Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Als nun die Töchter Pelias/ von dem Dache/ wieder hernieder kamen/ ihren Vatter/ wie ihnen Medea versprochen hatte/ wiederum lebendig zu sehen; merckten sie/ von stund an/ den Betrug: ehe sie sich aber umsahen/ war das Königliche Hauß voller Gewaffneten. Allein weil Jason wuste/ daß sie unschuldig waren/ an dem Tode ihres Vatters/ indem sie gemeint hatten/ es gut zu machen: erwiese er ihnen Gnade. Er gab Acasto/ des Pelias Sohne/ seines Vatters Cron und Königreich/ und verheyrahtete diese Töchter an sehr grosse Herren. Andraemon ehlichte die Anphinome; Admetus/ der König von Thessalien/ die Alcestis; der König von Carien/ die Evadne. Hierauf zog Jason nach Isthmos/ und opfferte das Schiff Argo dem Neptunus.

Also seynd wir kürtzlich durchgeloffen die grausam-gefährliche Reise und Schifffahrt/ so innerhalb zweyer Monats frist (wer es glauben mag.) vollbracht ward. Jason wurde hiernächst aufgehalten an des Königs von Corinthen/ des Creons/ Hofe: allwo er so lieb und wehrt war/ daß er bis ans Ende seines Lebens mit ihme das Reich von Corinthen besaß und beherrschete. Einige wollen/ Hercules habe hernach/ zwischen diesen Fließ-Helden/ einen vesten Bund gemacht/ daß sie einander treulich beystehen/ und/ wann einer unter ihnen von iemand angefochten würde/ wirckliche Hülffe leisten solten/ auch darauf die Olympische Spiele angestellt haben. Von diesem betrieglichen umbringen des Königs Pelias/ durch die Medea/ fallen noch unterschiedliche andere Erzehlungen; als daß sie seinen Töchtern weis gemacht habe/ wie sie/ aus Feindschafft von dem Jason entflohen wäre/ und/ durch gewisse Artzney/ ihren Vatter wiederum jung zu machen wisse/ welches die begauckelte Töchter viel leichter als ihr Vater/ geglaubt hätten; bevorab da Medea an einem alten Widder/ den sie wiederum zu einem jungen Lämmlein gemacht/ vor ihren Augen eine Probe gethan; also daß sie/ durch solchen Schein geblendet/ dem Vatter die Gurgel abgeschnitten/ und ihn/ mit vielen Kräutern/ in Wasser sieden lassen/ wordurch dann der gantze Leib gleichsam verschwunden/ und nicht das geringste Stücklein zu begraben übrig blieben sey.

Nachdem nun Jason eine kurtze Zeit zu Corinthen gewest/ ehlichte er Glaucam/ des Corinthischen Königs Creons Tochter/ welche sonsten von andern Creusa genennet wird/ und vergaß aller guten Dienste/ so ihm von der Medea geschehen waren. Medea von solchen Spotte/ daß sie so verrähterisch sich betrogen sehen muste/ gleichsam rasend/ verbarg ihre Boßheit/ stellte sich/ als ob sie die Braut/ mit einem Geschencke/ verehren wolte/ und sandte ihr eine Crone zu: welche sie so bald nicht aufs Haupt gebracht/ da entzündete sie das Feuer/ und verzehrte sie samt ihrem Vatter/ wie auch dem Jason/ und dem gantzen Königlichen Hause. Hierauf tödtete Medea alle die Kinder/ so sie mit dem Jason hatte. Hiervon sind auch unterschiedliche andere Erzehlungen/ und daß es geschehen/ mit einer Materi/ so Besiehe Plinium im 2. Buch und 105. Capit. Naphtha genennet/ und bey Babylonien gefunden werde/ darein das Feuer/ wanns dieser Materi zu nahe käme/ von sich selbsten zu fliegen pflegte. Nach[Spaltenumbruch] Ubergehung eines Theils Erzehlungen/ berichten wir weiter/ daß Medea/ auf einem/ mit Drachen bespannten/ Wagen/ nach Ephesus kommen/ und allda geehlicht des Königs Pandeons Sohn/ den Egeus. Mit dem sie/ unangesehen er sehr alt war/ gleichwol noch einen Sohn gezeugt/ denselben Medus benamset/ und ihn zur