Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] schwinget sie sich allezeit in die Höhe; das Untertheil aber bedeutet die Lügen/ als welche die Gleichheit eines Thiers hat; zumalen die Lügen an keinem andern Orte/ als hierunten bey den Menschen zu wohnen pfleget) Das Wörtlein Pan/ sprech ich nochmahls/ mag vor eine Bedeutung haben/ was es immer wolle/ so wurde er doch auf diese Art ausgebildet: Deß Pans Bildnus. Im Gesicht war er einer Ziegen gleich/ roht an der Farb/ mit rauhen Hörnern/ auf dessen Brust die Sternen hervorgläntzten/ von unten rauh und mit Ziegen-Füssen/ in einer Hand hatte er eine Pfeiffen/ in der andern einen umgekrümmten Hirten-Stab. Fast auf gleiche Art sind auch der Faunus/ Silvanus und die Satyri gebildet worden/ welche alle einen kleinen und kurtzen Schwantz hätten/ und mit Lilien und Rohr-Kräntzen geziert waren: so lieset man auch/ daß sie mit weissen Pappeln und Fenchel gekrönt gewesen; dann so schreibet Virgilius in seiner letzten Ecloga vom Silvanus: Es kommt ein Mann daher in schöner Häßlichkeit/ und streiffet Liljen ab samt mehrerem Ge- stäud. Im ersten seiner Georgicorum oder Ackerwercke aber sagt er von eben demselben: Et teneram ab radice feres Silvane cupressum. Dieweil/ wie an eben diesem Orte Servius saget/ der von Silvanus geliebte Cyparissus in diesen Baum verwandelt worden seyn soll. Dieser ist von den Alten nicht allein für einen Gott der Wälder/ sondern auch der Felder gehalten/ und ihm die Sorg der Aecker-Bestellung übergeben worden; worzu ihn die Alten mit einigen Ceremonien zu bewegen suchten/ und zwar zu der Zeit/ wann die Weiber zur Geburt arbeiteten/ daß er/ darmit beschäfftigt/ solchen Weibern deß Nachts keine Ungelegenheit machen möchte/ dann man sich gäntzlich einbildete/ er pflege sie in der Ruhe zu überfallen/ beschwerlich zu drücken/ und empfindlich abzuängsten. Silvan solle den schwangern Weibern Es wird aber wohl der Mühe werth seyn/ daß wir den gantzen Proceß der Alten/ den Silvianus von den Kindbetterinnen abzutreiben/ [Spaltenumbruch] Schaden zufügen. aus dem Augustinus/ im 6. Buch von der Stadt Gottes/ allhier erzehlen/ woselbst er also schreibet: Einem schwangern Weibe eigneten sie nach der Geburt/ wie Varro erwähnet/ drey Götter zu Wächtern zu; damit der Gott Silvanus deß Nachts nicht zu ihr eingehen/ und sie plagen möchte. Zum Wahrzeichen dieser Wächter oder Hüter/ musten drey Menschen deß Nachts um das Haus gehen/ und erstlich zwar mit einem Beil/ folgends mit einem Stempfel auf die Schwelle schlagen/ und drittens mit einem Besen dieselbe abkehren/ damit durch Verrichtung dieser Ceremonien der Gott Silvanus hineinzugehen verhindert würde; dieweil weder die Bäume ohne Beil abgehauen/ das Korn ohne Stempfel oder Mühle nicht zu Mehl gemacht/ noch die Früchte ohne Besen zusammen gekehrt werden können. Von diesen dreyen Dingen haben drey sonderbahre Götter ihre Namen bekommen/ nemlich die Intercido von Einhauung deß Beils/ Pilumnus von Pilo oder Stempfel/ und Deverra vom Besemen; durch welcher dreyer Götter Macht die Kindbetterinnen wider den Gewalt deß Gottes Silvanus beschützt zu werden geglaubt wurden. Abbildung der Satyren. Von den Satyris schreibet Lucianus/ daß sie lange spitzige Ohren gehabt wie die Ziegen/ seyen kahl gewesen/ und hätten auf ihren Köpffen zwey hervorragende Hörnlein getragen. Philostratus setzet hinzu/ sie seyen roht vom Gesicht/ anzusehen als Menschen/ und hätten Ziegen-Füße: Dannenhero sie/ wie Plinius lib. 5. Naturalis