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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Promethey/ warumb er ein Menschenmacher genannt. aus Thon solte gemacht haben. Daß dieser Prometheus aber der Menschen-macher genennet wird/ ist/ des Lactantius Zeugnus nach/ dahero entsprungen/ weiln er der erste gewest/ der da Bilder oder Gleichnüsse der Menschen/ aus Töpfferthon/ gemacht haben solle. Daß Prometheus seinem irdenem Bilde/ vermittelst des Himmels-Feuers/ ein Leben eingegeistert; darinnen ist er zu vergleichen einem weisen Fürsten/ der mit Minerva/ das ist/ der Weisheit/ vergesellschaftet/ gleichsam aus dem Himmel herab kommend/ und mit Tugenden begabt/ in seinem Königreiche/ durch tapffere und gerechte Regierung/ vollkommene gute Ordnungen/ Rechte und Gesetze stellet/ und den reinen Gottesdienst in beständige Ubung bringet: dardurch der unverständige Pöfel/ welcher/ als ein Auswurff alles Unflats/ sonst in einem groben/ unnützen und viehischen Leben dahin gehet/ aufs neue gleichsam beseelet wird/ und sich selbsten einem erbaren/ stillen und ruhigen Bürgerlichen Leben williglich zu ergeben pfleget. Sinngebende und Geschichtliche Erklärung über den Promethey. Betreffend den Adler/ der ihm die Leber zerhackt/ und von dem Hercules erschossen worden seyn soll/ steckt hierunter (wie Herodotus gedenckt) eine wahre Begebenheit; Dann Prometheus/ König von Scythia/ von seinen eignen Unterthanen/ weiln er sie nicht speisen können/ in Hafft genommen worden: Sintemal der Strom/ Adler genannt/ übergeloffen/ und das gantze Land bedeckt hat; bis daß Hercules daselbst durchreisete/ den Strom in die See leitete/ und denselben innerhalb seines Ufers zu bleiben zwunge: dahero dann gesagt worden/ daß er den Adler getödtet/ und den Prometheus erlöset habe. Daß ihme die bey Tage aus dem Leibe gefressene Leber des Nachts wiederum gewachsen; bedeutet erstlich: Daß Gott unfehlbar zu straffen pflege die seines Bundes nicht achten/ ihme widerstreben/ seine Gebott übertretten/ und ihn vermeinen zu betriegen. Weiter ist darbey zu verstehen/ daß die/ vom täglichen Arbeiten und Bekümmernüssen abgemattete oder ermüdete Glieder und Geister des Menschen/ die Nacht über/ durch den erfrischenden Schlaff/ wiederum gestärcket und erquicket werden. Daß er an die Klippen gebunden/ oder mit Ketten angefesselt gewest/ deutet an: Daß die Ruhstätte der Weisheit/ die Seele nemlich/ mit dem Leibe sehr vest vereinigt/ der Leib aber für sich selbst/ ohne alle Erkänntnus/ und anders nichts sey/ denn ein unempfindlicher Felß oder Stein. Der Leber ist zu vergleichen die Bewegung der Vernunfft/ weiln einige dieselbe/ für den Sitz und Wohnungsstatt der Gedancken und des Verstands zu halten pflegen. Allhier wird sich auch nicht unfüglich etwas von der Pandora beybringen lassen.

Von der Pandora.