Besitzung des Reichs zubringen gedacht. Weswegen sie auch den Theseus/ als ältesten Sohn des Egeus/ umbrachte. Weil aber ihr Anschlag misriethe/ flohe sie in Asien: allda ihr Sohn Medus König wurde/ und so weislich herrschete/ daß seine Unterthanen sich nach ihm/ die Meder/ und ihr Land/ Meden genennet wissen wolten. Und weil einige Erzehlungen geben/ daß nur des Jasons andere Gemahlin todt geblieben/ und der Pallast verbrand seye/ wird weiter geschrieben/ daß Medea nachgehends wieder mit dem Jason versöhnt worden/ und mit ihm nacher Colchos gereiset; allda sie ihren Vetter/ den Persus/ getödtet/ und ihren Vater/ den Aeta/ oder Aethes/ wieder in sein Reich/ daß er durch Verrähterey/ und Unachtsamkeit seiner eignen Rähte verloren hatte/ eingesetzt. Wie diese Medea gestorben/ weiß man nicht: iedoch schreiben Einige/ daß sie/ nach ihrem Tode/ durch die Hölle/ in die Elysischen Felder kommen/ und den Hercules geehliget habe. Indem ich aber/ mit meiner Feder/ der Medea so weit nachgesetzt/ habe ich fast des Jasons gar vergessen. Es sind auch Einige/ welche schreiben/ daß/ als Jason alt gewesen/ ihn Medea gesotten habe/ daß er wiederum jung worden. Und eben dieses solte sie auch des Jasons Vatter/ dem Aeson/ wie unser Poet erzehlt/ gethan haben. Auch sollen von ihr verjüngert worden seyn die Nymphen und Pflegammen des Bachus/ welcher deshalben die Medea ersucht und angesprochen hätte. In Summa diese Gedichte von dem Jason/ dem güldnem Fließ/ und der Medea sind so reich und überflüssig/ daß/ wann man selbige alle nach der Länge erzehlen solte/ man ein grosses Buch darvon schreiben müste. Von des Jasons Tode/ und wo derselbe geschehen/ findet man nirgend etwas gewisses; ausser/ daß man allenthalben lieset/ wie er/ durch Betrug der eyfersüchtigen Medea/ sey umgekommen.

Nachdem wir nun diese Erzehlungen etwas durchgangen; solten wir nunmehro den Sinn und die Bedeutung derselben erforschen; wollen dahero von Jason/ dem Sohn Aeson/ ein wenig den Anfang machen. Ihme werden/ durch Mißhelligkeit der Scribenten/ drey Mütter zugeeignet/ nemlich die Alcimeda/ sonst auch Alcimedis genannt/ Polymeda/ und Rhio: welche Namen alle einen Raht bedeuten. Er ward/ von dem weisesten und aufrichtigsten unter den Centauren/ dem Chiron/ auferzogen und unterrichtet/ allda er sich/ wie einem aufrecht-tugendlichem Menschen zu thun gebühret/ meistens der Artzney- oder Heil-Kunst der Seelen beflissen; damit er dieselbe für denen unreinen und schändlichen Wollüsten beschirmen lernete: wie man/ durch Mässigkeit des Geistes/ seinen Zorn stillen; durch was vor Kunst man den Geitz von sich abtreiben; des Fleisches unnütze Begierden darnieder schlagen/ und den schändlichen Hochmut/ als das schädlichste Ubel von der Welt/ daraus fast

[Spaltenumbruch] Als nun die Töchter Pelias/ von dem Dache/ wieder hernieder kamen/ ihren Vatter/ wie ihnen Medea versprochen hatte/ wiederum lebendig zu sehen; merckten sie/ von stund an/ den Betrug: ehe sie sich aber umsahen/ war das Königliche Hauß voller Gewaffneten. Allein weil Jason wuste/ daß sie unschuldig waren/ an dem Tode ihres Vatters/ indem sie gemeint hatten/ es gut zu machen: erwiese er ihnen Gnade. Er gab Acasto/ des Pelias Sohne/ seines Vatters Cron und Königreich/ und verheyrahtete diese Töchter an sehr grosse Herren. Andraemon ehlichte die Anphinome; Admetus/ der König von Thessalien/ die Alcestis; der König von Carien/ die Evadne. Hierauf zog Jason nach Isthmos/ und opfferte das Schiff Argo dem Neptunus.

