Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] sich wol gebrauchen; iedoch sparsam: also auch das liechte und dunckle Bley-gelb und Menning: dann sie alle etwas wandelbar sind. Dieses sind also die beste Farben/ so mit Leinöhl zugebrauchen. Darzu [Spaltenumbruch] ich dann das weisse Nußöhl reiner/ schöner/ und beständiger/ und nachdem ich alles versucht/ in meinen Wercken/ vor das allerbeste befunden habe. Das VI. Capitel. Handelt von Ordnung und Austheilung der Farben/ und ihrer wolständigen Vermähl-oder Gesel- lung/ wie auch von Bekleidung der Bilder. Innhalt.Waß für Ordnung anfangs im Mahlen zuhalten sey. 1. Observantz von dem Historien mahlen. 2. Sieben Regeln in der Ordonantz. Von Modellen. 3. aus unterschiedlichem Entwurf ein Model Zeichnen. Des Authoris Gebrauch ist/ das Model mit Farben zu mahlen. Ein offner Horizont in acht zunehmen. Gute Ordonantz. Deren löbl. Exempel. Des Wolstands/ Ausbildung der Affecten. Beste Substantz/ darzu gehört kein klein Mahl-Zimmer. Ursach warum. Das hoch einfallende Liecht. Gerechter Tag auch Schatten und Reflexion, Distanz Universal-haltung. Wie Nachtstucke zu mahlen seyn. An einem absonderlichem Ort. Die Nacht hat ein ander Colorirt Mittel/ zu folgen. Wie Feuer und Liecht bey Nacht zu mahlen. Welche Farben dienen. Bestes Mittel. Von der Bilder Bekleidung. Gewanter Nothwendigkeit/ und deren Wissenschafft. Nach Stand und Geschlecht/ auch Lands-Art und Zeit der Person. Albrecht Dürrer/ ein Lehrmeister der Gewanter. Exempel/ sollen die darunter verborgene Glieder hervorscheinen lassen. Ursach/ und nicht überhäuffen. Der Unterschied in Falten. In der Antichen Zeit ist Raphael ein Exempel. Hernach Titian. Verones. Barotio. Exempel in den Statuen. Sibylla von Medices, Ceres, Flora, Cleopatra, und viel Basso relieuen sind wol bekleidet. Nicht zu nacket/ noch zu viel Gewanter an den Bildern. Ursach der Falten und deren Brüche/ auch Ausgang. Sucht wider deren erste Gestalt. Ordnung der Farben. Die Blumen/ Vögel/ Meermuscheln auch Regenbögen lernen coloriren. Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen. Auch rot und blau Purpur. Blau und gelb lieben einander sehr. Auch rot und grün Purpur/ gelb-grün und weiß. Welche Farben übel stehen. Die nackete Leiber werden verfinstert durch die liechte/ harte/ Krehle Farben. Sie lieben mehr grün/ blau und purpur. Aller Farben temperament zu einer Universal-Harmonia zubeobachten. Zinnober/ Meng/ Schitgelb behutsam zugebrauchen und andere mehr/ von deren Art ab/ nach der Natürlichkeit zu temperiren. Der Farben Entschlus. Was für Ordnung Anfangs im mahlen zu halten sey.WEil dann alles/ was Gott erschaffen hat/ den guten Ordnungen und Regeln unterworffen/ ja/ alle Königreiche und Länder/ ihre gewisse Gesetze haben/ wornach sich zu richten/ und ein ieder/ wes Standes oder Beruffs er auch seyn mag/ mit Reglen beschränckt lebet: Observantz von dem Historien-mahlen. als hat auch ein vernünfftiger Mahler/ in seiner Idea, oder im Verstande die nöthige Ordnung zu vörderst wol zu überlegen; daneben auch gute Wissenschafft