Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] der Zeit/ da die Titanen sich wider die Götter empört/ und einen Krieg erreget/ einer unter den Tritonen auf dem neulich von ihm erfundnen Horne ein gräßliches Gethön von sich gegeben/ und die Riesen dardurch dermassen erschrecket/ daß sie sich augenblicks in die Flucht begeben. Diese waren mehr für wilde reissende Thiere/ als für Götter oder Menschen zu halten: Dann wie Virgilius im X. Buch Aeneid. schreibet:

Frons hominem praefert, in pristin
desinit alvus.

Es hatte Triton zwar/ wie andre Menschen
pflegen/

ein menschlich Angesicht; Doch war Er
hierentgegen

bis an die Hüffte rauh/ halb Mensch und
halber Fisch/

und schaumte unter ihm das Wasser mit
Gezisch.

Diese ihre zweyfache Gestalt zeiget/ nach einiger Meinung/ deß Wassers zweyfache Krafft an; dann dasselbe unterweilen nutzet/ unterweilen auch schädlich ist. Jedoch ist es auch nicht gäntzlich ein Gedicht oder Poetische Fabel/ was von denen Tritonen gerühmet wird; dann wir wissen aus den Historien/ daß man öffters Meermänner gesehen/ welche zum Theil an Gestalt den Menschen/ zum Theil den Fischen gleich gewesen. Es bezeuget Plinius im IX. Buch seiner natürlichen Historien/ daß zur Zeit deß Kaysers Tiberius einige Gesandten von Olysippon nacher Rom Meer-Manner. abgefertigt worden/ welche daselbst angezeiget/ daß bey ihnen die Tritonen auf Hörnern blasend/ nicht allein gehört/ sondern auch von vielen gesehen worden. Und Alexander Neapolitanus im III. Buch meldet/ er habe von einem glaubwürdigen Manne erzehlen hören/ daß/ als er sich in Spanien aufgehalten/ er daselbst einen Meer-Mann gesehen/ der im Gesicht und an dem Leibe allerdings einem Menschen/ von der Schaam hinabwerts aber einem Fische gantz gleich gewesen/ der in Honig aus dem äussersten Theil der Landschafft Mauritanien und den Gräntzen deß Meers zum Schauwunder dahin gebracht worden; Im Gesichte habe er einem alten Manne gegleichet/ und seye gewesen von rauhen und groben Kopff- und Bart-Haaren/ himmelblauer Farb/ langer und übermenschlicher Statur; habe auch Flügel von dünn oder subtilen Krospeln gehabt/ wormit er die Meeres-Wellen durchschnitten/ und mit einem hin und wieder durchscheinenden Häutlein versehen gewesen. Damit man aber solches nicht etwan vor ein Gedicht halten möchte/ so bekräfftigt er es über das mit der Autorität deß Theodorus Gaza/ welcher bezeuget/ er habe/ als er sich im Peloponnesus aufgehalten/ bey Entstehung eines[Spaltenumbruch] schrecklichen Ungewitters/ das auch einige Meer-Wunder ans Uffer geführet/ unter andern einen Meer-Mann gesehen/ der von den Wellen ausgeworffen noch gelebt und Odem geschöpfft/ im Angesicht sey er einem Menschen nicht unähnlich/ auch einer fast schön und annehmlichen Gestalt/ am Leibe biß an die Schaam rauch und mit Schuppen bedeckt/ im übrigen aber als ein Heuschrecke geschwärtzt Nereides. gewesen. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Poeten gedichtet/ die Nereides seyen die schönsten Nymphen/ welche die Meer-Götter/ nämlich den Ocean/ den Vatter Nereus/ Neptunus/ Thetis/ Doris und andere dergleichen zu begleiten pflegten/ die insgesamt die mancherley Wirckungen deß Wassers bedeuten/ und von den Alten geehret wurden/ dieweil sie glaubten/ daß ihnen durch selbige viel Nutzen oder Schaden zuwachsen könte. Und ob man gleich schreibet/ es seyen ihrer viel gewesen/ (dann Hesiodus derselben in die 50. mit Namen nennet) so hab ich mir doch nur Galathea. PLATTE I. von einer/ Namens Galathea/ zu reden vorgenommen. Diese ist von der weissen Farbe also genennet worden/ welche in ihr den Schaum deß Wassers vorstellet: Daher Hesiodus derselben weisse Haare und ein Milchweisses Angesicht zueignet. Polyphemus/ ihr Buhle/ sagt beym Ovidius/ sie sey weisser als die Rheinweidblum. Philostratus stellet die Galathea auf dem stillen Meer einhertrettend vor; setzet sie auch auf einen von Meer-Schweinen gezogenen Wagen/ den des Tritons Töchter regieren/ und um den die zu ihrem Dienst bereitete Nymphen stehend zu sehen. Sie aber hebt ihr Purpur-Kleid gegen den Sud-Wind über das Haupt/ damit es ihr an statt eines Sonnen-Schirms und dem Wagen zur Decke diene. Ihr Haar konte vom Sudwinde nicht zerstreuet werden/ weil es tropffnaß/ und also demselben zu verwehen zu schwehr war. Derowegen ich für gut geachtet/ nicht zu übergehen/ was Alexander Neapolitanus an kurtz-vorher angezogenem Orte erzehlet; wie nämlich zu seiner Zeit in der Landschafft Epirus/ ietzund Albania genannt/ bey einem Qvell-Brunn/ woselbsthin die Weiber aus der Stadt Wasser zu holen sich verfüget/ ein Triton oder Wassernix aus einer Höhlen hervor zu kommen pflegen/ insonderheit wann er eine Weibs-Person allein wargenommen/ da er dann gantz sanfft und leiß hinter ihr hergeschlichen/ sie angefallen/ und zum Beyschlaff unters Wasser mit sich hinabgerissen. Als nun solches bey den Innwohnern bekannt worden/ sollen sie demselben mit Schleiffen-Legung lange Zeit fleissig aufgepasset/ und ihn endlich mit List gefangen haben; weil er aber nichts essen wollen/ habe er ausser dem Wasser nicht lange leben können.