historiae erzehlet/ sehr schnell gewesen/ und auf den Indianischen Gebirgen sich aufgehalten. Wegen ihrer Schnelligkeit konten sie/ wie Plutarchus saget/ eher nicht/ als wann sie alt oder kranck waren/ gesangen werden; wie er dann erzehlet/ daß einer aus ihnen zum Sylla gebracht worden/ als er aus dem Mithridatischen Kriege wieder zurück gekehrt. Pausanias in Atticis schreibet/ es seye ihm von einer gewißen Person/ die durch Ungewitter an einige Insuln/ Satyridä genannt/ getrieben worden/ für gewiß erzehlet worden/ daß daselbst wilde Menschen wohneten/ roht an Farbe/ die hätten oberhalb des hintersten Theils deß Leibes Schwäntze/ so den Pferde-Schwäntzen nicht ungleich/ iedoch ein wenig kleiner wären; Selbige/ sobald sie fremde vermerckten/ naheten zu den Schiffen/ geben keine Stimme von sich/ sondern legten von Stund an die Hände an die im Schiffe sich befindende Weiber; welches alles mit deme sehr wohl übereinkommt/ was von den Satyren geschrieben wird. Hieronymus im Leben deß Paulus Thebäus erzehlet/ es habe Antonius/ als er die Egyptische Wüsten durchreiset/ einen kleinen Ein erschienener Satyrus. Menschen gesehen/ welcher Hörner auf der Stirne/ eine krummgebogene Nase/ und Füß und Schenckel als die Ziegen gehabt/ weswegen er sich mit dem Heil. Creutz bezeichnet/ und [Spaltenumbruch] schwinget sie sich allezeit in die Höhe; das Untertheil aber bedeutet die Lügen/ als welche die Gleichheit eines Thiers hat; zumalen die Lügen an keinem andern Orte/ als hierunten bey den Menschen zu wohnen pfleget) Das Wörtlein Pan/ sprech ich nochmahls/ mag vor eine Bedeutung haben/ was es immer wolle/ so wurde er doch auf diese Art ausgebildet: Deß Pans Bildnus. Im Gesicht war er einer Ziegen gleich/ roht an der Farb/ mit rauhen Hörnern/ auf dessen Brust die Sternen hervorgläntzten/ von unten rauh und mit Ziegen-Füssen/ in einer Hand hatte er eine Pfeiffen/ in der andern einen umgekrümmten Hirten-Stab. Fast auf gleiche Art sind auch der Faunus/ Silvanus und die Satyri gebildet worden/ welche alle einen kleinen und kurtzen Schwantz hätten/ und mit Lilien und Rohr-Kräntzen geziert waren: so lieset man auch/ daß sie mit weissen Pappeln und Fenchel gekrönt gewesen; dann so schreibet Virgilius in seiner letzten Ecloga vom Silvanus: Es kommt ein Mann daher in schöner Häßlichkeit/ und streiffet Liljen ab samt mehrerem Ge- stäud. Im ersten seiner Georgicorum oder Ackerwercke aber sagt er von eben demselben: Et teneram ab radice feres Silvane cupressum. Dieweil/ wie an eben diesem Orte Servius saget/ der von Silvanus geliebte Cyparissus in diesen Baum verwandelt worden seyn soll. Dieser ist von den Alten nicht allein für einen Gott der Wälder/ sondern auch der Felder gehalten/ und ihm die Sorg der Aecker-Bestellung übergeben worden; worzu ihn die Alten mit einigen Ceremonien zu bewegen suchten/ und zwar zu der Zeit/ wann die Weiber zur Geburt arbeiteten/ daß er/ darmit beschäfftigt/ solchen Weibern deß Nachts keine Ungelegenheit machen möchte/ dann man sich gäntzlich einbildete/ er pflege sie in der Ruhe zu überfallen/ beschwerlich zu drücken/ und empfindlich abzuängsten. Silvan solle den schwangern Weibern Es wird aber wohl der Mühe werth seyn/ daß wir den gantzen Proceß der Alten/ den Silvianus von den Kindbetterinnen abzutreiben/ [Spaltenumbruch] Schaden zufügen. aus dem Augustinus/ im 6. Buch von der Stadt Gottes/ allhier erzehlen/ woselbst er also schreibet: Einem schwangern Weibe eigneten sie nach der Geburt/ wie Varro erwähnet/ drey Götter zu Wächtern zu; damit der Gott Silvanus deß Nachts nicht zu ihr eingehen/ und sie plagen möchte. Zum Wahrzeichen dieser Wächter oder Hüter/ musten drey Menschen deß Nachts um das Haus gehen/ und erstlich zwar mit einem Beil/ folgends mit einem Stempfel auf die Schwelle schlagen/ und drittens mit einem Besen dieselbe abkehren/ damit durch Verrichtung dieser Ceremonien der Gott Silvanus hineinzugehen verhindert würde; dieweil weder die Bäume ohne Beil abgehauen/ das Korn ohne Stempfel oder Mühle nicht zu Mehl gemacht/ noch die Früchte ohne Besen zusammen gekehrt werden können. Von diesen dreyen Dingen haben drey sonderbahre Götter ihre Namen bekommen/ nemlich die Intercido von Einhauung deß Beils/ Pilumnus von Pilo oder Stempfel/ und Deverra vom Besemen; durch welcher dreyer Götter Macht die Kindbetterinnen wider den Gewalt deß Gottes Silvanus beschützt zu werden geglaubt wurden. Abbildung der Satyren. Von den Satyris schreibet Lucianus/ daß sie lange spitzige Ohren gehabt wie die Ziegen/ seyen kahl gewesen/ und hätten auf ihren Köpffen zwey hervorragende Hörnlein getragen. 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Pausanias in Atticis schreibet/ es seye ihm von einer gewißen Person/ die durch Ungewitter an einige Insuln/ Satyridä genannt/ getrieben worden/ für gewiß erzehlet worden/ daß daselbst wilde Menschen wohneten/ roht an Farbe/ die hätten oberhalb des hintersten Theils deß Leibes Schwäntze/ so den Pferde-Schwäntzen nicht ungleich/ iedoch ein wenig kleiner wären; Selbige/ sobald sie fremde vermerckten/ naheten zu den Schiffen/ geben keine Stimme von sich/ sondern legten von Stund an die Hände an die im Schiffe sich befindende Weiber; welches alles mit deme sehr wohl übereinkommt/ was von den Satyren geschrieben wird. Hieronymus im Leben deß Paulus Thebäus erzehlet/ es habe Antonius/ als er die Egyptische Wüsten durchreiset/ einen kleinen Ein erschienener Satyrus. Menschen gesehen/ welcher Hörner auf der Stirne/ eine krummgebogene Nase/ und Füß und Schenckel als die Ziegen gehabt/ weswegen er sich mit dem Heil. 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schwinget sie sich allezeit in die Höhe; das Untertheil aber bedeutet die Lügen/ als welche die Gleichheit eines Thiers hat; zumalen die Lügen an keinem andern Orte/ als hierunten bey den Menschen zu wohnen pfleget) Das Wörtlein Pan/ sprech ich nochmahls/ mag vor eine Bedeutung haben/ was es immer wolle/ so wurde er doch auf diese Art ausgebildet: Im Gesicht war er einer Ziegen gleich/ roht an der Farb/ mit rauhen Hörnern/ auf dessen Brust die Sternen hervorgläntzten/ von unten rauh und mit Ziegen-Füssen/ in einer Hand hatte er eine Pfeiffen/ in der andern einen umgekrümmten Hirten-Stab.
Deß Pans Bildnus.Fast auf gleiche Art sind auch der Faunus/ Silvanus und die Satyri gebildet worden/ welche alle einen kleinen und kurtzen Schwantz hätten/ und mit Lilien und Rohr-Kräntzen geziert waren: so lieset man auch/ daß sie mit weissen Pappeln und Fenchel gekrönt gewesen; dann so schreibet Virgilius in seiner letzten Ecloga vom Silvanus:
Venit & agresti capitis Silvanus ho-
nore,
Florentes ferulas, & grandia lilia
qvassans.
Es kommt ein Mann daher in schöner
Häßlichkeit/
und streiffet Liljen ab samt mehrerem Ge-
stäud.
Im ersten seiner Georgicorum oder Ackerwercke aber sagt er von eben demselben:
Et teneram ab radice feres Silvane
cupressum.
Ich will/ Silvan/ wo du mich wirst erqui-
cken/
dir von Cypreß ein zartes Zweiglein schi-
cken.
