Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Bräuten/ kurtz vor der Hochzeit/ die Haare abgeschoren/ und sie hernach an ein finsteres Ort geführet worden/ allwo der Bräutigam sie suchen Alte Statua dem Hippolytus geheiliget. muste. Pausanias sagt: Daß die Trezener Hippolyto, dem Sohn Thesei, einen Wald und Tempel/ samt einer sehr alten Statua, so Diomedes Vor welcher hernach die Jungfrauen ihre Haare geopffert. gemacht/ und ihme zum allerersten solle geopfert haben/ gewiedmet; worinnen nachgehends alle Jahr die Jungfrauen/ ehe sie sich verehligten/ die Haar abschnitten/ und dem Hippolyto aufopferten. Warum diese Bildnus der Vestalischen Jungfrauen eine gestrickte Haube trage. An obgesagtem Haupt aber/ glaub ich nicht/ daß es eine Erfindung des Künstlers sey/ indeme er eine gestrickte Hauben darüber gemacht; sondern weil die Lacedaemonische Jungfrauen also daher gegangen/ und die vestalische Jungfrauen/ mit abgeschornen Haaren/ ihren Gottes-Dienst verrichteten. Plat. W. 1.Agrippa. Agrippa kommt von schlechten/ zu grossen Dingen. KAyser Augustus, ein Herr der Erden und des Meers/ hat sich nicht gescheuet/ M. Agrippam, der sonst von Geburt Unedel war/ auch in seine Verwandschafft zunehmen/ und demselben nach Marcelli Tode/ dessen hinterlassene Gemahlin/ als seine Tochter Julia, zu verheyrathen. Warum seiner Bildnus eine geschnäbelte Kron träget Diese gegenwärtige Bildnus Agrippae ist mit einer/ etlichmal geschnäbelten/ Kron umfangen; darmit anzuzeigen/ daß gedachter Käyser solche Ihm/ wegen vieler erhaltener Seeschlachten und anderer Tugenden mehr/ verehret habe/ wie hiervon Dion erzehlet/ in folgenden Worten. Inter alias honores Legatis suis exhibitos, Agrippam aurea corona roitrata donavit: quod neqve ante, neqve post eum contigit ulli: estqve deinde Senatus Consulto statutum, ut quoties triumphans aliquis coronam lauream ferret, ipse navali hac uteretur. Das ist: Unter andren Beehrungen/ womit er seine General-Leutenants begnadet hat/ schenckte er dem Agrippa eine güldne Schiff-Schnabel-Kron: Welches weder vor/ noch nach ihm Jemanden wiederfahren. Und hernach ist/ durch einen offentlichen Rahtsverlas/ beschlossen/ daß so offt ein Triumphirender die Lorbeer-Kron trüge/ er/ der Agrippa, diese Schiff-Krone führen solte.Und Vellejus Paterculus nennets: Insigne Coronae classicae, quo nemo unquam Romanorum donatus erat. Das ist: Das Zeichen/ oder Wapen der Schiff-Krone/ womit niemals einiger Römer noch beschenckt war. Agrippa wurde/ mit einer Schiff-Kron/ welche seine Seeschlachten bedeutete/ verehret/ welches vorhero niemals keinem Römer wiederfahren. Als Augustus den Tempel Jani eröffnet/ hat Seine zu Rom aufgerichtete Gebäue.Marcus Agrippa die Stadt Rom auf das Herrlichste mit dem Neptunischen Seehaften ausgezieret/ und in solchen seine Schlachten/ Siege und Schiffarth abmahlen lassen. Wie er dann auch einige Bäder/ und das Pantheon, (oder den Tempel aller Götter) darein er sehr viel Götter/ nebst denen Statuen Caesaris und Augusti, gesetzet/ auferbauet. [Spaltenumbruch]M. Cl. Marcelli Bildnus in einem silbernem Pfenning. DIese Bildnus wird/ an einem silbernen Pfenning gesehen/ welchen Lentulus Marcellinus, ihme zu Ehren und Gedächtnus/ hat pregen lassen. Auf der andern Seiten der Medaglie/ stehet die Uberschrifft MARCELLUS. COS. QVINQ Bedeutung derer drey Menschen-Schenckel hinter seinem Haupt.. Hinter seinem Haupt/ siehet man drey Menschen-Schenckel aneinander: Welche der Insul Siciliae, wegen der drey darinn erfindlichen Vorgebirge/ Wapen sind/ und ihme deswegen zu geeignet worden/ weil er