Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] zu Pferde fielen und auf den Feind loßgiengen/ da es dann ein scharffes Gefecht abgab/ und unter beyden Theilen Aufruhr/ Zwietracht und Todschlag sich erhoben. Alhier eräugnete sich ein grosses Blutvergiessen/ und wurden verschiedene Handlungen und Kleidungen gesehen. Uber dis (meldet er) hatte Werck alhier der Mahler-gedichte. Vulcanus einen Waitzen-Acker gebildet/ der da dreymal gepflügt auch lucker und fett von Erd-Grunde war: Auf demselben erblickte man viel Ackerleute/ die ihre gejochte Ochsen mit denen Pflügen hin und wieder stierten. Am Ende dieses Felds kam ein Mann gegangen/ welcher sie in ihrer Arbeit erquickte mit einer frischen Kannen Weins. Man sahe auch/ indeme sie pflügten/ daß die frisch-umgepflügte Erde bräuner war/ weder die vorhin bearbeitete. Dieses alles (sagte er) war ein Werck/ so wol würdig zu sehen. An einem andern Orte war gemacht ein fruchtbar Feld voll gelb-ährichter Früchte/ so von denen Schnittern abgemähet wurde. Die Hauffen oder Mandeln lagen dichte aufeinander/ in der Mitte des vordern Theils/ da sahe man Einige so die Garben banden/ und Knechte so die Mandeln aufhäufften. Dort erblickte man den Herrn des Ackers/ welcher in der Hand einen Stab hielte/ und sich zu erfreuen schiene. Etliche waren/ zu Folge ihres empfangenen Befehls/ beschäfftigt unter den grünen Eichen die Malzeit zu bereiten/ da sie einen von den fettsten Ochsen zum Opffer geschlachtet/ worbey sie sich gar unmüssig erzeigten: die Hausmütter brachten den Werck- und Arbeits-Leuten zum Mittagmahl Speiß und Brot/ mit sehr feinem weissen Mehl bestreuet. Ferner hatte Vulcanus in seinem göttlichen Wercke gemacht einen Weinberg/ worinnen die Reben voller Trauben/ die von Bläue schwartz waren/ hingen/ diesen Weinberg hatte er umfangen mit einem Graben/ welcher den Häckern/ zum Ein- und Ausgange nur einen Weg übrig ließ. Hier sahe man/ durch Knechte und Mägde/ die liebliche Früchte/ in geflochtenen [Spaltenumbruch] weissen Körben tragen. Mitten unter diesen spielte ein junger Knabe/ auf der Harffen und sang sehr lieblich ein artig Liedlein drein: da immittels die andern den Tact hielten/ frölich mit den Händen klappten und darnach tantzeten. Dann hatte er gemahlt eine Heerd fette Ochsen/ mit grossen Hörnern/ welche brüllend aus dem Stall in die Weide giengen/ und zwar an einem schnell-lauffenden Strom/ dessen Ufer dick mit Rohr bewachsen war. Dieser Heerde folgten nach vier Hirten/ mit neun sehr schnell-füssigen Hunden/ dieselbe zu hüten. Auch hatten am Ende desselben zwey grausame Leuen aus der brüllenden Heerde einen Stier genommen/ der mit blöcken um Hülffe schrie/ und ob wol die zulauffende Hirten ihre Hunde anhätzten; durfften selbige doch nicht zubeissen/ aus Furcht von den Leuen (die den Stier nicht verlassende/ Blut und Eingeweide frassen) zerrissen zu werden: sondern belleten nur auf sie/ und lieffen also hin und wieder. Weiters hatte dieser knappende Künstler vorgestellt ein schönes grünes Thal/ voll weisser Schaffe/ wie auch Hürten/ Hütten und dergleichen andere Dinge Werck/ deß Daedalus bereits vor des Homerus Zeit gewesen/ in der Mahlerkunst vortrefflich erfahren. mehr. Uber dis hatte er gemahlt auf eben diese Weise/ als Daedalus ehemals in Creta gethan/ um die schöne Ariadne, eine Anzahl frischer junger Gesellen/ und schön-häriger Jungfrauen/ wie Eines dem Andern die Hand bietende auf solche Manier mit einander tanzten/ daß sie einen