Tritonen oder Wasser-Nixe. Pausanias mahlet uns in Boeoticis die Tritonen also ab: Von Farben sind sie wie die Frösche in denen Lachen auf den Rücken zu

[Spaltenumbruch] der Zeit/ da die Titanen sich wider die Götter empört/ und einen Krieg erreget/ einer unter den Tritonen auf dem neulich von ihm erfundnen Horne ein gräßliches Gethön von sich gegeben/ und die Riesen dardurch dermassen erschrecket/ daß sie sich augenblicks in die Flucht begeben. Diese waren mehr für wilde reissende Thiere/ als für Götter oder Menschen zu halten: Dann wie Virgilius im X. Buch Aeneid. schreibet:

Frons hominem praefert, in pristin
desinit alvus.

Es hatte Triton zwar/ wie andre Menschen
pflegen/

ein menschlich Angesicht; Doch war Er
hierentgegen

bis an die Hüffte rauh/ halb Mensch und
halber Fisch/

und schaumte unter ihm das Wasser mit
Gezisch.

Diese ihre zweyfache Gestalt zeiget/ nach einiger Meinung/ deß Wassers zweyfache Krafft an; dann dasselbe unterweilen nutzet/ unterweilen auch schädlich ist. Jedoch ist es auch nicht gäntzlich ein Gedicht oder Poetische Fabel/ was von denen Tritonen gerühmet wird; dann wir wissen aus den Historien/ daß man öffters Meermänner gesehen/ welche zum Theil an Gestalt den Menschen/ zum Theil den Fischen gleich gewesen. Es bezeuget Plinius im IX. Buch seiner natürlichen Historien/ daß zur Zeit deß Kaysers Tiberius einige Gesandten von Olysippon nacher Rom Meer-Manner. abgefertigt worden/ welche daselbst angezeiget/ daß bey ihnen die Tritonen auf Hörnern blasend/ nicht allein gehört/ sondern auch von vielen gesehen worden. Und Alexander Neapolitanus im III. Buch meldet/ er habe von einem glaubwürdigen Manne erzehlen hören/ daß/ als er sich in Spanien aufgehalten/ er daselbst einen Meer-Mann gesehen/ der im Gesicht und an dem Leibe allerdings einem Menschen/ von der Schaam hinabwerts aber einem Fische gantz gleich gewesen/ der in Honig aus dem äussersten Theil der Landschafft Mauritanien und den Gräntzen deß Meers zum Schauwunder dahin gebracht worden; Im Gesichte habe er einem alten Manne gegleichet/ und seye gewesen von rauhen und groben Kopff- und Bart-Haaren/ himmelblauer Farb/ langer und übermenschlicher Statur; habe auch Flügel von dünn oder subtilen Krospeln gehabt/ wormit er die Meeres-Wellen durchschnitten/ und mit einem hin und wieder durchscheinenden Häutlein versehen gewesen. Damit man aber solches nicht etwan vor ein Gedicht halten möchte/ so bekräfftigt er es über das mit der Autorität deß Theodorus Gaza/ welcher bezeuget/ er habe/ als er sich im Peloponnesus aufgehalten/ bey Entstehung eines[Spaltenumbruch] schrecklichen