Also seynd wir kürtzlich durchgeloffen die grausam-gefährliche Reise und Schifffahrt/ so innerhalb zweyer Monats frist (wer es glauben mag.) vollbracht ward. Jason wurde hiernächst aufgehalten an des Königs von Corinthen/ des Creons/ Hofe: allwo er so lieb und wehrt war/ daß er bis ans Ende seines Lebens mit ihme das Reich von Corinthen besaß und beherrschete. Einige wollen/ Hercules habe hernach/ zwischen diesen Fließ-Helden/ einen vesten Bund gemacht/ daß sie einander treulich beystehen/ und/ wann einer unter ihnen von iemand angefochten würde/ wirckliche Hülffe leisten solten/ auch darauf die Olympische Spiele angestellt haben. Von diesem betrieglichen umbringen des Königs Pelias/ durch die Medea/ fallen noch unterschiedliche andere Erzehlungen; als daß sie seinen Töchtern weis gemacht habe/ wie sie/ aus Feindschafft von dem Jason entflohen wäre/ und/ durch gewisse Artzney/ ihren Vatter wiederum jung zu machen wisse/ welches die begauckelte Töchter viel leichter als ihr Vater/ geglaubt hätten; bevorab da Medea an einem alten Widder/ den sie wiederum zu einem jungen Lämmlein gemacht/ vor ihren Augen eine Probe gethan; also daß sie/ durch solchen Schein geblendet/ dem Vatter die Gurgel abgeschnitten/ und ihn/ mit vielen Kräutern/ in Wasser sieden lassen/ wordurch dann der gantze Leib gleichsam verschwunden/ und nicht das geringste Stücklein zu begraben übrig blieben sey.

Nachdem nun Jason eine kurtze Zeit zu Corinthen gewest/ ehlichte er Glaucam/ des Corinthischen Königs Creons Tochter/ welche sonsten von andern Creusa genennet wird/ und vergaß aller guten Dienste/ so ihm von der Medea geschehen waren. Medea von solchen Spotte/ daß sie so verrähterisch sich betrogen sehen muste/ gleichsam rasend/ verbarg ihre Boßheit/ stellte sich/ als ob sie die Braut/ mit einem Geschencke/ verehren wolte/ und sandte ihr eine Crone zu: welche sie so bald nicht aufs Haupt gebracht/ da entzündete sie das Feuer/ und verzehrte sie samt ihrem Vatter/ wie auch dem Jason/ und dem gantzen Königlichen Hause. Hierauf tödtete Medea alle die Kinder/ so sie mit dem Jason hatte. Hiervon sind auch unterschiedliche andere Erzehlungen/ und daß es geschehen/ mit einer Materi/ so Besiehe Plinium im 2. Buch und 105. Capit. Naphtha genennet/ und bey Babylonien gefunden werde/ darein das Feuer/ wanns dieser Materi zu nahe käme/ von sich selbsten zu fliegen pflegte. Nach[Spaltenumbruch] Ubergehung eines Theils Erzehlungen/ berichten wir weiter/ daß Medea/ auf einem/ mit Drachen bespannten/ Wagen/ nach Ephesus kommen/ und allda geehlicht des Königs Pandeons Sohn/ den Egeus. Mit dem sie/ unangesehen er sehr alt war/ gleichwol noch einen Sohn gezeugt/ denselben Medus benamset/ und ihn zur Besitzung des Reichs zubringen gedacht. Weswegen sie auch den Theseus/ als ältesten Sohn des Egeus/ umbrachte. Weil aber ihr Anschlag misriethe/ flohe sie in Asien: allda ihr Sohn Medus König wurde/ und so weislich herrschete/ daß seine Unterthanen sich nach ihm/ die Meder/ und ihr Land/ Meden genennet wissen wolten. Und weil einige Erzehlungen geben/ daß nur des Jasons andere Gemahlin todt geblieben/ und der Pallast verbrand seye/ wird weiter geschrieben/ daß Medea nachgehends wieder mit dem Jason versöhnt worden/ und mit ihm nacher Colchos gereiset; allda sie ihren Vetter/ den Persus/ getödtet/ und ihren Vater/ den Aeta/ oder Aethes/ wieder in sein Reich/ daß er durch Verrähterey/ und Unachtsamkeit seiner eignen Rähte verloren hatte/ eingesetzt. Wie diese Medea gestorben/ weiß man nicht: iedoch schreiben Einige/ daß sie/ nach ihrem Tode/ durch die Hölle/ in die Elysischen Felder kommen/ und den Hercules geehliget habe. Indem ich aber/ mit meiner Feder/ der Medea so weit nachgesetzt/ habe ich fast des Jasons gar vergessen. Es sind auch Einige/ welche schreiben/ daß/ als Jason alt gewesen/ ihn Medea gesotten habe/ daß er wiederum jung worden. Und eben dieses solte sie auch des Jasons Vatter/ dem Aeson/ wie unser Poet erzehlt/ gethan haben. Auch sollen von ihr verjüngert worden seyn die Nymphen und Pflegammen des Bachus/ welcher deshalben die Medea ersucht und angesprochen hätte. In Summa diese Gedichte von dem Jason/ dem güldnem Fließ/ und der Medea sind so reich und überflüssig/ daß/ wann man selbige alle nach der Länge erzehlen solte/ man ein grosses Buch darvon schreiben müste. Von des Jasons Tode/ und wo derselbe geschehen/ findet man nirgend etwas gewisses; ausser/ daß man allenthalben lieset/ wie er/ durch Betrug der eyfersüchtigen Medea/ sey umgekommen.

