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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] nichts bishero geredt; sondern vielleicht reden wollen. Kurtz aber zu berühren/ was er sagen wollen; so fabuliert man: nachdem des Pelops Vater diesen seinen Sohn den Göttern/ zur Mahlzeit/ vorgesetzt ist; um dabey ihre Göttliche Allwissenheit zu erspüren; habe keiner angebissen; ausgenommen die Ceres: welche dem Pelops seine rechte Schulter herabgerissen: Er sey aber/ vom Jupiter/ wieder lebendig gemacht/ und an statt der vorigen fleischern/ mit einer elffenbeinern Schulter begabt worden.) haben wir bereits geredet. Unter andern Söhnen hatte er auch einen/ Namens Corinthus/ welcher der Stadt Corinthus/ die anfänglich Ephyra hieß/ den Namen gab. Pelops ward/ nach seinem andern Tode/ begraben zu Letrin/ einer Stadt in Elyde: allda er/ unter denen Helden oder Halbgöttern/ nicht weniger geehrt und geachtet wurde/ als Jupiter unter den Göttern. Dann als sich die Belagerung vor Troja allzulang erstrekte; gaben die Wahrsager/ nach Anzeige des Oraculs/ denen Griechen zuverstehen/ daß sie unter andern auch des Helden Pelops Gebeine vonnöhten hätten: welche dann alsobald in ihr Lager gebracht wurden. Nach Untergang der Stadt Troja aber/ gieng das Schiff/ darauf man sie wiederum nach Pisa (oder Pisis) bringen wolte/ am Strande Euboea/ an der Insul Negreponto/ unter. Dieses Gebeine/ so von der elffenbeinern Schulder/ und mit göttliche Krafft begabt war/ wurde lange Zeit hernach von einem Fischer Damarmenes gefunden/ der sich/ über dessen seltzame Grösse verwunderend/ es/ am Strande/ in den Sand verbarg/ bis er zu Delphos das Orakel hierüber gefragt/ was es wäre? und worzu es dienen möchte.

Eben zu selbiger Zeit waren auch Eleische Gesandten allda/ welche vom Orakel/ oder Abgott Raht wider die Pest/ wormit sie jämmerlich gequält wurden/ suchten; da dann der Wahrsager Geist ihnen beyden zugleich antwortete. Denen Eleiern rieth er/ daß sie des Pelops Gebeine von dem Damarmenes bitten solten: welches dann auch geschahe: und wurde ihnen glücklich geholffen. Sinngebend oder lehrliche Erklärung des Pelops Wagenrennen und Leben. Deswegen sie/ zur Vergeldung/ benannten Damarmenes/ und seine Nachkommen/ über dieses Heiligthum/ zum Aufseher machten; ungeachtet es von dem lange/ im Wasser/ ligen sehr verdorben war.

Diese der Poeten Erzehlung/ so von der Geschicht wenig unterschieden/ deutet an: daß das Menschliche Leben anders nichts/ dann ein stetiges Lauffen/ Rennen/ und ein gefährlicher Streit sey: weil wir alle Augenblick in Gefahr leben/ und mit unseren eignen Lüsten und Begierden ohne Unterlaß zu streiten und zu kämpffen haben. Dann so wir uns/ von denenselben/ überwältigen und zu Boden bringenlassen: sind wir/ an unserm Verderben/ selbst Ursach. Wann wir aber das obsiegende Ziel erlangen; werden wir für hertzhafte/ tapffere Helden geachtet/ und sollen in dem Lauffe unsers Lebens ferner/ mit Klugheit und Tapfferkeit/ als einer schönen und holdseligen Hippodamia/ vergesellschafftet werden: dieweil die Gewonheit/ mit der Zeit/ sich in die Natur verändert. Daß aber der Geist/ oder die Natur des Menschen/ sehr zu denen [Spaltenumbruch] Dingen geneigt sey/ die dem Fleische angenehm und gefällig sind; beweisen die Namen der Pferde des Oenomaus. Das erste hieß Harpin/ das ist/ raubend/ oder mit Gewaltnehmend. Dann des Fleisches Begierden/ oder Lüste pflegen alle Seelen-schätze wegzurauben. Das andre Ocys oder schnell; und das dritte Psile, das ist/ leicht: also pflegen auch die Lüste dieser Welt schnell und leicht dahin zu gehen. Das vierdte hieß Aorat, was man nicht siehet: gleichwie die gegenwärtig sichtbare Dinge/ auch bald vergehen und unsichtbar werden. Also haben die alte geistreiche Poeten/ wann sie den Menschen vor die Augen mahlen/ und zeigen wollen/ daß des Menschen Leben durchflochten und untermischt sey mit Glück und Unglück/ voller Sorge/ Schmertzen/ Angst/ Kummer/ Uneinigkeit und Streit/ iedwede Wollust mit einer Gefährlichkeit/ oder Noht vergesellschafftet. Wie dann auch in Warheit keine des Elends und Beschwerligkeit befreyet/ sondern vorn/ hinten/ und auf allen Seiten/ damit umgeben ist. Damit sie uns nun zu einem ehrlichen/ frommen und sittlichen Leben bringen/ iedwedem die betrügliche Wollüste verleiden/ und vorsichtig machen möchten: stellten sie mancherley Vorbilder und Exempel vor/ was die Liehaber derselben/ und welche sich von ihnen überwinden liessen/ vor grausame Straffen zu gewarten hätten. Das Pelops unschuldig/ von seinem Vatter/ getödtet/ und denen Göttern stückweis vorgelegt worden/ wie anderwarts erzehlet wird: dardurch wird angedeutet/ daß Gott aufrichtig/ guthertzig und gnädig. Tantalus wird gestrafft/ und Pelops dargegen/ als ein unschuldig leidender/ gesegnet/ glückseelig/ reich und mächtig an Ehren: Dann solches der elffenbeinerne Reichthum und die Schulder bedeutet. Daß Pelops reich gewest/ lehret das alte Sprichwort:Pelopis Talenta, wordurch grosser Reichthum bedeutet wird. Zumalen er/ in seinem Lande Peloponnesus erstens etliche Goldminen gefunden.

Nunmehro folget die unglückliche Heyraht des Thracischen Königs Tereus/ und der Progne/ des Pandions/ Königs von Athen/ Tochter: welche/ wider der Juno/ und des Hymenaeus/ als der Göttin und Gottes der Hochzeiten/ willen/ geschehen. Von der Juno/ haben wir bereits geredet/ dahero wir anietzo nur den Hymenaeus vor uns nehmen wollen.

Von dem Hymenäus.

HYmenaeus war/ als wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlt haben/ der Musen-göttin Clio Sohn/ und des Jalemus Bruder/ Andere wollen/ er sey des Bachus/ und der Venus (oder der Uranien) Jalemus aber der Calliopen Sohn. Dieser war geboren/ und wohnete auch/ zu Athen; so schön/ und von Gesicht so vollkommen/ lieblich/ freund- und annehmlich/ daß er von vielen für eine Jungfrau oder Weib angesehen wurde. Dieser verliebte sich auch in eine überaus holdseelige schöne Jungfrau: dieweil er aber keine Hoffnung hatte/ ein tröstlich und glückliches Ende seiner inbrünstigen

[Spaltenumbruch] nichts bishero geredt; sondern vielleicht reden wollen. Kurtz aber zu berühren/ was er sagen wollen; so fabuliert man: nachdem des Pelops Vater diesen seinen Sohn den Göttern/ zur Mahlzeit/ vorgesetzt ist; um dabey ihre Göttliche Allwissenheit zu erspüren; habe keiner angebissen; ausgenommen die Ceres: welche dem Pelops seine rechte Schulter herabgerissen: Er sey aber/ vom Jupiter/ wieder lebendig gemacht/ und an statt der vorigen fleischern/ mit einer elffenbeinern Schulter begabt worden.) haben wir bereits geredet. Unter andern Söhnen hatte er auch einen/ Namens Corinthus/ welcher der Stadt Corinthus/ die anfänglich Ephyra hieß/ den Namen gab. Pelops ward/ nach seinem andern Tode/ begraben zu Letrin/ einer Stadt in Elyde: allda er/ unter denen Helden oder Halbgöttern/ nicht weniger geehrt und geachtet wurde/ als Jupiter unter den Göttern. Dann als sich die Belagerung vor Troja allzulang erstrekte; gaben die Wahrsager/ nach Anzeige des Oraculs/ denen Griechen zuverstehen/ daß sie unter andern auch des Helden Pelops Gebeine vonnöhten hätten: welche dann alsobald in ihr Lager gebracht wurden. Nach Untergang der Stadt Troja aber/ gieng das Schiff/ darauf man sie wiederum nach Pisa (oder Pisis) bringen wolte/ am Strande Euboea/ an der Insul Negreponto/ unter. Dieses Gebeine/ so von der elffenbeinern Schulder/ und mit göttliche Krafft begabt war/ wurde lange Zeit hernach von einem Fischer Damarmenes gefunden/ der sich/ über dessen seltzame Grösse verwunderend/ es/ am Strande/ in den Sand verbarg/ bis er zu Delphos das Orakel hierüber gefragt/ was es wäre? und worzu es dienen möchte.

