Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] und ihren Groß-vatter Numitor/ mit Hülffe vieler Hirten und Bauern wiederum ins Albanische Reich gesetzt haben. Diese zween Brüder haben/ mit ihrem Anhange/ eine eigne Stadt gebaut/ und zwar an eben dem Orte/ allda sie Faustulus auferzogen hatte/ so nemlich auf dem Berg Palatinus geschehen. Die Stadt/ so nach dem Romulus/ Rom ward genannt/ ist von ihrem kleinem Anfange so groß worden/ daß sie nachmals der Welt übrig gnug bekannt worden/ und wann man nur sie/ mit dem gemeinem Namen/ die Stadt nannte/ iederman gleich/ welche damit gemeint wäre/ begreiffen kunte: und bedeutete solches so viel/ als daß sie eine Stadt aller andern Städte geheissen zu werden/ würdig wäre. Zumalen sie/ ohngefehr innerhalb 500. Jahren/ gantz Italien/ und in 200. hernach/ schier die gantze Welt unter ihren Gehorsam bracht/ durch gute Gesetze/ Weisheit/ Eintracht/ Mässigkeit/ Standhafftigkeit/ Fleiß und wehrhafte Fäuste/ die/ wie sie sagten/ viel/ oder wol gar alles zu thun vermöchten. Gestaltsam sie denn gemeiniglich dis Sprichwort in Hertzen und Munde führten: Es ist besser ehrlich sterben/ dann in Schande leben! Unser Poet erwähnt des Griechen Diomedes/ der vom Turnus zu Hülff geruffen ward; sich aber Vom Diomedes. darmit entschuldigte/ daß er kein tüchtig Volck hätte. Dieser Diomedes/ ein Sohn des Tydeus und der Deiphila/ so in dem Kriege vor Troja die Venus in die Hand/ und den Mars in den Bauch verwundt/ war bey der Venus in grossen Ungnaden/ so daß sie der AEgiale/ seiner Gemahlin/ mit ihrem Liebes-Feuer grosse Quaal anthate/ und in Liebe gegen den Jüngling Cometus entzündete. Daher Diomedes von Troja nach Argos zu Haus kommend/ und das Spiel so gar verändert findend/ nit rahtsam befande/ allda zu bleiben/sondern/ zur Versicherung Geschichtliche Erklärung auf den Diomedes. seines Lebens in Italien/ in die Ecken Apuliens/ damals/ nach ihrem Beherrscher Daunus/ Dauneen genannt/ überkam. Nachdem er/ von gedachtem Daunus/ als der/ eben zu selber Zeit/ von seinen Feinden belagert war/ und von seiner Tapfferkeit gehört hatte/ ihn um Hülffe ersuchen lassen: worfür er ihm/ zur Recompens/ einen Theil von seinem Reich einzugeben versprochen/ so dann auch/ nach Uberwindung des Feindes/ wobey des Diomedes Klugheit insonderheit viel gethan/ geschahe. Also bauete Diomedes eine Stadt/ allda er möchte Hof halten/ mit Namen Argyrippa/ heute zu Tage Benevent geheissen. Wiewol Daunus ihm anfänglich nichts/ dann den Raub der Feinde gab: Dann es auf den Ausspruch des Althänus/ Diomedis Bastart Brudern gestellet ward/ ob er den Raub/ oder das Land/ so sie dem Feinde abgenommen hatten/ haben solte? Allein Althänus verliebt auf Evippe/ des Daunus Tochter/ sprach dem Diomedes anders nichts zu/ als den Raub: In welchem Handel die Venus eine Mitwirckerin war. Hierauf wurde dieses Land/ auf des Diomedes Gebet/unfruchtbar/ und starb fast alles Vieh und Thiere weg. Daunus/ durch das Oracul/ die Ursach verstehend/ befriedigte den Diomedes: wiewol er ihm nachgehens nichts desto weniger aufgepast und getödet hat: weswegen die Mitgesellen des Diomedes/ so ihm aus Griechen- Land[Spaltenumbruch] Diomedes Knechte in Vögel verwandelt. dahin nachgefolgt waren/ vor Traurigkeit/ in Schwanen/ so man hernach deswegen Diomedische Vögel genannt/ sollen verwandelt worden seyn. Andere sprechen/ wie auch unser Poet/ in eine Art-Vögel/ Lehrliche Auslegung/ vom Diomedes und den Seinigen die denen Schwanen sehr gleich wären. Einige meinen/ es wären Reiger gewesen/ deren man allda bey Diomedea/ der von Diomedes gebauten Stadt/ viel fände. Seine Stadt Agyrippa wurde nachmals Apulis genennet/ worvon das Land noch diese Stunde den Namen hat.

