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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] endlich Hercules auch/ nach viel und langem Verfolgen/ in einem dicken Buschwalde/ darinnen es sich/ im tieffen Schnee/ der damal sehr hoch lag/ gantz ermüdet hatte; band es fest/ und brachte es dem Eurystheus. Augias/ der König von Elis/ hatte einen grossen Kühstall von dreytausend Stücken Hornviehs/ der mit Mist durchaus angefüllt war; dahin befahl Eurystheus dem Hercules zu gehen/ und selbigen auszumisten/ und in einem Tage gantz zu säubern. Als er nun dahin kommen/ wettete Augias mit ihm/ den zehenden Theil seines Hornviehes ihm zu geben/ wann er seinen Stall/ innerhalb zweyen Tagen/ könte ausmisten und reinigen. Hercules gieng hin/ und führte einen Bach/ geleitet aus dem Fluß Alpheus/ darein/ wormit er seine Arbeit bald zu Ende brachte. Weil aber Augias ihm seinen Lohn vorenthielte/ und verweigerte; tödtete ihn Hercules/ mit seinen Pfeilen/ und gab dem Phyleus die Kron und Besitzung des Reichs/ weil er die Unbilligkeit/ so dem Hercules von dessen Vatter angethan worden war/ für eine lasterhaffte Ubelthat erkandt hatte. Ferner verordnete Hercules die Olympische Spiele/ und weyhete sie dem Jupiter. Dieses ietzt-erzehlte Werck wolte Eurystheus unter die Zwölffe/ die er ihme zu thun schuldig war/ nicht gerechnet wissen/ aus Ursach/ dieweil er daran die Arbeit eines Taglöhners verrichtet hatte. Zum sechsten/ muste er gehen/ und tödten eine Art Vögel/ die von fernen vor sich hinaus schossen/ wie die Wurffspiesse: diese enthielten sich am Arcadischen See-Pfuhl (oder/ wie andere wollen) an dem Fluß Stymphalus/ und wurden genannnt Stymphalides/ welche Hercules gleichfalls soll getödtet haben. Einige sagen: daß er sie/ mit dem Klange der Schellen/ die Vulcanus aus Kupffer gemacht/ und die Minerva ihme gegeben hatte/ aus Arcadien verjagt habe. Diese Vögel achten Einige für die Harpyen. Hierauf gieng Hercules/ und holte/ wie ihm befohlen war/ den Stier/ welchen Neptunus dahin gesandt hatte/ das Land zu verderben; und brachte ihn dem Eurystheus: allein/ weil er heilig und geweyhet war; ließ ihn Hercules wiederum lauffen. Dieser verderbte hernach alles Land um Marathon/ und ward vom Theseus gefangen/ und/ wie wir oben erzehlt haben/ der Diana/ oder dem Apollo aufgeopffert. Vors achte/ holte oder tödete er die Pferde des Thracischen Königs Diomedes/ der ein Sohn Martis/ und der Cyrenen/ nicht aber Diomedes/ des Sohns Tydeus und Deiphiles von Argos/ so mit vor Troja/ war: als von welchem wir/ im 14. Buch/ handeln werden: Sondern der aus Thracien/ wie die Historien oder Fabeln melden/ und unglaublich grausam war: welches ihme doch nichts halff oder nutzete. Er hatte vier sehr grimmige Pferde/ Podargus/ Lampon/ Xanthus und Dinus/ die aus dem Mund/ und der Nase Feuer schnaubten/ und von ihm mit Menschen-Fleisch gefüttert wurden: dahero sie manchen armen Fremdling zu zermalmen/ und verschlingen bekamen/ also daß sie solches ungewöhnlichen blutigen Futters/ wider ihre Natur/ gewohnten. Endlich fiel diesem Bößwicht/ dem Diomedes/ auch in die Hände ein edler/ schön und sehr angenehmer Jüngling/ welchen Philostratus/[Spaltenumbruch] Abderus/ andere aber Abderius nennen/ der vom Hercules sehr geliebt war/ und wurde/ wie viel andere/ auch diesen Pferden vorgeworffen. Gestaltsam Hercules eben darzu kam/ als desselben Leichnam albereits halb gefressen war. Darauf ergriff er erstlich den unmenschlichen Tyrannen/ zwunge ihn desselben Blut zu trincken/ warff ihn endlich seinen eigenem Pferden/ zu zerreissen und zu fressen/ vor/ und brachte/ nachdem sie ihn gefressen/ auch diese grausame Thiere mit seiner Keulen um. Wiewol Einige wollen/ er habe sie dem Eurystheus zugebracht. Philostratus/ in der Beschreibung des Abderi