zu seiner Invention, (es sey nun in was Theil es wolle) vonnöthen: will er anders sein Werck vernünfftig zu Stande bringen. Sieben Regeln in der Ordonantz Hierzu muß Einer nun nothwendig sieben Reglen observiren: nemlich daß man das Gemählde aufwarts/ oder über sich; abwarts/ oder unter sich; zur rechten/ oder zur lincken Seiten führe/ [Spaltenumbruch] von sich weichen/ oder abgehen/ oder zu sich kommend mache/ und in die Runde oder Circkelweise setze. Alle diese Regeln wollen beobachtet seyn/ nach Proportion des Blats/ Tuchs/ oder der Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rahmen trügen/ oder durch den Grund zu sincken/ oder darinne vergraben/ scheinen. Sie sollen/ mit guter Vorsorge frey/ ledig/ und der Grund Von Modellen. nicht mit zu vielen Bildern überladen seyn. So muß auch der Künstler vorhero die Historien offt/ und aus unterschiedlichen Authoren lesen/ seine Gedancken zu mehren sich befleissen/ das beste daraus Aus unterschiedlichen Entwurff ein Model zeichnen. erwählen/ in seinem Verstande wol begreiffen/ und fest stellen/ alsdann in geistreicher Ordnung/ durch etliche Entwürffe auf Papier/ das Beste heraus ziehen und vermehren/ ein Carton oder Model machen. Solches ist der gemeine Gebrauch. Ich habe aber besser gefunden/ daß ich iedesmal [Spaltenumbruch] sich wol gebrauchen; iedoch sparsam: also auch das liechte und dunckle Bley-gelb und Menning: dann sie alle etwas wandelbar sind. Dieses sind also die beste Farben/ so mit Leinöhl zugebrauchen. Darzu [Spaltenumbruch] ich dann das weisse Nußöhl reiner/ schöner/ und beständiger/ und nachdem ich alles versucht/ in meinen Wercken/ vor das allerbeste befunden habe. Das VI. Capitel. Handelt von Ordnung und Austheilung der Farben/ und ihrer wolständigen Vermähl-oder Gesel- lung/ wie auch von Bekleidung der Bilder. Innhalt.Waß für Ordnung anfangs im Mahlen zuhalten sey. 1. Observantz von dem Historien mahlen. 2. Sieben Regeln in der Ordonantz. Von Modellen. 3. aus unterschiedlichem Entwurf ein Model Zeichnen. Des Authoris Gebrauch ist/ das Model mit Farben zu mahlen. Ein offner Horizont in acht zunehmen. Gute Ordonantz. Deren löbl. Exempel. Des Wolstands/ Ausbildung der Affecten. Beste Substantz/ darzu gehört kein klein Mahl-Zimmer. Ursach warum. Das hoch einfallende Liecht. Gerechter Tag auch Schatten und Reflexion, Distanz Universal-haltung. Wie Nachtstucke zu mahlen seyn. An einem absonderlichem Ort. Die Nacht hat ein ander Colorirt Mittel/ zu folgen. Wie Feuer und Liecht bey Nacht zu mahlen. Welche Farben dienen. Bestes Mittel. Von der Bilder Bekleidung. Gewanter Nothwendigkeit/ und deren Wissenschafft. Nach Stand und Geschlecht/ auch Lands-Art und Zeit der Person. Albrecht Dürrer/ ein Lehrmeister der Gewanter. Exempel/ sollen die darunter verborgene Glieder hervorscheinen lassen. Ursach/ und nicht überhäuffen. Der Unterschied in Falten. In der Antichen Zeit ist Raphael ein Exempel. Hernach Titian. Verones. Barotio. Exempel in den Statuen. Sibylla von Medices, Ceres, Flora, Cleopatra, und viel Basso relieuen sind wol bekleidet. Nicht zu nacket/ noch zu viel Gewanter an den Bildern. Ursach der Falten und deren Brüche/ auch Ausgang. Sucht wider deren erste Gestalt. Ordnung der Farben. Die Blumen/ Vögel/ Meermuscheln auch Regenbögen lernen coloriren. Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen. Auch rot und blau Purpur. Blau und gelb lieben einander sehr. Auch rot und grün Purpur/ gelb-grün und weiß. Welche Farben übel stehen. Die nackete Leiber werden verfinstert durch die liechte/ harte/ Krehle Farben. Sie lieben mehr grün/ blau und purpur. Aller Farben temperament zu einer Universal-Harmonia zubeobachten. Zinnober/ Meng/ Schitgelb behutsam zugebrauchen und andere mehr/ von deren Art ab/ nach der Natürlichkeit zu temperiren. Der Farben Entschlus. Was für Ordnung Anfangs im mahlen zu halten sey.WEil dann alles/ was Gott erschaffen hat/ den guten Ordnungen und Regeln unterworffen/ ja/ alle Königreiche und Länder/ ihre gewisse Gesetze haben/ wornach sich zu richten/ und ein ieder/ wes Standes oder Beruffs er auch seyn mag/ mit Reglen beschränckt lebet: Observantz von dem Historien-mahlen. als hat auch ein vernünfftiger Mahler/ in seiner Idea, oder im Verstande die nöthige Ordnung zu vörderst wol zu überlegen; daneben auch gute Wissenschafft zu seiner Invention, (es sey nun in was Theil es wolle) vonnöthen: will er anders sein Werck vernünfftig zu Stande bringen. Sieben Regeln in der Ordonantz Hierzu muß Einer nun nothwendig sieben Reglen observiren: nemlich daß man das Gemählde aufwarts/ oder über sich; abwarts/ oder unter sich; zur rechten/ oder zur lincken Seiten führe/ [Spaltenumbruch] von sich weichen/ oder abgehen/ oder zu sich kommend mache/ und in die Runde oder Circkelweise setze. Alle diese Regeln wollen beobachtet seyn/ nach Proportion des Blats/ Tuchs/ oder der Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rahmen trügen/ oder durch den Grund zu sincken/ oder darinne vergraben/ scheinen. Sie sollen/ mit guter Vorsorge frey/ ledig/ und der Grund Von Modellen. nicht mit zu vielen Bildern überladen seyn. So muß auch der Künstler vorhero die Historien offt/ und aus unterschiedlichen Authoren lesen/ seine Gedancken zu mehren sich befleissen/ das beste daraus Aus unterschiedlichen Entwurff ein Model zeichnen. erwählen/ in seinem Verstande wol begreiffen/ und fest stellen/ alsdann in geistreicher Ordnung/ durch etliche Entwürffe auf Papier/ das Beste heraus ziehen und vermehren/ ein Carton oder Model machen. Solches ist der gemeine Gebrauch. 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sich wol gebrauchen; iedoch sparsam: also auch das liechte und dunckle Bley-gelb und Menning: dann sie alle etwas wandelbar sind. Dieses sind also die beste Farben/ so mit Leinöhl zugebrauchen. Darzu
ich dann das weisse Nußöhl reiner/ schöner/ und beständiger/ und nachdem ich alles versucht/ in meinen Wercken/ vor das allerbeste befunden habe.
Das VI. Capitel.
Handelt von Ordnung und Austheilung der
Farben/ und ihrer wolständigen Vermähl-oder Gesel-
lung/ wie auch von Bekleidung der Bilder.
Innhalt.