Nachdem wir nun diese Erzehlungen etwas durchgangen; solten wir nunmehro den Sinn und die Bedeutung derselben erforschen; wollen dahero von Jason/ dem Sohn Aeson/ ein wenig den Anfang machen. Ihme werden/ durch Mißhelligkeit der Scribenten/ drey Mütter zugeeignet/ nemlich die Alcimeda/ sonst auch Alcimedis genannt/ Polymeda/ und Rhio: welche Namen alle einen Raht bedeuten. Er ward/ von dem weisesten und aufrichtigsten unter den Centauren/ dem Chiron/ auferzogen und unterrichtet/ allda er sich/ wie einem aufrecht-tugendlichem Menschen zu thun gebühret/ meistens der Artzney- oder Heil-Kunst der Seelen beflissen; damit er dieselbe für denen unreinen und schändlichen Wollüsten beschirmen lernete: wie man/ durch Mässigkeit des Geistes/ seinen Zorn stillen; durch was vor Kunst man den Geitz von sich abtreiben; des Fleisches unnütze Begierden darnieder schlagen/ und den schändlichen Hochmut/ als das schädlichste Ubel von der Welt/ daraus fast

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0263" xml:id="pb-1210" n="[Metamorphosis, S. 87]"/><cb/>
Als nun die Töchter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3371">Pelias</persName>/ von dem Dache/ wieder hernieder kamen/ ihren Vatter/ wie ihnen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> versprochen hatte/ wiederum lebendig zu sehen; merckten sie/ von stund an/ den Betrug: ehe sie sich aber umsahen/ war das Königliche Hauß voller Gewaffneten. Allein weil <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> wuste/ daß sie unschuldig waren/ an dem Tode ihres Vatters/ indem sie gemeint hatten/ es gut zu machen: erwiese er ihnen Gnade. Er gab <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3377">Acasto</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3371"><choice><sic>Pelials</sic><corr>Pelias</corr></choice></persName> Sohne/ seines Vatters Cron und Königreich/ und verheyrahtete diese Töchter an sehr grosse Herren. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3448">Andraemon</persName> ehlichte die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3449">Anphinome</persName>; <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-726">Admetus</persName>/ der König von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-194 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7001399">Thessalien</placeName>/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3381 http://d-nb.info/gnd/118829203 http://viaf.org/viaf/67262545">Alcestis</persName>; der König von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-112 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002358">Carien</placeName>/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3450">Evadne</persName>. Hierauf zog <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1351">Isthmos</placeName>/ und opfferte das Schiff Argo dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName>.</p>
