Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] und wider sie aufzulehnen. Es ist aber nicht alles ein Evangelium/ was Svidas sagt: So wird auch viel erdichtes Dinges/ von der Egyptischen Weißheit/ erzehlet. Jedoch müssen wir auch nicht verschweigen/ daß Vulcan der erste König in Egypten/ und vorderster Erfinder des Feuers gewest/ indem eins im Winter der Blitz oder Donnerstrahl daselbst in einen Baum geschlagen/ und denselben angezündet: und weil Vulcanus solches ersehen/ auch die Tugend und Krafft des Feuers empfunden hatte/ warff er mehr Holtz zu/ damit er das Feuer erhalten möchte: und nachdem er solcher Gestalt/ die Art und Eigenschafft des Feuers erfunden/ lehrte er es auch seine Unterthanen. Von dem Triton. ES hat uns der hinckende Schmied ungleich mehr Zeit weggenommen/ als wir uns/ darmit umzugehen/ vorgenommen hatten; damit uns nun Triton/ mit seinem Krumhorne/ nicht ebenmässig also übertäube; wollen wir seiner Gesellschafft/ ein wenig eher/ dann jenes seiner/ uns entschlagen. Belangend seine Geburt und Herkunfft/ so sind die Schreiber nicht allerdings einig drüber. Hesiodus machet ihn zu einem Sohne des Neptuns/ und der Amphitriten: worbey ich ihn auch bleiben lasse. Seine Gestalt ist in unsers Poeten erstem Buche der Wandlung/ artlich abgebildet: allda ihm von dem Neptun/ befohlen wird/ die Flüsse/ mit Tritons Gestalt aus andern Poeten. seiner Meer-Trompet/ wieder einzublassen. Der Ober-Theil seines Leibs/ bis zum Nabel/ war eines Menschen Gestalt/ und unten endigte er sich in einen Delphins-Schwantz. Seine vördersten Füsse sahen als Pferd-Füsse/ und hatte er einen grossen doppelten Schwantz/ dem neuem oder halben Monde gleich. Wie solches Apollonius bezeuget/ im vierdten Buch der Reiß nach dem guldnen Vließ/ mit diesen Versen: Sein Haupt/ den Oberleib/ zwo Schuldern/ beyde Seiten/ von andern Menschen man nicht konte un- terscheiden; Doch auf Meer-Wunder-Art ein Schwantz an ihm noch hing/ der mitten war gespalt/ und in zwey Thei- le ging/ so gleich dem Hörner-Paar des neuen Monds sich schwingen: Man sahe auch hervor zwo scharffe Flossen dringen/ darmit zu rudern durch die weite Wellen- Bahn/ etc. Er ist des Neptunus Trompeter: Virgilius aber/ in seinem zehnten Buche/ vom Aeneas/ beschreibt ihn also: Der grosse Triton pflegt die gantze See zu schrecken/ mit seinem blauen Horn; und halb sich zu bedecken/ wann er so prächtig schwimmt: sind schon die Glieder rauch/ [Spaltenumbruch] sind sie doch Menschen gleich: krum- schwäntzet sich der Bauch. Wie man am Wallfisch siht/ wenn er die Wellen schläget/ so braust das wilde Meer/ daß sich der Ab- grund reget. Gleichwol beschreibt ihn auch sonsten Ovidius/ in der Epistel der Dido/ als ob er/ auf einem Wagen/ mit blauen Pferden/ gefahren wäre/ wann er spricht: Es sollen Wind und See zur Ruh sich schnell begeben/ Und Tritons blaue Pferd' müd auf den Wellen schweben. Dieser Triton hatte grün Haar/ und dem Mutter-Kraute gleich/ im übrigen war er mit Schuppen bedeckt: seine Augen waren/ nach der Poeten dichten/ Purpur-blau/ und/ man habe/ sagt Pausanias/ in seiner Arcadischen Geschicht/ gleich als ob noch etwas mangelte/ den Triton/ unterweilen eine Menschliche Stimme von sich geben/ und/ auf einem grossen durchborten Horne/ blasen hören. So sagt auch Higinius/ daß er/ mit seinem Horne/ in den Streit der Götter wider die Riesen/ kommen/ und darauf geblasen habe/ welches einen solchen ungewöhnlichen Hall gemacht/ daß die Riesen gemeint/ es wäre ein grausam-wildes Thier/ so man wider sie