DEr Poet Hesiodus/ in seinem Buch von Wercken und Tagen/ ingleichen Hygenius/ und andere mehr/ erzehlen/ daß Jupiter wegen des Feuer-Diebstahls des Prometheus noch nit vergnügt gewesen an dem/ daß er ihme/ durch den Adler/ die Leber täglich heraus fressen lassen/ sondern sich auch noch über dis an dem gantzen Menschlichen [Spaltenumbruch] Geschlechte zu rächen vorgenommen: dannenhero er dem Vulcanus anbefohlen/ ihme aus weichen Töpffers-Thon ein Weib zu machen/ zu einer Rache über den Menschen/ die schwerer wäre/ dann Hagel und Blitz zu seyn pflegten. Worinnen dann Vulcanus dem Jupiter auch gehorsamet/ seinen äussersten Fleiß und Kunst daran gewannt/ und ein ausbündig schön Weibsbild gemacht habe. Nachdem es nun die Seele und den Lebensgeist empfangen/ und allerdings ausgemacht gewest/ seyn demselben/ von allen Göttern und Göttinnen/ grosse Geschencke verehrt worden. Die Pallas habe es geschmückt und ausstaffirt/ mit ihren Kleidern; Venus/ mit ihrem Gürtel Cestus; andere haben es geschminkt; Mercurius/ mit bösen Sitten und Neigungen/ versehen/ und weil es von jedwedern so reichlich begabt gewest/ habe es Mercurius/ Pandora/ das ist/ die Gabe aller Götter/ genennet: Dann Pan, auf Griechisch Alles/ und Doron eine Gabe/ oder Geschenke bedeutet: Und also habe er es/ in solchen seinem Brautschmucke/ dem Jupiter zugeführt/ welcher ihr ein verschlossen Gefäß oder Büchse voller Tugenden/ Untugenden und Laster gegeben; sie aber darneben gewarnet/ dieselbe ja bey Leibe nit zu eröffnen: also habe er sie zum dem Epimetheus/ des Prometheus Brudern/ abgefertigt. Prometheus heisst oder bedeutet einen Vorsichtigen oder Vorherweisen; Epimetheus aber einen/ der hinten-nach oder nach der That/ erst klug wird: Dannenhero er auch für den Vatter der Reue gehalten worden. Ob nun wol gedachter Prometheus den Epimetheus treulich gewarnet hatte/ kein Geschencke vom Jupiter anzunehmen/ hätte er solches doch aus der acht gelassen/ und diese Pandora von dem Mercurius/ der als Brautführer sie ihm zu brachte/ angenommen/ kaum aber war sie durch die Thür eingetretten/ da zerbrach sie den von der Venus empfangenen Gürtel/ der doch Göttlich war/ dahero an dessen Statt Incestus, das ist/ die Blutschande hervor kam. Stracks hierauf öffnete sie auch ihre Büchse/ woraus alle Tugenden zugleich sich augenblicklich wieder gen Himmel schwungen/ von dannen sie zuvorher kommen waren/ ausgenommen eine einige/ nemlich die Hoffnung/ welche zu des Menschen grossen Glück annoch in der Büchsen bleibe: jedannoch aber täglich sich aufs äusserste bemühet/ wie sie ebenmässig davon fliegen/ und wiederum in den Himmel kommen möge. Auf der andern Seite flogen auch alle Untugenden/ die sich nun in der gantzen Welt überall zerstreuet und ausgebreitet haben; welchen dann auch die Sünden/ Kranckheiten/ Pest und der Tod folgeten/ und die elende Menschen/ die doch vorhero von keiner Beschwerung wusten/ nunmehro/ mit unaufhörlichen Plagen und Erwürgungen/ ängstigen und quählen.

Ob nun die gelehrte weise Griechen/ mit dieser Fabel/ haben andeuten wollen/ daß das erste Weib eine Ursächerin gewest alles menschlichen Elends/ solches laß ich an seinen Ort gestellt seyn; als der ich nicht gewillt noch Vorhabens bin/ die reine Quelle H. Schrifft mit den unreinen Bächen Heydnischer Gedichte/ einiger Weise/ zu untermischen: wiewol/ es doch einige/ von unser ersten Stamm-mutter/ der Eva/ auslegen und verstehen. Ich aber sage/ Vulcanus