            <p>Also seynd wir kürtzlich durchgeloffen die grausam-gefährliche Reise und Schifffahrt/ so innerhalb zweyer Monats frist (wer es glauben mag.) vollbracht ward. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> wurde hiernächst aufgehalten an des Königs von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-33 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010734">Corinthen</placeName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3451">Creons</persName>/ Hofe: allwo er so lieb und wehrt war/ daß er bis ans Ende seines Lebens mit ihme das Reich von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-33 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010734">Corinthen</placeName> besaß und beherrschete. Einige wollen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> habe hernach/ zwischen diesen Fließ-Helden/ einen vesten Bund gemacht/ daß sie einander treulich beystehen/ und/ wann einer unter ihnen von iemand angefochten würde/ wirckliche Hülffe leisten solten/ auch darauf die Olympische Spiele angestellt haben. Von diesem betrieglichen umbringen des Königs <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3371">Pelias</persName>/ durch die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName>/ fallen noch unterschiedliche andere Erzehlungen; als daß sie seinen Töchtern weis gemacht habe/ wie sie/ aus Feindschafft von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> entflohen wäre/ und/ durch gewisse Artzney/ ihren Vatter wiederum jung zu machen wisse/ welches die begauckelte Töchter viel leichter als ihr Vater/ geglaubt hätten; bevorab da <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> an einem alten Widder/ den sie wiederum zu einem jungen Lämmlein gemacht/ vor ihren Augen eine Probe gethan; also daß sie/ durch solchen Schein geblendet/ dem Vatter die Gurgel abgeschnitten/ und ihn/ mit vielen Kräutern/ in Wasser sieden lassen/ wordurch dann der gantze Leib gleichsam verschwunden/ und nicht das geringste Stücklein zu begraben übrig blieben sey.</p>
            <p>Nachdem nun <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> eine kurtze Zeit zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-33 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010734">Corinthen</placeName> gewest/ ehlichte er <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1932">Glaucam</persName>/ des Corinthischen Königs <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3451">Creons</persName> Tochter/ welche sonsten von andern <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1932">Creusa</persName> genennet wird/ und vergaß aller guten Dienste/ so ihm von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> geschehen waren. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> von solchen Spotte/ daß sie so verrähterisch sich betrogen sehen muste/ gleichsam rasend/ verbarg ihre Boßheit/ stellte sich/ als ob sie die Braut/ mit einem Geschencke/ verehren wolte/ und sandte ihr eine Crone zu: welche sie so bald nicht aufs Haupt gebracht/ da entzündete sie das Feuer/ und verzehrte sie samt ihrem Vatter/ wie auch dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>/ und dem gantzen Königlichen Hause. Hierauf tödtete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> alle die Kinder/ so sie mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> hatte. Hiervon sind auch unterschiedliche andere Erzehlungen/ und daß es geschehen/ mit einer Materi/ so <note place="right">Besiehe <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinium</persName> im 2. Buch und 105. Capit.</ref></bibl></note> Naphtha genennet/ und bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1131 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7013255">Babylonien</placeName> gefunden werde/ darein das Feuer/ wanns dieser Materi zu nahe käme/ von sich selbsten zu fliegen pflegte. Nach<cb/>