erweckt hätte/ und dahero dermassen erschrocken/ daß sie sich auf die Flucht begeben; und/ durch dieses Mittel/ hätten die Götter selbige desto leichter überwunden. Es sind auch noch viel andere Erzehlungen zu finden/ bey den alten Scribenten/ als beym Pausanias/ Plinius und andern mehr: woraus zu sehen/ daß ohne zweiffel Tritones gewesen: Und ob man solche wol für Götter gehalten/ selbige gleichwol sterblich gewesen/ und offtermalen getödtet worden. Unterweilen wird Triton das Meer genannt/ und der Wallfisch sein Hund. Belangend seine zwiefache Gestalt/ oder Natur/ daß er oben ein Mensch/ und unten ein Fisch/ gewesen; so vergleichet ihn Phurnutus/ mit denen zweyerley Arten oder Kräfften des Wassers/ nemlich/ des süssen und saltzigen; das süsse wird vergliechen mit der Menschlichen Gestalt/ ist gut und bequem zum Unterhalt und Nahrung der Bäume/ Kräuter und Thiere: Die Fisch-Gestalt/ mit dem Meerwasser/ welches denen Thieren auf der Erde/ und in der Lufft/ wie auch den Pflantzen sehr schädlich ist/ ja dieselben ausdörret und ersterben machet. Wie solches/ unter andern/ beym Plutarchus/ von der Natürliche Auslegung der Fabel von Triton. Natur der Dinge mit mehrerm zu lesen ist. Belangend/ daß er genannt wird ein Sohn des Neptunus/ und der Amphitrite/ oder des Oceans und der Tethys/ oder des Nereus/ so steckt darunter diese Bedeutung/ daß die See oder das Meer eine Mutter und Gebärerin sey allerley wunderbarer und seltsamer Geschöpffe/ dieweil ihr Element das bequemste darzu ist. Und wann die alte Heyden etwas wunderbares sahen/ eigneten sie solchem alsobald etwas göttliches zu; inmassen sie dann diesem Triton anch thaten/ den sie zur See/ in Nöhten/ um Hülffe anzuruffen pflegten. [Spaltenumbruch] und wider sie aufzulehnen. Es ist aber nicht alles ein Evangelium/ was Svidas sagt: So wird auch viel erdichtes Dinges/ von der Egyptischen Weißheit/ erzehlet. Jedoch müssen wir auch nicht verschweigen/ daß Vulcan der erste König in Egypten/ und vorderster Erfinder des Feuers gewest/ indem eins im Winter der Blitz oder Donnerstrahl daselbst in einen Baum geschlagen/ und denselben angezündet: und weil Vulcanus solches ersehen/ auch die Tugend und Krafft des Feuers empfunden hatte/ warff er mehr Holtz zu/ damit er das Feuer erhalten möchte: und nachdem er solcher Gestalt/ die Art und Eigenschafft des Feuers erfunden/ lehrte er es auch seine Unterthanen. Von dem Triton. ES hat uns der hinckende Schmied ungleich mehr Zeit weggenommen/ als wir uns/ darmit umzugehen/ vorgenommen hatten; damit uns nun Triton/ mit seinem Krumhorne/ nicht ebenmässig also übertäube; wollen wir seiner Gesellschafft/ ein wenig eher/ dann jenes seiner/ uns entschlagen. Belangend seine Geburt und Herkunfft/ so sind die Schreiber nicht allerdings einig drüber. Hesiodus machet ihn zu einem Sohne des Neptuns/ und der Amphitriten: worbey ich ihn auch bleiben lasse. Seine Gestalt ist in unsers Poeten erstem Buche der Wandlung/ artlich abgebildet: allda ihm von dem Neptun/ befohlen wird/ die Flüsse/ mit Tritons Gestalt aus andern Poeten. seiner Meer-Trompet/ wieder einzublassen. Der Ober-Theil seines Leibs/ bis zum Nabel/ war eines Menschen Gestalt/ und unten endigte er sich in einen Delphins-Schwantz. Seine vördersten Füsse sahen als Pferd-Füsse/ und hatte er einen grossen doppelten Schwantz/ dem neuem oder halben Monde gleich. Wie solches Apollonius bezeuget/ im vierdten Buch der Reiß nach dem guldnen Vließ/ mit diesen Versen: Sein Haupt/ den Oberleib/ zwo Schuldern/ beyde Seiten/ von