Allhier müssen wir nun suchen/ eine verständliche Erklärung hierüber zu geben. Da dann/ an dem Diomedes/ der von der Venus gestrafft ward/ dieweil er sie vor Troja in die Hand verwundt hatte/ zu mercken/ was für eine grosse Sünde es sey/ der göttlichen Liebe zu widerstreben und ihr Gewalt anzuthun. Daß seine Reise-Gesellen in Vögel verwandelt worden/ zeuget an/ daß/ wann einer in Noht und Unglück geräht/ die so vorher seine Freunde gewesen/ Flügel bekommen/ und von ihm weg fliegen. Wiewol unser Poet dieses anders erzehlet/ indem er saget/ daß sie/ weil ihnen die Venus so viel Ubels zugefügt/ dieselben gelästert/ und/ um der Lästerung willen/ in solche Vögel verwandelt worden/ die den Schwanen gleich gewesen. Welches wiederum andeutet/ was für ein greuliches Ubel die Gottslästerung sey/ und wie ungerecht die Menschen seyn/ die mit ihrer Ungedult die Götter reitzen: Da sie doch alles in Demut/Gedult/ und mit Danckbarkeit/ von Gott dem allmächtigen/ annehmen und empfangen solten. Dann man sonsten unbeständig/ unmächtig/ zweiffelhafftig und leichtfertig in den Gedancken und Gemühte zu werden pfleget/ und denen in der Lufft umherschweiffenden Vögeln nicht ungleich Auslegung auf den ungeschickten Hirten Apulus/ der in einen wilden Oehlbaum verwandelt ist. ist. Der ungeschickte Hirte Apulus/ in einen wilden Oliven-Baum verwandelt/ weil er die tantzende Nymphen qvälte und ihrer spottete/ auch also verwandelt anders nichts/ dann bittere Früchte brachte/ bezeichnet/ daß ein untüchtig-schnöder Mensch/ ob er gleichan Land/ Stande/ oder Kleidern verändert/ dannoch bleibe/ wer er ist/ und seine böse eingewurtzelte Sitten nicht verändere/ Auslegung auf des AEneas Schiffe in See-Nymphen verwandelt. Die durch den Turnus verbrandte/ und von der Göttin Cybele/ in Meer-Göttinnen verwandelte Schiffe des AEneas dienen zur Lehre/daß/ ob wol der Tod die Leiber derjenigen verderbet/ die vortrefflich gewesen in aller Frömmigkeit/ tugendlichen und ehrlichen Wercken/und/ durch viel Streit und Arbeit/ mit diesen gebrechlichen Gefässern/ oder Schiffen der sterblichen Leiber/ in den Hafen eines ruhigen Gemühts kommen/ selbige dennoch in unsterbliche Seegöttinnen verwandelt werden. Das ist: Es bleibet ihr Gerücht von herrlichem Ansehen und Wesen im Meere dieser Welt noch unsterb- und in steter Blühe: Welches gutes Gerücht andere aufwecket/ und ihnen die Hand reichet/ damit auch sie ehrlich und tugendlich Leben/ und zu dem ruhigem Hafen seeliglich gelangen mögen. Eine AEneas Himmelfahrt erklärt. gleichmässige Meinung hat auch die Fabel vom AEneas/ der bey den Göttern hoch aufgenommen ward/ nachdem er den Turnus überwunden hatte. Dann die/ so gottsfürchtig/ gegen die Eltern wolthätig

