waren desto schönere und herrlichere Gemüts- Gaben bey ihme verborgen: also gar/ daß der weise Heyde/ Plato, seiner/ in dem Gespräch Gorgias genannt/ rühmlich gedencket: wie auch die/ der gantzen Welt bekannte Sinn- und lehrreiche/ von ihm geschriebene/ Fabeln solches klärlich an den Tag geben. Er ward unterschiedliche mal/ als ein Leibeigner/ verkaufft/ kam her nach in die Stadt Samos, leistete denen Inwohnern allda sehr getreue Dienste/ und erlangte/ für dieselbige/ vom Könige Croeso, (deme zu Ehren er seine Fabeln geschrieben/ und dedicirt) die Erlassung der zugemuteten Contribution: ward vom Könige Licuro, in Babylonien/ sehr hoch gehalten. Und da er in Griechenland/ selbige Ort durch zu reisen/ gezogen/ ist er auch nacher Delphis gekommen. Da man ihm aber/ wegen seiner Klug- und Weisheit/ sehr hässig gewesen/ und nach dem Leben getrachtet/ dahero sie endlich eine güldene Schalen/ aus dem Tempel Apollinis, bey der Abreise von Delphis/ in sein
Aesopi geringe Geburt und häßliche Leibs-Gestalt.
Seine Geschicklichkeit erweckt ihm hohe Gunst/ bey Grossen;
Zu Delphis aber Neid/ und Tod.
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