andern Menschen man nicht konte un- terscheiden; Doch auf Meer-Wunder-Art ein Schwantz an ihm noch hing/ der mitten war gespalt/ und in zwey Thei- le ging/ so gleich dem Hörner-Paar des neuen Monds sich schwingen: Man sahe auch hervor zwo scharffe Flossen dringen/ darmit zu rudern durch die weite Wellen- Bahn/ etc. Er ist des Neptunus Trompeter: Virgilius aber/ in seinem zehnten Buche/ vom Aeneas/ beschreibt ihn also: Der grosse Triton pflegt die gantze See zu schrecken/ mit seinem blauen Horn; und halb sich zu bedecken/ wann er so prächtig schwimmt: sind schon die Glieder rauch/ [Spaltenumbruch] sind sie doch Menschen gleich: krum- schwäntzet sich der Bauch. Wie man am Wallfisch siht/ wenn er die Wellen schläget/ so braust das wilde Meer/ daß sich der Ab- grund reget. Gleichwol beschreibt ihn auch sonsten Ovidius/ in der Epistel der Dido/ als ob er/ auf einem Wagen/ mit blauen Pferden/ gefahren wäre/ wann er spricht: Es sollen Wind und See zur Ruh sich schnell begeben/ Und Tritons blaue Pferd’ müd auf den Wellen schweben. Dieser Triton hatte grün Haar/ und dem Mutter-Kraute gleich/ im übrigen war er mit Schuppen bedeckt: seine Augen waren/ nach der Poeten dichten/ Purpur-blau/ und/ man habe/ sagt Pausanias/ in seiner Arcadischen Geschicht/ gleich als ob noch etwas mangelte/ den Triton/ unterweilen eine Menschliche Stimme von sich geben/ und/ auf einem grossen durchborten Horne/ blasen hören. So sagt auch Higinius/ daß er/ mit seinem Horne/ in den Streit der Götter wider die Riesen/ kommen/ und darauf geblasen habe/ welches einen solchen ungewöhnlichen Hall gemacht/ daß die Riesen gemeint/ es wäre ein grausam-wildes Thier/ so man wider sie erweckt hätte/ und dahero dermassen erschrocken/ daß sie sich auf die Flucht begeben; und/ durch dieses Mittel/ hätten die Götter selbige desto leichter überwunden. Es sind auch noch viel andere Erzehlungen zu finden/ bey den alten Scribenten/ als beym Pausanias/ Plinius und andern mehr: woraus zu sehen/ daß ohne zweiffel Tritones gewesen: Und ob man solche wol für Götter gehalten/ selbige gleichwol sterblich gewesen/ und offtermalen getödtet worden. Unterweilen wird Triton das Meer genannt/ und der Wallfisch sein Hund. Belangend seine zwiefache Gestalt/ oder Natur/ daß er oben ein Mensch/ und unten ein Fisch/ gewesen; so vergleichet ihn Phurnutus/ mit denen zweyerley Arten oder Kräfften des Wassers/ nemlich/ des süssen und saltzigen; das süsse wird vergliechen mit der Menschlichen Gestalt/ ist gut und bequem zum Unterhalt und Nahrung der Bäume/ Kräuter und Thiere: Die Fisch-Gestalt/ mit dem Meerwasser/ welches denen Thieren auf der Erde/ und in der Lufft/ wie auch den Pflantzen sehr schädlich ist/ ja dieselben ausdörret und ersterben machet. Wie solches/ unter andern/ beym Plutarchus/ von der Natürliche Auslegung der Fabel von Triton. Natur der Dinge mit mehrerm zu lesen ist. Belangend/ daß er genannt wird ein Sohn des Neptunus/ und der Amphitrite/ oder des Oceans und der Tethys/ oder des Nereus/ so steckt darunter diese Bedeutung/ daß die See oder das Meer eine Mutter und Gebärerin sey allerley wunderbarer und seltsamer Geschöpffe/ dieweil ihr Element das bequemste darzu ist. Und wann die alte Heyden etwas wunderbares sahen/ eigneten sie solchem alsobald etwas göttliches zu; inmassen sie dann diesem Triton anch thaten/ den sie zur See/ in Nöhten/ um Hülffe anzuruffen pflegten. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0202" xml:id="pb-1149" n="[Metamorphosis, S. 26]"/><cb/> und wider sie aufzulehnen. Es ist aber nicht alles ein Evangelium/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1887 http://d-nb.info/gnd/100563465 http://viaf.org/viaf/17571897">Svidas</persName> sagt: So wird auch viel erdichtes Dinges/ von der Egyptischen Weißheit/ erzehlet. Jedoch müssen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> auch nicht verschweigen/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcan</persName> der erste König in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-331 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7014986">Egypten</placeName>/ und vorderster Erfinder des Feuers gewest/ indem eins im Winter der Blitz oder Donnerstrahl daselbst in einen Baum geschlagen/ und denselben angezündet: und weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769">Vulcanus</persName> solches ersehen/ auch die Tugend und Krafft des Feuers empfunden hatte/ warff er mehr Holtz zu/ damit er das Feuer erhalten möchte: und nachdem er solcher Gestalt/ die Art und Eigenschafft des Feuers erfunden/ lehrte er es auch seine Unterthanen.</p> <p rendition="#c" xml:id="p1149.1">Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName>.</p> <p>ES hat uns der hinckende Schmied ungleich mehr Zeit weggenommen/ als wir uns/ darmit umzugehen/ vorgenommen hatten; damit uns nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName>/ mit seinem Krumhorne/ nicht ebenmässig also übertäube; wollen wir seiner Gesellschafft/ ein wenig eher/ dann jenes seiner/ uns entschlagen. Belangend seine Geburt und Herkunfft/ so sind die Schreiber nicht allerdings einig drüber. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> machet ihn zu einem Sohne des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptuns</persName>/ und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2382 http://d-nb.info/gnd/12362195X http://viaf.org/viaf/10758913">Amphitriten</persName>: worbey <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> ihn auch bleiben lasse. Seine Gestalt ist in <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">unsers Poeten</persName> erstem Buche der Wandlung/ artlich abgebildet: allda ihm von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptun</persName>/ befohlen wird/ die Flüsse/ mit <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Tritons</persName> Gestalt aus andern Poeten.</note> seiner Meer-Trompet/ wieder einzublassen. Der Ober-Theil seines Leibs/ bis zum Nabel/ war eines Menschen Gestalt/ und unten endigte er sich in einen Delphins-Schwantz. Seine vördersten Füsse sahen als Pferd-Füsse/ und hatte er einen grossen doppelten Schwantz/ dem neuem oder halben Monde gleich. Wie solches <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-533 http://d-nb.info/gnd/118503677 http://viaf.org/viaf/24670017">Apollonius</persName> bezeuget/ im vierdten Buch der Reiß nach dem guldnen Vließ/ mit diesen Versen:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Sein Haupt/ den Oberleib/ zwo Schuldern/<lb/> beyde Seiten/</l><lb/> <l>von andern Menschen man nicht konte un-<lb/> terscheiden;</l><lb/> <l>Doch auf Meer-Wunder-Art ein<lb/> Schwantz an ihm noch hing/</l><lb/> <l>der mitten war gespalt/ und in zwey Thei-<lb/> le ging/</l><lb/> <l>so gleich dem Hörner-Paar des neuen<lb/> Monds sich schwingen:</l><lb/> <l>Man sahe auch hervor zwo scharffe Flossen<lb/> dringen/</l><lb/> <l>darmit zu rudern durch die weite Wellen-<lb/> Bahn/ etc.