Grabs/ machet aus diesen Pferden Stutten/ und zeuget/ daß nachdem eine von dem Hercules getroffen worden/ sie stracks darnieder zur Erden gefallen. Schauet! die andere (sagt er) reget sich annoch! diese bemühet sich wieder aufzustehen! sie sind sehr grausam/ mit ihren groben Mähnen und klauigten oder scharff-hufigten Füssen/ mit Haaren bis an die Hörner bedeckt/ und so grausam/ wild und wüste/ daß sie schändlicher nicht seyn könten. Auf der andern Seiten siehet man ihre Krippe/ mit Menschen Gliedern und Beinen angefüllt/ dann dieses war das Futter seiner Pferde. Allein dieser unbarmhertzige Pferdemann/ der doch seine wilde Pferde an Blutdurstigkeit noch übertrifft/ liget alhier gleichfalls darnieder gefällt. Und ist darvor zu halten/ daß dieser Handel dem Hercules schwerer/ als alle andere/ gefallen sey/ theils wegen der Liebe/ die ihm dieses zu wagen angetrieben/ theils wegen der Sachen Schwerigkeit an ihr selbst/ als deren Vollbringung und Gefahr gewislich nicht klein waren. Dann sehet dort trägt er den entleibten Abderus/ der allbereit auf die Hälffte zerrissen/ und den grausamen Bestien durch den Rachen hinunter gegangen/ auch noch zärter und jünger als Iphitus war: welches gnugsam erhellet an dem schönen allda auf der Löwenhaut ausgestreckt ligendem überbliebenem Leichnam. Was vor eine Menge Thränen müssen sie anderwerts verursachet haben! Einige legen dieses geschichtweis aus: daß nemlich Diomedes der erste gewest/ der Pferde gehalten/ und solche Lust daran gehabt/ daß er alles sein Gut darüber verzehrt habe: dann er alles sein ererbtes Gut verkaufft/ und durch Pferde-einhandelen verthan hatte: Weswegen er/ von seinen Befreundten oder Erbnehmen/ genannt wurde Antropophagos oder der Menschenfresser. Andere geben auf diese Philostratische Stutten diese Auslegung: nemlich/ daß es gewesen vier Töchter des Königs von Thracien/ die berüchtigsten Buhlerinnen/ so je zu finden gewesen: welche/ mit artig/ geschwinden und lieblichen Reden die vorbeyreisende Fremdlinge/ so vermöglich gewesen/ gelockt und an sich gezogen/ sie auch dermassen in ihre Klauen zu fassen gewust/ daß sie/ wie man zu sagen pfleget/ ihre Federn lassen müssen/ und bis auf die Beine abgenaget worden seyn. Daher dann/ aus dem unersättlichem Rachen dieser unkeuschen Mann- und Blut-Verderberinnen/ das Sprichwort Diomedeia anagke, von den Poeten erdacht seyn soll. Zum neundten befehligte ihn Eurystheus zu holen den Gürtel der Königin der Amazonen Hippolyte/ welcher überaus herrlich war. Also reiste er in

[Spaltenumbruch] endlich Hercules auch/ nach viel und langem Verfolgen/ in einem dicken Buschwalde/ darinnen es sich/ im tieffen Schnee/ der damal sehr hoch lag/ gantz ermüdet hatte; band es fest/ und brachte es dem Eurystheus. Augias/ der König von Elis/ hatte einen grossen Kühstall von dreytausend Stücken Hornviehs/ der mit Mist durchaus angefüllt war; dahin befahl Eurystheus dem Hercules zu gehen/ und selbigen auszumisten/ und in einem Tage gantz zu säubern. Als er nun dahin kommen/ wettete Augias mit ihm/ den zehenden Theil seines Hornviehes ihm zu geben/ wann er seinen Stall/ innerhalb zweyen Tagen/ könte ausmisten und reinigen. Hercules gieng hin/ und führte einen Bach/ geleitet aus dem Fluß Alpheus/ darein/ wormit er seine Arbeit bald zu Ende brachte. Weil aber Augias ihm seinen Lohn vorenthielte/ und verweigerte; tödtete ihn Hercules/ mit seinen Pfeilen/ und gab dem Phyleus die Kron und Besitzung des Reichs/ weil er die Unbilligkeit/ so dem Hercules von dessen Vatter angethan worden war/ für eine lasterhaffte Ubelthat erkandt hatte. Ferner verordnete Hercules die Olympische Spiele/ und weyhete sie dem Jupiter. Dieses ietzt-erzehlte Werck wolte Eurystheus unter die Zwölffe/ die er ihme zu thun schuldig war/ nicht gerechnet wissen/ aus