Ubergehung eines Theils Erzehlungen/ berichten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> weiter/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName>/ auf einem/ mit Drachen bespannten/ Wagen/ nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-119 http://www.geonames.org/7522155/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002499">Ephesus</placeName> kommen/ und allda geehlicht des Königs <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3452">Pandeons</persName> Sohn/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3453">Egeus</persName>. Mit dem sie/ unangesehen er sehr alt war/ gleichwol noch einen Sohn gezeugt/ denselben <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3454">Medus</persName> benamset/ und ihn zur Besitzung des Reichs zubringen gedacht. Weswegen sie auch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-222 http://d-nb.info/gnd/11862184X http://viaf.org/viaf/805104">Theseus</persName>/ als ältesten Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3453">Egeus</persName>/ umbrachte. Weil aber ihr Anschlag misriethe/ flohe sie in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-349 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000004">Asien</placeName>: allda ihr Sohn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3454">Medus</persName> König wurde/ und so weislich herrschete/ daß seine Unterthanen sich nach ihm/ die Meder/ und ihr Land/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Meden</placeName> genennet wissen wolten. Und weil einige Erzehlungen geben/ daß nur des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jasons</persName> andere Gemahlin todt geblieben/ und der Pallast verbrand seye/ wird weiter geschrieben/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> nachgehends wieder mit dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> versöhnt worden/ und mit ihm nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-217">Colchos</placeName> gereiset; allda sie ihren Vetter/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Persus</persName>/ getödtet/ und ihren Vater/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3439 http://d-nb.info/gnd/119377349 http://viaf.org/viaf/8196424">Aeta</persName>/ oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3439 http://d-nb.info/gnd/119377349 http://viaf.org/viaf/8196424">Aethes</persName>/ wieder in sein Reich/ daß er durch Verrähterey/ und Unachtsamkeit seiner eignen Rähte verloren hatte/ eingesetzt. Wie diese <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> gestorben/ weiß man nicht: iedoch schreiben Einige/ daß sie/ nach ihrem Tode/ durch die Hölle/ in die <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Elysischen Felder</placeName> kommen/ und den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName> geehliget habe. Indem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> aber/ mit meiner Feder/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> so weit nachgesetzt/ habe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> fast des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jasons</persName> gar vergessen. Es sind auch Einige/ welche schreiben/ daß/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> alt gewesen/ ihn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> gesotten habe/ daß er wiederum jung worden. Und eben dieses solte sie auch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jasons</persName> Vatter/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3382 http://d-nb.info/gnd/139824731 http://viaf.org/viaf/102667372">Aeson</persName>/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">unser Poet</persName> erzehlt/ gethan haben. Auch sollen von ihr verjüngert worden seyn die Nymphen und Pflegammen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName>/ welcher deshalben die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> ersucht und angesprochen hätte. In Summa diese Gedichte von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>/ dem güldnem Fließ/ und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName> sind so reich und überflüssig/ daß/ wann man selbige alle nach der Länge erzehlen solte/ man ein grosses Buch darvon schreiben müste. Von des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jasons</persName> Tode/ und wo derselbe geschehen/ findet man nirgend etwas gewisses; ausser/ daß man allenthalben lieset/ wie er/ durch Betrug der eyfersüchtigen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName>/ sey umgekommen.</p>
            <p>Nachdem wir nun diese Erzehlungen etwas durchgangen; solten wir nunmehro den Sinn und die Bedeutung derselben erforschen; wollen dahero von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>/ dem Sohn <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3382 http://d-nb.info/gnd/139824731 http://viaf.org/viaf/102667372">Aeson</persName>/ ein wenig den Anfang machen. Ihme werden/ durch Mißhelligkeit der Scribenten/ drey Mütter zugeeignet/ nemlich die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3455">Alcimeda</persName>/ sonst auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3455">Alcimedis</persName> genannt/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3456">Polymeda</persName>/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Rhio</persName>: welche Namen alle einen Raht bedeuten. Er ward/ von dem weisesten und aufrichtigsten unter den Centauren/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-903 http://d-nb.info/gnd/11903588X http://viaf.org/viaf/54949175">Chiron</persName>/ auferzogen und unterrichtet/ allda er sich/ wie einem aufrecht-tugendlichem Menschen zu thun gebühret/ meistens der Artzney- oder Heil-Kunst der Seelen beflissen; damit er dieselbe für denen unreinen und schändlichen Wollüsten beschirmen lernete: wie man/ durch Mässigkeit des Geistes/ seinen Zorn stillen; durch was vor Kunst man den Geitz von sich abtreiben; des Fleisches unnütze Begierden darnieder schlagen/ und den schändlichen Hochmut/ als das schädlichste Ubel von der Welt/ daraus fast
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 87]/0263] Als nun die Töchter Pelias/ von dem Dache/ wieder hernieder kamen/ ihren Vatter/ wie ihnen Medea versprochen hatte/ wiederum lebendig zu sehen; merckten sie/ von stund an/ den Betrug: ehe sie sich aber umsahen/ war das Königliche Hauß voller Gewaffneten. Allein weil Jason wuste/ daß sie unschuldig waren/ an dem Tode ihres Vatters/ indem sie gemeint hatten/ es gut zu machen: erwiese er ihnen Gnade. Er gab Acasto/ des Pelias Sohne/ seines Vatters Cron und Königreich/ und verheyrahtete diese Töchter an sehr grosse Herren. Andraemon ehlichte die Anphinome; Admetus/ der König von Thessalien/ die Alcestis; der König von Carien/ die Evadne. Hierauf zog Jason nach Isthmos/ und opfferte das Schiff Argo dem Neptunus. Also seynd wir kürtzlich durchgeloffen die grausam-gefährliche Reise und Schifffahrt/ so innerhalb zweyer Monats frist (wer es glauben mag.) vollbracht ward. Jason wurde hiernächst aufgehalten an des Königs von Corinthen/ des Creons/ Hofe: allwo er so lieb und wehrt war/ daß er bis ans Ende seines Lebens mit ihme das Reich von Corinthen besaß und beherrschete. Einige wollen/ Hercules habe hernach/ zwischen diesen Fließ-Helden/ einen vesten Bund gemacht/ daß sie einander treulich beystehen/ und/ wann einer unter ihnen von iemand angefochten würde/ wirckliche Hülffe leisten solten/ auch darauf die Olympische Spiele angestellt haben. Von diesem betrieglichen umbringen des Königs Pelias/ durch die Medea/ fallen noch unterschiedliche andere Erzehlungen; als daß sie seinen Töchtern weis gemacht habe/ wie sie/ aus Feindschafft von dem Jason entflohen wäre/ und/ durch gewisse Artzney/ ihren Vatter wiederum jung zu machen wisse/ welches die begauckelte Töchter viel leichter als ihr Vater/ geglaubt hätten; bevorab da Medea an einem alten Widder/ den sie wiederum zu einem jungen Lämmlein gemacht/ vor ihren Augen eine Probe gethan; also daß sie/ durch solchen Schein geblendet/ dem Vatter die Gurgel abgeschnitten/ und ihn/ mit vielen Kräutern/ in Wasser sieden lassen/ wordurch dann der gantze Leib gleichsam verschwunden/ und nicht das geringste Stücklein zu begraben übrig blieben sey. Nachdem nun Jason eine kurtze Zeit zu Corinthen gewest/ ehlichte er Glaucam/ des Corinthischen Königs Creons Tochter/ welche sonsten von andern Creusa genennet wird/ und vergaß aller guten Dienste/ so ihm von der Medea geschehen waren. Medea von solchen Spotte/ daß sie so verrähterisch sich betrogen sehen muste/ gleichsam rasend/ verbarg ihre Boßheit/ stellte sich/ als ob sie die Braut/ mit einem Geschencke/ verehren wolte/ und sandte ihr eine Crone zu: welche sie so bald nicht aufs Haupt gebracht/ da entzündete sie das Feuer/ und verzehrte sie samt ihrem Vatter/ wie auch dem Jason/ und dem gantzen Königlichen Hause. Hierauf tödtete Medea alle die Kinder/ so sie mit dem Jason hatte. Hiervon sind auch unterschiedliche andere Erzehlungen/ und daß es geschehen/ mit einer Materi/ so Naphtha genennet/ und bey Babylonien gefunden werde/ darein das Feuer/ wanns dieser Materi zu nahe käme/ von sich selbsten zu fliegen pflegte. Nach Ubergehung eines Theils Erzehlungen/ berichten wir weiter/ daß Medea/ auf einem/ mit Drachen bespannten/ Wagen/ nach Ephesus kommen/ und allda geehlicht des Königs Pandeons Sohn/ den Egeus. Mit dem sie/ unangesehen er sehr alt war/ gleichwol noch einen Sohn gezeugt/ denselben Medus benamset/ und ihn zur Besitzung des Reichs zubringen gedacht. Weswegen sie auch den Theseus/ als ältesten Sohn des Egeus/ umbrachte. Weil aber ihr Anschlag misriethe/ flohe sie in Asien: allda ihr Sohn Medus König wurde/ und so weislich herrschete/ daß seine Unterthanen sich nach ihm/ die Meder/ und ihr Land/ Meden genennet wissen wolten. Und weil einige Erzehlungen geben/ daß nur des Jasons andere Gemahlin todt geblieben/ und der Pallast verbrand seye/ wird weiter geschrieben/ daß Medea nachgehends wieder mit dem Jason versöhnt worden/ und mit ihm nacher Colchos gereiset; allda sie ihren Vetter/ den Persus/ getödtet/ und ihren Vater/ den Aeta/ oder Aethes/ wieder in sein Reich/ daß er durch Verrähterey/ und Unachtsamkeit seiner eignen Rähte verloren hatte/ eingesetzt. Wie diese Medea gestorben/ weiß man nicht: iedoch schreiben Einige/ daß sie/ nach ihrem Tode/ durch die Hölle/ in die Elysischen Felder kommen/ und den Hercules geehliget habe. Indem ich aber/ mit meiner Feder/ der Medea so weit nachgesetzt/ habe ich fast des Jasons gar vergessen. Es sind auch Einige/ welche schreiben/ daß/ als Jason alt gewesen/ ihn Medea gesotten habe/ daß er wiederum jung worden. Und eben dieses solte sie auch des Jasons Vatter/ dem Aeson/ wie unser Poet erzehlt/ gethan haben. Auch sollen von ihr verjüngert worden seyn die Nymphen und Pflegammen des Bachus/ welcher deshalben die Medea ersucht und angesprochen hätte. In Summa diese Gedichte von dem Jason/ dem güldnem Fließ/ und der Medea sind so reich und überflüssig/ daß/ wann man selbige alle nach der Länge erzehlen solte/ man ein grosses Buch darvon schreiben müste. Von des Jasons Tode/ und wo derselbe geschehen/ findet man nirgend etwas gewisses; ausser/ daß man allenthalben lieset/ wie er/ durch Betrug der eyfersüchtigen Medea/ sey umgekommen. Besiehe Plinium im 2. Buch und 105. Capit. Nachdem wir nun diese Erzehlungen etwas durchgangen; solten wir nunmehro den Sinn und die Bedeutung derselben erforschen; wollen dahero von Jason/ dem Sohn Aeson/ ein wenig den Anfang machen. Ihme werden/ durch Mißhelligkeit der Scribenten/ drey Mütter zugeeignet/ nemlich die Alcimeda/ sonst auch Alcimedis genannt/ Polymeda/ und Rhio: welche Namen alle einen Raht bedeuten. Er ward/ von dem weisesten und aufrichtigsten unter den Centauren/ dem Chiron/ auferzogen und unterrichtet/ allda er sich/ wie einem aufrecht-tugendlichem Menschen zu thun gebühret/ meistens der Artzney- oder Heil-Kunst der Seelen beflissen; damit er dieselbe für denen unreinen und schändlichen Wollüsten beschirmen lernete: wie man/ durch Mässigkeit des Geistes/ seinen Zorn stillen; durch was vor Kunst man den Geitz von sich abtreiben; des Fleisches unnütze Begierden darnieder schlagen/ und den schändlichen Hochmut/ als das schädlichste Ubel von der Welt/ daraus fast

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/263
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/263>, abgerufen am 08.05.2024.