Ungewitters/ das auch einige Meer-Wunder ans Uffer geführet/ unter andern einen Meer-Mann gesehen/ der von den Wellen ausgeworffen noch gelebt und Odem geschöpfft/ im Angesicht sey er einem Menschen nicht unähnlich/ auch einer fast schön und annehmlichen Gestalt/ am Leibe biß an die Schaam rauch und mit Schuppen bedeckt/ im übrigen aber als ein Heuschrecke geschwärtzt Nereides. gewesen. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Poeten gedichtet/ die Nereides seyen die schönsten Nymphen/ welche die Meer-Götter/ nämlich den Ocean/ den Vatter Nereus/ Neptunus/ Thetis/ Doris und andere dergleichen zu begleiten pflegten/ die insgesamt die mancherley Wirckungen deß Wassers bedeuten/ und von den Alten geehret wurden/ dieweil sie glaubten/ daß ihnen durch selbige viel Nutzen oder Schaden zuwachsen könte. Und ob man gleich schreibet/ es seyen ihrer viel gewesen/ (dann Hesiodus derselben in die 50. mit Namen nennet) so hab ich mir doch nur Galathea. PLATTE I. von einer/ Namens Galathea/ zu reden vorgenommen. Diese ist von der weissen Farbe also genennet worden/ welche in ihr den Schaum deß Wassers vorstellet: Daher Hesiodus derselben weisse Haare und ein Milchweisses Angesicht zueignet. Polyphemus/ ihr Buhle/ sagt beym Ovidius/ sie sey weisser als die Rheinweidblum. Philostratus stellet die Galathea auf dem stillen Meer einhertrettend vor; setzet sie auch auf einen von Meer-Schweinen gezogenen Wagen/ den des Tritons Töchter regieren/ und um den die zu ihrem Dienst bereitete Nymphen stehend zu sehen. Sie aber hebt ihr Purpur-Kleid gegen den Sud-Wind über das Haupt/ damit es ihr an statt eines Sonnen-Schirms und dem Wagen zur Decke diene. Ihr Haar konte vom Sudwinde nicht zerstreuet werden/ weil es tropffnaß/ und also demselben zu verwehen zu schwehr war. Derowegen ich für gut geachtet/ nicht zu übergehen/ was Alexander Neapolitanus an kurtz-vorher angezogenem Orte erzehlet; wie nämlich zu seiner Zeit in der Landschafft Epirus/ ietzund Albania genannt/ bey einem Qvell-Brunn/ woselbsthin die Weiber aus der Stadt Wasser zu holen sich verfüget/ ein Triton oder Wassernix aus einer Höhlen hervor zu kommen pflegen/ insonderheit wann er eine Weibs-Person allein wargenommen/ da er dann gantz sanfft und leiß hinter ihr hergeschlichen/ sie angefallen/ und zum Beyschlaff unters Wasser mit sich hinabgerissen. Als nun solches bey den Innwohnern bekannt worden/ sollen sie demselben mit Schleiffen-Legung lange Zeit fleissig aufgepasset/ und ihn endlich mit List gefangen haben; weil er aber nichts essen wollen/ habe er ausser dem Wasser nicht lange leben können.