runden Kreiß schlossen. Der jungen Gesellen Kleidung war von feinem Gewebe/ und blinckte/ als ob sie mit Oel bestriechen wäre/ die Jungfrauen hatten lange weisse Zöpffe und auf den Häuptern allerley-färbige Blumen-kräntze. Die junge Gesellen trugen verguldete Degen/ und erwiesen sich/ gleich als ein Hafner mit den Füssen auf der Scheibe herumlaufft/ sehr leicht/ fertig und geschickt auf ihren Füssen. Bisweilen lieffen sie Paar und Paar gerad vor sich hin/ machten einen Tantz über den andern/ und mischten öffters alles unter einander: Bey diesem

[Spaltenumbruch] zu Pferde fielen und auf den Feind loßgiengen/ da es dann ein scharffes Gefecht abgab/ und unter beyden Theilen Aufruhr/ Zwietracht und Todschlag sich erhoben. Alhier eräugnete sich ein grosses Blutvergiessen/ und wurden verschiedene Handlungen und Kleidungen gesehen. Uber dis (meldet er) hatte Werck alhier der Mahler-gedichte. Vulcanus einen Waitzen-Acker gebildet/ der da dreymal gepflügt auch lucker und fett von Erd-Grunde war: Auf demselben erblickte man viel Ackerleute/ die ihre gejochte Ochsen mit denen Pflügen hin und wieder stierten. Am Ende dieses Felds kam ein Mann gegangen/ welcher sie in ihrer Arbeit erquickte mit einer frischen Kannen Weins. Man sahe auch/ indeme sie pflügten/ daß die frisch-umgepflügte Erde bräuner war/ weder die vorhin bearbeitete. Dieses alles (sagte er) war ein Werck/ so wol würdig zu sehen. An einem andern Orte war gemacht ein fruchtbar Feld voll gelb-ährichter Früchte/ so von denen Schnittern abgemähet wurde. Die Hauffen oder Mandeln lagen dichte aufeinander/ in der Mitte des vordern Theils/ da sahe man Einige so die Garben banden/ und Knechte so die Mandeln aufhäufften. Dort erblickte man den Herrn des Ackers/ welcher in der Hand einen Stab hielte/ und sich zu erfreuen schiene. Etliche waren/ zu Folge ihres empfangenen Befehls/ beschäfftigt unter den grünen Eichen die Malzeit zu bereiten/ da sie einen von den fettsten Ochsen zum Opffer geschlachtet/ worbey sie sich gar unmüssig erzeigten: die Hausmütter brachten den Werck- und Arbeits-Leuten zum Mittagmahl Speiß und Brot/ mit sehr feinem weissen Mehl bestreuet. Ferner hatte Vulcanus in seinem göttlichen Wercke gemacht einen Weinberg/ worinnen die Reben voller Trauben/ die von Bläue schwartz waren/ hingen/ diesen Weinberg hatte er umfangen mit einem Graben/ welcher den Häckern/ zum Ein- und Ausgange nur einen Weg übrig ließ. Hier sahe man/ durch Knechte und Mägde/ die liebliche Früchte/ in geflochtenen [Spaltenumbruch] weissen Körben tragen. Mitten unter diesen spielte ein junger Knabe/ auf der Harffen und sang sehr lieblich ein artig Liedlein drein: da immittels die andern den Tact hielten/ frölich mit den Händen klappten und darnach tantzeten. Dann hatte er gemahlt eine Heerd fette Ochsen/ mit grossen Hörnern/ welche brüllend aus dem Stall in die Weide giengen/ und zwar an einem schnell-lauffenden Strom/ dessen Ufer dick mit Rohr bewachsen war. Dieser Heerde folgten nach vier Hirten/ mit neun sehr schnell-füssigen Hunden/ dieselbe zu hüten. Auch hatten am Ende desselben zwey grausame Leuen aus der brüllenden Heerde einen Stier genommen/ der mit blöcken um Hülffe schrie/ und ob wol die zulauffende Hirten ihre Hunde anhätzten; durfften selbige doch nicht zubeissen/ aus Furcht von den Leuen (die den Stier nicht verlassende/ Blut und Eingeweide frassen) zerrissen zu werden: sondern belleten nur auf sie/ und lieffen also hin und wieder. Weiters hatte dieser knappende Künstler vorgestellt ein schönes grünes Thal/ voll weisser Schaffe/ wie auch Hürten/ Hütten und dergleichen andere Dinge Werck/ deß Daedalus bereits vor des Homerus Zeit gewesen/ in der Mahlerkunst vortrefflich erfahren. mehr. Uber dis hatte er gemahlt auf eben diese Weise/ als Daedalus ehemals in Creta gethan/ um die schöne Ariadne, eine Anzahl frischer junger Gesellen/ und schön-häriger Jungfrauen/ wie Eines dem Andern die Hand bietende auf solche Manier mit einander tanzten/ daß sie einen runden Kreiß schlossen. Der jungen Gesellen Kleidung war von feinem Gewebe/ und blinckte/ als ob sie mit Oel bestriechen wäre/ die Jungfrauen hatten lange weisse Zöpffe und auf den Häuptern allerley-färbige Blumen-kräntze. Die junge Gesellen trugen verguldete Degen/ und erwiesen sich/ gleich als ein Hafner mit den Füssen auf der Scheibe herumlaufft/ sehr leicht/ fertig und geschickt auf ihren Füssen. Bisweilen lieffen sie Paar und Paar gerad vor sich hin/ machten einen Tantz über den andern/ und mischten öffters alles unter einander: Bey diesem

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0008" xml:id="pb-992" n="[III (Malerei), S. 4]"/><cb/>
zu Pferde fielen und auf den Feind loßgiengen/ da es dann ein scharffes Gefecht abgab/ und unter beyden Theilen Aufruhr/ Zwietracht und Todschlag sich erhoben. Alhier eräugnete sich ein grosses Blutvergiessen/ und wurden verschiedene Handlungen und Kleidungen gesehen. Uber dis (meldet er) hatte <note place="right">Werck alhier der Mahler-gedichte.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769"><hi rendition="#aq">Vulcanus</hi></persName> einen Waitzen-Acker gebildet/ der da dreymal gepflügt auch lucker und fett von Erd-Grunde war: Auf demselben erblickte man viel Ackerleute/ die ihre gejochte Ochsen mit denen Pflügen hin und wieder stierten. Am Ende dieses Felds kam ein Mann gegangen/ welcher sie in ihrer Arbeit erquickte mit einer frischen Kannen Weins. Man sahe auch/ indeme sie pflügten/ daß die frisch-umgepflügte Erde bräuner war/ weder die vorhin bearbeitete. Dieses alles (sagte er) war ein Werck/ so wol würdig zu sehen. An einem andern Orte war gemacht ein fruchtbar Feld voll gelb-ährichter Früchte/ so von denen Schnittern abgemähet wurde. Die Hauffen oder Mandeln lagen dichte aufeinander/ in der Mitte des vordern Theils/ da sahe man Einige so die Garben banden/ und Knechte so die Mandeln aufhäufften. Dort erblickte man den Herrn des Ackers/ welcher in der Hand einen Stab hielte/ und sich zu erfreuen schiene. Etliche waren/ zu Folge ihres empfangenen Befehls/ beschäfftigt unter den grünen Eichen die Malzeit zu bereiten/ da sie einen von den fettsten Ochsen zum Opffer geschlachtet/ worbey sie sich gar unmüssig erzeigten: die Hausmütter brachten den Werck- und Arbeits-Leuten zum Mittagmahl Speiß und Brot/ mit sehr feinem weissen Mehl bestreuet. Ferner hatte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-143 http://d-nb.info/gnd/118770462 http://viaf.org/viaf/42633769"><hi rendition="#aq">Vulcanus</hi></persName> in seinem göttlichen Wercke gemacht einen Weinberg/ worinnen die Reben voller Trauben/ die von Bläue schwartz waren/ hingen/ diesen Weinberg hatte er umfangen mit einem Graben/ welcher den Häckern/ zum Ein- und Ausgange nur einen Weg übrig ließ. Hier sahe man/ durch Knechte und Mägde/ die liebliche Früchte/ in geflochtenen <cb/>
weissen Körben tragen. Mitten unter diesen spielte ein junger Knabe/ auf der Harffen und sang sehr lieblich ein artig Liedlein drein: da immittels die andern den Tact hielten/ frölich mit den Händen klappten und darnach tantzeten. Dann hatte er gemahlt eine Heerd fette Ochsen/ mit grossen Hörnern/ welche brüllend aus dem Stall in die Weide giengen/ und zwar an einem schnell-lauffenden Strom/ dessen Ufer dick mit Rohr bewachsen war. Dieser Heerde folgten nach vier Hirten/ mit neun sehr schnell-füssigen Hunden/ dieselbe zu hüten. Auch hatten am Ende desselben zwey grausame Leuen aus der brüllenden Heerde einen Stier genommen/ der mit blöcken um Hülffe schrie/ und ob wol die zulauffende Hirten ihre Hunde anhätzten; durfften selbige doch nicht zubeissen/ aus Furcht von den Leuen (die den Stier nicht verlassende/ Blut und Eingeweide frassen) zerrissen zu werden: sondern belleten nur auf sie/ und lieffen also hin und wieder. Weiters hatte dieser knappende Künstler vorgestellt ein schönes grünes Thal/ voll weisser Schaffe/ wie auch Hürten/ Hütten und dergleichen andere Dinge <note place="right">Werck/ deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-235 http://d-nb.info/gnd/118678531 http://viaf.org/viaf/77109870"><hi rendition="#aq">Daedalus</hi></persName> bereits vor des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865"><hi rendition="#aq">Homerus</hi></persName> Zeit gewesen/ in der Mahlerkunst vortrefflich erfahren.</note> mehr. Uber dis hatte er gemahlt auf eben diese Weise/ als <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-235 http://d-nb.info/gnd/118678531 http://viaf.org/viaf/77109870"><hi rendition="#aq">Daedalus</hi></persName> ehemals in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-642 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7012056"><hi rendition="#aq">Creta</hi></placeName> gethan/ um die schöne <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-496 http://d-nb.info/gnd/118645676 http://viaf.org/viaf/50609974"><hi rendition="#aq">Ariadne</hi></persName>, eine Anzahl frischer junger Gesellen/ und schön-häriger Jungfrauen/ wie Eines dem Andern die Hand bietende auf solche Manier mit einander tanzten/ daß sie einen runden Kreiß schlossen. Der jungen Gesellen Kleidung war von feinem Gewebe/ und blinckte/ als ob sie mit Oel bestriechen wäre/ die Jungfrauen hatten lange weisse Zöpffe und auf den Häuptern allerley-färbige Blumen-kräntze. Die junge Gesellen trugen verguldete Degen/ und erwiesen sich/ gleich als ein Hafner mit den Füssen auf der Scheibe herumlaufft/ sehr leicht/ fertig und geschickt auf ihren Füssen. Bisweilen lieffen sie Paar und Paar gerad vor sich hin/ machten einen Tantz über den andern/ und mischten öffters alles unter einander: Bey diesem
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[[III (Malerei), S. 4]/0008] zu Pferde fielen und auf den Feind loßgiengen/ da es dann ein scharffes Gefecht abgab/ und unter beyden Theilen Aufruhr/ Zwietracht und Todschlag sich erhoben. Alhier eräugnete sich ein grosses Blutvergiessen/ und wurden verschiedene Handlungen und Kleidungen gesehen. Uber dis (meldet er) hatte Vulcanus einen Waitzen-Acker gebildet/ der da dreymal gepflügt auch lucker und fett von Erd-Grunde war: Auf demselben erblickte man viel Ackerleute/ die ihre gejochte Ochsen mit denen Pflügen hin und wieder stierten. Am Ende dieses Felds kam ein Mann gegangen/ welcher sie in ihrer Arbeit erquickte mit einer frischen Kannen Weins. Man sahe auch/ indeme sie pflügten/ daß die frisch-umgepflügte Erde bräuner war/ weder die vorhin bearbeitete. Dieses alles (sagte er) war ein Werck/ so wol würdig zu sehen. An einem andern Orte war gemacht ein fruchtbar Feld voll gelb-ährichter Früchte/ so von denen Schnittern abgemähet wurde. Die Hauffen oder Mandeln lagen dichte aufeinander/ in der Mitte des vordern Theils/ da sahe man Einige so die Garben banden/ und Knechte so die Mandeln aufhäufften. Dort erblickte man den Herrn des Ackers/ welcher in der Hand einen Stab hielte/ und sich zu erfreuen schiene. Etliche waren/ zu Folge ihres empfangenen Befehls/ beschäfftigt unter den grünen Eichen die Malzeit zu bereiten/ da sie einen von den fettsten Ochsen zum Opffer geschlachtet/ worbey sie sich gar unmüssig erzeigten: die Hausmütter brachten den Werck- und Arbeits-Leuten zum Mittagmahl Speiß und Brot/ mit sehr feinem weissen Mehl bestreuet. Ferner hatte Vulcanus in seinem göttlichen Wercke gemacht einen Weinberg/ worinnen die Reben voller Trauben/ die von Bläue schwartz waren/ hingen/ diesen Weinberg hatte er umfangen mit einem Graben/ welcher den Häckern/ zum Ein- und Ausgange nur einen Weg übrig ließ. Hier sahe man/ durch Knechte und Mägde/ die liebliche Früchte/ in geflochtenen weissen Körben tragen. Mitten unter diesen spielte ein junger Knabe/ auf der Harffen und sang sehr lieblich ein artig Liedlein drein: da immittels die andern den Tact hielten/ frölich mit den Händen klappten und darnach tantzeten. Dann hatte er gemahlt eine Heerd fette Ochsen/ mit grossen Hörnern/ welche brüllend aus dem Stall in die Weide giengen/ und zwar an einem schnell-lauffenden Strom/ dessen Ufer dick mit Rohr bewachsen war. Dieser Heerde folgten nach vier Hirten/ mit neun sehr schnell-füssigen Hunden/ dieselbe zu hüten. Auch hatten am Ende desselben zwey grausame Leuen aus der brüllenden Heerde einen Stier genommen/ der mit blöcken um Hülffe schrie/ und ob wol die zulauffende Hirten ihre Hunde anhätzten; durfften selbige doch nicht zubeissen/ aus Furcht von den Leuen (die den Stier nicht verlassende/ Blut und Eingeweide frassen) zerrissen zu werden: sondern belleten nur auf sie/ und lieffen also hin und wieder. Weiters hatte dieser knappende Künstler vorgestellt ein schönes grünes Thal/ voll weisser Schaffe/ wie auch Hürten/ Hütten und dergleichen andere Dinge mehr. Uber dis hatte er gemahlt auf eben diese Weise/ als Daedalus ehemals in Creta gethan/ um die schöne Ariadne, eine Anzahl frischer junger Gesellen/ und schön-häriger Jungfrauen/ wie Eines dem Andern die Hand bietende auf solche Manier mit einander tanzten/ daß sie einen runden Kreiß schlossen. Der jungen Gesellen Kleidung war von feinem Gewebe/ und blinckte/ als ob sie mit Oel bestriechen wäre/ die Jungfrauen hatten lange weisse Zöpffe und auf den Häuptern allerley-färbige Blumen-kräntze. Die junge Gesellen trugen verguldete Degen/ und erwiesen sich/ gleich als ein Hafner mit den Füssen auf der Scheibe herumlaufft/ sehr leicht/ fertig und geschickt auf ihren Füssen. Bisweilen lieffen sie Paar und Paar gerad vor sich hin/ machten einen Tantz über den andern/ und mischten öffters alles unter einander: Bey diesem Werck alhier der Mahler-gedichte. Werck/ deß Daedalus bereits vor des Homerus Zeit gewesen/ in der Mahlerkunst vortrefflich erfahren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/8
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [III (Malerei), S. 4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/8>, abgerufen am 20.04.2024.