Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] Eben dieses unterweiset auch den Menschen/ wie er seine Sinne und Gedancken von allem sündlichen Ankleben/ verächtlicher/ lasterhaffter/ schnöder/ ungerechter/ unbeständig- und vergänglicher Dinge abwenden/ und zu dem/ was tugendhafft/ löblich und ehrlich ist/ empor schwingen müsse/ damit er einem so herrlichen Bilde und edlen Natur/ durch die bestialische Verstellung sein selbst in ein unvernünftiges Wesen/ keine Unehre noch Gewalt anthue. Dann ob er wol mit Eitelkeit umfangen/ als ein Pilgrim oder Wandersmann/ oder unter wandelbaren/ veränderlichen und verächtlichen Dingen/ als wie ein Gefangner/ und zwar eine sehr schnelle und flüchtige Zeit/ wandelt: soll doch unterdessen sein höchstes Anligen und Verlangen nach derjenigen Freude stehen/ daß er dermaleins mit dem innwendigen Menschen/ durch die unwandelbare Thür/ zu der ewig-ruhigen Wohnung des süssen Olympus (oder Himmels) eingehen möge: auf daß/ gleichwie er das Himmlische/ das ist/ die verständige Seele/ in die Erde getragen; er auch die Erde nun wiederum in den Himmel tragen und aufführen möge. Gemeldter unser Poet führet/ in seinen Gedichten/ den Prometheus ein/ welcher den Menschen von Thon oder Erde/ mit Fließ-Wasser vermischt/ gebildet haben solte: dannenhero uns denn allhier vonnöthen zu wissen/ wer dieser Prometheus gewest seye ? Von dem Prometheus. PRometheus war einer von den Titanen/ (worvon wir hernach reden werden) und ein Sohn des alten Japetus/ seine Mutter ist annoch ungewiß/ und unter den heidnischen Scribenten disfals keine Einhälligkeit/ ob es die Nymphe Asia/ Asope/ oder Themis/ oder (nach des Hesiodus Vorgeben) Climene/ eine Tochter des Oceans/ gewest sey. Seine Brüder waren Epimetheus/ Atlas und Menoetus. Unter andern Kindern/ hatte er auch den Deucalion. In dieser Formir- oder Bildung der Menschen/ soll er/ wie etliche sagen/ von jedweder Haupt-Materi einen Theil genommen/ unter sein Werck gemengt/ und dem Menschen beygefügt haben die Eigenschafften einiger Thiere; als die Furcht von dem Haasen/ die Schalckheit vom Fuchs/ den Ehrgeitz vom Pfauen/ die Grausamkeit von dem Tiger/ den Zorn und Mutigkeit von dem Löwen. Propertius tadelt und bestrafft/ in seinem driten Buch/ den Promotheus/ daß er so viel Müh und Arbeit angewandt/ dem menschlichen Leibe auswendig eine schöne Gestalt zu geben/ und doch nicht bedacht/ noch seinen Fleiß gethan habe/ des Menschen Geist mit löblichen guten Sitten auszuzieren. Einige sagen/ weil Minerva an seinem Werck ein groß Belieben und Wolgefallen gehabt/ sey er/ durch ihre Hülffe/ in den Himmel gekommen/ und nachdem er darinnen alles mit Feuer-Flammen beseelt gesehen/ habe er auch sein Werck gern also beleben wollen/ dahero er heimlich hinzugetretten/ eine Rute/ oder Reißlein am Rade des feurigen Sonnen-Wagens angezündet/ also das Feuer mit [Spaltenumbruch] auf die Erde herunter gebracht/ und die Seele seines Fabel. Warum die Menschen alt werden/ die Schlange aber jährlich ihre Haut ablege und verjüngt werde. Bildes darmit angefeurt. Nicander/ ein Griechischer Poet/ dichtet/ die Menschen hätten dem Jupiter (damit sie ihme sich gefällig machen möchten) des Prometheus Feuer-Dieberey [...] entdeckt/ und von ihm eine stetwährende Jugend/ oder daß sie allezeit sonder veralten leben möchten/ zu Lohn begehrt; welcher Bitte sie Jupiter auch gewährt: weil sie aber diese stetwährende Jugend auf