Tritonen oder Wasser-Nixe. Pausanias mahlet uns in Boeoticis die Tritonen also ab: Von Farben sind sie wie die Frösche in denen Lachen auf den Rücken zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div>
          <p xml:id="p1437.1"><pb facs="#f0152" xml:id="pb-1438" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 86"/><cb/>
der Zeit/ da die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3077 http://d-nb.info/gnd/118884786 http://viaf.org/viaf/15567720">Titanen</persName> sich wider die Götter empört/ und einen Krieg erreget/ einer unter den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritonen</persName> auf dem neulich von ihm erfundnen Horne ein gräßliches Gethön von sich gegeben/ und die Riesen dardurch dermassen erschrecket/ daß sie sich augenblicks in die Flucht begeben. Diese waren mehr für wilde reissende Thiere/ als für Götter oder Menschen zu halten: Dann wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-410 http://d-nb.info/gnd/118626574 http://viaf.org/viaf/8194433">Virgilius</persName> im <hi rendition="#aq">X.</hi> Buch <hi rendition="#aq">Aeneid.</hi> schreibet:</p>
          <lg rendition="#aq" xml:lang="la">
            <l>Frons hominem praefert, in pristin<lb/>
desinit alvus.</l><lb/>
          </lg>
          <lg>
            <l>Es hatte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Triton</persName> zwar/ wie andre Menschen<lb/>
pflegen/</l><lb/>
            <l>ein menschlich Angesicht; Doch war Er<lb/>
hierentgegen</l><lb/>
            <l>bis an die Hüffte rauh/ halb Mensch und<lb/>
halber Fisch/</l><lb/>
            <l>und schaumte unter ihm das Wasser mit<lb/>
Gezisch.</l><lb/>
          </lg>
          <p xml:id="p1438.1">Diese ihre zweyfache Gestalt zeiget/ nach einiger Meinung/ deß Wassers zweyfache Krafft an; dann dasselbe unterweilen nutzet/ unterweilen auch schädlich ist. Jedoch ist es auch nicht gäntzlich ein Gedicht oder Poetische Fabel/ was von denen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritonen</persName> gerühmet wird; dann wir wissen aus den Historien/ daß man öffters Meermänner gesehen/ welche zum Theil an Gestalt den Menschen/ zum Theil den Fischen gleich gewesen. Es bezeuget <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1348"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> im <hi rendition="#aq">IX.</hi> Buch seiner natürlichen Historien</ref></bibl>/ daß zur Zeit deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-482 http://d-nb.info/gnd/118622501 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115693 http://viaf.org/viaf/89600176">Kaysers Tiberius</persName> einige Gesandten von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2163 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7010978">Olysippon</placeName> nacher <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000874">Rom</placeName> <note xml:id="n1438.2" place="right">Meer-Manner.</note> abgefertigt worden/ welche daselbst angezeiget/ daß bey ihnen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritonen</persName> auf Hörnern blasend/ nicht allein gehört/ sondern auch von vielen gesehen worden. Und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2938 http://d-nb.info/gnd/100007724 http://viaf.org/viaf/2353541">Alexander Neapolitanus</persName> im <hi rendition="#aq">III.