Ich bin auch klein: jedoch ist groß mein hoher Muht. Es kan oft thun die List/ was die Gewalt nicht thut. Als nun der Adler flog/ saß sie ihm auf den Nacken/ und als unsichtbar-hoch erschwung die Flügel-Flacken/ flog sie noch über ihn: ihr nutzte diese List/ daß sie im Fittig-Reich noch König heißt und ist. O Jüngling/ folge nach! Schau hier den Adler fliegen/ den König dieser Kunst/ Er liebet diß Betrügen/ siht gern/ was nach der Höh dein Pinsel trägt begier. Er will/ daß du durch das/ was er dir schreibet für/ was dir sein Sinn gebahr/ durch diese Künste-Regeln/ mögst über Ihn hinauf bis an die Wolcken segeln. Er bricht allhier die Bahn: geh du auf diesem Weg. Das End von deinem Lauf/ wird seyn der Sternen-Steg.
Schau dieses Bild, das die Natur dir zeiget: die Alles hier, als Mutter, zeugt und seuget, und die des höchsten Schöpfers Tochter ist Lern ihn, aus seinen grossen Wercken, kennen. Folg der Natur: wan du begierig bist, das man dich mög auch einen Künstler nennen.
Ich bin auch klein: jedoch ist groß mein hoher Muht. Es kan oft thun die List/ was die Gewalt nicht thut. Als nun der Adler flog/ saß sie ihm auf den Nacken/ und als unsichtbar-hoch erschwung die Flügel-Flacken/ flog sie noch über ihn: ihr nutzte diese List/ daß sie im Fittig-Reich noch König heißt und ist. O Jüngling/ folge nach! Schau hier den Adler fliegen/ den König dieser Kunst/ Er liebet diß Betrügen/ siht gern/ was nach der Höh dein Pinsel trägt begier. Er will/ daß du durch das/ was er dir schreibet für/ was dir sein Sinn gebahr/ durch diese Künste-Regeln/ mögst über Ihn hinauf bis an die Wolcken segeln. Er bricht allhier die Bahn: geh du auf diesem Weg. Das End von deinem Lauf/ wird seyn der Sternen-Steg.
Schau dieses Bild, das die Natur dir zeiget: die Alles hier, als Mutter, zeŭgt und seuget, und die des höchsten Schöpfers Tochter ist Lern ihn, aus seinen grossen Wercken, kennen. Folg der Natur: wan du begierig bist, das man dich mög auch einen Künstler nennen.
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[[III (Malerei), S. 10]/0014]
Ich bin auch klein: jedoch ist groß mein hoher Muht.
Es kan oft thun die List/ was die Gewalt nicht thut.
Als nun der Adler flog/ saß sie ihm auf den Nacken/
und als unsichtbar-hoch erschwung die Flügel-Flacken/
flog sie noch über ihn: ihr nutzte diese List/
daß sie im Fittig-Reich noch König heißt und ist.
O Jüngling/ folge nach! Schau hier den Adler fliegen/
den König dieser Kunst/ Er liebet diß Betrügen/
siht gern/ was nach der Höh dein Pinsel trägt begier.
Er will/ daß du durch das/ was er dir schreibet für/
was dir sein Sinn gebahr/ durch diese Künste-Regeln/
mögst über Ihn hinauf bis an die Wolcken segeln.
Er bricht allhier die Bahn: geh du auf diesem Weg.
Das End von deinem Lauf/ wird seyn der Sternen-Steg.
Der Erwachsene.
[Abbildung
[Abbildung]
Schau dieses Bild, das die Natur dir zeiget:
die Alles hier, als Mutter, zeŭgt und seuget,
und die des höchsten Schöpfers Tochter ist
Lern ihn, aus seinen grossen Wercken, kennen.
Folg der Natur: wan du begierig bist,
das man dich mög auch einen Künstler nennen. ]
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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/14>, abgerufen am 21.11.2024.
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