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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] fand sich eine grosse Menge von allerhand sich daran ergötzenden Zuschauern/ welche aufs genauste beobachteten/ welcher unter ihnen die gröste Sprunge thäte/ unter denen insonderheit zween/ nach ihrem Gesinge/ im Springen/ die meiste Lust erregten. Aus welchem Gemähle dann gnugsam abzunehmen/ daß zur Zeit der Trojaner die Mahlerkunst bereits bekandt und in Würden gewest sey. Dann wo ist ein Mahler zu dieser unser Zeit/ der dieses alles solte erzehlen oder vorstellen können? Und ob man einwenden wolte/ daß dis gantze Werck nicht gemahlt/ sondern gegraben/ oder aber durch die Hitze des Feuers/ und Schmeltzwercks gebildet worden: so ist die Antwort schon fertig/ es möge geschehen seyn/ wie es wolle/ so seyn doch alle diese erzehlte Dinge ins Werck zu bringen nicht müglich gewest/ wofern nicht die Zeichen- Kunst damals albereit in grosser Vollkommenheit gestanden. Ist diese in grosser Vollkommenheit gewest; so folget ohne allen Zwang/ daß die Mahlerkunst zugleich mit geboren und in Flor gewesen/ und zwar/ wie leichtlich und vernünfftig zu mutmassen ist/ in keiner Unvollkommenheit. Vor andere Virgilii Gezeugnus von Alterthum der Mahlerey. liset man beym Virgilius im ersten Buch Aeneidos, daß Aeneas von Troja zu Carthago in einen Tempel kommen/ so der Juno zu Ehren erbauet gewest/ und allda ein Gemähld von der Trojanischen Belagerung gesehen/ auch darinnen den Priamus, Achilles, und viel andere mehr nach dem Leben/ und zwar so wol/ daß er sie eigentlich kante/ abgebildet funden. Unter anderen Streiten und Flüchten wurde er gewahr/ wie Troilus unglücklich wider den Achilles gefochten: ingleichen wie Achilles des Hectors todten Leichnam um die Trojanische Mauer geschleppt/ und selbigen um ein Stuck Goldes verkaufft hatte/ neben vielen andern Umständen mehr/ welche alle so künstlich und naturähnlich gemacht gewesen/ daß sie dem Aeneas viel Thränen aus den Augen gezogen.

[Spaltenumbruch]

Nun möchte man zwar wol einwenden/ es seyn dieses alles lauter poetische Gedichte/ und keine Historien/ auch folglich etwas zu voriger Erzehlung dienendes gewisses damit zu beweisen gantz ungnugsam. Aber gleichwie mir nicht unwissend/ daß es nur Gedichte seyn; so folgt dennoch nicht/ daß alle Umstände/ womit ein Poet seine Gedicht ausführet/erdichtet/ oder zu einigem Beweis unkräfftig seyn solten. Denn es beobachten vortreffliche Poeten gleichwol alle Dinge sehr genau: und ist also kein Zweifel/ Virgilius werde wol überlegt haben/ ob man zur Zeit der Trojaner/ und als Troja verstöhrt ward/ auch schon gemähle gefunden habe/ dann im widrigen Fall er gewißlich einer grossen Unbedachtsamkeit zu beschuldigen wäre. Wie man dann Zu welcher Zeit Homerus gelebt und geschrieben habe/ darvon sind bey den Scribenten verschiedene Meinungen eben dergleichen auch vom Homerus sagen könte. Dessen aber anitzo zu geschweigen/ so ist gleichwol zu bedencken/ daß Homerus so gar herrlich und klärlich von der Zeichen- oder Mahlerkunst nicht schreiben können/ dafern sie nicht zu seiner Zeit und auch schon vorhero offenbar und bekant gewest wäre. Ja/ er hätte nicht so weitläufftig davon schreiben mögen/ dafern sie nicht wenigstens zu seiner Zeit reichlich und hoch im Schwange und Gebrauch gewest. Zu welcher Zeit er geschrieben und gelebt habe/ darvon sind die Scribenten unterschiedlicher Meinung. Etliche unter den Griechen stehen in den Gedancken/ als ob er selbsten persönlich mit vor Troja in der Belägerung gewest/ dieweil er seines Lehrmeisters und anderer seiner Freunde Namen nennet/ die selbiger Zeit hier und dar auf Gastereyen und andern Orten mit zugegen waren. Andere wollen/ er sey hundert Jahr nach dem Untergange der Stadt Troja im Flor gewesen. Wiederum andere setzen noch funftzig Jahre bey. Aristarchus gibt vor/ daß er hundert und dreissig Jahr nach dieser Belägerung geblühet habe: Crates wil nur achtzig Jahre. Etliche machen ihn zu einem Sohn des Thelemachus, der ein Sohn