</hi> Buch meldet/ er habe von einem glaubwürdigen Manne erzehlen hören/ daß/ als er sich in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-353 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000095">Spanien</placeName> aufgehalten/ er daselbst einen Meer-Mann gesehen/ der im Gesicht und an dem Leibe allerdings einem Menschen/ von der Schaam hinabwerts aber einem Fische gantz gleich gewesen/ der in Honig aus dem äussersten Theil der Landschafft <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-621 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=6003780">Mauritanien</placeName> und den Gräntzen deß Meers zum Schauwunder dahin gebracht worden; Im Gesichte habe er einem alten Manne gegleichet/ und seye gewesen von rauhen und groben Kopff- und Bart-Haaren/ himmelblauer Farb/ langer und übermenschlicher Statur; habe auch Flügel von dünn oder subtilen Krospeln gehabt/ wormit er die Meeres-Wellen durchschnitten/ und mit einem hin und wieder durchscheinenden Häutlein versehen gewesen. Damit man aber solches nicht etwan vor ein Gedicht halten möchte/ so bekräfftigt er es über das mit der Autorität deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3083 http://d-nb.info/gnd/11882497X http://viaf.org/viaf/100189138">Theodorus Gaza</persName>/ welcher bezeuget/ er habe/ als er sich im <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-214 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7017076">Peloponnesus</placeName> aufgehalten/ bey Entstehung eines<cb/>
schrecklichen Ungewitters/ das auch einige Meer-Wunder ans Uffer geführet/ unter andern einen Meer-Mann gesehen/ der von den Wellen ausgeworffen noch gelebt und Odem geschöpfft/ im Angesicht sey er einem Menschen nicht unähnlich/ auch einer fast schön und annehmlichen Gestalt/ am Leibe biß an die Schaam rauch und mit Schuppen bedeckt/ im übrigen aber als ein Heuschrecke geschwärtzt <note xml:id="n1438.3" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3136 http://d-nb.info/gnd/4232377-0">Nereides</persName>.</note> gewesen. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Poeten gedichtet/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3136 http://d-nb.info/gnd/4232377-0">Nereides</persName> seyen die schönsten Nymphen/ welche die Meer-Götter/ nämlich den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1895 http://d-nb.info/gnd/118993607 http://viaf.org/viaf/32796924">Ocean</persName>/ den Vatter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2385 http://d-nb.info/gnd/118993593 http://viaf.org/viaf/22941651">Nereus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-528 http://d-nb.info/gnd/11952354X http://viaf.org/viaf/8199845">Neptunus</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Thetis</persName>/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3137">Doris</persName> und andere dergleichen zu begleiten pflegten/ die insgesamt die mancherley Wirckungen deß Wassers bedeuten/ und von den Alten geehret wurden/ dieweil sie glaubten/ daß ihnen durch selbige viel Nutzen oder Schaden zuwachsen könte. Und ob man gleich schreibet/ es seyen ihrer viel gewesen/ (dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> derselben in die 50. mit Namen nennet) so hab ich mir doch nur <note xml:id="n1438.1" place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galathea</persName>. <ref target="#figure-1443.1">PLATTE I.</ref></note> von einer/ Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galathea</persName>/ zu reden vorgenommen. Diese ist von der weissen Farbe also genennet worden/ welche in ihr den Schaum deß Wassers vorstellet: Daher <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1273 http://d-nb.info/gnd/118550292 http://viaf.org/viaf/122220717">Hesiodus</persName> derselben weisse Haare und ein Milchweisses Angesicht zueignet. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-518 http://d-nb.info/gnd/118595598 http://viaf.org/viaf/69722185">Polyphemus</persName>/ ihr Buhle/ sagt beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Ovidius</persName>/ sie sey weisser als die Rheinweidblum. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName> stellet die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1370 http://d-nb.info/gnd/118689231 http://viaf.org/viaf/20474704">Galathea</persName> auf dem stillen Meer einhertrettend vor; setzet sie auch auf einen von Meer-Schweinen gezogenen Wagen/ den des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-515 http://d-nb.info/gnd/119020882 http://viaf.org/viaf/64808550">Tritons</persName> Töchter regieren/ und um den die zu ihrem Dienst bereitete Nymphen stehend zu sehen. Sie aber hebt ihr Purpur-Kleid gegen den Sud-Wind über das Haupt/ damit es ihr an statt eines Sonnen-Schirms und dem Wagen zur Decke diene. Ihr Haar konte vom Sudwinde nicht zerstreuet werden/ weil es tropffnaß/ und also demselben zu verwehen zu schwehr war. Derowegen ich für gut geachtet/ nicht zu übergehen/ was <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2938 http://d-nb.info/gnd/100007724 http://viaf.org/viaf/2353541">Alexander Neapolitanus</persName> an kurtz-vorher angezogenem Orte erzehlet; wie nämlich zu seiner Zeit in der Landschafft <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-497 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030329">Epirus</placeName>/ ietzund <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-540 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006417">Albania</placeName> genannt/ bey einem Qvell-Brunn/ woselbsthin die Weiber aus der Stadt Wasser zu holen sich verfüget/ ein <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Triton</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Wassernix</persName> aus einer Höhlen hervor zu kommen pflegen/ insonderheit wann er eine Weibs-Person allein wargenommen/ da er dann gantz sanfft und leiß hinter ihr hergeschlichen/ sie angefallen/ und zum Beyschlaff unters Wasser mit sich hinabgerissen. Als nun solches bey den Innwohnern bekannt worden/ sollen sie demselben mit Schleiffen-Legung lange Zeit fleissig aufgepasset/ und ihn endlich mit List gefangen haben; weil er aber nichts essen wollen/ habe er ausser dem Wasser nicht lange leben können.</p>
          <p xml:id="p1438.2"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritonen</persName> oder <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Wasser-Nixe</persName>.</note><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> mahlet uns in <hi rendition="#aq">Boeoticis</hi> die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3135">Tritonen</persName> also ab: Von Farben sind sie wie die Frösche in denen Lachen auf den Rücken zu
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[TA 1680, Iconologia Deorum, S. 86/0152] der Zeit/ da die Titanen sich wider die Götter empört/ und einen Krieg erreget/ einer unter den Tritonen auf dem neulich von ihm erfundnen Horne ein gräßliches Gethön von sich gegeben/ und die Riesen dardurch dermassen erschrecket/ daß sie sich augenblicks in die Flucht begeben. Diese waren mehr für wilde reissende Thiere/ als für Götter oder Menschen zu halten: Dann wie Virgilius im X. Buch Aeneid. schreibet: Frons hominem praefert, in pristin desinit alvus. Es hatte Triton zwar/ wie andre Menschen pflegen/ ein menschlich Angesicht; Doch war Er hierentgegen bis an die Hüffte rauh/ halb Mensch und halber Fisch/ und schaumte unter ihm das Wasser mit Gezisch. Diese ihre zweyfache Gestalt zeiget/ nach einiger Meinung/ deß Wassers zweyfache Krafft an; dann dasselbe unterweilen nutzet/ unterweilen auch schädlich ist. Jedoch ist es auch nicht gäntzlich ein Gedicht oder Poetische Fabel/ was von denen Tritonen gerühmet wird; dann wir wissen aus den Historien/ daß man öffters Meermänner gesehen/ welche zum Theil an Gestalt den Menschen/ zum Theil den Fischen gleich gewesen. Es bezeuget Plinius im IX. Buch seiner natürlichen Historien/ daß zur Zeit deß Kaysers Tiberius einige Gesandten von Olysippon nacher Rom abgefertigt worden/ welche daselbst angezeiget/ daß bey ihnen die Tritonen auf Hörnern blasend/ nicht allein gehört/ sondern auch von vielen gesehen worden. Und Alexander Neapolitanus im III. Buch meldet/ er habe von einem glaubwürdigen Manne erzehlen hören/ daß/ als er sich in Spanien aufgehalten/ er daselbst einen Meer-Mann gesehen/ der im Gesicht und an dem Leibe allerdings einem Menschen/ von der Schaam hinabwerts aber einem Fische gantz gleich gewesen/ der in Honig aus dem äussersten Theil der Landschafft Mauritanien und den Gräntzen deß Meers zum Schauwunder dahin gebracht worden; Im Gesichte habe er einem alten Manne gegleichet/ und seye gewesen von rauhen und groben Kopff- und Bart-Haaren/ himmelblauer Farb/ langer und übermenschlicher Statur; habe auch Flügel von dünn oder subtilen Krospeln gehabt/ wormit er die Meeres-Wellen durchschnitten/ und mit einem hin und wieder durchscheinenden Häutlein versehen gewesen. Damit man aber solches nicht etwan vor ein Gedicht halten möchte/ so bekräfftigt er es über das mit der Autorität deß Theodorus Gaza/ welcher bezeuget/ er habe/ als er sich im Peloponnesus aufgehalten/ bey Entstehung eines schrecklichen Ungewitters/ das auch einige Meer-Wunder ans Uffer geführet/ unter andern einen Meer-Mann gesehen/ der von den Wellen ausgeworffen noch gelebt und Odem geschöpfft/ im Angesicht sey er einem Menschen nicht unähnlich/ auch einer fast schön und annehmlichen Gestalt/ am Leibe biß an die Schaam rauch und mit Schuppen bedeckt/ im übrigen aber als ein Heuschrecke geschwärtzt gewesen. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Poeten gedichtet/ die Nereides seyen die schönsten Nymphen/ welche die Meer-Götter/ nämlich den Ocean/ den Vatter Nereus/ Neptunus/ Thetis/ Doris und andere dergleichen zu begleiten pflegten/ die insgesamt die mancherley Wirckungen deß Wassers bedeuten/ und von den Alten geehret wurden/ dieweil sie glaubten/ daß ihnen durch selbige viel Nutzen oder Schaden zuwachsen könte. Und ob man gleich schreibet/ es seyen ihrer viel gewesen/ (dann Hesiodus derselben in die 50. mit Namen nennet) so hab ich mir doch nur von einer/ Namens Galathea/ zu reden vorgenommen. Diese ist von der weissen Farbe also genennet worden/ welche in ihr den Schaum deß Wassers vorstellet: Daher Hesiodus derselben weisse Haare und ein Milchweisses Angesicht zueignet. Polyphemus/ ihr Buhle/ sagt beym Ovidius/ sie sey weisser als die Rheinweidblum. Philostratus stellet die Galathea auf dem stillen Meer einhertrettend vor; setzet sie auch auf einen von Meer-Schweinen gezogenen Wagen/ den des Tritons Töchter regieren/ und um den die zu ihrem Dienst bereitete Nymphen stehend zu sehen. Sie aber hebt ihr Purpur-Kleid gegen den Sud-Wind über das Haupt/ damit es ihr an statt eines Sonnen-Schirms und dem Wagen zur Decke diene. Ihr Haar konte vom Sudwinde nicht zerstreuet werden/ weil es tropffnaß/ und also demselben zu verwehen zu schwehr war. Derowegen ich für gut geachtet/ nicht zu übergehen/ was Alexander Neapolitanus an kurtz-vorher angezogenem Orte erzehlet; wie nämlich zu seiner Zeit in der Landschafft Epirus/ ietzund Albania genannt/ bey einem Qvell-Brunn/ woselbsthin die Weiber aus der Stadt Wasser zu holen sich verfüget/ ein Triton oder Wassernix aus einer Höhlen hervor zu kommen pflegen/ insonderheit wann er eine Weibs-Person allein wargenommen/ da er dann gantz sanfft und leiß hinter ihr hergeschlichen/ sie angefallen/ und zum Beyschlaff unters Wasser mit sich hinabgerissen. Als nun solches bey den Innwohnern bekannt worden/ sollen sie demselben mit Schleiffen-Legung lange Zeit fleissig aufgepasset/ und ihn endlich mit List gefangen haben; weil er aber nichts essen wollen/ habe er ausser dem Wasser nicht lange leben können. Meer-Manner. Nereides. Galathea. PLATTE I. Pausanias mahlet uns in Boeoticis die Tritonen also ab: Von Farben sind sie wie die Frösche in denen Lachen auf den Rücken zu Tritonen oder Wasser-Nixe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2014-06-24T13:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2014-06-24T13:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/152
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/152>, abgerufen am 21.11.2024.