[Spaltenumbruch] Promethey/ warumb er ein Menschenmacher genannt. aus Thon solte gemacht haben. Daß dieser Prometheus aber der Menschen-macher genennet wird/ ist/ des Lactantius Zeugnus nach/ dahero entsprungen/ weiln er der erste gewest/ der da Bilder oder Gleichnüsse der Menschen/ aus Töpfferthon/ gemacht haben solle. Daß Prometheus seinem irdenem Bilde/ vermittelst des Himmels-Feuers/ ein Leben eingegeistert; darinnen ist er zu vergleichen einem weisen Fürsten/ der mit Minerva/ das ist/ der Weisheit/ vergesellschaftet/ gleichsam aus dem Himmel herab kommend/ und mit Tugenden begabt/ in seinem Königreiche/ durch tapffere und gerechte Regierung/ vollkommene gute Ordnungen/ Rechte und Gesetze stellet/ und den reinen Gottesdienst in beständige Ubung bringet: dardurch der unverständige Pöfel/ welcher/ als ein Auswurff alles Unflats/ sonst in einem groben/ unnützen und viehischen Leben dahin gehet/ aufs neue gleichsam beseelet wird/ und sich selbsten einem erbaren/ stillen und ruhigen Bürgerlichen Leben williglich zu ergeben pfleget. Sinngebende und Geschichtliche Erklärung über den Promethey. Betreffend den Adler/ der ihm die Leber zerhackt/ und von dem Hercules erschossen worden seyn soll/ steckt hierunter (wie Herodotus gedenckt) eine wahre Begebenheit; Dann Prometheus/ König von Scythia/ von seinen eignen Unterthanen/ weiln er sie nicht speisen können/ in Hafft genommen worden: Sintemal der Strom/ Adler genannt/ übergeloffen/ und das gantze Land bedeckt hat; bis daß Hercules daselbst durchreisete/ den Strom in die See leitete/ und denselben innerhalb seines Ufers zu bleiben zwunge: dahero dann gesagt worden/ daß er den Adler getödtet/ und den Prometheus erlöset habe. Daß ihme die bey Tage aus dem Leibe gefressene Leber des Nachts wiederum gewachsen; bedeutet erstlich: Daß Gott unfehlbar zu straffen pflege die seines Bundes nicht achten/ ihme widerstreben/ seine Gebott übertretten/ und ihn vermeinen zu betriegen. Weiter ist darbey zu verstehen/ daß die/ vom täglichen Arbeiten und Bekümmernüssen abgemattete oder ermüdete Glieder und Geister des Menschen/ die Nacht über/ durch den erfrischenden Schlaff/ wiederum gestärcket und erquicket werden. Daß er an die Klippen gebunden/ oder mit Ketten angefesselt gewest/ deutet an: Daß die Ruhstätte der Weisheit/ die Seele nemlich/ mit dem Leibe sehr vest vereinigt/ der Leib aber für sich selbst/ ohne alle Erkänntnus/ und anders nichts sey/ denn ein unempfindlicher Felß oder Stein. Der Leber ist zu vergleichen die Bewegung der Vernunfft/ weiln einige dieselbe/ für den Sitz und Wohnungsstatt der Gedancken und des Verstands zu halten pflegen. Allhier wird sich auch nicht unfüglich etwas von der Pandora beybringen lassen.

Von der Pandora.

DEr Poet Hesiodus/ in seinem Buch von Wercken und Tagen/ ingleichen Hygenius/ und andere mehr/ erzehlen/ daß Jupiter wegen des Feuer-Diebstahls des Prometheus noch nit vergnügt gewesen an dem/ daß er ihme/ durch den Adler/ die Leber täglich heraus fressen lassen/ sondern sich auch noch über dis an dem gantzen Menschlichen [Spaltenumbruch] Geschlechte zu rächen vorgenommen: dannenhero er dem Vulcanus anbefohlen/ ihme aus weichen Töpffers-Thon ein Weib zu machen/ zu einer Rache über den Menschen/ die schwerer wäre/ dann Hagel und Blitz zu seyn pflegten. Worinnen dann Vulcanus dem Jupiter auch gehorsamet/ seinen äussersten Fleiß und Kunst daran gewannt/ und ein ausbündig schön Weibsbild gemacht habe. Nachdem es nun die Seele und den Lebensgeist empfangen/ und allerdings ausgemacht gewest/ seyn demselben/ von allen Göttern und Göttinnen/ grosse Geschencke verehrt worden. Die Pallas habe es geschmückt und ausstaffirt/ mit ihren Kleidern; Venus/ mit ihrem Gürtel Cestus; andere haben es geschminkt; Mercurius/ mit bösen Sitten und Neigungen/ versehen/ und weil es von jedwedern so reichlich begabt gewest/ habe es Mercurius/ Pandora/ das ist/ die Gabe aller Götter/ genennet: Dann Pan, auf Griechisch Alles/ und Doron eine Gabe/ oder Geschenke bedeutet: Und also habe er es/ in solchen seinem Brautschmucke/ dem Jupiter zugeführt/ welcher ihr ein verschlossen Gefäß oder Büchse voller Tugenden/ Untugenden und Laster gegeben; sie aber darneben gewarnet/ dieselbe ja bey Leibe nit zu eröffnen: also habe er sie zum dem Epimetheus/ des Prometheus Brudern/ abgefertigt. Prometheus heisst oder bedeutet einen Vorsichtigen oder Vorherweisen; Epimetheus aber einen/ der hinten-nach oder nach der That/ erst klug wird: Dannenhero er auch für den Vatter der Reue gehalten worden. Ob nun wol gedachter Prometheus den Epimetheus treulich gewarnet hatte/ kein Geschencke vom Jupiter anzunehmen/ hätte er solches doch aus der acht gelassen/ und diese Pandora von dem Mercurius/ der als Brautführer sie ihm zu brachte/ angenommen/ kaum aber war sie durch die Thür eingetretten/ da zerbrach sie den von der Venus empfangenen Gürtel/ der doch Göttlich war/ dahero an dessen Statt Incestus, das ist/ die Blutschande hervor kam. Stracks hierauf öffnete sie auch ihre Büchse/ woraus alle Tugenden zugleich sich augenblicklich wieder gen Himmel schwungen/ von dannen sie zuvorher kommen waren/ ausgenommen eine einige/ nemlich die Hoffnung/ welche zu des Menschen grossen Glück annoch in der Büchsen bleibe: jedannoch aber täglich sich aufs äusserste bemühet/ wie sie ebenmässig davon fliegen/ und wiederum in den Himmel kommen möge. Auf der andern Seite flogen auch alle Untugenden/ die sich nun in der gantzen Welt überall zerstreuet und ausgebreitet haben; welchen dann auch die Sünden/ Kranckheiten/ Pest und der Tod folgeten/ und die elende Menschen/ die doch vorhero von keiner Beschwerung wusten/ nunmehro/ mit unaufhörlichen Plagen und Erwürgungen/ ängstigen und quählen.