[Spaltenumbruch] und ihren Groß-vatter Numitor/ mit Hülffe vieler Hirten und Bauern wiederum ins Albanische Reich gesetzt haben. Diese zween Brüder haben/ mit ihrem Anhange/ eine eigne Stadt gebaut/ und zwar an eben dem Orte/ allda sie Faustulus auferzogen hatte/ so nemlich auf dem Berg Palatinus geschehen. Die Stadt/ so nach dem Romulus/ Rom ward genannt/ ist von ihrem kleinem Anfange so groß worden/ daß sie nachmals der Welt übrig gnug bekannt worden/ und wann man nur sie/ mit dem gemeinem Namen/ die Stadt nannte/ iederman gleich/ welche damit gemeint wäre/ begreiffen kunte: und bedeutete solches so viel/ als daß sie eine Stadt aller andern Städte geheissen zu werden/ würdig wäre. Zumalen sie/ ohngefehr innerhalb 500. Jahren/ gantz Italien/ und in 200. hernach/ schier die gantze Welt unter ihren Gehorsam bracht/ durch gute Gesetze/ Weisheit/ Eintracht/ Mässigkeit/ Standhafftigkeit/ Fleiß und wehrhafte Fäuste/ die/ wie sie sagten/ viel/ oder wol gar alles zu thun vermöchten. Gestaltsam sie denn gemeiniglich dis Sprichwort in Hertzen und Munde führten: Es ist besser ehrlich sterben/ dann in Schande leben! Unser Poet erwähnt des Griechen Diomedes/ der vom Turnus zu Hülff geruffen ward; sich aber Vom Diomedes. darmit entschuldigte/ daß er kein tüchtig Volck hätte. Dieser Diomedes/ ein Sohn des Tydeus und der Deiphila/ so in dem Kriege vor Troja die Venus in die Hand/ und den Mars in den Bauch verwundt/ war bey der Venus in grossen Ungnaden/ so daß sie der AEgiale/ seiner Gemahlin/ mit ihrem Liebes-Feuer grosse Quaal anthate/ und in Liebe gegen den Jüngling Cometus entzündete. Daher Diomedes von Troja nach Argos zu Haus kommend/ und das Spiel so gar verändert findend/ nit rahtsam befande/ allda zu bleiben/sondern/ zur Versicherung Geschichtliche Erklärung auf den Diomedes. seines Lebens in Italien/ in die Ecken Apuliens/ damals/ nach ihrem Beherrscher Daunus/ Dauneen genannt/ überkam. Nachdem er/ von gedachtem Daunus/ als der/ eben zu selber Zeit/ von seinen Feinden belagert war/ und von seiner Tapfferkeit gehört hatte/ ihn um Hülffe ersuchen lassen: worfür er ihm/ zur Recompens/ einen Theil von seinem Reich einzugeben versprochen/ so dann auch/ nach Uberwindung des Feindes/ wobey des Diomedes Klugheit insonderheit viel gethan/ geschahe. Also bauete Diomedes eine Stadt/ allda er möchte Hof halten/ mit Namen Argyrippa/ heute zu Tage Benevent geheissen. Wiewol Daunus ihm anfänglich nichts/ dann den Raub der Feinde gab: Dann es auf den Ausspruch des Althänus/ Diomedis Bastart Brudern gestellet ward/ ob er den Raub/ oder das Land/ so sie dem Feinde abgenommen hatten/ haben solte? Allein Althänus verliebt auf Evippe/ des Daunus Tochter/ sprach dem Diomedes anders nichts zu/ als den Raub: In welchem Handel die Venus eine Mitwirckerin war. Hierauf wurde dieses Land/ auf des Diomedes Gebet/unfruchtbar/ und starb fast alles Vieh und Thiere weg. Daunus/ durch das Oracul/ die Ursach verstehend/ befriedigte den Diomedes: wiewol er ihm nachgehens nichts desto weniger aufgepast und getödet hat: weswegen die Mitgesellen des Diomedes/ so ihm aus Griechen- Land[Spaltenumbruch] Diomedes Knechte in Vögel verwandelt. dahin nachgefolgt waren/ vor Traurigkeit/ in Schwanen/ so man hernach deswegen Diomedische Vögel genannt/ sollen verwandelt worden seyn. Andere sprechen/ wie auch unser Poet/ in eine Art-Vögel/ Lehrliche Auslegung/ vom Diomedes und den Seinigen die denen Schwanen sehr gleich wären. Einige meinen/ es wären Reiger gewesen/ deren man allda bey Diomedea/ der von Diomedes gebauten Stadt/ viel fände. Seine Stadt Agyrippa wurde nachmals Apulis genennet/ worvon das Land noch diese Stunde den Namen hat.