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p1149.2">Er ist des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName> Trompeter: <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> aber/ in seinem zehnten Buche/ vom Aeneas/ beschreibt ihn also:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Der grosse <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName> pflegt die gantze See zu<lb/> schrecken/</l><lb/> <l>mit seinem blauen Horn; und halb sich zu<lb/> bedecken/</l><lb/> <l>wann er so prächtig schwimmt: sind schon<lb/> die Glieder rauch/</l><lb/> <cb/> <l>sind sie doch Menschen gleich: krum-<lb/> schwäntzet sich der Bauch.</l><lb/> <l>Wie man am Wallfisch siht/ wenn er die<lb/> Wellen schläget/</l><lb/> <l>so braust das wilde Meer/ daß sich der Ab-<lb/> grund reget.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p1149.3">Gleichwol beschreibt ihn auch sonsten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>/ in der Epistel der Dido/ als ob er/ auf einem Wagen/ mit blauen Pferden/ gefahren wäre/ wann er spricht:</p> <lg rendition="#c" type="poem"> <l>Es sollen Wind und See zur Ruh sich<lb/> schnell begeben/</l><lb/> <l>Und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Tritons</persName> blaue Pferd’ müd auf den<lb/> Wellen schweben.</l><lb/> </lg> <p xml:id="p1149.4">Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName> hatte grün Haar/ und dem Mutter-Kraute gleich/ im übrigen war er mit Schuppen bedeckt: seine Augen waren/ nach der Poeten dichten/ Purpur-blau/ und/ man habe/ sagt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName>/ in seiner Arcadischen Geschicht/ gleich als ob noch etwas mangelte/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName>/ unterweilen eine Menschliche Stimme von sich geben/ und/ auf einem grossen durchborten Horne/ blasen hören. So sagt auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1891 http://d-nb.info/gnd/119437627 http://viaf.org/viaf/51684175">Higinius</persName>/ daß er/ mit seinem Horne/ in den Streit der Götter wider die Riesen/ kommen/ und darauf geblasen habe/ welches einen solchen ungewöhnlichen Hall gemacht/ daß die Riesen gemeint/ es wäre ein grausam-wildes Thier/ so man wider sie erweckt hätte/ und dahero dermassen erschrocken/ daß sie sich auf die Flucht begeben; und/ durch dieses Mittel/ hätten die Götter selbige desto leichter überwunden. Es sind auch noch viel andere Erzehlungen zu finden/ bey den alten Scribenten/ als beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> und andern mehr: woraus zu sehen/ daß ohne zweiffel <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritones</persName> gewesen: Und ob man solche wol für Götter gehalten/ selbige gleichwol sterblich gewesen/ und offtermalen getödtet worden. Unterweilen wird <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName> das Meer genannt/ und der Wallfisch sein Hund. Belangend seine zwiefache Gestalt/ oder Natur/ daß er oben ein Mensch/ und unten ein Fisch/ gewesen; so vergleichet ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2381 http://d-nb.info/gnd/118522248 http://viaf.org/viaf/92055226">Phurnutus</persName>/ mit denen zweyerley Arten oder Kräfften des Wassers/ nemlich/ des süssen und saltzigen; das süsse wird vergliechen mit der Menschlichen Gestalt/ ist gut und bequem zum Unterhalt und Nahrung der Bäume/ Kräuter und Thiere: Die Fisch-Gestalt/ mit dem Meerwasser/ welches denen Thieren auf der Erde/ und in der Lufft/ wie auch den Pflantzen sehr schädlich ist/ ja dieselben ausdörret und ersterben machet. Wie solches/ unter andern/ beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-343 http://d-nb.info/gnd/118595237 http://viaf.org/viaf/32140876">Plutarchus</persName>/ von der <note place="right">Natürliche Auslegung der Fabel von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName>.