einen Esel geladen/ und nach Hause führen wollen/ hätte das Thier auf dem Wege unleidlichen Durst erlitten/ und als es endlich an einen Brunnen kommen/ und trincken wollen/ seye es durch eine Schlange daran verhindert und abgehalten worden; Und ob schon der Esel gebeten/ mit seinem grossen Durst Mitleiden zu haben/ habe sie ihn dannoch nicht zulassen wollen/ bis so lange er mit ihr deswegen einen Vergleich getroffen/ vermittelst dessen er versprochen hätte/ lieber alles zu geben/ was er habe/ als so elendiglich Durstes zu sterben; bey welchen Worten ihn die Schlange gefasst/ und also die stetswährende Jugend darvon getragen habe: also müsten nunmehro die Menschen alt werden/ die Schlange aber legte alle Jahr ihren alten Balg ab/ und lebte in immerwährender Jugend. Prometheus ein Erfinder des Feuers und allerlei Künste. Prometheus soll der erste Erfinder des Feuers gewest seyn/ und selbiges in den Brauch gebracht/ auch/ vermittelst des Feuers/ ohne welches schwerlich eine Kunst ausgeübt werden kan/ viellerley Künste/ erfunden haben. Nicht weniger soll er auch die Menschen/ aus den Gepüschen und Bergen/ darinnen sie/ gleich unvernünftigen Thieren/ sich aufgehalten/ gebracht/ dieselben Häuser bauen/ Sterne und Zeiten zu unterscheiden/ Sprache und Buchstaben zu gebrauchen/ ingleichen zu opfferen und den Gottesdienst zu üben/ gelehrt und unterwiesen haben. Jedoch melden auch einige/ daß er den Jupiter betrogen/ oder betriegen wollen/ mit zwey Ochsen-Häuten/ in deren einer er die Beine/ in der andern aber das Fleisch verborgen/ und dem Jupiter/ um für sich eine darvon zu erwehlen/ vorgelegt; weil aber Jupiter/ entweder gutwillig/ oder aus Irrthum/ die Haut mit den Beinern ergriffen/ habe er ihn so wol um dieses/ als des Feuers-Diebstahls willen/ an den Berg Caucasus binden lassen/ allda ihm die Leber (so des Nachts jederzeit wiederum gewachsen) von einem Adler/ der des Typhons und der Echidna Tochter gewest/ täglich aus dem Leibe gehackt/ und aufgefressen worden. Endlich sey er/ weil er den Jupiter/ durch den Mercurius/ warnen lassen/ daß er sich von der Liebe der Thetis frey machen möchte/ weil die Fata und Verhängnüssen vermöchten/ daß sie einen Sohn gebähren solte/ welcher seinen Vatter in Würdigkeit übertreffen würde/ (durch den abgefertigten Hercules) wiederum erlöst und auf freyen Fuß gestellet worden. Wann man allhier nun auf diese der Poeten Gedichte genaue Acht haben/ und darinnen viel Warheit suchen wolte/ würde man deroselben öfters wenig finden; angesehen/ man wol weiß/ daß die Welt nit unbewohnt/ noch ohne Menschen gewest/ bis auf die Zeit der feindlichen Titanen des Jupiters/ da dieser Prometheus im Flor war/ welcher sie dann allererst [Spaltenumbruch] Eben dieses unterweiset auch den Menschen/ wie er seine Sinne und Gedancken von allem sündlichen Ankleben/ verächtlicher/ lasterhaffter/ schnöder/ ungerechter/ unbeständig- und vergänglicher Dinge abwenden/ und zu dem/ was tugendhafft/ löblich und ehrlich ist/ empor schwingen müsse/ damit er einem so herrlichen Bilde und edlen Natur/ durch die bestialische Verstellung sein selbst in ein unvernünftiges Wesen/ keine Unehre noch Gewalt anthue. Dann ob er wol mit Eitelkeit umfangen/ als ein Pilgrim oder Wandersmann/ oder unter wandelbaren/ veränderlichen und verächtlichen Dingen/ als wie ein Gefangner/ und zwar eine sehr schnelle und flüchtige Zeit/ wandelt: soll doch unterdessen sein höchstes