Allhier müssen wir nun suchen/ eine verständliche Erklärung hierüber zu geben. Da dann/ an dem Diomedes/ der von der Venus gestrafft ward/ dieweil er sie vor Troja in die Hand verwundt hatte/ zu mercken/ was für eine grosse Sünde es sey/ der göttlichen Liebe zu widerstreben und ihr Gewalt anzuthun. Daß seine Reise-Gesellen in Vögel verwandelt worden/ zeuget an/ daß/ wann einer in Noht und Unglück geräht/ die so vorher seine Freunde gewesen/ Flügel bekommen/ und von ihm weg fliegen. Wiewol unser Poet dieses anders erzehlet/ indem er saget/ daß sie/ weil ihnen die Venus so viel Ubels zugefügt/ dieselben gelästert/ und/ um der Lästerung willen/ in solche Vögel verwandelt worden/ die den Schwanen gleich gewesen. Welches wiederum andeutet/ was für ein greuliches Ubel die Gottslästerung sey/ und wie ungerecht die Menschen seyn/ die mit ihrer Ungedult die Götter reitzen: Da sie doch alles in Demut/Gedult/ und mit Danckbarkeit/ von Gott dem allmächtigen/ annehmen und empfangen solten. Dann man sonsten unbeständig/ unmächtig/ zweiffelhafftig und leichtfertig in den Gedancken und Gemühte zu werden pfleget/ und denen in der Lufft umherschweiffenden Vögeln nicht ungleich Auslegung auf den ungeschickten Hirten Apulus/ der in einen wilden Oehlbaum verwandelt ist. ist. Der ungeschickte Hirte Apulus/ in einen wilden Oliven-Baum verwandelt/ weil er die tantzende Nymphen qvälte und ihrer spottete/ auch also verwandelt anders nichts/ dann bittere Früchte brachte/ bezeichnet/ daß ein untüchtig-schnöder Mensch/ ob er gleichan Land/ Stande/ oder Kleidern verändert/ dannoch bleibe/ wer er ist/ und seine böse eingewurtzelte Sitten nicht verändere/ Auslegung auf des AEneas Schiffe in See-Nymphen verwandelt. Die durch den Turnus verbrandte/ und von der Göttin Cybele/ in Meer-Göttinnen verwandelte Schiffe des AEneas dienen zur Lehre/daß/ ob wol der Tod die Leiber derjenigen verderbet/ die vortrefflich gewesen in aller Frömmigkeit/ tugendlichen und ehrlichen Wercken/und/ durch viel Streit und Arbeit/ mit diesen gebrechlichen Gefässern/ oder Schiffen der sterblichen Leiber/ in den Hafen eines ruhigen Gemühts kommen/ selbige dennoch in unsterbliche Seegöttinnen verwandelt werden. Das ist: Es bleibet ihr Gerücht von herrlichem Ansehen und Wesen im Meere dieser Welt noch unsterb- und in steter Blühe: Welches gutes Gerücht andere aufwecket/ und ihnen die Hand reichet/ damit auch sie ehrlich und tugendlich Leben/ und zu dem ruhigem Hafen seeliglich gelangen mögen. Eine AEneas Himmelfahrt erklärt. gleichmässige Meinung hat auch die Fabel vom AEneas/ der bey den Göttern hoch aufgenommen ward/ nachdem er den Turnus überwunden hatte. Dann die/ so gottsfürchtig/ gegen die Eltern wolthätig

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0335" xml:id="pb-1282" n="[Metamorphosis, S. 159]"/><cb/>
und ihren Groß-vatter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-552">Numitor</persName>/ mit Hülffe vieler Hirten und Bauern wiederum ins Albanische Reich gesetzt haben. Diese zween Brüder haben/ mit ihrem Anhange/ eine eigne Stadt gebaut/ und zwar an eben dem Orte/ allda sie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-604">Faustulus</persName> auferzogen hatte/ so nemlich auf dem Berg <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-262 http://www.geonames.org/3171655/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=3000935">Palatinus</placeName> geschehen. Die Stadt/ so nach dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-548 http://d-nb.info/gnd/118749617 http://viaf.org/viaf/89106867">Romulus</persName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> ward genannt/ ist von ihrem kleinem Anfange so groß worden/ daß sie nachmals der Welt übrig gnug bekannt worden/ und wann man nur sie/ mit dem gemeinem Namen/ die Stadt nannte/ iederman gleich/ welche damit gemeint wäre/ begreiffen kunte: und bedeutete solches so viel/ als daß sie eine Stadt aller andern Städte geheissen zu werden/ würdig wäre. Zumalen sie/ ohngefehr innerhalb 500. Jahren/ gantz <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ und in 200. hernach/ schier die gantze Welt unter ihren Gehorsam bracht/ durch gute Gesetze/ Weisheit/ Eintracht/ Mässigkeit/ Standhafftigkeit/ Fleiß und wehrhafte Fäuste/ die/ wie sie sagten/ viel/ oder wol gar alles zu thun vermöchten. Gestaltsam sie denn gemeiniglich dis Sprichwort in Hertzen und Munde führten: Es ist besser ehrlich sterben/ dann in Schande leben! Unser Poet erwähnt des Griechen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>/ der vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Turnus</persName> zu Hülff geruffen ward; sich aber <note place="right">Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>.