Eben zu selbiger Zeit waren auch Eleische Gesandten allda/ welche vom Orakel/ oder Abgott Raht wider die Pest/ wormit sie jämmerlich gequält wurden/ suchten; da dann der Wahrsager Geist ihnen beyden zugleich antwortete. Denen Eleiern rieth er/ daß sie des Pelops Gebeine von dem Damarmenes bitten solten: welches dann auch geschahe: und wurde ihnen glücklich geholffen. Sinngebend oder lehrliche Erklärung des Pelops Wagenrennen und Leben. Deswegen sie/ zur Vergeldung/ benannten Damarmenes/ und seine Nachkommen/ über dieses Heiligthum/ zum Aufseher machten; ungeachtet es von dem lange/ im Wasser/ ligen sehr verdorben war.

Diese der Poeten Erzehlung/ so von der Geschicht wenig unterschieden/ deutet an: daß das Menschliche Leben anders nichts/ dann ein stetiges Lauffen/ Rennen/ und ein gefährlicher Streit sey: weil wir alle Augenblick in Gefahr leben/ und mit unseren eignen Lüsten und Begierden ohne Unterlaß zu streiten und zu kämpffen haben. Dann so wir uns/ von denenselben/ überwältigen und zu Boden bringenlassen: sind wir/ an unserm Verderben/ selbst Ursach. Wann wir aber das obsiegende Ziel erlangen; werden wir für hertzhafte/ tapffere Helden geachtet/ und sollen in dem Lauffe unsers Lebens ferner/ mit Klugheit und Tapfferkeit/ als einer schönen und holdseligen Hippodamia/ vergesellschafftet werden: dieweil die Gewonheit/ mit der Zeit/ sich in die Natur verändert. Daß aber der Geist/ oder die Natur des Menschen/ sehr zu denen [Spaltenumbruch] Dingen geneigt sey/ die dem Fleische angenehm und gefällig sind; beweisen die Namen der Pferde des Oenomaus. Das erste hieß Harpin/ das ist/ raubend/ oder mit Gewaltnehmend. Dann des Fleisches Begierden/ oder Lüste pflegen alle Seelen-schätze wegzurauben. Das andre Ocys oder schnell; und das dritte Psile, das ist/ leicht: also pflegen auch die Lüste dieser Welt schnell und leicht dahin zu gehen. Das vierdte hieß Aorat, was man nicht siehet: gleichwie die gegenwärtig sichtbare Dinge/ auch bald vergehen und unsichtbar werden. Also haben die alte geistreiche Poeten/ wann sie den Menschen vor die Augen mahlen/ und zeigen wollen/ daß des Menschen Leben durchflochten und untermischt sey mit Glück und Unglück/ voller Sorge/ Schmertzen/ Angst/ Kummer/ Uneinigkeit und Streit/ iedwede Wollust mit einer Gefährlichkeit/ oder Noht vergesellschafftet. Wie dann auch in Warheit keine des Elends und Beschwerligkeit befreyet/ sondern vorn/ hinten/ und auf allen Seiten/ damit umgeben ist. Damit sie uns nun zu einem ehrlichen/ frommen und sittlichen Leben bringen/ iedwedem die betrügliche Wollüste verleiden/ und vorsichtig machen möchten: stellten sie mancherley Vorbilder und Exempel vor/ was die Liehaber derselben/ und welche sich von ihnen überwinden liessen/ vor grausame Straffen zu gewarten hätten. Das Pelops unschuldig/ von seinem Vatter/ getödtet/ und denen Göttern stückweis vorgelegt worden/ wie anderwarts erzehlet wird: dardurch wird angedeutet/ daß Gott aufrichtig/ guthertzig und gnädig. Tantalus wird gestrafft/ und Pelops dargegen/ als ein unschuldig leidender/ gesegnet/ glückseelig/ reich und mächtig an Ehren: Dann solches der elffenbeinerne Reichthum und die Schulder bedeutet. Daß Pelops reich gewest/ lehret das alte Sprichwort:Pelopis Talenta, wordurch grosser Reichthum bedeutet wird. Zumalen er/ in seinem Lande Peloponnesus erstens etliche Goldminen gefunden.

Nunmehro folget die unglückliche Heyraht des Thracischen Königs Tereus/ und der Progne/ des Pandions/ Königs von Athen/ Tochter: welche/ wider der Juno/ und des Hymenaeus/ als der Göttin und Gottes der Hochzeiten/ willen/ geschehen. Von der Juno/ haben wir bereits geredet/ dahero wir anietzo nur den Hymenaeus vor uns nehmen wollen.

Von dem Hymenäus.

HYmenaeus war/ als wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlt haben/ der Musen-göttin Clio Sohn/ und des Jalemus Bruder/ Andere wollen/ er sey des Bachus/ und der Venus (oder der Uranien) Jalemus aber der Calliopen Sohn. Dieser war geboren/ und wohnete auch/ zu Athen; so schön/ und von Gesicht so vollkommen/ lieblich/ freund- und annehmlich/ daß er von vielen für eine Jungfrau oder Weib angesehen wurde. Dieser verliebte sich auch in eine überaus holdseelige schöne Jungfrau: dieweil er aber keine Hoffnung hatte/ ein tröstlich und glückliches Ende seiner inbrünstigen

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[[Metamorphosis, S. 79]/0255] nichts bishero geredt; sondern vielleicht reden wollen. Kurtz aber zu berühren/ was er sagen wollen; so fabuliert man: nachdem des Pelops Vater diesen seinen Sohn den Göttern/ zur Mahlzeit/ vorgesetzt ist; um dabey ihre Göttliche Allwissenheit zu erspüren; habe keiner angebissen; ausgenommen die Ceres: welche dem Pelops seine rechte Schulter herabgerissen: Er sey aber/ vom Jupiter/ wieder lebendig gemacht/ und an statt der vorigen fleischern/ mit einer elffenbeinern Schulter begabt worden.) haben wir bereits geredet. Unter andern Söhnen hatte er auch einen/ Namens Corinthus/ welcher der Stadt Corinthus/ die anfänglich Ephyra hieß/ den Namen gab. Pelops ward/ nach seinem andern Tode/ begraben zu Letrin/ einer Stadt in Elyde: allda er/ unter denen Helden oder Halbgöttern/ nicht weniger geehrt und geachtet wurde/ als Jupiter unter den Göttern. Dann als sich die Belagerung vor Troja allzulang erstrekte; gaben die Wahrsager/ nach Anzeige des Oraculs/ denen Griechen zuverstehen/ daß sie unter andern auch des Helden Pelops Gebeine vonnöhten hätten: welche dann alsobald in ihr Lager gebracht wurden. Nach Untergang der Stadt Troja aber/ gieng das Schiff/ darauf man sie wiederum nach Pisa (oder Pisis) bringen wolte/ am Strande Euboea/ an der Insul Negreponto/ unter. Dieses Gebeine/ so von der elffenbeinern Schulder/ und mit göttliche Krafft begabt war/ wurde lange Zeit hernach von einem Fischer Damarmenes gefunden/ der sich/ über dessen seltzame Grösse verwunderend/ es/ am Strande/ in den Sand verbarg/ bis er zu Delphos das Orakel hierüber gefragt/ was es wäre? und worzu es dienen möchte. Eben zu selbiger Zeit waren auch Eleische Gesandten allda/ welche vom Orakel/ oder Abgott Raht wider die Pest/ wormit sie jämmerlich gequält wurden/ suchten; da dann der Wahrsager Geist ihnen beyden zugleich antwortete. Denen Eleiern rieth er/ daß sie des Pelops Gebeine von dem Damarmenes bitten solten: welches dann auch geschahe: und wurde ihnen glücklich geholffen. Deswegen sie/ zur Vergeldung/ benannten Damarmenes/ und seine Nachkommen/ über dieses Heiligthum/ zum Aufseher machten; ungeachtet es von dem lange/ im Wasser/ ligen sehr verdorben war. Sinngebend oder lehrliche Erklärung des Pelops Wagenrennen und Leben. Diese der Poeten Erzehlung/ so von der Geschicht wenig unterschieden/ deutet an: daß das Menschliche Leben anders nichts/ dann ein stetiges Lauffen/ Rennen/ und ein gefährlicher Streit sey: weil wir alle Augenblick in Gefahr leben/ und mit unseren eignen