unterschiedliche Victorien/ wider die Syracuser/ erhalten: Dahero die gantze Insul denen Marcellien; sehr günstig gewesen/ auch nachgehends/ ihnen zu Ehren/ ein und andere Feste gehalten. DIeses Namens waren ihrer zween: Welches auch Glandorffius bezeuget. Der ältere Zwo Personen des Namens L. Martii.führte das Consulat, in Gesellschafft Sexti Julii, nach Cassiodori Bericht/ im Jahr von Erbauung der Stadt Rom 663. und wie Glareanus rechnet/ vor Christi Geburt 89. Der andre Lucius Martius Philippus L. F. war nach Suetonii, und andere Meinung/ des Augusti Stiefvatter/ und/ nebenst Cneo Lentulo Marcellino, ein Consul, als man zehlte/ von Erbauung der Stadt Rom 698. und vor unsers Erlösers Menschwerdung/ 54. Jahr. Welches nun unter diesen beeden/ gegenwärtige Abbildung seyn solle/ wüste ich nicht zu behaupten: Weil an dem Juwel/ woraus solches entnommen/ keine andere Nachricht zuersehen. Nun ist zwar wahr/ daß ich mehrers Welchem L. Martio unter solchen beyden diese Bildnus vermutlich zustehe. darfür halte/ gegenwärtiger Lucius Martius müsse der erste seyn; aus Ursachen/ daß/ zur Zeit des andern/ sehr im Gebrauch gewesen/ nach Art der Alten/ offt und vielmals die Haare und Bärte abzuscheeren: Massen dann solches Marius, Wer am ersten das öftere Haarabscheeren aufgebrachtSylla, Julius Caesar, Cicero, und andere gethan; über das auch Augustus, des andern Stief-Sohn/ täglich seinen Bart zu scheeren gewohnet war/ gleichwie auch schon lange Zeit vorhero Scipio Africanus hat zuthun pflegen. Worvon Plinius folgende Zeugnus giebt: Primus omnium radi quotidie instituit Africanus: sequens divus Augustus cultris semper usus est. Das ist: Africanus hat unter allen/ am ersten das tägliche Haarscheeren aufgebracht; und der Käyser Augustus, dem zur Nachfolge/ allezeit sich der Messer zum Haar-abschneiden/ gebraucht. Sintemal des Redners L. Martii Consulat im 95. Jahr nachdem Tode Africani gewesen/ zu welcher Zeit die Gewohnheit die Haar so offt zu scheeren in Abgang mag kommen seyn. Und von dieses Oratoris L. Martii, bis zu des andern/ als des Augusti Stieffvatters/ Consulat, sind allein 36. Jahr verflossen/ von welcher Zeit an mit Augusto das Bart-scheeren wieder empor gekommen. Dieweil aber hierinnen vielerley Sachen könten eingewendet werden; so überlasse ich solche unerörtert/ und einem andern der [Spaltenumbruch] Bräuten/ kurtz vor der Hochzeit/ die Haare abgeschoren/ und sie hernach an ein finsteres Ort geführet worden/ allwo der Bräutigam sie suchen Alte Statua dem Hippolytus geheiliget. muste. Pausanias sagt: Daß die Trezener Hippolyto, dem Sohn Thesei, einen Wald und Tempel/ samt einer sehr alten Statua, so Diomedes Vor welcher hernach die Jungfrauen ihre Haare geopffert. gemacht/ und ihme zum allerersten solle geopfert haben/ gewiedmet; worinnen nachgehends alle Jahr die Jungfrauen/ ehe sie sich verehligten/ die Haar abschnitten/ und dem Hippolyto aufopferten. Warum diese Bildnus der Vestalischen Jungfrauen eine gestrickte Haube trage. An obgesagtem Haupt aber/ glaub ich nicht/ daß es eine Erfindung des Künstlers sey/ indeme er eine gestrickte Hauben darüber gemacht; sondern weil die Lacedaemonische Jungfrauen also daher gegangen/ und die vestalische Jungfrauen/ mit abgeschornen Haaren/ ihren Gottes-Dienst verrichteten. Plat. W. 1.Agrippa. Agrippa kommt von schlechten/ zu grossen Dingen. KAyser Augustus, ein Herr der Erden und des Meers/ hat sich nicht gescheuet/ M. Agrippam, der sonst von Geburt Unedel war/ auch in seine Verwandschafft zunehmen/ und demselben nach Marcelli Tode/ dessen hinterlassene Gemahlin/ als seine Tochter Julia, zu verheyrathen. Warum seiner Bildnus eine geschnäbelte Kron träget Diese gegenwärtige Bildnus Agrippae ist mit einer/ etlichmal geschnäbelten/ Kron umfangen; darmit anzuzeigen/ daß gedachter Käyser solche Ihm/ wegen vieler erhaltener Seeschlachten und anderer Tugenden mehr/ verehret habe/ wie hiervon Dion erzehlet/ in folgenden Worten. Inter alias honores Legatis suis exhibitos, Agrippam aureâ coronâ roitratâ donavit: quod neqve ante, neqve post eum contigit ulli: estqve deinde Senatus Consulto statutum, ut quoties triumphans aliquis coronam lauream ferret, ipse navali hac uteretur. Das ist: Unter andren Beehrungen/ womit er seine General-Leutenants begnadet hat/ schenckte er dem Agrippa eine güldne Schiff-Schnabel-Kron: Welches weder vor/ noch nach ihm Jemanden wiederfahren. Und hernach ist/ durch einen offentlichen Rahtsverlas/ beschlossen/ daß so offt ein Triumphirender die Lorbeer-Kron trüge/ er/ der Agrippa, diese Schiff-Krone führen solte.Und Vellejus Paterculus nennets: Insigne Coronae classicae, quo nemo unquam Romanorum donatus erat. Das ist: Das Zeichen/ oder Wapen der Schiff-Krone/ womit niemals einiger Römer noch beschenckt war. Agrippa wurde/ mit einer Schiff-Kron/ welche seine Seeschlachten bedeutete/ verehret/ welches vorhero niemals keinem Römer wiederfahren. Als Augustus den Tempel Jani eröffnet/ hat Seine zu Rom aufgerichtete Gebäue.Marcus Agrippa die Stadt Rom auf das Herrlichste mit dem Neptunischen Seehaften ausgezieret/ und in solchen seine Schlachten/ Siege und Schiffarth abmahlen lassen. Wie er dann auch einige Bäder/ und das Pantheon, (oder den Tempel aller Götter) darein er sehr viel Götter/ nebst denen Statuen Caesaris und Augusti, gesetzet/ auferbauet. [Spaltenumbruch]M. Cl. Marcelli Bildnus in einem silbernem Pfenning. DIese Bildnus wird/ an einem silbernen Pfenning gesehen/ welchen Lentulus Marcellinus, ihme zu Ehren und Gedächtnus/ hat pregen lassen. Auf der andern Seiten der Medaglie/ stehet die Uberschrifft MARCELLUS. COS. QVINQ Bedeutung derer drey Menschen-Schenckel hinter seinem Haupt.. Hinter seinem Haupt/ siehet man drey Menschen-Schenckel aneinander: Welche der Insul Siciliae, wegen der drey darinn erfindlichen Vorgebirge/ Wapen sind/ und ihme deswegen zu geeignet worden/ weil er unterschiedliche Victorien/ wider die Syracuser/ erhalten: Dahero die gantze Insul denen Marcellien; sehr günstig gewesen/ auch nachgehends/ ihnen zu Ehren/ ein und andere Feste gehalten. DIeses Namens waren ihrer zween: Welches auch Glandorffius bezeuget. Der ältere Zwo Personen des Namens L. Martii.führte das Consulat, in Gesellschafft Sexti Julii, nach Cassiodori Bericht/ im Jahr von Erbauung der Stadt Rom 663. und wie Glareanus rechnet/ vor Christi Geburt 89. Der andre Lucius Martius Philippus L. F. war nach Suetonii, und andere Meinung/ des Augusti Stiefvatter/ und/ nebenst Cneo Lentulo Marcellino, ein Consul, als man zehlte/ von Erbauung der Stadt Rom 698. und vor unsers Erlösers Menschwerdung/ 54. Jahr. Welches nun unter diesen beeden/ gegenwärtige Abbildung seyn solle/ wüste ich nicht zu behaupten: Weil an dem Juwel/ woraus solches entnommen/ keine andere Nachricht zuersehen. Nun ist zwar wahr/ daß ich mehrers Welchem L. Martio unter solchen beyden diese Bildnus vermutlich zustehe. darfür halte/ gegenwärtiger Lucius Martius müsse der erste seyn; aus Ursachen/ daß/ zur Zeit des andern/ sehr im Gebrauch gewesen/ nach Art der Alten/ offt und vielmals die Haare und Bärte abzuscheeren: Massen dann solches Marius, Wer am ersten das öftere Haarabscheeren