Waß für Ordnung anfangs im Mahlen zuhalten sey. 1. Observantz von dem Historien mahlen. 2. Sieben Regeln in der Ordonantz. Von Modellen. 3. aus unterschiedlichem Entwurf ein Model Zeichnen. Des Authoris Gebrauch ist/ das Model mit Farben zu mahlen. Ein offner Horizont in acht zunehmen. Gute Ordonantz. Deren löbl. Exempel. Des Wolstands/ Ausbildung der Affecten. Beste Substantz/ darzu gehört kein klein Mahl-Zimmer. Ursach warum. Das hoch einfallende Liecht. Gerechter Tag auch Schatten und Reflexion, Distanz Universal-haltung. Wie Nachtstucke zu mahlen seyn. An einem absonderlichem Ort. Die Nacht hat ein ander Colorirt Mittel/ zu folgen. Wie Feuer und Liecht bey Nacht zu mahlen. Welche Farben dienen. Bestes Mittel. Von der Bilder Bekleidung. Gewanter Nothwendigkeit/ und deren Wissenschafft. Nach Stand und Geschlecht/ auch Lands-Art und Zeit der Person. Albrecht Dürrer/ ein Lehrmeister der Gewanter. Exempel/ sollen die darunter verborgene Glieder hervorscheinen lassen. Ursach/ und nicht überhäuffen. Der Unterschied in Falten. In der Antichen Zeit ist Raphael ein Exempel. Hernach Titian. Verones. Barotio. Exempel in den Statuen. Sibylla von Medices, Ceres, Flora, Cleopatra, und viel Basso relieuen sind wol bekleidet. Nicht zu nacket/ noch zu viel Gewanter an den Bildern. Ursach der Falten und deren Brüche/ auch Ausgang. Sucht wider deren erste Gestalt. Ordnung der Farben. Die Blumen/ Vögel/ Meermuscheln auch Regenbögen lernen coloriren. Unterschiedliche grüne Farben stehen wol beysammen. Auch rot und blau Purpur. Blau und gelb lieben einander sehr. Auch rot und grün Purpur/ gelb-grün und weiß. Welche Farben übel stehen. Die nackete Leiber werden verfinstert durch die liechte/ harte/ Krehle Farben. Sie lieben mehr grün/ blau und purpur. Aller Farben temperament zu einer Universal-Harmonia zubeobachten. Zinnober/ Meng/ Schitgelb behutsam zugebrauchen und andere mehr/ von deren Art ab/ nach der Natürlichkeit zu temperiren. Der Farben Entschlus.
WEil dann alles/ was Gott erschaffen hat/ den guten Ordnungen und Regeln unterworffen/ ja/ alle Königreiche und Länder/ ihre gewisse Gesetze haben/ wornach sich zu richten/ und ein ieder/ wes Standes oder Beruffs er auch seyn mag/ mit Reglen beschränckt lebet: als hat auch ein vernünfftiger Mahler/ in seiner Idea, oder im Verstande die nöthige Ordnung zu vörderst wol zu überlegen; daneben auch gute Wissenschafft zu seiner Invention, (es sey nun in was Theil es wolle) vonnöthen: will er anders sein Werck vernünfftig zu Stande bringen.
Was für Ordnung Anfangs im mahlen zu halten sey.
Observantz von dem Historien-mahlen. Hierzu muß Einer nun nothwendig sieben Reglen observiren: nemlich daß man das Gemählde aufwarts/ oder über sich; abwarts/ oder unter sich; zur rechten/ oder zur lincken Seiten führe/
von sich weichen/ oder abgehen/ oder zu sich kommend mache/ und in die Runde oder Circkelweise setze. Alle diese Regeln wollen beobachtet seyn/ nach Proportion des Blats/ Tuchs/ oder der Tafel: damit es nicht scheine/ als ob die Bilder die Rahmen trügen/ oder durch den Grund zu sincken/ oder darinne vergraben/ scheinen. Sie sollen/ mit guter Vorsorge frey/ ledig/ und der Grund nicht mit zu vielen Bildern überladen seyn. So muß auch der Künstler vorhero die Historien offt/ und aus unterschiedlichen Authoren lesen/ seine Gedancken zu mehren sich befleissen/ das beste daraus erwählen/ in seinem Verstande wol begreiffen/ und fest stellen/ alsdann in geistreicher Ordnung/ durch etliche Entwürffe auf Papier/ das Beste heraus ziehen und vermehren/ ein Carton oder Model machen. Solches ist der gemeine Gebrauch. Ich habe aber besser gefunden/ daß ich iedesmal
Sieben Regeln in der Ordonantz
Von Modellen.
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