Dieweil/ wie an eben diesem Orte Servius saget/ der von Silvanus geliebte Cyparissus in diesen Baum verwandelt worden seyn soll. Dieser ist von den Alten nicht allein für einen Gott der Wälder/ sondern auch der Felder gehalten/ und ihm die Sorg der Aecker-Bestellung übergeben worden; worzu ihn die Alten mit einigen Ceremonien zu bewegen suchten/ und zwar zu der Zeit/ wann die Weiber zur Geburt arbeiteten/ daß er/ darmit beschäfftigt/ solchen Weibern deß Nachts keine Ungelegenheit machen möchte/ dann man sich gäntzlich einbildete/ er pflege sie in der Ruhe zu überfallen/ beschwerlich zu drücken/ und empfindlich abzuängsten.
Es wird aber wohl der Mühe werth seyn/ daß wir den gantzen Proceß der Alten/ den Silvianus von den Kindbetterinnen abzutreiben/
aus dem Augustinus/ im 6. Buch von der Stadt Gottes/ allhier erzehlen/ woselbst er also schreibet: Einem schwangern Weibe eigneten sie nach der Geburt/ wie Varro erwähnet/ drey Götter zu Wächtern zu; damit der Gott Silvanus deß Nachts nicht zu ihr eingehen/ und sie plagen möchte. Zum Wahrzeichen dieser Wächter oder Hüter/ musten drey Menschen deß Nachts um das Haus gehen/ und erstlich zwar mit einem Beil/ folgends mit einem Stempfel auf die Schwelle schlagen/ und drittens mit einem Besen dieselbe abkehren/ damit durch Verrichtung dieser Ceremonien der Gott Silvanus hineinzugehen verhindert würde; dieweil weder die Bäume ohne Beil abgehauen/ das Korn ohne Stempfel oder Mühle nicht zu Mehl gemacht/ noch die Früchte ohne Besen zusammen gekehrt werden können. Von diesen dreyen Dingen haben drey sonderbahre Götter ihre Namen bekommen/ nemlich die Intercido von Einhauung deß Beils/ Pilumnus von Pilo oder Stempfel/ und Deverra vom Besemen; durch welcher dreyer Götter Macht die Kindbetterinnen wider den Gewalt deß Gottes Silvanus beschützt zu werden geglaubt wurden.
Silvan solle den schwangern Weibern
Schaden zufügen. Von den Satyris schreibet Lucianus/ daß sie lange spitzige Ohren gehabt wie die Ziegen/ seyen kahl gewesen/ und hätten auf ihren Köpffen zwey hervorragende Hörnlein getragen. Philostratus setzet hinzu/ sie seyen roht vom Gesicht/ anzusehen als Menschen/ und hätten Ziegen-Füße: Dannenhero sie/ wie Plinius lib. 5. Naturalis historiae erzehlet/ sehr schnell gewesen/ und auf den Indianischen Gebirgen sich aufgehalten. Wegen ihrer Schnelligkeit konten sie/ wie Plutarchus saget/ eher nicht/ als wann sie alt oder kranck waren/ gesangen werden; wie er dann erzehlet/ daß einer aus ihnen zum Sylla gebracht worden/ als er aus dem Mithridatischen Kriege wieder zurück gekehrt. Pausanias in Atticis schreibet/ es seye ihm von einer gewißen Person/ die durch Ungewitter an einige Insuln/ Satyridä genannt/ getrieben worden/ für gewiß erzehlet worden/ daß daselbst wilde Menschen wohneten/ roht an Farbe/ die hätten oberhalb des hintersten Theils deß Leibes Schwäntze/ so den Pferde-Schwäntzen nicht ungleich/ iedoch ein wenig kleiner wären; Selbige/ sobald sie fremde vermerckten/ naheten zu den Schiffen/ geben keine Stimme von sich/ sondern legten von Stund an die Hände an die im Schiffe sich befindende Weiber; welches alles mit deme sehr wohl übereinkommt/ was von den Satyren geschrieben wird.
Abbildung der Satyren.Hieronymus im Leben deß Paulus Thebäus erzehlet/ es habe Antonius/ als er die Egyptische Wüsten durchreiset/ einen kleinen Menschen gesehen/ welcher Hörner auf der Stirne/ eine krummgebogene Nase/ und Füß und Schenckel als die Ziegen gehabt/ weswegen er sich mit dem Heil. Creutz bezeichnet/ und
Ein erschienener Satyrus.
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