Anligen und Verlangen nach derjenigen Freude stehen/ daß er dermaleins mit dem innwendigen Menschen/ durch die unwandelbare Thür/ zu der ewig-ruhigen Wohnung des süssen Olympus (oder Himmels) eingehen möge: auf daß/ gleichwie er das Himmlische/ das ist/ die verständige Seele/ in die Erde getragen; er auch die Erde nun wiederum in den Himmel tragen und aufführen möge. Gemeldter unser Poet führet/ in seinen Gedichten/ den Prometheus ein/ welcher den Menschen von Thon oder Erde/ mit Fließ-Wasser vermischt/ gebildet haben solte: dannenhero uns denn allhier vonnöthen zu wissen/ wer dieser Prometheus gewest seye ? Von dem Prometheus. PRometheus war einer von den Titanen/ (worvon wir hernach reden werden) und ein Sohn des alten Japetus/ seine Mutter ist annoch ungewiß/ und unter den heidnischen Scribenten disfals keine Einhälligkeit/ ob es die Nymphe Asia/ Asope/ oder Themis/ oder (nach des Hesiodus Vorgeben) Climene/ eine Tochter des Oceans/ gewest sey. Seine Brüder waren Epimetheus/ Atlas und Menoetus. Unter andern Kindern/ hatte er auch den Deucalion. In dieser Formir- oder Bildung der Menschen/ soll er/ wie etliche sagen/ von jedweder Haupt-Materi einen Theil genommen/ unter sein Werck gemengt/ und dem Menschen beygefügt haben die Eigenschafften einiger Thiere; als die Furcht von dem Haasen/ die Schalckheit vom Fuchs/ den Ehrgeitz vom Pfauen/ die Grausamkeit von dem Tiger/ den Zorn und Mutigkeit von dem Löwen. Propertius tadelt und bestrafft/ in seinem driten Buch/ den Promotheus/ daß er so viel Müh und Arbeit angewandt/ dem menschlichen Leibe auswendig eine schöne Gestalt zu geben/ und doch nicht bedacht/ noch seinen Fleiß gethan habe/ des Menschen Geist mit löblichen guten Sitten auszuzieren. Einige sagen/ weil Minerva an seinem Werck ein groß Belieben und Wolgefallen gehabt/ sey er/ durch ihre Hülffe/ in den Himmel gekommen/ und nachdem er darinnen alles mit Feuer-Flammen beseelt gesehen/ habe er auch sein Werck gern also beleben wollen/ dahero er heimlich hinzugetretten/ eine Rute/ oder Reißlein am Rade des feurigen Sonnen-Wagens angezündet/ also das Feuer mit [Spaltenumbruch] auf die Erde herunter gebracht/ und die Seele seines Fabel. Warum die Menschen alt werden/ die Schlange aber jährlich ihre Haut ablege und verjüngt werde. Bildes darmit angefeurt. Nicander/ ein Griechischer Poet/ dichtet/ die Menschen hätten dem Jupiter (damit sie ihme sich gefällig machen möchten) des Prometheus Feuer-Dieberey […] entdeckt/ und von ihm eine stetwährende Jugend/ oder daß sie allezeit sonder veralten leben möchten/ zu Lohn begehrt; welcher Bitte sie Jupiter auch gewährt: weil sie aber diese stetwährende Jugend auf einen Esel geladen/ und nach Hause führen wollen/ hätte das Thier auf dem Wege unleidlichen Durst erlitten/ und als es endlich an einen Brunnen kommen/ und trincken wollen/ seye es durch eine Schlange daran verhindert und abgehalten worden; Und ob schon der Esel gebeten/ mit seinem grossen Durst Mitleiden zu haben/ habe sie ihn dannoch nicht zulassen wollen/ bis so lange er mit ihr deswegen einen Vergleich getroffen/ vermittelst dessen er versprochen hätte/ lieber alles zu geben/ was er habe/ als so elendiglich Durstes zu sterben; bey welchen Worten ihn die Schlange gefasst/ und also die stetswährende Jugend darvon getragen habe: also müsten nunmehro die Menschen alt werden/ die Schlange aber legte alle Jahr ihren alten Balg ab/ und lebte in