aufgebrachtSylla, Julius Caesar, Cicero, und andere gethan; über das auch Augustus, des andern Stief-Sohn/ täglich seinen Bart zu scheeren gewohnet war/ gleichwie auch schon lange Zeit vorhero Scipio Africanus hat zuthun pflegen. Worvon Plinius folgende Zeugnus giebt: Primus omnium radi quotidie instituit Africanus: sequens divus Augustus cultris semper usus est. Das ist: Africanus hat unter allen/ am ersten das tägliche Haarscheeren aufgebracht; und der Käyser Augustus, dem zur Nachfolge/ allezeit sich der Messer zum Haar-abschneiden/ gebraucht. Sintemal des Redners L. Martii Consulat im 95. Jahr nachdem Tode Africani gewesen/ zu welcher Zeit die Gewohnheit die Haar so offt zu scheeren in Abgang mag kommen seyn. Und von dieses Oratoris L. Martii, bis zu des andern/ als des Augusti Stieffvatters/ Consulat, sind allein 36. Jahr verflossen/ von welcher Zeit an mit Augusto das Bart-scheeren wieder empor gekommen. 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Welches nun unter diesen beeden/ gegenwärtige Abbildung seyn solle/ wüste <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> nicht zu behaupten: Weil an dem Juwel/ woraus solches entnommen/ keine andere Nachricht zuersehen. Nun ist zwar wahr/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> mehrers <note place="right">Welchem <hi rendition="#aq">L. Martio</hi> unter solchen beyden diese Bildnus vermutlich zustehe.</note> darfür halte/ gegenwärtiger <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5032"><hi rendition="#aq">Lucius Martius</hi></persName> müsse der erste seyn; aus Ursachen/ daß/ zur Zeit des andern/ sehr im Gebrauch gewesen/ nach Art der Alten/ offt und vielmals die Haare und Bärte abzuscheeren: Massen dann solches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4860 http://d-nb.info/gnd/118577956 http://viaf.org/viaf/82988171"><hi rendition="#aq">Marius</hi></persName>, <note place="right">Wer am ersten das öftere Haarabscheeren aufgebracht</note><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-625 http://d-nb.info/gnd/11864260X http://viaf.org/viaf/84037378">Sylla</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-628 http://d-nb.info/gnd/118518275 http://viaf.org/viaf/100227925">Julius Caesar</persName>, <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-344 http://d-nb.info/gnd/118520814 http://viaf.org/viaf/100196617">Cicero</persName>,</hi> und andere gethan; über das auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086"><hi rendition="#aq">Augustus</hi></persName>, des andern Stief-Sohn/ täglich seinen Bart zu scheeren gewohnet war/ gleichwie auch schon lange Zeit vorhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-779 http://d-nb.info/gnd/118612336 http://viaf.org/viaf/3714642"><hi rendition="#aq">Scipio Africanus</hi></persName> hat zuthun pflegen. Worvon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162"><hi rendition="#aq">Plinius</hi></persName> folgende Zeugnus giebt: <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">Primus omnium radi quotidie instituit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-779 http://d-nb.info/gnd/118612336 http://viaf.org/viaf/3714642">Africanus</persName>: sequens divus <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Augustus</persName> cultris semper usus est.</foreign></hi> Das ist: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-779 http://d-nb.info/gnd/118612336 http://viaf.org/viaf/3714642"><hi rendition="#aq">Africanus</hi></persName> hat unter allen/ am ersten das tägliche Haarscheeren aufgebracht; und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086">Käyser <hi rendition="#aq">Augustus</hi></persName>, dem zur Nachfolge/ allezeit sich der Messer zum Haar-abschneiden/ gebraucht. 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Jahr verflossen/ von welcher Zeit an mit <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-316 http://d-nb.info/gnd/118505122 http://viaf.org/viaf/18013086"><hi rendition="#aq">Augusto</hi></persName> das Bart-scheeren wieder empor gekommen. Dieweil aber hierinnen vielerley Sachen könten eingewendet werden; so überlasse <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> solche unerörtert/ und einem andern der </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[III (Malerei), S. 66]/0116]
Bräuten/ kurtz vor der Hochzeit/ die Haare abgeschoren/ und sie hernach an ein finsteres Ort geführet worden/ allwo der Bräutigam sie suchen muste. Pausanias sagt: Daß die Trezener Hippolyto, dem Sohn Thesei, einen Wald und Tempel/ samt einer sehr alten Statua, so Diomedes gemacht/ und ihme zum allerersten solle geopfert haben/ gewiedmet; worinnen nachgehends alle Jahr die Jungfrauen/ ehe sie sich verehligten/ die Haar abschnitten/ und dem Hippolyto aufopferten. An obgesagtem Haupt aber/ glaub ich nicht/ daß es eine Erfindung des Künstlers sey/ indeme er eine gestrickte Hauben darüber gemacht; sondern weil die Lacedaemonische Jungfrauen also daher gegangen/ und die vestalische Jungfrauen/ mit abgeschornen Haaren/ ihren Gottes-Dienst verrichteten.
Alte Statua dem Hippolytus geheiliget.
Vor welcher hernach die Jungfrauen ihre Haare geopffert.
Warum diese Bildnus der Vestalischen Jungfrauen eine gestrickte Haube trage. Agrippa.
Plat. W. 1. KAyser Augustus, ein Herr der Erden und des Meers/ hat sich nicht gescheuet/ M. Agrippam, der sonst von Geburt Unedel war/ auch in seine Verwandschafft zunehmen/ und demselben nach Marcelli Tode/ dessen hinterlassene Gemahlin/ als seine Tochter Julia, zu verheyrathen. Diese gegenwärtige Bildnus Agrippae ist mit einer/ etlichmal geschnäbelten/ Kron umfangen; darmit anzuzeigen/ daß gedachter Käyser solche Ihm/ wegen vieler erhaltener Seeschlachten und anderer Tugenden mehr/ verehret habe/ wie hiervon Dion erzehlet/ in folgenden Worten. Inter alias honores Legatis suis exhibitos, Agrippam aureâ coronâ roitratâ donavit: quod neqve ante, neqve post eum contigit ulli: estqve deinde Senatus Consulto statutum, ut quoties triumphans aliquis coronam lauream ferret, ipse navali hac uteretur. Das ist: Unter andren Beehrungen/ womit er seine General-Leutenants begnadet hat/ schenckte er dem Agrippa eine güldne Schiff-Schnabel-Kron: Welches weder vor/ noch nach ihm Jemanden wiederfahren. Und hernach ist/ durch einen offentlichen Rahtsverlas/ beschlossen/ daß so offt ein Triumphirender die Lorbeer-Kron trüge/ er/ der Agrippa, diese Schiff-Krone führen solte.Und Vellejus Paterculus nennets: Insigne Coronae classicae, quo nemo unquam Romanorum donatus erat. Das ist: Das Zeichen/ oder Wapen der Schiff-Krone/ womit niemals einiger Römer noch beschenckt war. Agrippa wurde/ mit einer Schiff-Kron/ welche seine Seeschlachten bedeutete/ verehret/ welches vorhero niemals keinem Römer wiederfahren. Als Augustus den Tempel Jani eröffnet/ hat Marcus Agrippa die Stadt Rom auf das Herrlichste mit dem Neptunischen Seehaften ausgezieret/ und in solchen seine Schlachten/ Siege und Schiffarth abmahlen lassen. Wie er dann auch einige Bäder/ und das Pantheon, (oder den Tempel aller Götter) darein er sehr viel Götter/ nebst denen Statuen Caesaris und Augusti, gesetzet/ auferbauet.
Agrippa kommt von schlechten/ zu grossen Dingen.
Warum seiner Bildnus eine geschnäbelte Kron träget
Seine zu Rom aufgerichtete Gebäue.
M. Claudius Marcellus.
2. DIese Bildnus wird/ an einem silbernen Pfenning gesehen/ welchen Lentulus Marcellinus, ihme zu Ehren und Gedächtnus/ hat pregen lassen. Auf der andern Seiten der Medaglie/ stehet die Uberschrifft MARCELLUS. COS. QVINQ . Hinter seinem Haupt/ siehet man drey Menschen-Schenckel aneinander: Welche der Insul Siciliae, wegen der drey darinn erfindlichen Vorgebirge/ Wapen sind/ und ihme deswegen zu geeignet worden/ weil er unterschiedliche Victorien/ wider die Syracuser/ erhalten: Dahero die gantze Insul denen Marcellien; sehr günstig gewesen/ auch nachgehends/ ihnen zu Ehren/ ein und andere Feste gehalten.
M. Cl. Marcelli Bildnus in einem silbernem Pfenning.
Bedeutung derer drey Menschen-Schenckel hinter seinem Haupt. Lucius Martius Ph.
3. DIeses Namens waren ihrer zween: Welches auch Glandorffius bezeuget. Der ältere führte das Consulat, in Gesellschafft Sexti Julii, nach Cassiodori Bericht/ im Jahr von Erbauung der Stadt Rom 663. und wie Glareanus rechnet/ vor Christi Geburt 89. Der andre Lucius Martius Philippus L. F. war nach Suetonii, und andere Meinung/ des Augusti Stiefvatter/ und/ nebenst Cneo Lentulo Marcellino, ein Consul, als man zehlte/ von Erbauung der Stadt Rom 698. und vor unsers Erlösers Menschwerdung/ 54. Jahr. Welches nun unter diesen beeden/ gegenwärtige Abbildung seyn solle/ wüste ich nicht zu behaupten: Weil an dem Juwel/ woraus solches entnommen/ keine andere Nachricht zuersehen. Nun ist zwar wahr/ daß ich mehrers darfür halte/ gegenwärtiger Lucius Martius müsse der erste seyn; aus Ursachen/ daß/ zur Zeit des andern/ sehr im Gebrauch gewesen/ nach Art der Alten/ offt und vielmals die Haare und Bärte abzuscheeren: Massen dann solches Marius, Sylla, Julius Caesar, Cicero, und andere gethan; über das auch Augustus, des andern Stief-Sohn/ täglich seinen Bart zu scheeren gewohnet war/ gleichwie auch schon lange Zeit vorhero Scipio Africanus hat zuthun pflegen. Worvon Plinius folgende Zeugnus giebt: Primus omnium radi quotidie instituit Africanus: sequens divus Augustus cultris semper usus est. Das ist: Africanus hat unter allen/ am ersten das tägliche Haarscheeren aufgebracht; und der Käyser Augustus, dem zur Nachfolge/ allezeit sich der Messer zum Haar-abschneiden/ gebraucht. Sintemal des Redners L. Martii Consulat im 95. Jahr nachdem Tode Africani gewesen/ zu welcher Zeit die Gewohnheit die Haar so offt zu scheeren in Abgang mag kommen seyn. Und von dieses Oratoris L. Martii, bis zu des andern/ als des Augusti Stieffvatters/ Consulat, sind allein 36. Jahr verflossen/ von welcher Zeit an mit Augusto das Bart-scheeren wieder empor gekommen. Dieweil aber hierinnen vielerley Sachen könten eingewendet werden; so überlasse ich solche unerörtert/ und einem andern der
Zwo Personen des Namens L. Martii.
Welchem L. Martio unter solchen beyden diese Bildnus vermutlich zustehe.
Wer am ersten das öftere Haarabscheeren aufgebracht
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