Ob nun die gelehrte weise Griechen/ mit dieser Fabel/ haben andeuten wollen/ daß das erste Weib eine Ursächerin gewest alles menschlichen Elends/ solches laß ich an seinen Ort gestellt seyn; als der ich nicht gewillt noch Vorhabens bin/ die reine Quelle H. Schrifft mit den unreinen Bächen Heydnischer Gedichte/ einiger Weise/ zu untermischen: wiewol/ es doch einige/ von unser ersten Stamm-mutter/ der Eva/ auslegen und verstehen. Ich aber sage/ Vulcanus

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[[Metamorphosis, S. 8]/0184] aus Thon solte gemacht haben. Daß dieser Prometheus aber der Menschen-macher genennet wird/ ist/ des Lactantius Zeugnus nach/ dahero entsprungen/ weiln er der erste gewest/ der da Bilder oder Gleichnüsse der Menschen/ aus Töpfferthon/ gemacht haben solle. 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Betreffend den Adler/ der ihm die Leber zerhackt/ und von dem Hercules erschossen worden seyn soll/ steckt hierunter (wie Herodotus gedenckt) eine wahre Begebenheit; Dann Prometheus/ König von Scythia/ von seinen eignen Unterthanen/ weiln er sie nicht speisen können/ in Hafft genommen worden: Sintemal der Strom/ Adler genannt/ übergeloffen/ und das gantze Land bedeckt hat; bis daß Hercules daselbst durchreisete/ den Strom in die See leitete/ und denselben innerhalb seines Ufers zu bleiben zwunge: dahero dann gesagt worden/ daß er den Adler getödtet/ und den Prometheus erlöset habe. Daß ihme die bey Tage aus dem Leibe gefressene Leber des Nachts wiederum gewachsen; bedeutet erstlich: Daß Gott unfehlbar zu straffen pflege die seines Bundes nicht achten/ ihme widerstreben/ seine Gebott übertretten/ und ihn vermeinen zu betriegen. Weiter ist darbey zu verstehen/ daß die/ vom täglichen Arbeiten und Bekümmernüssen abgemattete oder ermüdete Glieder und Geister des Menschen/ die Nacht über/ durch den erfrischenden Schlaff/ wiederum gestärcket und erquicket werden. Daß er an die Klippen gebunden/ oder mit Ketten angefesselt gewest/ deutet an: Daß die Ruhstätte der Weisheit/ die Seele nemlich/ mit dem Leibe sehr vest vereinigt/ der Leib aber für sich selbst/ ohne alle Erkänntnus/ und anders nichts sey/ denn ein unempfindlicher Felß oder Stein. Der Leber ist zu vergleichen die Bewegung der Vernunfft/ weiln einige dieselbe/ für den Sitz und Wohnungsstatt der Gedancken und des Verstands zu halten pflegen. Allhier wird sich auch nicht unfüglich etwas von der Pandora beybringen lassen. Promethey/ warumb er ein Menschenmacher genannt. Sinngebende und Geschichtliche Erklärung über den Promethey. Von der Pandora. DEr Poet Hesiodus/ in seinem Buch von Wercken und Tagen/ ingleichen Hygenius/ und andere mehr/ erzehlen/ daß Jupiter wegen des Feuer-Diebstahls des Prometheus noch nit vergnügt gewesen an dem/ daß er ihme/ durch den Adler/ die Leber täglich heraus fressen lassen/ sondern sich auch noch über dis an dem gantzen Menschlichen Geschlechte zu rächen vorgenommen: dannenhero er dem Vulcanus anbefohlen/ ihme aus weichen Töpffers-Thon ein Weib zu machen/ zu einer