immerwährender Jugend. Prometheus ein Erfinder des Feuers und allerlei Künste. Prometheus soll der erste Erfinder des Feuers gewest seyn/ und selbiges in den Brauch gebracht/ auch/ vermittelst des Feuers/ ohne welches schwerlich eine Kunst ausgeübt werden kan/ viellerley Künste/ erfunden haben. Nicht weniger soll er auch die Menschen/ aus den Gepüschen und Bergen/ darinnen sie/ gleich unvernünftigen Thieren/ sich aufgehalten/ gebracht/ dieselben Häuser bauen/ Sterne und Zeiten zu unterscheiden/ Sprache und Buchstaben zu gebrauchen/ ingleichen zu opfferen und den Gottesdienst zu üben/ gelehrt und unterwiesen haben. Jedoch melden auch einige/ daß er den Jupiter betrogen/ oder betriegen wollen/ mit zwey Ochsen-Häuten/ in deren einer er die Beine/ in der andern aber das Fleisch verborgen/ und dem Jupiter/ um für sich eine darvon zu erwehlen/ vorgelegt; weil aber Jupiter/ entweder gutwillig/ oder aus Irrthum/ die Haut mit den Beinern ergriffen/ habe er ihn so wol um dieses/ als des Feuers-Diebstahls willen/ an den Berg Caucasus binden lassen/ allda ihm die Leber (so des Nachts jederzeit wiederum gewachsen) von einem Adler/ der des Typhons und der Echidna Tochter gewest/ täglich aus dem Leibe gehackt/ und aufgefressen worden. Endlich sey er/ weil er den Jupiter/ durch den Mercurius/ warnen lassen/ daß er sich von der Liebe der Thetis frey machen möchte/ weil die Fata und Verhängnüssen vermöchten/ daß sie einen Sohn gebähren solte/ welcher seinen Vatter in Würdigkeit übertreffen würde/ (durch den abgefertigten Hercules) wiederum erlöst und auf freyen Fuß gestellet worden. Wann man allhier nun auf diese der Poeten Gedichte genaue Acht haben/ und darinnen viel Warheit suchen wolte/ würde man deroselben öfters wenig finden; angesehen/ man wol weiß/ daß die Welt nit unbewohnt/ noch ohne Menschen gewest/ bis auf die Zeit der feindlichen Titanen des Jupiters/ da dieser Prometheus im Flor war/ welcher sie dann allererst <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p xml:id="p1129.1"><pb facs="#f0183" xml:id="pb-1130" n="[Metamorphosis, S. 7]"/><cb/> Eben dieses unterweiset auch den Menschen/ wie er seine Sinne und Gedancken von allem sündlichen Ankleben/ verächtlicher/ lasterhaffter/ schnöder/ ungerechter/ unbeständig- und vergänglicher Dinge abwenden/ und zu dem/ was tugendhafft/ löblich und ehrlich ist/ empor schwingen müsse/ damit er einem so herrlichen Bilde und edlen Natur/ durch die bestialische Verstellung sein selbst in ein unvernünftiges Wesen/ keine Unehre noch Gewalt anthue. Dann ob er wol mit Eitelkeit umfangen/ als ein Pilgrim oder Wandersmann/ oder unter wandelbaren/ veränderlichen und verächtlichen Dingen/ als wie ein Gefangner/ und zwar eine sehr schnelle und flüchtige Zeit/ wandelt: soll doch unterdessen sein höchstes Anligen und Verlangen nach derjenigen Freude stehen/ daß er dermaleins mit dem innwendigen Menschen/ durch die unwandelbare Thür/ zu der ewig-ruhigen Wohnung des süssen Olympus (oder Himmels) eingehen möge: auf daß/ gleichwie er das Himmlische/ das ist/ die verständige Seele/ in die Erde getragen; er auch die Erde nun wiederum in den Himmel tragen und aufführen möge.</p> <p>Gemeldter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">unser Poet</persName> führet/ in seinen Gedichten/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> ein/ welcher den Menschen von Thon oder Erde/ mit Fließ-Wasser vermischt/ gebildet haben solte: dannenhero uns denn allhier vonnöthen zu wissen/ wer dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> gewest seye ?</p> <p rendition="#c" xml:id="p1130.3">Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName>.</p> <p xml:id="p1130.2"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">PRometheus</persName> war einer von den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3077 http://d-nb.info/gnd/118884786 http://viaf.org/viaf/15567720">Titanen</persName>/ (worvon <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> hernach reden werden) und ein Sohn des alten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1886">Japetus</persName>/ seine Mutter ist annoch ungewiß/ und unter den heidnischen Scribenten disfals keine Einhälligkeit/ ob es die Nymphe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1888">Asia</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1890">Asope</persName>/ oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1865 http://d-nb.info/gnd/118881647 http://viaf.org/viaf/62346568">Themis</persName>/ oder (nach des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> Vorgeben) <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1893">Climene</persName>/ eine Tochter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1895 http://d-nb.info/gnd/118993607 http://viaf.org/viaf/32796924">Oceans</persName>/ gewest sey. 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In dieser Formir- oder Bildung der Menschen/ soll er/ wie etliche sagen/ von jedweder Haupt-Materi einen Theil genommen/ unter sein Werck gemengt/ und dem Menschen beygefügt haben die Eigenschafften einiger Thiere; als die Furcht von dem Haasen/ die Schalckheit vom Fuchs/ den Ehrgeitz vom Pfauen/ die Grausamkeit von dem Tiger/ den Zorn und Mutigkeit von dem Löwen. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1413 http://d-nb.info/gnd/118596764 http://viaf.org/viaf/95156456">Propertius</persName> tadelt und bestrafft/ in seinem driten Buch/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Promotheus</persName>/ daß er so viel Müh und Arbeit angewandt/ dem menschlichen Leibe auswendig eine schöne Gestalt zu geben/ und doch nicht bedacht/ noch seinen Fleiß gethan habe/ des Menschen Geist mit löblichen guten Sitten auszuzieren. Einige sagen/ weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minerva</persName> an seinem Werck ein groß Belieben und Wolgefallen gehabt/ sey er/ durch ihre Hülffe/ in den Himmel gekommen/ und nachdem er darinnen alles mit Feuer-Flammen beseelt gesehen/ habe er auch sein Werck gern also beleben wollen/ dahero er heimlich hinzugetretten/ eine Rute/ oder Reißlein am Rade des feurigen Sonnen-Wagens angezündet/ also das Feuer mit <cb/> auf die Erde herunter gebracht/ und die Seele seines <note place="right">Fabel. Warum die Menschen alt werden/ die Schlange aber jährlich ihre Haut ablege und verjüngt werde.</note> Bildes darmit angefeurt. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1904 http://d-nb.info/gnd/118734873 http://viaf.org/viaf/79399536">Nicander</persName>/ ein Griechischer Poet/ dichtet/ die Menschen hätten dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> (damit sie ihme sich gefällig machen möchten) des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> Feuer-Dieberey <choice><sic>ent-</sic><corr/></choice> entdeckt/ und von ihm eine stetwährende Jugend/ oder daß sie allezeit sonder veralten leben möchten/ zu Lohn begehrt; welcher Bitte sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> auch gewährt: weil sie aber diese stetwährende Jugend auf einen Esel geladen/ und nach Hause führen wollen/ hätte das Thier auf dem Wege unleidlichen Durst erlitten/ und als es endlich an einen Brunnen kommen/ und trincken wollen/ seye es durch eine Schlange daran verhindert und abgehalten worden; Und ob schon der Esel gebeten/ mit seinem grossen Durst Mitleiden zu haben/ habe sie ihn dannoch nicht zulassen wollen/ bis so lange er mit ihr deswegen einen Vergleich getroffen/ vermittelst dessen er versprochen hätte/ lieber alles zu geben/ was er habe/ als so elendiglich Durstes zu sterben; bey welchen Worten ihn die Schlange gefasst/ und also die stetswährende Jugend darvon getragen habe: also müsten nunmehro die Menschen alt werden/ die Schlange aber legte alle Jahr ihren alten Balg ab/ und lebte in immerwährender Jugend.</p> <p xml:id="p1130.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> ein Erfinder des Feuers und allerlei Künste.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> soll der erste Erfinder des Feuers gewest seyn/ und selbiges in den Brauch gebracht/ auch/ vermittelst des Feuers/ ohne welches schwerlich eine Kunst ausgeübt werden kan/ viellerley Künste/ erfunden haben. Nicht weniger soll er auch die Menschen/ aus den Gepüschen und Bergen/ darinnen sie/ gleich unvernünftigen Thieren/ sich aufgehalten/ gebracht/ dieselben Häuser bauen/ Sterne und Zeiten zu unterscheiden/ Sprache und Buchstaben zu gebrauchen/ ingleichen zu opfferen und den Gottesdienst zu üben/ gelehrt und unterwiesen haben. Jedoch melden auch einige/ daß er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> betrogen/ oder betriegen wollen/ mit zwey Ochsen-Häuten/ in deren einer er die Beine/ in der andern aber das Fleisch verborgen/ und dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ um für sich eine darvon zu erwehlen/ vorgelegt; weil aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ entweder gutwillig/ oder aus Irrthum/ die Haut mit den Beinern ergriffen/ habe er ihn so wol um dieses/ als des Feuers-Diebstahls willen/ an den <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-804 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=1108814">Berg Caucasus</placeName> binden lassen/ allda ihm die Leber (so des Nachts jederzeit wiederum gewachsen) von einem Adler/ der des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-103 http://d-nb.info/gnd/118803077 http://viaf.org/viaf/40174682">Typhons</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1907">Echidna</persName> Tochter gewest/ täglich aus dem Leibe gehackt/ und aufgefressen worden. Endlich sey er/ weil er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName>/ durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName>/ warnen lassen/ daß er sich von der Liebe der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1908 http://d-nb.info/gnd/119070731 http://viaf.org/viaf/35258385">Thetis</persName> frey machen möchte/ weil die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1990">Fata</persName> und Verhängnüssen vermöchten/ daß sie einen Sohn gebähren solte/ welcher seinen Vatter in Würdigkeit übertreffen würde/ (durch den abgefertigten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName>) wiederum erlöst und auf freyen Fuß gestellet worden.