Ursach/ dieweil er daran die Arbeit eines Taglöhners verrichtet hatte. Zum sechsten/ muste er gehen/ und tödten eine Art Vögel/ die von fernen vor sich hinaus schossen/ wie die Wurffspiesse: diese enthielten sich am Arcadischen See-Pfuhl (oder/ wie andere wollen) an dem Fluß Stymphalus/ und wurden genannnt Stymphalides/ welche Hercules gleichfalls soll getödtet haben. Einige sagen: daß er sie/ mit dem Klange der Schellen/ die Vulcanus aus Kupffer gemacht/ und die Minerva ihme gegeben hatte/ aus Arcadien verjagt habe. Diese Vögel achten Einige für die Harpyen. Hierauf gieng Hercules/ und holte/ wie ihm befohlen war/ den Stier/ welchen Neptunus dahin gesandt hatte/ das Land zu verderben; und brachte ihn dem Eurystheus: allein/ weil er heilig und geweyhet war; ließ ihn Hercules wiederum lauffen. Dieser verderbte hernach alles Land um Marathon/ und ward vom Theseus gefangen/ und/ wie wir oben erzehlt haben/ der Diana/ oder dem Apollo aufgeopffert. Vors achte/ holte oder tödete er die Pferde des Thracischen Königs Diomedes/ der ein Sohn Martis/ und der Cyrenen/ nicht aber Diomedes/ des Sohns Tydeus und Deiphiles von Argos/ so mit vor Troja/ war: als von welchem wir/ im 14. Buch/ handeln werden: Sondern der aus Thracien/ wie die Historien oder Fabeln melden/ und unglaublich grausam war: welches ihme doch nichts halff oder nutzete. Er hatte vier sehr grimmige Pferde/ Podargus/ Lampon/ Xanthus und Dinus/ die aus dem Mund/ und der Nase Feuer schnaubten/ und von ihm mit Menschen-Fleisch gefüttert wurden: dahero sie manchen armen Fremdling zu zermalmen/ und verschlingen bekamen/ also daß sie solches ungewöhnlichen blutigen Futters/ wider ihre Natur/ gewohnten. Endlich fiel diesem Bößwicht/ dem Diomedes/ auch in die Hände ein edler/ schön und sehr angenehmer Jüngling/ welchen Philostratus/[Spaltenumbruch] Abderus/ andere aber Abderius nennen/ der vom Hercules sehr geliebt war/ und wurde/ wie viel andere/ auch diesen Pferden vorgeworffen. Gestaltsam Hercules eben darzu kam/ als desselben Leichnam albereits halb gefressen war. Darauf ergriff er erstlich den unmenschlichen Tyrannen/ zwunge ihn desselben Blut zu trincken/ warff ihn endlich seinen eigenem Pferden/ zu zerreissen und zu fressen/ vor/ und brachte/ nachdem sie ihn gefressen/ auch diese grausame Thiere mit seiner Keulen um. Wiewol Einige wollen/ er habe sie dem Eurystheus zugebracht. Philostratus/ in der Beschreibung des Abderi Grabs/ machet aus diesen Pferden Stutten/ und zeuget/ daß nachdem eine von dem Hercules getroffen worden/ sie stracks darnieder zur Erden gefallen. Schauet! die andere (sagt er) reget sich annoch! diese bemühet sich wieder aufzustehen! sie sind sehr grausam/ mit ihren groben Mähnen und klauigten oder scharff-hufigten Füssen/ mit Haaren bis an die Hörner bedeckt/ und so grausam/ wild und wüste/ daß sie schändlicher nicht seyn könten. Auf der andern Seiten siehet man ihre Krippe/ mit Menschen Gliedern und Beinen angefüllt/ dann dieses war das Futter seiner Pferde. Allein dieser unbarmhertzige Pferdemann/ der doch seine wilde Pferde an Blutdurstigkeit noch übertrifft/ liget alhier gleichfalls darnieder gefällt. Und ist darvor zu halten/ daß dieser Handel dem Hercules schwerer/ als alle andere/ gefallen sey/ theils wegen der Liebe/ die ihm dieses zu wagen angetrieben/ theils wegen der Sachen Schwerigkeit an ihr selbst/ als deren Vollbringung und Gefahr gewislich nicht klein waren. Dann sehet dort trägt er den entleibten Abderus/ der allbereit auf die Hälffte zerrissen/ und den grausamen Bestien durch den Rachen hinunter gegangen/ auch noch zärter und jünger als Iphitus war: welches gnugsam erhellet an dem schönen allda auf der Löwenhaut ausgestreckt ligendem überbliebenem Leichnam. Was vor eine Menge Thränen müssen sie anderwerts