</note> Natur der Dinge mit mehrerm zu lesen ist. Belangend/ daß er genannt wird ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName>/ und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2382 http://d-nb.info/gnd/12362195X http://viaf.org/viaf/10758913">Amphitrite</persName>/ oder des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1895 http://d-nb.info/gnd/118993607 http://viaf.org/viaf/32796924">Oceans</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3803">Tethys</persName>/ oder des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2385 http://d-nb.info/gnd/118993593 http://viaf.org/viaf/22941651">Nereus</persName>/ so steckt darunter diese Bedeutung/ daß die See oder das Meer eine Mutter und Gebärerin sey allerley wunderbarer und seltsamer Geschöpffe/ dieweil ihr Element das bequemste darzu ist. Und wann die alte Heyden etwas wunderbares sahen/ eigneten sie solchem alsobald etwas göttliches zu; inmassen sie dann diesem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName> anch thaten/ den sie zur See/ in Nöhten/ um Hülffe anzuruffen pflegten.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 26]/0202]
und wider sie aufzulehnen. Es ist aber nicht alles ein Evangelium/ was Svidas sagt: So wird auch viel erdichtes Dinges/ von der Egyptischen Weißheit/ erzehlet. Jedoch müssen wir auch nicht verschweigen/ daß Vulcan der erste König in Egypten/ und vorderster Erfinder des Feuers gewest/ indem eins im Winter der Blitz oder Donnerstrahl daselbst in einen Baum geschlagen/ und denselben angezündet: und weil Vulcanus solches ersehen/ auch die Tugend und Krafft des Feuers empfunden hatte/ warff er mehr Holtz zu/ damit er das Feuer erhalten möchte: und nachdem er solcher Gestalt/ die Art und Eigenschafft des Feuers erfunden/ lehrte er es auch seine Unterthanen.
Von dem Triton.
ES hat uns der hinckende Schmied ungleich mehr Zeit weggenommen/ als wir uns/ darmit umzugehen/ vorgenommen hatten; damit uns nun Triton/ mit seinem Krumhorne/ nicht ebenmässig also übertäube; wollen wir seiner Gesellschafft/ ein wenig eher/ dann jenes seiner/ uns entschlagen. Belangend seine Geburt und Herkunfft/ so sind die Schreiber nicht allerdings einig drüber. Hesiodus machet ihn zu einem Sohne des Neptuns/ und der Amphitriten: worbey ich ihn auch bleiben lasse. Seine Gestalt ist in unsers Poeten erstem Buche der Wandlung/ artlich abgebildet: allda ihm von dem Neptun/ befohlen wird/ die Flüsse/ mit seiner Meer-Trompet/ wieder einzublassen. Der Ober-Theil seines Leibs/ bis zum Nabel/ war eines Menschen Gestalt/ und unten endigte er sich in einen Delphins-Schwantz. Seine vördersten Füsse sahen als Pferd-Füsse/ und hatte er einen grossen doppelten Schwantz/ dem neuem oder halben Monde gleich. Wie solches Apollonius bezeuget/ im vierdten Buch der Reiß nach dem guldnen Vließ/ mit diesen Versen:
Tritons Gestalt aus andern Poeten. Sein Haupt/ den Oberleib/ zwo Schuldern/
beyde Seiten/
von andern Menschen man nicht konte un-
terscheiden;
Doch auf Meer-Wunder-Art ein
Schwantz an ihm noch hing/
der mitten war gespalt/ und in zwey Thei-
le ging/
so gleich dem Hörner-Paar des neuen
Monds sich schwingen:
Man sahe auch hervor zwo scharffe Flossen
dringen/
darmit zu rudern durch die weite Wellen-
Bahn/ etc.