</p> <p>Wann man allhier nun auf diese der Poeten Gedichte genaue Acht haben/ und darinnen viel Warheit suchen wolte/ würde man deroselben öfters wenig finden; angesehen/ man wol weiß/ daß die Welt nit unbewohnt/ noch ohne Menschen gewest/ bis auf die Zeit der feindlichen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3077 http://d-nb.info/gnd/118884786 http://viaf.org/viaf/15567720">Titanen</persName> des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiters</persName>/ da dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-121 http://d-nb.info/gnd/118596756 http://viaf.org/viaf/3263350">Prometheus</persName> im Flor war/ welcher sie dann allererst </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 7]/0183]
Eben dieses unterweiset auch den Menschen/ wie er seine Sinne und Gedancken von allem sündlichen Ankleben/ verächtlicher/ lasterhaffter/ schnöder/ ungerechter/ unbeständig- und vergänglicher Dinge abwenden/ und zu dem/ was tugendhafft/ löblich und ehrlich ist/ empor schwingen müsse/ damit er einem so herrlichen Bilde und edlen Natur/ durch die bestialische Verstellung sein selbst in ein unvernünftiges Wesen/ keine Unehre noch Gewalt anthue. Dann ob er wol mit Eitelkeit umfangen/ als ein Pilgrim oder Wandersmann/ oder unter wandelbaren/ veränderlichen und verächtlichen Dingen/ als wie ein Gefangner/ und zwar eine sehr schnelle und flüchtige Zeit/ wandelt: soll doch unterdessen sein höchstes Anligen und Verlangen nach derjenigen Freude stehen/ daß er dermaleins mit dem innwendigen Menschen/ durch die unwandelbare Thür/ zu der ewig-ruhigen Wohnung des süssen Olympus (oder Himmels) eingehen möge: auf daß/ gleichwie er das Himmlische/ das ist/ die verständige Seele/ in die Erde getragen; er auch die Erde nun wiederum in den Himmel tragen und aufführen möge.
Gemeldter unser Poet führet/ in seinen Gedichten/ den Prometheus ein/ welcher den Menschen von Thon oder Erde/ mit Fließ-Wasser vermischt/ gebildet haben solte: dannenhero uns denn allhier vonnöthen zu wissen/ wer dieser Prometheus gewest seye ?
Von dem Prometheus.
PRometheus war einer von den Titanen/ (worvon wir hernach reden werden) und ein Sohn des alten Japetus/ seine Mutter ist annoch ungewiß/ und unter den heidnischen Scribenten disfals keine Einhälligkeit/ ob es die Nymphe Asia/ Asope/ oder Themis/ oder (nach des Hesiodus Vorgeben) Climene/ eine Tochter des Oceans/ gewest sey. Seine Brüder waren Epimetheus/ Atlas und Menoetus. Unter andern Kindern/ hatte er auch den Deucalion. In dieser Formir- oder Bildung der Menschen/ soll er/ wie etliche sagen/ von jedweder Haupt-Materi einen Theil genommen/ unter sein Werck gemengt/ und dem Menschen beygefügt haben die Eigenschafften einiger Thiere; als die Furcht von dem Haasen/ die Schalckheit vom Fuchs/ den Ehrgeitz vom Pfauen/ die Grausamkeit von dem Tiger/ den Zorn und Mutigkeit von dem Löwen. Propertius tadelt und bestrafft/ in seinem driten Buch/ den Promotheus/ daß er so viel Müh und Arbeit angewandt/ dem menschlichen Leibe auswendig eine schöne Gestalt zu geben/ und doch nicht bedacht/ noch seinen Fleiß gethan habe/ des Menschen Geist mit löblichen guten Sitten auszuzieren. Einige sagen/ weil Minerva an seinem Werck ein groß Belieben und Wolgefallen gehabt/ sey er/ durch ihre Hülffe/ in den Himmel gekommen/ und nachdem er darinnen alles mit Feuer-Flammen beseelt gesehen/ habe er auch sein Werck gern also beleben wollen/ dahero er heimlich hinzugetretten/ eine Rute/ oder Reißlein am Rade des feurigen Sonnen-Wagens angezündet/ also das Feuer mit
auf die Erde herunter gebracht/ und die Seele seines Bildes darmit angefeurt. Nicander/ ein Griechischer Poet/ dichtet/ die Menschen hätten dem Jupiter (damit sie ihme sich gefällig machen möchten) des Prometheus Feuer-Dieberey entdeckt/ und von ihm eine stetwährende Jugend/ oder daß sie allezeit sonder veralten leben möchten/ zu Lohn begehrt; welcher Bitte sie Jupiter auch gewährt: weil sie aber diese stetwährende Jugend auf einen Esel geladen/ und nach Hause führen wollen/ hätte das Thier auf dem Wege unleidlichen Durst erlitten/ und als es endlich an einen Brunnen kommen/ und trincken wollen/ seye es durch eine Schlange daran verhindert und abgehalten worden; Und ob schon der Esel gebeten/ mit seinem grossen Durst Mitleiden zu haben/ habe sie ihn dannoch nicht zulassen wollen/ bis so lange er mit ihr deswegen einen Vergleich getroffen/ vermittelst dessen er versprochen hätte/ lieber alles zu geben/ was er habe/ als so elendiglich Durstes zu sterben; bey welchen Worten ihn die Schlange gefasst/ und also die stetswährende Jugend darvon getragen habe: also müsten nunmehro die Menschen alt werden/ die Schlange aber legte alle Jahr ihren alten Balg ab/ und lebte in immerwährender Jugend.
Fabel. Warum die Menschen alt werden/ die Schlange aber jährlich ihre Haut ablege und verjüngt werde. Prometheus soll der erste Erfinder des Feuers gewest seyn/ und selbiges in den Brauch gebracht/ auch/ vermittelst des Feuers/ ohne welches schwerlich eine Kunst ausgeübt werden kan/ viellerley Künste/ erfunden haben. Nicht weniger soll er auch die Menschen/ aus den Gepüschen und Bergen/ darinnen sie/ gleich unvernünftigen Thieren/ sich aufgehalten/ gebracht/ dieselben Häuser bauen/ Sterne und Zeiten zu unterscheiden/ Sprache und Buchstaben zu gebrauchen/ ingleichen zu opfferen und den Gottesdienst zu üben/ gelehrt und unterwiesen haben. Jedoch melden auch einige/ daß er den Jupiter betrogen/ oder betriegen wollen/ mit zwey Ochsen-Häuten/ in deren einer er die Beine/ in der andern aber das Fleisch verborgen/ und dem Jupiter/ um für sich eine darvon zu erwehlen/ vorgelegt; weil aber Jupiter/ entweder gutwillig/ oder aus Irrthum/ die Haut mit den Beinern ergriffen/ habe er ihn so wol um dieses/ als des Feuers-Diebstahls willen/ an den Berg Caucasus binden lassen/ allda ihm die Leber (so des Nachts jederzeit wiederum gewachsen) von einem Adler/ der des Typhons und der Echidna Tochter gewest/ täglich aus dem Leibe gehackt/ und aufgefressen worden. Endlich sey er/ weil er den Jupiter/ durch den Mercurius/ warnen lassen/ daß er sich von der Liebe der Thetis frey machen möchte/ weil die Fata und Verhängnüssen vermöchten/ daß sie einen Sohn gebähren solte/ welcher seinen Vatter in Würdigkeit übertreffen würde/ (durch den abgefertigten Hercules) wiederum erlöst und auf freyen Fuß gestellet worden.
Prometheus ein Erfinder des Feuers und allerlei Künste. Wann man allhier nun auf diese der Poeten Gedichte genaue Acht haben/ und darinnen viel Warheit suchen wolte/ würde man deroselben öfters wenig finden; angesehen/ man wol weiß/ daß die Welt nit unbewohnt/ noch ohne Menschen gewest/ bis auf die Zeit der feindlichen Titanen des Jupiters/ da dieser Prometheus im Flor war/ welcher sie dann allererst
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