verursachet haben! Einige legen dieses geschichtweis aus: daß nemlich Diomedes der erste gewest/ der Pferde gehalten/ und solche Lust daran gehabt/ daß er alles sein Gut darüber verzehrt habe: dann er alles sein ererbtes Gut verkaufft/ und durch Pferde-einhandelen verthan hatte: Weswegen er/ von seinen Befreundten oder Erbnehmen/ genannt wurde Antropophagos oder der Menschenfresser. Andere geben auf diese Philostratische Stutten diese Auslegung: nemlich/ daß es gewesen vier Töchter des Königs von Thracien/ die berüchtigsten Buhlerinnen/ so je zu finden gewesen: welche/ mit artig/ geschwinden und lieblichen Reden die vorbeyreisende Fremdlinge/ so vermöglich gewesen/ gelockt und an sich gezogen/ sie auch dermassen in ihre Klauen zu fassen gewust/ daß sie/ wie man zu sagen pfleget/ ihre Federn lassen müssen/ und bis auf die Beine abgenaget worden seyn. Daher dann/ aus dem unersättlichem Rachen dieser unkeuschen Mann- und Blut-Verderberinnen/ das Sprichwort Διομηδεία ἀναγκη, von den Poeten erdacht seyn soll. Zum neundten befehligte ihn Eurystheus zu holen den Gürtel der Königin der Amazonen Hippolyte/ welcher überaus herrlich war. Also reiste er in

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[[Metamorphosis, S. 107]/0283] endlich Hercules auch/ nach viel und langem Verfolgen/ in einem dicken Buschwalde/ darinnen es sich/ im tieffen Schnee/ der damal sehr hoch lag/ gantz ermüdet hatte; band es fest/ und brachte es dem Eurystheus. Augias/ der König von Elis/ hatte einen grossen Kühstall von dreytausend Stücken Hornviehs/ der mit Mist durchaus angefüllt war; dahin befahl Eurystheus dem Hercules zu gehen/ und selbigen auszumisten/ und in einem Tage gantz zu säubern. Als er nun dahin kommen/ wettete Augias mit ihm/ den zehenden Theil seines Hornviehes ihm zu geben/ wann er seinen Stall/ innerhalb zweyen Tagen/ könte ausmisten und reinigen. Hercules gieng hin/ und führte einen Bach/ geleitet aus dem Fluß Alpheus/ darein/ wormit er seine Arbeit bald zu Ende brachte. Weil aber Augias ihm seinen Lohn vorenthielte/ und verweigerte; tödtete ihn Hercules/ mit seinen Pfeilen/ und gab dem Phyleus die Kron und Besitzung des Reichs/ weil er die Unbilligkeit/ so dem Hercules von dessen Vatter angethan worden war/ für eine lasterhaffte Ubelthat erkandt hatte. Ferner verordnete Hercules die Olympische Spiele/ und weyhete sie dem Jupiter. Dieses ietzt-erzehlte Werck wolte Eurystheus unter die Zwölffe/ die er ihme zu thun schuldig war/ nicht gerechnet wissen/ aus Ursach/ dieweil er daran die Arbeit eines Taglöhners verrichtet hatte. Zum sechsten/ muste er gehen/ und tödten eine Art Vögel/ die von fernen vor sich hinaus schossen/ wie die Wurffspiesse: diese enthielten sich am Arcadischen See-Pfuhl (oder/ wie andere wollen) an dem Fluß Stymphalus/ und wurden genannnt Stymphalides/ welche Hercules gleichfalls soll getödtet haben. Einige sagen: daß er sie/ mit dem Klange der Schellen/ die Vulcanus aus Kupffer gemacht/ und die Minerva ihme gegeben hatte/ aus Arcadien verjagt habe. Diese Vögel achten Einige für die Harpyen. Hierauf gieng Hercules/ und holte/ wie ihm befohlen war/ den Stier/ welchen Neptunus dahin gesandt hatte/ das Land zu verderben; und brachte ihn dem Eurystheus: allein/ weil er heilig und geweyhet war; ließ ihn Hercules wiederum lauffen. Dieser verderbte hernach alles Land um Marathon/ und ward vom Theseus gefangen/ und/ wie wir oben erzehlt haben/ der Diana/ oder dem Apollo aufgeopffert. Vors achte/ holte oder tödete er die Pferde des Thracischen Königs Diomedes/ der ein Sohn Martis/ und der Cyrenen/ nicht aber Diomedes/ des Sohns Tydeus und Deiphiles von Argos/ so mit vor Troja/ war: als von welchem wir/ im 14. Buch/ handeln werden: Sondern der aus Thracien/ wie die Historien oder Fabeln melden/ und unglaublich