Rache über den Menschen/ die schwerer wäre/ dann Hagel und Blitz zu seyn pflegten. Worinnen dann Vulcanus dem Jupiter auch gehorsamet/ seinen äussersten Fleiß und Kunst daran gewannt/ und ein ausbündig schön Weibsbild gemacht habe. Nachdem es nun die Seele und den Lebensgeist empfangen/ und allerdings ausgemacht gewest/ seyn demselben/ von allen Göttern und Göttinnen/ grosse Geschencke verehrt worden. Die Pallas habe es geschmückt und ausstaffirt/ mit ihren Kleidern; Venus/ mit ihrem Gürtel Cestus; andere haben es geschminkt; Mercurius/ mit bösen Sitten und Neigungen/ versehen/ und weil es von jedwedern so reichlich begabt gewest/ habe es Mercurius/ Pandora/ das ist/ die Gabe aller Götter/ genennet: Dann Pan, auf Griechisch Alles/ und Doron eine Gabe/ oder Geschenke bedeutet: Und also habe er es/ in solchen seinem Brautschmucke/ dem Jupiter zugeführt/ welcher ihr ein verschlossen Gefäß oder Büchse voller Tugenden/ Untugenden und Laster gegeben; sie aber darneben gewarnet/ dieselbe ja bey Leibe nit zu eröffnen: also habe er sie zum dem Epimetheus/ des Prometheus Brudern/ abgefertigt. Prometheus heisst oder bedeutet einen Vorsichtigen oder Vorherweisen; Epimetheus aber einen/ der hinten-nach oder nach der That/ erst klug wird: Dannenhero er auch für den Vatter der Reue gehalten worden. Ob nun wol gedachter Prometheus den Epimetheus treulich gewarnet hatte/ kein Geschencke vom Jupiter anzunehmen/ hätte er solches doch aus der acht gelassen/ und diese Pandora von dem Mercurius/ der als Brautführer sie ihm zu brachte/ angenommen/ kaum aber war sie durch die Thür eingetretten/ da zerbrach sie den von der Venus empfangenen Gürtel/ der doch Göttlich war/ dahero an dessen Statt Incestus, das ist/ die Blutschande hervor kam. Stracks hierauf öffnete sie auch ihre Büchse/ woraus alle Tugenden zugleich sich augenblicklich wieder gen Himmel schwungen/ von dannen sie zuvorher kommen waren/ ausgenommen eine einige/ nemlich die Hoffnung/ welche zu des Menschen grossen Glück annoch in der Büchsen bleibe: jedannoch aber täglich sich aufs äusserste bemühet/ wie sie ebenmässig davon fliegen/ und wiederum in den Himmel kommen möge. Auf der andern Seite flogen auch alle Untugenden/ die sich nun in der gantzen Welt überall zerstreuet und ausgebreitet haben; welchen dann auch die Sünden/ Kranckheiten/ Pest und der Tod folgeten/ und die elende Menschen/ die doch vorhero von keiner Beschwerung wusten/ nunmehro/ mit unaufhörlichen Plagen und Erwürgungen/ ängstigen und quählen. Ob nun die gelehrte weise Griechen/ mit dieser Fabel/ haben andeuten wollen/ daß das erste Weib eine Ursächerin gewest alles menschlichen Elends/ solches laß ich an seinen Ort gestellt seyn; als der ich nicht gewillt noch Vorhabens bin/ die reine Quelle H. Schrifft mit den unreinen Bächen Heydnischer Gedichte/ einiger Weise/ zu untermischen: wiewol/ es doch einige/ von unser ersten Stamm-mutter/ der Eva/ auslegen und verstehen. Ich aber sage/ Vulcanus

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/184>, abgerufen am 21.11.2024.