Er ist des Neptunus Trompeter: Virgilius aber/ in seinem zehnten Buche/ vom Aeneas/ beschreibt ihn also:
Der grosse Triton pflegt die gantze See zu
schrecken/
mit seinem blauen Horn; und halb sich zu
bedecken/
wann er so prächtig schwimmt: sind schon
die Glieder rauch/
sind sie doch Menschen gleich: krum-
schwäntzet sich der Bauch.
Wie man am Wallfisch siht/ wenn er die
Wellen schläget/
so braust das wilde Meer/ daß sich der Ab-
grund reget.
Gleichwol beschreibt ihn auch sonsten Ovidius/ in der Epistel der Dido/ als ob er/ auf einem Wagen/ mit blauen Pferden/ gefahren wäre/ wann er spricht:
Es sollen Wind und See zur Ruh sich
schnell begeben/
Und Tritons blaue Pferd’ müd auf den
Wellen schweben.
Dieser Triton hatte grün Haar/ und dem Mutter-Kraute gleich/ im übrigen war er mit Schuppen bedeckt: seine Augen waren/ nach der Poeten dichten/ Purpur-blau/ und/ man habe/ sagt Pausanias/ in seiner Arcadischen Geschicht/ gleich als ob noch etwas mangelte/ den Triton/ unterweilen eine Menschliche Stimme von sich geben/ und/ auf einem grossen durchborten Horne/ blasen hören. So sagt auch Higinius/ daß er/ mit seinem Horne/ in den Streit der Götter wider die Riesen/ kommen/ und darauf geblasen habe/ welches einen solchen ungewöhnlichen Hall gemacht/ daß die Riesen gemeint/ es wäre ein grausam-wildes Thier/ so man wider sie erweckt hätte/ und dahero dermassen erschrocken/ daß sie sich auf die Flucht begeben; und/ durch dieses Mittel/ hätten die Götter selbige desto leichter überwunden. Es sind auch noch viel andere Erzehlungen zu finden/ bey den alten Scribenten/ als beym Pausanias/ Plinius und andern mehr: woraus zu sehen/ daß ohne zweiffel Tritones gewesen: Und ob man solche wol für Götter gehalten/ selbige gleichwol sterblich gewesen/ und offtermalen getödtet worden. Unterweilen wird Triton das Meer genannt/ und der Wallfisch sein Hund. Belangend seine zwiefache Gestalt/ oder Natur/ daß er oben ein Mensch/ und unten ein Fisch/ gewesen; so vergleichet ihn Phurnutus/ mit denen zweyerley Arten oder Kräfften des Wassers/ nemlich/ des süssen und saltzigen; das süsse wird vergliechen mit der Menschlichen Gestalt/ ist gut und bequem zum Unterhalt und Nahrung der Bäume/ Kräuter und Thiere: Die Fisch-Gestalt/ mit dem Meerwasser/ welches denen Thieren auf der Erde/ und in der Lufft/ wie auch den Pflantzen sehr schädlich ist/ ja dieselben ausdörret und ersterben machet. Wie solches/ unter andern/ beym Plutarchus/ von der Natur der Dinge mit mehrerm zu lesen ist. Belangend/ daß er genannt wird ein Sohn des Neptunus/ und der Amphitrite/ oder des Oceans und der Tethys/ oder des Nereus/ so steckt darunter diese Bedeutung/ daß die See oder das Meer eine Mutter und Gebärerin sey allerley wunderbarer und seltsamer Geschöpffe/ dieweil ihr Element das bequemste darzu ist. Und wann die alte Heyden etwas wunderbares sahen/ eigneten sie solchem alsobald etwas göttliches zu; inmassen sie dann diesem Triton anch thaten/ den sie zur See/ in Nöhten/ um Hülffe anzuruffen pflegten.
Natürliche Auslegung der Fabel von Triton.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |