Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] wickelte abscheuliche Schlangen und Ottern gehabt/ deren einige wie Kräntze in einander geflochten/ gezischt/ und gepfiffen/ einige sich ihr um den Hals geschlungen/ und zum theil ihr bis weit über die Schuldern hinab gehangen. Sie wurde auch genannt Brimo kommt sonst her apo briman vom Erschrecken.Brimo,nach einem solchem Worte/ welches ein groß Gerüchte oder Geschrey andeutet/ dieweil/ als sie einsten auf der Jagt gewest/ Apollo sie verfolgt gehabt/ in willens/ sie zu nohtzüchtigen/ sie gegen ihn/ oder/ wie andere sagen/ gegen den Mercurius/ ein groß Geschrey gemacht habe. Man hielte sie für die Königin der Höllen/ und eine Beherrscherin der Todten. Sie hatte insgemein einen grossen Hauffen Hunde hinter sich herlauffen. Einige sagen/ daß sie ihr Haupt mit Kräntzen/ von eichnem Laube/ und grossen Schlangen/ umwunden gehabt. Tibullus/ im ersten Buch seiner Elegien/ schreibt von einer Zauberin/ die dermassen erfahren gewest in ihrer Kunst/ daß sie auch der Hecate Hunde selbst bezaubern können: weil sie/ wie bereits erwähnt/ allezeit eine Kuppel Hunde hinter sich her lauffen gehabt. Mann nennet sie auch Hundschlägerin/ oder Hundfresserin: weil man ihr Hunde zu opffern pflegte. Man thate ihr Opffer auf den dreyfachen Scheidwegen/ deswegen sie auch die Dreywegige genennet wurde/ als die da/ an und auf den dreyfachen Scheidwegen/ zu wohnen pflegte: dieweil der Mond/ Diana und Hecate/ oder aber/ wie andere wollen/ Juno/ Diana und Proserpina/ nur eine sind. Andere meynen/ daß sie darum dreygestaltig genennet worden/ weil der Mond sich erst mit zwey Hörnern/ und fast gantz leer/ darnach halb/ und letzlich gantz voll/ erweist. Wiederum Andere/ weil sie drey Häupter: zur Rechten Seiten einen Pferds- zur lincken einen Hunds-Kopff/ und in der Mitten ein Menschen-Haupt habe: oder wiederum/ nach anderer Meinung/ von einem wilden Schweine/ oder weil sie im Himmel/ auf der Erden/ und in der Hölle ihre Herrschafft habe. Hecate solte sie heissen/ von dem Wort Woher der Nam Hecate.Hecaton, welches hundert bedeutet: weil sie aus iedwedem Körnlein hundert andere hervor zubringen pfleget/ oder daß ihr muste eine Anzahl von hundert geopffert seyn: oder weil sie die Verstorbene/ welche nicht begraben waren/ 100. Jahr ließ herum fahren. Man meinte auch/ daß sie die Verwahrerin der Haus-Capellen wäre. Sie war sehr erfahren in der Zauberey/ und pflegten die/ so die schwartze Kunst übten/ sie und den Mond gemeiniglich anzuruffen. Man muste sie siebenmal anruffen/ alsdann ihr Opffer thun/ und andere gottsdienstliche Ehre erweisen. Als wer ihr dienete/ muste zur Mitternacht/ gantz und allein blau gekleidet gehen/ und sich in einem Flusse baden/ nachdem dieses geschehen/ an dem Ufer ein Lamm opffern/ sie anruffen/ und ihr auch Honig zum Opffer bringen; hernach darvon gehen ohne umsehen: oder das Opffer war verloren/ und von keiner Würde: Da er dann ein groß Geschrey von Hunden und dergleichen Dingen mehr hörete/ die ihn gewaltig zum umschauen reitzeten: Es erschienen ihme auch allerley greuliche Gesichter. Es sind auch unterschiedliche/ welche schreiben/ die Hecate sey eine Tochter des Perses/ sehr zum jagen geneigt; iedoch auch dabey [Spaltenumbruch] überaus grimmig gewest: also daß/ wann sie ein Wild/ welches sie verfolgte/ nicht treffen können/ sie ihren Pfeil auf den ersten Menschen/ der ihr begegnet/ für Boßheit zu lösen pflegen. Sie war die erste/ so den gifftigen Arsenic erfunden/ dannenhero sie für eine erschreckliche Göttin der Höllen gehalten wird. Sie versucht und probirte die Kräffte aller Kräuter/ welche sie fande/ und gab selbige ihren Gästen zu essen. Erstlich vergab sie ihrem Vatter mit Gifft/ und zog seine Herrschafft an sich: stiftete auch/ der Diana zu Ehren/ eine Capelle/ worinnen sie die vorübergehende zu opffern pflegte. Endlich/ und nachdem sie sich mit dem Aetus verehliget/ zeugte sie mit ihme zwo Töchter/ die Circe und Medea/ und einen Sohn/ genannt Aegialus. Circe artete ihrer Mutter nach/ vergab ihrem Vatter/ und richtete viel Ubels an: Medea aber war gantz anders gesinnet/ nemlich sorgfältig den Menschen zu helffen/ sie von Kranckheiten zu befreyen/ und gesund zu machen/ nachdem sie von ihrer Mutter/ und Schwester Circe/ viel heilsame Kräuter kennen und gebrauchen lernen. Durch diese Hecate aber/ wird verstanden die Regul und Krafft der Schickung/ oder Verhängnüs Gottes/ von welcher/ weil sie den sterblichen Menschen nicht bekannt ist/ gesagt wird/ sie sey eine Tochter der Nacht/ nemlich/ der unsichtbaren Verborgenheit. Die jenige/ so da glaubten/ Jupiter wäre der Schöpffer der gantzen Welt/ und bekandten/ daß alles von ihm herkäme/ haben die Krafft/ welche verborgner Weise von den Sternen abfliesset/ und in den Körpern hierunten zu wircken pfleget/ geheissen Hecate/ eine Tochter des Jupiters und der Asterie. Diejenige aber/ so geschrieben/ daß die Sonne alles höre und sehe/ und die gantze Welt regiere/ haben darfür gehalten/ Hecate/ oder die vorerwähnte Krafft/ wäre eine Tochter des Perses. Sie wird genennt die Tagbringerin: weil sie herab kommet/ oder fliesset von dem stetwärendem Leuchten der Sterne. Sie ward geheissen eine Tochter der Höllen; weil alle Menschen der Göttlichen Schickung/ oder Verhängnus unterworffen sind. Die grimmige Hunde aber/ so ihr folgten/ sind die Mühseligkeiten und Kümmernüsse/ welche denen Menschen/ durch diese Schickung/ zugesandt werden. Ihr greuliches Wesen bedeutet die Menge der Trübsalen und Widerwärtigkeiten/ unter welchen dieses elende gebrechliche Leben der Menschen gleichsam als unter der Pressen ligt. DIeweil auch/ in der Zauberey der Medea/ des Monds gedacht wird: so müssen wir allhier den Unterscheid der Hecate/ Proserpina/ und des Monds besehen: dann man findet/ daß ihnen unterschiedliche Eltern zugeeignet werden. Der Mond soll eine Tochter des Hyperions/ oder eines Königs/ Namens Pallas seyn/ wie Homerus bezeuget/ in dem Lobgesange des Mercurius. [Spaltenumbruch] wickelte abscheuliche Schlangen und Ottern gehabt/ deren einige wie Kräntze in einander geflochten/ gezischt/ und gepfiffen/ einige sich ihr um den Hals geschlungen/ und zum theil ihr bis weit über die Schuldern hinab gehangen. Sie wurde auch genannt Brimo kommt sonst her ἀπό βριμᾶν vom Erschrecken.Brimo,nach einem solchem Worte/ welches ein groß Gerüchte oder Geschrey andeutet/ dieweil/ als sie einsten auf der Jagt gewest/ Apollo sie verfolgt gehabt/ in willens/ sie zu nohtzüchtigen/ sie gegen ihn/ oder/ wie andere sagen/ gegen den Mercurius/ ein groß Geschrey gemacht habe. Man hielte sie für die Königin der Höllen/ und eine Beherrscherin der Todten. Sie hatte insgemein einen grossen Hauffen Hunde hinter sich herlauffen. Einige sagen/ daß sie ihr Haupt mit Kräntzen/ von eichnem Laube/ und grossen Schlangen/ umwunden gehabt. Tibullus/ im ersten Buch seiner Elegien/ schreibt von einer Zauberin/ die dermassen erfahren gewest in ihrer Kunst/ daß sie auch der Hecate Hunde selbst bezaubern können: weil sie/ wie bereits erwähnt/ allezeit eine Kuppel Hunde hinter sich her lauffen gehabt. Mann nennet sie auch Hundschlägerin/ oder Hundfresserin: weil man ihr Hunde zu opffern pflegte. Man thate ihr Opffer auf den dreyfachen Scheidwegen/ deswegen sie auch die Dreywegige genennet wurde/ als die da/ an und auf den dreyfachen Scheidwegen/ zu wohnen pflegte: dieweil der Mond/ Diana und Hecate/ oder aber/ wie andere wollen/ Juno/ Diana und Proserpina/ nur eine sind. Andere meynen/ daß sie darum dreygestaltig genennet worden/ weil der Mond sich erst mit zwey Hörnern/ und fast gantz leer/ darnach halb/ und letzlich gantz voll/ erweist. Wiederum Andere/ weil sie drey Häupter: zur Rechten Seiten einen Pferds- zur lincken einen Hunds-Kopff/ und in der Mitten ein Menschen-Haupt habe: oder wiederum/ nach anderer Meinung/ von einem wilden Schweine/ oder weil sie im Himmel/ auf der Erden/ und in der Hölle ihre Herrschafft habe. Hecate solte sie heissen/ von dem Wort Woher der Nam Hecate.Hecaton, welches hundert bedeutet: weil sie aus iedwedem Körnlein hundert andere hervor zubringen pfleget/ oder daß ihr muste eine Anzahl von hundert geopffert seyn: oder weil sie die Verstorbene/ welche nicht begraben waren/ 100. Jahr ließ herum fahren. Man meinte auch/ daß sie die Verwahrerin der Haus-Capellen wäre. Sie war sehr erfahren in der Zauberey/ und pflegten die/ so die schwartze Kunst übten/ sie und den Mond gemeiniglich anzuruffen. Man muste sie siebenmal anruffen/ alsdann ihr Opffer thun/ und andere gottsdienstliche Ehre erweisen. Als wer ihr dienete/ muste zur Mitternacht/ gantz und allein blau gekleidet gehen/ und sich in einem Flusse baden/ nachdem dieses geschehen/ an dem Ufer ein Lamm opffern/ sie anruffen/ und ihr auch Honig zum Opffer bringen; hernach darvon gehen ohne umsehen: oder das Opffer war verloren/ und von keiner Würde: Da er dann ein groß Geschrey von Hunden und dergleichen Dingen mehr hörete/ die ihn gewaltig zum umschauen reitzeten: Es erschienen ihme auch allerley greuliche Gesichter. Es sind auch unterschiedliche/ welche schreiben/ die Hecate sey eine Tochter des Perses/ sehr zum jagen geneigt; iedoch auch dabey [Spaltenumbruch] überaus grimmig gewest: also daß/ wann sie ein Wild/ welches sie verfolgte/ nicht treffen können/ sie ihren Pfeil auf den ersten Menschen/ der ihr begegnet/ für Boßheit zu lösen pflegen. Sie war die erste/ so den gifftigen Arsenic erfunden/ dannenhero sie für eine erschreckliche Göttin der Höllen gehalten wird. Sie versucht und probirte die Kräffte aller Kräuter/ welche sie fande/ und gab selbige ihren Gästen zu essen. Erstlich vergab sie ihrem Vatter mit Gifft/ und zog seine Herrschafft an sich: stiftete auch/ der Diana zu Ehren/ eine Capelle/ worinnen sie die vorübergehende zu opffern pflegte. Endlich/ und nachdem sie sich mit dem Aetus verehliget/ zeugte sie mit ihme zwo Töchter/ die Circe und Medea/ und einen Sohn/ genannt Aegialus. Circe artete ihrer Mutter nach/ vergab ihrem Vatter/ und richtete viel Ubels an: Medea aber war gantz anders gesinnet/ nemlich sorgfältig den Menschen zu helffen/ sie von Kranckheiten zu befreyen/ und gesund zu machen/ nachdem sie von ihrer Mutter/ und Schwester Circe/ viel heilsame Kräuter kennen und gebrauchen lernen. Durch diese Hecate aber/ wird verstanden die Regul und Krafft der Schickung/ oder Verhängnüs Gottes/ von welcher/ weil sie den sterblichen Menschen nicht bekannt ist/ gesagt wird/ sie sey eine Tochter der Nacht/ nemlich/ der unsichtbaren Verborgenheit. Die jenige/ so da glaubten/ Jupiter wäre der Schöpffer der gantzen Welt/ und bekandten/ daß alles von ihm herkäme/ haben die Krafft/ welche verborgner Weise von den Sternen abfliesset/ und in den Körpern hierunten zu wircken pfleget/ geheissen Hecate/ eine Tochter des Jupiters und der Asterie. Diejenige aber/ so geschrieben/ daß die Sonne alles höre und sehe/ und die gantze Welt regiere/ haben darfür gehalten/ Hecate/ oder die vorerwähnte Krafft/ wäre eine Tochter des Perses. Sie wird genennt die Tagbringerin: weil sie herab kommet/ oder fliesset von dem stetwärendem Leuchten der Sterne. Sie ward geheissen eine Tochter der Höllen; weil alle Menschen der Göttlichen Schickung/ oder Verhängnus unterworffen sind. Die grimmige Hunde aber/ so ihr folgten/ sind die Mühseligkeiten und Kümmernüsse/ welche denen Menschen/ durch diese Schickung/ zugesandt werden. Ihr greuliches Wesen bedeutet die Menge der Trübsalen und Widerwärtigkeiten/ unter welchen dieses elende gebrechliche Leben der Menschen gleichsam als unter der Pressen ligt. DIeweil auch/ in der Zauberey der Medea/ des Monds gedacht wird: so müssen wir allhier den Unterscheid der Hecate/ Proserpina/ und des Monds besehen: dann man findet/ daß ihnen unterschiedliche Eltern zugeeignet werden. Der Mond soll eine Tochter des Hyperions/ oder eines Königs/ Namens Pallas seyn/ wie Homerus bezeuget/ in dem Lobgesange des Mercurius. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0266" xml:id="pb-1213" n="[Metamorphosis, S. 90]"/><cb/> wickelte abscheuliche Schlangen und Ottern gehabt/ deren einige wie Kräntze in einander geflochten/ gezischt/ und gepfiffen/ einige sich ihr um den Hals geschlungen/ und zum theil ihr bis weit über die Schuldern hinab gehangen. 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Man thate ihr Opffer auf den dreyfachen Scheidwegen/ deswegen sie auch die Dreywegige genennet wurde/ als die da/ an und auf den dreyfachen Scheidwegen/ zu wohnen pflegte: dieweil der Mond/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-60 http://d-nb.info/gnd/118678132 http://viaf.org/viaf/806296">Diana</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Hecate</persName>/ oder aber/ wie andere wollen/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Juno</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Diana</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ nur eine sind. 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Wiederum Andere/ weil sie drey Häupter: zur Rechten Seiten einen Pferds- zur lincken einen Hunds-Kopff/ und in der Mitten ein Menschen-Haupt habe: oder wiederum/ nach anderer Meinung/ von einem wilden Schweine/ oder weil sie im Himmel/ auf der Erden/ und in der Hölle ihre Herrschafft habe. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Hecate</persName> solte sie heissen/ von dem Wort <note place="right">Woher der Nam <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Hecate</persName>.</note><hi rendition="#aq">Hecaton,</hi> welches hundert bedeutet: weil sie aus iedwedem Körnlein hundert andere hervor zubringen pfleget/ oder daß ihr muste eine Anzahl von hundert geopffert seyn: oder weil sie die Verstorbene/ welche nicht begraben waren/ 100. Jahr ließ herum fahren. Man meinte auch/ daß sie die Verwahrerin der Haus-Capellen wäre. Sie war sehr erfahren in der Zauberey/ und pflegten die/ so die schwartze Kunst übten/ sie und den Mond gemeiniglich anzuruffen. Man muste sie siebenmal anruffen/ alsdann ihr Opffer thun/ und andere gottsdienstliche Ehre erweisen. Als wer ihr dienete/ muste zur Mitternacht/ gantz und allein blau gekleidet gehen/ und sich in einem Flusse baden/ nachdem dieses geschehen/ an dem Ufer ein Lamm opffern/ sie anruffen/ und ihr auch Honig zum Opffer bringen; hernach darvon gehen ohne umsehen: oder das Opffer war verloren/ und von keiner Würde: Da er dann ein groß Geschrey von Hunden und dergleichen Dingen mehr hörete/ die ihn gewaltig zum umschauen reitzeten: Es erschienen ihme auch allerley greuliche Gesichter. 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Diejenige aber/ so geschrieben/ daß die Sonne alles höre und sehe/ und die gantze Welt regiere/ haben darfür gehalten/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Hecate</persName>/ oder die vorerwähnte Krafft/ wäre eine Tochter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4082">Perses</persName>. Sie wird genennt die Tagbringerin: weil sie herab kommet/ oder fliesset von dem stetwärendem Leuchten der Sterne. Sie ward geheissen eine Tochter der Höllen; weil alle Menschen der Göttlichen Schickung/ oder Verhängnus unterworffen sind. Die grimmige Hunde aber/ so ihr folgten/ sind die Mühseligkeiten und Kümmernüsse/ welche denen Menschen/ durch diese Schickung/ zugesandt werden. Ihr greuliches Wesen bedeutet die Menge der Trübsalen und Widerwärtigkeiten/ unter welchen dieses elende gebrechliche Leben der Menschen gleichsam als unter der Pressen ligt.</p> <p rendition="#c">Von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Luna</persName>/ oder dem<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Monde</persName>.</p> <p>DIeweil auch/ in der Zauberey der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-728 http://d-nb.info/gnd/118579878 http://viaf.org/viaf/13099635">Medea</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Monds</persName> gedacht wird: so müssen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> allhier den Unterscheid der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-888 http://d-nb.info/gnd/118901419 http://viaf.org/viaf/62347019">Hecate</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ und des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Monds</persName> besehen: dann man findet/ daß ihnen unterschiedliche Eltern zugeeignet werden. Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3295 http://d-nb.info/gnd/118634615 http://viaf.org/viaf/45095692">Mond</persName> soll eine Tochter des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3245">Hyperions</persName>/ oder eines Königs/ Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3459">Pallas</persName> seyn/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> bezeuget/ in dem Lobgesange des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName>. </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 90]/0266]
wickelte abscheuliche Schlangen und Ottern gehabt/ deren einige wie Kräntze in einander geflochten/ gezischt/ und gepfiffen/ einige sich ihr um den Hals geschlungen/ und zum theil ihr bis weit über die Schuldern hinab gehangen. Sie wurde auch genannt Brimo,nach einem solchem Worte/ welches ein groß Gerüchte oder Geschrey andeutet/ dieweil/ als sie einsten auf der Jagt gewest/ Apollo sie verfolgt gehabt/ in willens/ sie zu nohtzüchtigen/ sie gegen ihn/ oder/ wie andere sagen/ gegen den Mercurius/ ein groß Geschrey gemacht habe. Man hielte sie für die Königin der Höllen/ und eine Beherrscherin der Todten. Sie hatte insgemein einen grossen Hauffen Hunde hinter sich herlauffen. Einige sagen/ daß sie ihr Haupt mit Kräntzen/ von eichnem Laube/ und grossen Schlangen/ umwunden gehabt. Tibullus/ im ersten Buch seiner Elegien/ schreibt von einer Zauberin/ die dermassen erfahren gewest in ihrer Kunst/ daß sie auch der Hecate Hunde selbst bezaubern können: weil sie/ wie bereits erwähnt/ allezeit eine Kuppel Hunde hinter sich her lauffen gehabt. Mann nennet sie auch Hundschlägerin/ oder Hundfresserin: weil man ihr Hunde zu opffern pflegte. Man thate ihr Opffer auf den dreyfachen Scheidwegen/ deswegen sie auch die Dreywegige genennet wurde/ als die da/ an und auf den dreyfachen Scheidwegen/ zu wohnen pflegte: dieweil der Mond/ Diana und Hecate/ oder aber/ wie andere wollen/ Juno/ Diana und Proserpina/ nur eine sind. Andere meynen/ daß sie darum dreygestaltig genennet worden/ weil der Mond sich erst mit zwey Hörnern/ und fast gantz leer/ darnach halb/ und letzlich gantz voll/ erweist. Wiederum Andere/ weil sie drey Häupter: zur Rechten Seiten einen Pferds- zur lincken einen Hunds-Kopff/ und in der Mitten ein Menschen-Haupt habe: oder wiederum/ nach anderer Meinung/ von einem wilden Schweine/ oder weil sie im Himmel/ auf der Erden/ und in der Hölle ihre Herrschafft habe. Hecate solte sie heissen/ von dem Wort Hecaton, welches hundert bedeutet: weil sie aus iedwedem Körnlein hundert andere hervor zubringen pfleget/ oder daß ihr muste eine Anzahl von hundert geopffert seyn: oder weil sie die Verstorbene/ welche nicht begraben waren/ 100. Jahr ließ herum fahren. Man meinte auch/ daß sie die Verwahrerin der Haus-Capellen wäre. Sie war sehr erfahren in der Zauberey/ und pflegten die/ so die schwartze Kunst übten/ sie und den Mond gemeiniglich anzuruffen. Man muste sie siebenmal anruffen/ alsdann ihr Opffer thun/ und andere gottsdienstliche Ehre erweisen. Als wer ihr dienete/ muste zur Mitternacht/ gantz und allein blau gekleidet gehen/ und sich in einem Flusse baden/ nachdem dieses geschehen/ an dem Ufer ein Lamm opffern/ sie anruffen/ und ihr auch Honig zum Opffer bringen; hernach darvon gehen ohne umsehen: oder das Opffer war verloren/ und von keiner Würde: Da er dann ein groß Geschrey von Hunden und dergleichen Dingen mehr hörete/ die ihn gewaltig zum umschauen reitzeten: Es erschienen ihme auch allerley greuliche Gesichter. Es sind auch unterschiedliche/ welche schreiben/ die Hecate sey eine Tochter des Perses/ sehr zum jagen geneigt; iedoch auch dabey
überaus grimmig gewest: also daß/ wann sie ein Wild/ welches sie verfolgte/ nicht treffen können/ sie ihren Pfeil auf den ersten Menschen/ der ihr begegnet/ für Boßheit zu lösen pflegen. Sie war die erste/ so den gifftigen Arsenic erfunden/ dannenhero sie für eine erschreckliche Göttin der Höllen gehalten wird. Sie versucht und probirte die Kräffte aller Kräuter/ welche sie fande/ und gab selbige ihren Gästen zu essen. Erstlich vergab sie ihrem Vatter mit Gifft/ und zog seine Herrschafft an sich: stiftete auch/ der Diana zu Ehren/ eine Capelle/ worinnen sie die vorübergehende zu opffern pflegte. Endlich/ und nachdem sie sich mit dem Aetus verehliget/ zeugte sie mit ihme zwo Töchter/ die Circe und Medea/ und einen Sohn/ genannt Aegialus. Circe artete ihrer Mutter nach/ vergab ihrem Vatter/ und richtete viel Ubels an: Medea aber war gantz anders gesinnet/ nemlich sorgfältig den Menschen zu helffen/ sie von Kranckheiten zu befreyen/ und gesund zu machen/ nachdem sie von ihrer Mutter/ und Schwester Circe/ viel heilsame Kräuter kennen und gebrauchen lernen.
Brimo kommt sonst her ἀπό
[Abbildung]
βριμᾶν vom Erschrecken.
Woher der Nam Hecate. Durch diese Hecate aber/ wird verstanden die Regul und Krafft der Schickung/ oder Verhängnüs Gottes/ von welcher/ weil sie den sterblichen Menschen nicht bekannt ist/ gesagt wird/ sie sey eine Tochter der Nacht/ nemlich/ der unsichtbaren Verborgenheit. Die jenige/ so da glaubten/ Jupiter wäre der Schöpffer der gantzen Welt/ und bekandten/ daß alles von ihm herkäme/ haben die Krafft/ welche verborgner Weise von den Sternen abfliesset/ und in den Körpern hierunten zu wircken pfleget/ geheissen Hecate/ eine Tochter des Jupiters und der Asterie. Diejenige aber/ so geschrieben/ daß die Sonne alles höre und sehe/ und die gantze Welt regiere/ haben darfür gehalten/ Hecate/ oder die vorerwähnte Krafft/ wäre eine Tochter des Perses. Sie wird genennt die Tagbringerin: weil sie herab kommet/ oder fliesset von dem stetwärendem Leuchten der Sterne. Sie ward geheissen eine Tochter der Höllen; weil alle Menschen der Göttlichen Schickung/ oder Verhängnus unterworffen sind. Die grimmige Hunde aber/ so ihr folgten/ sind die Mühseligkeiten und Kümmernüsse/ welche denen Menschen/ durch diese Schickung/ zugesandt werden. Ihr greuliches Wesen bedeutet die Menge der Trübsalen und Widerwärtigkeiten/ unter welchen dieses elende gebrechliche Leben der Menschen gleichsam als unter der Pressen ligt.
Von der Luna/ oder dem
Monde.
DIeweil auch/ in der Zauberey der Medea/ des Monds gedacht wird: so müssen wir allhier den Unterscheid der Hecate/ Proserpina/ und des Monds besehen: dann man findet/ daß ihnen unterschiedliche Eltern zugeeignet werden. Der Mond soll eine Tochter des Hyperions/ oder eines Königs/ Namens Pallas seyn/ wie Homerus bezeuget/ in dem Lobgesange des Mercurius.
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