</note> darmit entschuldigte/ daß er kein tüchtig Volck hätte. Dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>/ ein Sohn des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1520">Tydeus</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3578">Deiphila</persName>/ so in dem Kriege vor <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> in die Hand/ und den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName> in den Bauch verwundt/ war bey der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> in grossen Ungnaden/ so daß sie der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3972"><hi rendition="#aq">AE</hi>giale</persName>/ seiner Gemahlin/ mit ihrem Liebes-Feuer grosse Quaal anthate/ und in Liebe gegen den Jüngling <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3997">Cometus</persName> entzündete. Daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName> nach <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-200 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010720">Argos</placeName> zu Haus kommend/ und das Spiel so gar verändert findend/ nit rahtsam befande/ allda zu bleiben/sondern/ zur Versicherung <note place="right">Geschichtliche Erklärung auf den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>.</note> seines Lebens in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName>/ in die Ecken <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-5 http://www.geonames.org/3169778/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010380">Apuliens</placeName>/ damals/ nach ihrem Beherrscher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3973">Daunus</persName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-5 http://www.geonames.org/3169778/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010380">Dauneen</placeName> genannt/ überkam. Nachdem er/ von gedachtem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3973">Daunus</persName>/ als der/ eben zu selber Zeit/ von seinen Feinden belagert war/ und von seiner Tapfferkeit gehört hatte/ ihn um Hülffe ersuchen lassen: worfür er ihm/ zur Recompens/ einen Theil von seinem Reich einzugeben versprochen/ so dann auch/ nach Uberwindung des Feindes/ wobey des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> Klugheit insonderheit viel gethan/ geschahe. Also bauete <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> eine Stadt/ allda er möchte Hof halten/ mit Namen <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-591 http://www.geonames.org/3182179/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004393">Argyrippa</placeName>/ heute zu Tage <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-591 http://www.geonames.org/3182179/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004393">Benevent</placeName></hi> geheissen. Wiewol <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3973">Daunus</persName> ihm anfänglich nichts/ dann den Raub der Feinde gab: Dann es auf den Ausspruch des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3975">Althänus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3975">Diomedis Bastart Brudern</persName> gestellet ward/ ob er den Raub/ oder das Land/ so sie dem Feinde abgenommen hatten/ haben solte? Allein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3975">Althänus</persName> verliebt auf <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3974">Evippe</persName>/ des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3973">Daunus</persName> Tochter/ sprach dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> anders nichts zu/ als den Raub: In welchem Handel die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> eine Mitwirckerin war. Hierauf wurde dieses Land/ auf des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> Gebet/unfruchtbar/ und starb fast alles Vieh und Thiere weg. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3973">Daunus</persName>/ durch das Oracul/ die Ursach verstehend/ befriedigte den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>: wiewol er ihm nachgehens nichts desto weniger aufgepast und getödet hat: weswegen die Mitgesellen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>/ so ihm aus <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-336 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000074">Griechen- Land</placeName><cb/>
<note place="right">Diomedes Knechte in Vögel verwandelt.</note> dahin nachgefolgt waren/ vor Traurigkeit/ in Schwanen/ so man hernach deswegen Diomedische Vögel genannt/ sollen verwandelt worden seyn. Andere sprechen/ wie auch unser Poet/ in eine Art-Vögel/ <note place="right">Lehrliche Auslegung/ vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> und den Seinigen</note> die denen Schwanen sehr gleich wären. Einige meinen/ es wären Reiger gewesen/ deren man allda bey <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Diomedea</placeName>/ der von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName> gebauten Stadt/ viel fände. Seine Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-591 http://www.geonames.org/3182179/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004393">Agyrippa</placeName> wurde nachmals <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-591 http://www.geonames.org/3182179/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7004393">Apulis</placeName> genennet/ worvon das Land noch diese Stunde den Namen hat.</p>
            <p>Allhier müssen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> nun suchen/ eine verständliche Erklärung hierüber zu geben. Da dann/ an dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4465 http://d-nb.info/gnd/119315238 http://viaf.org/viaf/74660488">Diomedes</persName>/ der von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> gestrafft ward/ dieweil er sie vor <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-138 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002329">Troja</placeName> in die Hand verwundt hatte/ zu mercken/ was für eine grosse Sünde es sey/ der göttlichen Liebe zu widerstreben und ihr Gewalt anzuthun. Daß seine Reise-Gesellen in Vögel verwandelt worden/ zeuget an/ daß/ wann einer in Noht und Unglück geräht/ die so vorher seine Freunde gewesen/ Flügel bekommen/ und von ihm weg fliegen. Wiewol unser Poet dieses anders erzehlet/ indem er saget/ daß sie/ weil ihnen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName> so viel Ubels zugefügt/ dieselben gelästert/ und/ um der Lästerung willen/ in solche Vögel verwandelt worden/ die den Schwanen gleich gewesen. Welches wiederum andeutet/ was für ein greuliches Ubel die Gottslästerung sey/ und wie ungerecht die Menschen seyn/ die mit ihrer Ungedult die Götter reitzen: Da sie doch alles in Demut/Gedult/ und mit Danckbarkeit/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott dem allmächtigen</persName>/ annehmen und empfangen solten. Dann man sonsten unbeständig/ unmächtig/ zweiffelhafftig und leichtfertig in den Gedancken und Gemühte zu werden pfleget/ und denen in der Lufft umherschweiffenden Vögeln nicht ungleich <note place="right">Auslegung auf den ungeschickten Hirten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Apulus</persName>/ der in einen wilden Oehlbaum verwandelt ist.</note> ist. Der ungeschickte Hirte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Apulus</persName>/ in einen wilden Oliven-Baum verwandelt/ weil er die tantzende Nymphen qvälte und ihrer spottete/ auch also verwandelt anders nichts/ dann bittere Früchte brachte/ bezeichnet/ daß ein untüchtig-schnöder Mensch/ ob er gleichan Land/ Stande/ oder Kleidern verändert/ dannoch bleibe/ wer er ist/ und seine böse eingewurtzelte Sitten nicht verändere/ <note place="right">Auslegung auf des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660"><hi rendition="#aq">AE</hi>neas</persName> Schiffe in See-Nymphen verwandelt.</note> Die durch den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3510">Turnus</persName> verbrandte/ und von der Göttin <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-492 http://d-nb.info/gnd/118640283 http://viaf.org/viaf/10639267">Cybele</persName>/ in Meer-Göttinnen verwandelte Schiffe des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660"><hi rendition="#aq">AE</hi>neas</persName> dienen zur Lehre/daß/ ob wol der Tod die Leiber derjenigen verderbet/ die vortrefflich gewesen in aller Frömmigkeit/ tugendlichen und ehrlichen Wercken/und/ durch viel Streit und Arbeit/ mit diesen gebrechlichen Gefässern/ oder Schiffen der sterblichen Leiber/ in den Hafen eines ruhigen Gemühts kommen/ selbige dennoch in unsterbliche Seegöttinnen verwandelt werden. Das ist: Es bleibet ihr Gerücht von herrlichem Ansehen und Wesen im Meere dieser Welt noch unsterb- und in steter Blühe: Welches gutes Gerücht andere aufwecket/ und ihnen die Hand reichet/ damit auch sie ehrlich und tugendlich Leben/ und zu dem ruhigem Hafen seeliglich gelangen mögen. Eine <note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660"><hi rendition="#aq">AE</hi>neas</persName> Himmelfahrt erklärt.</note> gleichmässige Meinung hat auch die Fabel vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660"><hi rendition="#aq">AE</hi>neas</persName>/ der bey den Göttern hoch aufgenommen ward/ nachdem er den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3510">Turnus</persName> überwunden hatte. Dann die/ so gottsfürchtig/ gegen die Eltern wolthätig
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 159]/0335] und ihren Groß-vatter Numitor/ mit Hülffe vieler Hirten und Bauern wiederum ins Albanische Reich gesetzt haben. Diese zween Brüder haben/ mit ihrem Anhange/ eine eigne Stadt gebaut/ und zwar an eben dem Orte/ allda sie Faustulus auferzogen hatte/ so nemlich auf dem Berg Palatinus geschehen. Die Stadt/ so nach dem Romulus/ Rom ward genannt/ ist von ihrem kleinem Anfange so groß worden/ daß sie nachmals der Welt übrig gnug bekannt worden/ und wann man nur sie/ mit dem gemeinem Namen/ die Stadt nannte/ iederman gleich/ welche damit gemeint wäre/ begreiffen kunte: und bedeutete solches so viel/ als daß sie eine Stadt aller andern Städte geheissen zu werden/ würdig wäre. Zumalen sie/ ohngefehr innerhalb 500. Jahren/ gantz Italien/ und in 200. hernach/ schier die gantze Welt unter ihren Gehorsam bracht/ durch gute Gesetze/ Weisheit/ Eintracht/ Mässigkeit/ Standhafftigkeit/ Fleiß und wehrhafte Fäuste/ die/ wie sie sagten/ viel/ oder wol gar alles zu thun vermöchten. Gestaltsam sie denn gemeiniglich dis Sprichwort in Hertzen und Munde führten: Es ist besser ehrlich sterben/ dann in Schande leben! Unser Poet erwähnt des Griechen Diomedes/ der vom Turnus zu Hülff geruffen ward; sich aber darmit entschuldigte/ daß er kein tüchtig Volck hätte. Dieser Diomedes/ ein Sohn des Tydeus und der Deiphila/ so in dem Kriege vor Troja die Venus in die Hand/ und den Mars in den Bauch verwundt/ war bey der Venus in grossen Ungnaden/ so daß sie der AEgiale/ seiner Gemahlin/ mit ihrem Liebes-Feuer grosse Quaal anthate/ und in Liebe gegen den Jüngling Cometus entzündete. Daher Diomedes von Troja nach Argos zu Haus kommend/ und das Spiel so gar verändert findend/ nit rahtsam befande/ allda zu bleiben/sondern/ zur Versicherung seines Lebens in Italien/ in die Ecken Apuliens/ damals/ nach ihrem Beherrscher Daunus/ Dauneen genannt/ überkam. Nachdem er/ von gedachtem Daunus/ als der/ eben zu selber Zeit/ von seinen Feinden belagert war/ und von seiner Tapfferkeit gehört hatte/ ihn um Hülffe ersuchen lassen: worfür er ihm/ zur Recompens/ einen Theil von seinem Reich einzugeben versprochen/ so dann auch/ nach Uberwindung des Feindes/ wobey des Diomedes Klugheit insonderheit viel gethan/ geschahe. Also bauete Diomedes eine Stadt/ allda er möchte Hof halten/ mit Namen Argyrippa/ heute zu Tage Benevent geheissen. Wiewol Daunus ihm anfänglich nichts/ dann den Raub der Feinde gab: Dann es auf den Ausspruch des Althänus/ Diomedis Bastart Brudern gestellet ward/ ob er den Raub/ oder das Land/ so sie dem Feinde abgenommen hatten/ haben solte? Allein Althänus verliebt auf Evippe/ des Daunus Tochter/ sprach dem Diomedes anders nichts zu/ als den Raub: In welchem Handel die Venus eine Mitwirckerin war. Hierauf wurde dieses Land/ auf des Diomedes Gebet/unfruchtbar/ und starb fast alles Vieh und Thiere weg. Daunus/ durch das Oracul/ die Ursach verstehend/ befriedigte den Diomedes: wiewol er ihm nachgehens nichts desto weniger aufgepast und getödet hat: weswegen die Mitgesellen des Diomedes/ so ihm aus Griechen- Land dahin nachgefolgt waren/ vor Traurigkeit/ in Schwanen/ so man hernach deswegen Diomedische Vögel genannt/ sollen verwandelt worden seyn. Andere sprechen/ wie auch unser Poet/ in eine Art-Vögel/ die denen Schwanen sehr gleich wären. Einige meinen/ es wären Reiger gewesen/ deren man allda bey Diomedea/ der von Diomedes gebauten Stadt/ viel fände. Seine Stadt Agyrippa wurde nachmals Apulis genennet/ worvon das Land noch diese Stunde den Namen hat. Vom Diomedes. Geschichtliche Erklärung auf den Diomedes. Diomedes Knechte in Vögel verwandelt. Lehrliche Auslegung/ vom Diomedes und den Seinigen Allhier müssen wir nun suchen/ eine verständliche Erklärung hierüber zu geben. Da dann/ an dem Diomedes/ der von der Venus gestrafft ward/ dieweil er sie vor Troja in die Hand verwundt hatte/ zu mercken/ was für eine grosse Sünde es sey/ der göttlichen Liebe zu widerstreben und ihr Gewalt anzuthun. Daß seine Reise-Gesellen in Vögel verwandelt worden/ zeuget an/ daß/ wann einer in Noht und Unglück geräht/ die so vorher seine Freunde gewesen/ Flügel bekommen/ und von ihm weg fliegen. Wiewol unser Poet dieses anders erzehlet/ indem er saget/ daß sie/ weil ihnen die Venus so viel Ubels zugefügt/ dieselben gelästert/ und/ um der Lästerung willen/ in solche Vögel verwandelt worden/ die den Schwanen gleich gewesen. Welches wiederum andeutet/ was für ein greuliches Ubel die Gottslästerung sey/ und wie ungerecht die Menschen seyn/ die mit ihrer Ungedult die Götter reitzen: Da sie doch alles in Demut/Gedult/ und mit Danckbarkeit/ von Gott dem allmächtigen/ annehmen und empfangen solten. Dann man sonsten unbeständig/ unmächtig/ zweiffelhafftig und leichtfertig in den Gedancken und Gemühte zu werden pfleget/ und denen in der Lufft umherschweiffenden Vögeln nicht ungleich ist. Der ungeschickte Hirte Apulus/ in einen wilden Oliven-Baum verwandelt/ weil er die tantzende Nymphen qvälte und ihrer spottete/ auch also verwandelt anders nichts/ dann bittere Früchte brachte/ bezeichnet/ daß ein untüchtig-schnöder Mensch/ ob er gleichan Land/ Stande/ oder Kleidern verändert/ dannoch bleibe/ wer er ist/ und seine böse eingewurtzelte Sitten nicht verändere/ Die durch den Turnus verbrandte/ und von der Göttin Cybele/ in Meer-Göttinnen verwandelte Schiffe des AEneas dienen zur Lehre/daß/ ob wol der Tod die Leiber derjenigen verderbet/ die vortrefflich gewesen in aller Frömmigkeit/ tugendlichen und ehrlichen Wercken/und/ durch viel Streit und Arbeit/ mit diesen gebrechlichen Gefässern/ oder Schiffen der sterblichen Leiber/ in den Hafen eines ruhigen Gemühts kommen/ selbige dennoch in unsterbliche Seegöttinnen verwandelt werden. Das ist: Es bleibet ihr Gerücht von herrlichem Ansehen und Wesen im Meere dieser Welt noch unsterb- und in steter Blühe: Welches gutes Gerücht andere aufwecket/ und ihnen die Hand reichet/ damit auch sie ehrlich und tugendlich Leben/ und zu dem ruhigem Hafen seeliglich gelangen mögen. Eine gleichmässige Meinung hat auch die Fabel vom AEneas/ der bey den Göttern hoch aufgenommen ward/ nachdem er den Turnus überwunden hatte. Dann die/ so gottsfürchtig/ gegen die Eltern wolthätig Auslegung auf den ungeschickten Hirten Apulus/ der in einen wilden Oehlbaum verwandelt ist. Auslegung auf des AEneas Schiffe in See-Nymphen verwandelt. AEneas Himmelfahrt erklärt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/335
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/335>, abgerufen am 08.05.2024.