Lüsten und Begierden ohne Unterlaß zu streiten und zu kämpffen haben. Dann so wir uns/ von denenselben/ überwältigen und zu Boden bringenlassen: sind wir/ an unserm Verderben/ selbst Ursach. Wann wir aber das obsiegende Ziel erlangen; werden wir für hertzhafte/ tapffere Helden geachtet/ und sollen in dem Lauffe unsers Lebens ferner/ mit Klugheit und Tapfferkeit/ als einer schönen und holdseligen Hippodamia/ vergesellschafftet werden: dieweil die Gewonheit/ mit der Zeit/ sich in die Natur verändert. Daß aber der Geist/ oder die Natur des Menschen/ sehr zu denen Dingen geneigt sey/ die dem Fleische angenehm und gefällig sind; beweisen die Namen der Pferde des Oenomaus. Das erste hieß Harpin/ das ist/ raubend/ oder mit Gewaltnehmend. Dann des Fleisches Begierden/ oder Lüste pflegen alle Seelen-schätze wegzurauben. Das andre Ocys oder schnell; und das dritte Psile, das ist/ leicht: also pflegen auch die Lüste dieser Welt schnell und leicht dahin zu gehen. Das vierdte hieß Aorat, was man nicht siehet: gleichwie die gegenwärtig sichtbare Dinge/ auch bald vergehen und unsichtbar werden. Also haben die alte geistreiche Poeten/ wann sie den Menschen vor die Augen mahlen/ und zeigen wollen/ daß des Menschen Leben durchflochten und untermischt sey mit Glück und Unglück/ voller Sorge/ Schmertzen/ Angst/ Kummer/ Uneinigkeit und Streit/ iedwede Wollust mit einer Gefährlichkeit/ oder Noht vergesellschafftet. Wie dann auch in Warheit keine des Elends und Beschwerligkeit befreyet/ sondern vorn/ hinten/ und auf allen Seiten/ damit umgeben ist. Damit sie uns nun zu einem ehrlichen/ frommen und sittlichen Leben bringen/ iedwedem die betrügliche Wollüste verleiden/ und vorsichtig machen möchten: stellten sie mancherley Vorbilder und Exempel vor/ was die Liehaber derselben/ und welche sich von ihnen überwinden liessen/ vor grausame Straffen zu gewarten hätten. Das Pelops unschuldig/ von seinem Vatter/ getödtet/ und denen Göttern stückweis vorgelegt worden/ wie anderwarts erzehlet wird: dardurch wird angedeutet/ daß Gott aufrichtig/ guthertzig und gnädig. Tantalus wird gestrafft/ und Pelops dargegen/ als ein unschuldig leidender/ gesegnet/ glückseelig/ reich und mächtig an Ehren: Dann solches der elffenbeinerne Reichthum und die Schulder bedeutet. Daß Pelops reich gewest/ lehret das alte Sprichwort:Pelopis Talenta, wordurch grosser Reichthum bedeutet wird. Zumalen er/ in seinem Lande Peloponnesus erstens etliche Goldminen gefunden. Nunmehro folget die unglückliche Heyraht des Thracischen Königs Tereus/ und der Progne/ des Pandions/ Königs von Athen/ Tochter: welche/ wider der Juno/ und des Hymenaeus/ als der Göttin und Gottes der Hochzeiten/ willen/ geschehen. Von der Juno/ haben wir bereits geredet/ dahero wir anietzo nur den Hymenaeus vor uns nehmen wollen. Von dem Hymenäus. HYmenaeus war/ als wir/ im vorhergehendem Buche/ erzehlt haben/ der Musen-göttin Clio Sohn/ und des Jalemus Bruder/ Andere wollen/ er sey des Bachus/ und der Venus (oder der Uranien) Jalemus aber der Calliopen Sohn. Dieser war geboren/ und wohnete auch/ zu Athen; so schön/ und von Gesicht so vollkommen/ lieblich/ freund- und annehmlich/ daß er von vielen für eine Jungfrau oder Weib angesehen wurde. Dieser verliebte sich auch in eine überaus holdseelige schöne Jungfrau: dieweil er aber keine Hoffnung hatte/ ein tröstlich und glückliches Ende seiner inbrünstigen

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 79]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/255>, abgerufen am 22.11.2024.