grausam war: welches ihme doch nichts halff oder nutzete. Er hatte vier sehr grimmige Pferde/ Podargus/ Lampon/ Xanthus und Dinus/ die aus dem Mund/ und der Nase Feuer schnaubten/ und von ihm mit Menschen-Fleisch gefüttert wurden: dahero sie manchen armen Fremdling zu zermalmen/ und verschlingen bekamen/ also daß sie solches ungewöhnlichen blutigen Futters/ wider ihre Natur/ gewohnten. Endlich fiel diesem Bößwicht/ dem Diomedes/ auch in die Hände ein edler/ schön und sehr angenehmer Jüngling/ welchen Philostratus/ Abderus/ andere aber Abderius nennen/ der vom Hercules sehr geliebt war/ und wurde/ wie viel andere/ auch diesen Pferden vorgeworffen. Gestaltsam Hercules eben darzu kam/ als desselben Leichnam albereits halb gefressen war. Darauf ergriff er erstlich den unmenschlichen Tyrannen/ zwunge ihn desselben Blut zu trincken/ warff ihn endlich seinen eigenem Pferden/ zu zerreissen und zu fressen/ vor/ und brachte/ nachdem sie ihn gefressen/ auch diese grausame Thiere mit seiner Keulen um. Wiewol Einige wollen/ er habe sie dem Eurystheus zugebracht. Philostratus/ in der Beschreibung des Abderi Grabs/ machet aus diesen Pferden Stutten/ und zeuget/ daß nachdem eine von dem Hercules getroffen worden/ sie stracks darnieder zur Erden gefallen. Schauet! die andere (sagt er) reget sich annoch! diese bemühet sich wieder aufzustehen! sie sind sehr grausam/ mit ihren groben Mähnen und klauigten oder scharff-hufigten Füssen/ mit Haaren bis an die Hörner bedeckt/ und so grausam/ wild und wüste/ daß sie schändlicher nicht seyn könten. Auf der andern Seiten siehet man ihre Krippe/ mit Menschen Gliedern und Beinen angefüllt/ dann dieses war das Futter seiner Pferde. Allein dieser unbarmhertzige Pferdemann/ der doch seine wilde Pferde an Blutdurstigkeit noch übertrifft/ liget alhier gleichfalls darnieder gefällt. Und ist darvor zu halten/ daß dieser Handel dem Hercules schwerer/ als alle andere/ gefallen sey/ theils wegen der Liebe/ die ihm dieses zu wagen angetrieben/ theils wegen der Sachen Schwerigkeit an ihr selbst/ als deren Vollbringung und Gefahr gewislich nicht klein waren. Dann sehet dort trägt er den entleibten Abderus/ der allbereit auf die Hälffte zerrissen/ und den grausamen Bestien durch den Rachen hinunter gegangen/ auch noch zärter und jünger als Iphitus war: welches gnugsam erhellet an dem schönen allda auf der Löwenhaut ausgestreckt ligendem überbliebenem Leichnam. Was vor eine Menge Thränen müssen sie anderwerts verursachet haben! Einige legen dieses geschichtweis aus: daß nemlich Diomedes der erste gewest/ der Pferde gehalten/ und solche Lust daran gehabt/ daß er alles sein Gut darüber verzehrt habe: dann er alles sein ererbtes Gut verkaufft/ und durch Pferde-einhandelen verthan hatte: Weswegen er/ von seinen Befreundten oder Erbnehmen/ genannt wurde Antropophagos oder der Menschenfresser. Andere geben auf diese Philostratische Stutten diese Auslegung: nemlich/ daß es gewesen vier Töchter des Königs von Thracien/ die berüchtigsten Buhlerinnen/ so je zu finden gewesen: welche/ mit artig/ geschwinden und lieblichen Reden die vorbeyreisende Fremdlinge/ so vermöglich gewesen/ gelockt und an sich gezogen/ sie auch dermassen in ihre Klauen zu fassen gewust/ daß sie/ wie man zu sagen pfleget/ ihre Federn lassen müssen/ und bis auf die Beine abgenaget worden seyn. Daher dann/ aus dem unersättlichem Rachen dieser unkeuschen Mann- und Blut-Verderberinnen/ das Sprichwort Διομηδεία ἀναγκη, von den Poeten erdacht seyn soll. Zum neundten befehligte ihn Eurystheus zu holen den Gürtel der Königin der Amazonen Hippolyte/ welcher überaus herrlich war. Also reiste er in

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 107]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/283>, abgerufen am 22.11.2024.