Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] im Schlosse stunde/ gezieret war/ verstanden werden können; dieweil/ unter dem Namen Verbena, alle Kräuter und Blätter/ so auf der Götter Altäre gelegt wurden/ begriffen Ein Kraut zulangen/ was es bedeute. waren. Ja/ einem ein Kraut zulangen/ hatte bey den Alten die Bedeutung/ daß der/ so es reichete/ sich von dem/ welchem es gereichet wurde/ überwunden zu seyn bekannte; Welcher Gebrauch/ wie Festus meldet/ zu den uralten und ersten Zeiten von den Hirten eingeführt worden/ dann wann selbige durch Wettlauffen/ oder eine andere dergleichen Spiel-Art/ mit einander kämpfften/ legte sich der Uberwundene nieder auf die Erde/ und überreichte also dem Uberwinder in der Hand ein abgebrochnes Kraut. Gleichwol war/ wie Plinius schreibet/ das Eisen-Kraut (Verbena) an sich selbst ein Friedens-Zeichen/ und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden/ so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden/ insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen/ immassen beym Appianus von einigen Völckern in Hispania gelesen wird/ daß/ da sie Gesandten zum Marcellus abgeschicket/ ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten/ dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab/ (Caduceus) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen/ welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen/ wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer/ so sie brachten/ bezeuget wurde/ weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist/ wie Servius/ wann er die erste Rede des Aeneas an den Evander erzehlet/ bezeuget. Der Fried. Der/ durch deß Mercurius Stab angedeutete/ Friede ward von den Alten für eine Göttin gehalten/ und hatte zu Rom den schönsten und herrlichsten Tempel/ also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis Friedens-Tempel zu Rom. zulieffen. Dieser soll von dem Vespasianus/ nach dem wider die Juden erhaltenen Sieg/ seyn erbauet worden/ wohin er alle Zierahten deß Tempels zu Jerusalem gebracht. Den Frieden beschreibet Aristophanes von Angesicht überaus-schön/ und ordnet ihm die Venus samt den Huld-Göttinnen zu. Friedens-Bild. Pausanias erzehlt/ daß dessen Statua zu Athen in Gestalt eines Weibs-Bildes/ den Knaben Plutus/ als einen Gott deß Reichthums/ (wie wir droben gesagt) in der Hand haltend/ zu sehen gewesen; weil der Reichthum mehr zu Friedens- als Kriegs-Zeiten gewonnen und erhalten wird. Deßwegen auch die Alten den Fried der Ceres Freund. Frieden für einen Freund der Ceres hielten/ wie solches Tibullus in der letzten Elegia seines ersten Buches zu verstehen giebt: --- --- Pax candida primum Duxit araturos sub juga curva bo- ves. [Spaltenumbruch] Pax aluit vites, & succos condidit uvae, Funderet ut gnato testa paterna merum. Es hat der fromme Fried den Ackerbau er- funden/ und in ein krummes Joch die Ochsen ein- gespannt. Ihm mit dem Trauben-Safft die Men- schen-Welt verbunden/ wormit ein reicher Sohn die Sorgen leichtlich bannt. Der Krieg aber wircket das Gegentheil. Dannenhero Claudianus von der Ceres gedichtet/ daß sie ihre Tochter/ die Proserpina/ weder dem Mars/ noch dem Phoebus geben wollen/ da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten/ wie auf etlichen Müntzen zu sehen/ den Frieden in Gestalt einer Weibes-Person gebildet/ die in der Hand eine Kornähr hält/ worvon ietzgedachter Poet Tibullus an dem angezogenem Orte also schreibet: Komm theure Freundin komm/ komm wie du gehst daher/ von Aehren sey die Hand/ die Schoß von Früchten schwehr. Den Frieden krönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen/ bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. In den Müntz-Stücken und Schaupfennigen wird er vielfältig mit Rosen-Kräntzen Bildnis der Eintracht. bekrönt gefunden. Die Eintracht und der Friede/ ob sie wol verschiedene Namen haben/ und auf unterschiedene Weise gebildet werden/ schienen doch beyde einerley zu bedeuten. Beyde sind von den Alten als Götter geehret worden/ damit sie ihnen ein stilles und geruhliches Leben verleyhen möchten. Die Eintracht bildeten sie mit einem Becher in der Rechten/ und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand/ dannenhero von ihr Seneca in Medea schreibet: ----- ----- Et asperi
Martis sanguineas, quae cohibet ma- nus, Quae dat belligeris foedera gentibus, Et cornu retinet divite copiam, Donetur tenera mitior hostia. [Spaltenumbruch] im Schlosse stunde/ gezieret war/ verstanden werden können; dieweil/ unter dem Namen Verbena, alle Kräuter und Blätter/ so auf der Götter Altäre gelegt wurden/ begriffen Ein Kraut zulangen/ was es bedeute. waren. Ja/ einem ein Kraut zulangen/ hatte bey den Alten die Bedeutung/ daß der/ so es reichete/ sich von dem/ welchem es gereichet wurde/ überwunden zu seyn bekannte; Welcher Gebrauch/ wie Festus meldet/ zu den uralten und ersten Zeiten von den Hirten eingeführt worden/ dann wann selbige durch Wettlauffen/ oder eine andere dergleichen Spiel-Art/ mit einander kämpfften/ legte sich der Uberwundene nieder auf die Erde/ und überreichte also dem Uberwinder in der Hand ein abgebrochnes Kraut. Gleichwol war/ wie Plinius schreibet/ das Eisen-Kraut (Verbena) an sich selbst ein Friedens-Zeichen/ und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden/ so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden/ insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen/ immassen beym Appianus von einigen Völckern in Hispania gelesen wird/ daß/ da sie Gesandten zum Marcellus abgeschicket/ ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten/ dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab/ (Caduceus) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen/ welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen/ wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer/ so sie brachten/ bezeuget wurde/ weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist/ wie Servius/ wann er die erste Rede des Aeneas an den Evander erzehlet/ bezeuget. Der Fried. Der/ durch deß Mercurius Stab angedeutete/ Friede ward von den Alten für eine Göttin gehalten/ und hatte zu Rom den schönsten und herrlichsten Tempel/ also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis Friedens-Tempel zu Rom. zulieffen. Dieser soll von dem Vespasianus/ nach dem wider die Juden erhaltenen Sieg/ seyn erbauet worden/ wohin er alle Zierahten deß Tempels zu Jerusalem gebracht. Den Frieden beschreibet Aristophanes von Angesicht überaus-schön/ und ordnet ihm die Venus samt den Huld-Göttinnen zu. Friedens-Bild. Pausanias erzehlt/ daß dessen Statua zu Athen in Gestalt eines Weibs-Bildes/ den Knaben Plutus/ als einen Gott deß Reichthums/ (wie wir droben gesagt) in der Hand haltend/ zu sehen gewesen; weil der Reichthum mehr zu Friedens- als Kriegs-Zeiten gewonnen und erhalten wird. Deßwegen auch die Alten den Fried der Ceres Freund. Frieden für einen Freund der Ceres hielten/ wie solches Tibullus in der letzten Elegia seines ersten Buches zu verstehen giebt: --- --- Pax candida primum Duxit araturos sub juga curva bo- ves. [Spaltenumbruch] Pax aluit vites, & succos condidit uvae, Funderet ut gnato testa paterna merum. Es hat der fromme Fried den Ackerbau er- funden/ und in ein krummes Joch die Ochsen ein- gespannt. Ihm mit dem Trauben-Safft die Men- schen-Welt verbunden/ wormit ein reicher Sohn die Sorgen leichtlich bannt. Der Krieg aber wircket das Gegentheil. Dannenhero Claudianus von der Ceres gedichtet/ daß sie ihre Tochter/ die Proserpina/ weder dem Mars/ noch dem Phoebus geben wollen/ da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten/ wie auf etlichen Müntzen zu sehen/ den Frieden in Gestalt einer Weibes-Person gebildet/ die in der Hand eine Kornähr hält/ worvon ietzgedachter Poet Tibullus an dem angezogenem Orte also schreibet: Komm theure Freundin komm/ komm wie du gehst daher/ von Aehren sey die Hand/ die Schoß von Früchten schwehr. Den Frieden krönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen/ bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. In den Müntz-Stücken und Schaupfennigen wird er vielfältig mit Rosen-Kräntzen Bildnis der Eintracht. bekrönt gefunden. Die Eintracht und der Friede/ ob sie wol verschiedene Namen haben/ und auf unterschiedene Weise gebildet werden/ schienen doch beyde einerley zu bedeuten. Beyde sind von den Alten als Götter geehret worden/ damit sie ihnen ein stilles und geruhliches Leben verleyhen möchten. Die Eintracht bildeten sie mit einem Becher in der Rechten/ und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand/ dannenhero von ihr Seneca in Medea schreibet: ----- ----- Et asperi
Martis sanguineas, quae cohibet ma- nus, Quae dat belligeris foedera gentibus, Et cornu retinet divite copiam, Donetur tenera mitior hostia. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1465.1"> <p><pb facs="#f0186" xml:id="pb-1468" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 112"/><cb/> im Schlosse stunde/ gezieret war/ verstanden werden können; dieweil/ unter dem Namen <hi rendition="#aq">Verbena,</hi> alle Kräuter und Blätter/ so auf der Götter Altäre gelegt wurden/ begriffen <note xml:id="n1468.5" place="right">Ein Kraut zulangen/ was es bedeute.</note> waren. 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Gleichwol war/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-326 http://d-nb.info/gnd/118595083 http://viaf.org/viaf/100219162">Plinius</persName> schreibet/ das Eisen-Kraut (<hi rendition="#aq">Verbena</hi>) an sich selbst ein Friedens-Zeichen/ und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden/ so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden/ insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen/ immassen beym <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-670 http://d-nb.info/gnd/118649892 http://viaf.org/viaf/108993357">Appianus</persName> von einigen Völckern in Hispania gelesen wird/ daß/ da sie Gesandten zum <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Marcellus</persName> abgeschicket/ ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten/ dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab/ (<hi rendition="#aq">Caduceus</hi>) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen/ welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen/ wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer/ so sie brachten/ bezeuget wurde/ weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist/ wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1015 http://d-nb.info/gnd/118796313 http://viaf.org/viaf/78772467">Servius</persName>/ wann er die erste Rede des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-483 http://d-nb.info/gnd/11850083X http://viaf.org/viaf/62339660">Aeneas</persName> an den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3168 http://d-nb.info/gnd/129253731 http://viaf.org/viaf/74926760">Evander</persName> erzehlet/ bezeuget.</p> <p xml:id="p1468.1"><note place="right">Der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1980 http://d-nb.info/gnd/118845748 http://viaf.org/viaf/37713601">Fried</persName>.