[Spaltenumbruch] fand sich eine grosse Menge von allerhand sich daran ergötzenden Zuschauern/ welche aufs genauste beobachteten/ welcher unter ihnen die gröste Sprunge thäte/ unter denen insonderheit zween/ nach ihrem Gesinge/ im Springen/ die meiste Lust erregten. Aus welchem Gemähle dann gnugsam abzunehmen/ daß zur Zeit der Trojaner die Mahlerkunst bereits bekandt und in Würden gewest sey. Dann wo ist ein Mahler zu dieser unser Zeit/ der dieses alles solte erzehlen oder vorstellen können? Und ob man einwenden wolte/ daß dis gantze Werck nicht gemahlt/ sondern gegraben/ oder aber durch die Hitze des Feuers/ und Schmeltzwercks gebildet worden: so ist die Antwort schon fertig/ es möge geschehen seyn/ wie es wolle/ so seyn doch alle diese erzehlte Dinge ins Werck zu bringen nicht müglich gewest/ wofern nicht die Zeichen- Kunst damals albereit in grosser Vollkommenheit gestanden. Ist diese in grosser Vollkommenheit gewest; so folget ohne allen Zwang/ daß die Mahlerkunst zugleich mit geboren und in Flor gewesen/ und zwar/ wie leichtlich und vernünfftig zu mutmassen ist/ in keiner Unvollkommenheit. Vor andere Virgilii Gezeugnus von Alterthum der Mahlerey. liset man beym Virgilius im ersten Buch Aeneidos, daß Aeneas von Troja zu Carthago in einen Tempel kommen/ so der Juno zu Ehren erbauet gewest/ und allda ein Gemähld von der Trojanischen Belagerung gesehen/ auch darinnen den Priamus, Achilles, und viel andere mehr nach dem Leben/ und zwar so wol/ daß er sie eigentlich kante/ abgebildet funden. Unter anderen Streiten und Flüchten wurde er gewahr/ wie Troilus unglücklich wider den Achilles gefochten: ingleichen wie Achilles des Hectors todten Leichnam um die Trojanische Mauer geschleppt/ und selbigen um ein Stuck Goldes verkaufft hatte/ neben vielen andern Umständen mehr/ welche alle so künstlich und naturähnlich gemacht gewesen/ daß sie dem Aeneas viel Thränen aus den Augen gezogen.

[Spaltenumbruch]

Nun möchte man zwar wol einwenden/ es seyn dieses alles lauter poetische Gedichte/ und keine Historien/ auch folglich etwas zu voriger Erzehlung dienendes gewisses damit zu beweisen gantz ungnugsam. Aber gleichwie mir nicht unwissend/ daß es nur Gedichte seyn; so folgt dennoch nicht/ daß alle Umstände/ womit ein Poet seine Gedicht ausführet/erdichtet/ oder zu einigem Beweis unkräfftig seyn solten. Denn es beobachten vortreffliche Poeten gleichwol alle Dinge sehr genau: und ist also kein Zweifel/ Virgilius werde wol überlegt haben/ ob man zur Zeit der Trojaner/ und als Troja verstöhrt ward/ auch schon gemähle gefunden habe/ dann im widrigen Fall er gewißlich einer grossen Unbedachtsamkeit zu beschuldigen wäre. Wie man dann Zu welcher Zeit Homerus gelebt und geschrieben habe/ darvon sind bey den Scribenten verschiedene Meinungen eben dergleichen auch vom Homerus sagen könte. Dessen aber anitzo zu geschweigen/ so ist gleichwol zu bedencken/ daß Homerus so gar herrlich und klärlich von der Zeichen- oder Mahlerkunst nicht schreiben können/ dafern sie nicht zu seiner Zeit und auch schon vorhero offenbar und bekant gewest wäre. Ja/ er hätte nicht so weitläufftig davon schreiben mögen/ dafern sie nicht wenigstens zu seiner Zeit reichlich und hoch im Schwange und Gebrauch gewest. Zu welcher Zeit er geschrieben und gelebt habe/ darvon sind die Scribenten unterschiedlicher Meinung. Etliche unter den Griechen stehen in den Gedancken/ als ob er selbsten persönlich mit vor Troja in der Belägerung gewest/ dieweil er seines Lehrmeisters und anderer seiner Freunde Namen nennet/ die selbiger Zeit hier und dar auf Gastereyen und andern Orten mit zugegen waren. Andere wollen/ er sey hundert Jahr nach dem Untergange der Stadt Troja im Flor gewesen. Wiederum andere setzen noch funftzig Jahre bey. Aristarchus gibt vor/ daß er hundert und dreissig Jahr nach dieser Belägerung geblühet habe: Crates wil nur achtzig Jahre. Etliche machen ihn zu einem Sohn des Thelemachus, der ein Sohn

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/9>, abgerufen am 16.04.2024.