</note> Der/ durch deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-342 http://d-nb.info/gnd/118641077 http://viaf.org/viaf/102459012">Mercurius</persName> Stab angedeutete/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1980 http://d-nb.info/gnd/118845748 http://viaf.org/viaf/37713601">Friede</persName> ward von den Alten für eine Göttin gehalten/ und hatte zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName> den schönsten und herrlichsten Tempel/ also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis <note xml:id="n1468.4" place="right"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-1919 http://arachne.uni-koeln.de/item/topographie/8005179 http://census.bbaw.de/easydb/censusID=10006587">Friedens-Tempel</placeName> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-6 http://www.geonames.org/3169070/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7000874">Rom</placeName>.</note> zulieffen. 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Dannenhero <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1938 http://d-nb.info/gnd/118521055 http://viaf.org/viaf/100219056">Claudianus</persName> von der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-128 http://d-nb.info/gnd/118862294 http://viaf.org/viaf/15567160">Ceres</persName> gedichtet/ daß sie ihre Tochter/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-341 http://d-nb.info/gnd/11851122X http://viaf.org/viaf/25393445">Proserpina</persName>/ weder dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Mars</persName>/ noch dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Phoebus</persName> geben wollen/ da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten/ wie auf etlichen Müntzen zu sehen/ den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1980 http://d-nb.info/gnd/118845748 http://viaf.org/viaf/37713601">Frieden</persName> in Gestalt einer Weibes-Person gebildet/ die in der Hand eine Kornähr hält/ worvon ietzgedachter Poet <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1411 http://d-nb.info/gnd/11862251X http://viaf.org/viaf/100219266">Tibullus</persName> an dem angezogenem Orte also schreibet:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>At nobis <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1980 http://d-nb.info/gnd/118845748 http://viaf.org/viaf/37713601">Pax</persName> alma veni, spicamqve<lb/> teneto;</l><lb/> <l>Perfluat & pomis candidus ante si-<lb/> nus.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Komm theure Freundin komm/ komm wie du<lb/> gehst daher/</l><lb/> <l>von Aehren sey die Hand/ die Schoß von<lb/> Früchten schwehr.</l><lb/> </lg> <p>Den <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1980 http://d-nb.info/gnd/118845748 http://viaf.org/viaf/37713601">Frieden</persName> krönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen/ bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. 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Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3600 http://d-nb.info/gnd/120896532 http://viaf.org/viaf/8229331">Eintracht</persName> bildeten sie mit einem Becher in der Rechten/ und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand/ dannenhero von ihr <bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2456"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-842 http://d-nb.info/gnd/118613200 http://viaf.org/viaf/90637919">Seneca</persName> in <hi rendition="#aq">Medea</hi></ref></bibl> schreibet:</p> <lg rendition="#aq" xml:lang="la"> <l>----- ----- Et asperi</l><lb/> <l><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-18 http://d-nb.info/gnd/118731181 http://viaf.org/viaf/101084029">Martis</persName> sanguineas, quae cohibet ma-<lb/> nus,</l><lb/> <l>Quae dat belligeris foedera gentibus,</l><lb/> <l>Et cornu retinet divite copiam,</l><lb/> <l>Donetur tenera mitior hostia.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 112/0186]
im Schlosse stunde/ gezieret war/ verstanden werden können; dieweil/ unter dem Namen Verbena, alle Kräuter und Blätter/ so auf der Götter Altäre gelegt wurden/ begriffen waren. Ja/ einem ein Kraut zulangen/ hatte bey den Alten die Bedeutung/ daß der/ so es reichete/ sich von dem/ welchem es gereichet wurde/ überwunden zu seyn bekannte; Welcher Gebrauch/ wie Festus meldet/ zu den uralten und ersten Zeiten von den Hirten eingeführt worden/ dann wann selbige durch Wettlauffen/ oder eine andere dergleichen Spiel-Art/ mit einander kämpfften/ legte sich der Uberwundene nieder auf die Erde/ und überreichte also dem Uberwinder in der Hand ein abgebrochnes Kraut. Gleichwol war/ wie Plinius schreibet/ das Eisen-Kraut (Verbena) an sich selbst ein Friedens-Zeichen/ und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden/ so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden/ insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen/ immassen beym Appianus von einigen Völckern in Hispania gelesen wird/ daß/ da sie Gesandten zum Marcellus abgeschicket/ ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten/ dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab/ (Caduceus) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen/ welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen/ wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer/ so sie brachten/ bezeuget wurde/ weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist/ wie Servius/ wann er die erste Rede des Aeneas an den Evander erzehlet/ bezeuget.
Ein Kraut zulangen/ was es bedeute. Der/ durch deß Mercurius Stab angedeutete/ Friede ward von den Alten für eine Göttin gehalten/ und hatte zu Rom den schönsten und herrlichsten Tempel/ also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis zulieffen. Dieser soll von dem Vespasianus/ nach dem wider die Juden erhaltenen Sieg/ seyn erbauet worden/ wohin er alle Zierahten deß Tempels zu Jerusalem gebracht. Den Frieden beschreibet Aristophanes von Angesicht überaus-schön/ und ordnet ihm die Venus samt den Huld-Göttinnen zu. Pausanias erzehlt/ daß dessen Statua zu Athen in Gestalt eines Weibs-Bildes/ den Knaben Plutus/ als einen Gott deß Reichthums/ (wie wir droben gesagt) in der Hand haltend/ zu sehen gewesen; weil der Reichthum mehr zu Friedens- als Kriegs-Zeiten gewonnen und erhalten wird. Deßwegen auch die Alten den Frieden für einen Freund der Ceres hielten/ wie solches Tibullus in der letzten Elegia seines ersten Buches zu verstehen giebt:
Der Fried.
Friedens-Tempel zu Rom.
Friedens-Bild.
Fried der Ceres Freund. --- --- Pax candida primum
Duxit araturos sub juga curva bo-
ves.
Pax aluit vites, & succos condidit
uvae,
Funderet ut gnato testa paterna
merum.
Es hat der fromme Fried den Ackerbau er-
funden/
und in ein krummes Joch die Ochsen ein-
gespannt.
Ihm mit dem Trauben-Safft die Men-
schen-Welt verbunden/
wormit ein reicher Sohn die Sorgen
leichtlich bannt.
Der Krieg aber wircket das Gegentheil. Dannenhero Claudianus von der Ceres gedichtet/ daß sie ihre Tochter/ die Proserpina/ weder dem Mars/ noch dem Phoebus geben wollen/ da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten/ wie auf etlichen Müntzen zu sehen/ den Frieden in Gestalt einer Weibes-Person gebildet/ die in der Hand eine Kornähr hält/ worvon ietzgedachter Poet Tibullus an dem angezogenem Orte also schreibet:
At nobis Pax alma veni, spicamqve
teneto;
Perfluat & pomis candidus ante si-
nus.
Komm theure Freundin komm/ komm wie du
gehst daher/
von Aehren sey die Hand/ die Schoß von
Früchten schwehr.
Den Frieden krönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen/ bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. In den Müntz-Stücken und Schaupfennigen wird er vielfältig mit Rosen-Kräntzen bekrönt gefunden. Die Eintracht und der Friede/ ob sie wol verschiedene Namen haben/ und auf unterschiedene Weise gebildet werden/ schienen doch beyde einerley zu bedeuten. Beyde sind von den Alten als Götter geehret worden/ damit sie ihnen ein stilles und geruhliches Leben verleyhen möchten. Die Eintracht bildeten sie mit einem Becher in der Rechten/ und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand/ dannenhero von ihr Seneca in Medea schreibet:
Bildnis der Eintracht. ----- ----- Et asperi
Martis sanguineas, quae cohibet ma-
nus,
Quae dat belligeris foedera gentibus,
Et cornu retinet divite copiam,
Donetur tenera mitior hostia.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/186>, abgerufen am 16.02.2025. |